Sonntag, 2. Juni 2013

Die Männer auf den Feldern

Eineinhalb Meilen entfernt entlang der schmalen geraden Straße in der Gegenrichtung zu der, wo die große Straße verlief, lag um eine Ecke herum, knapp außerhalb der Sichtweite des Weilers, das Mutterdorf Fordlow. Sobald man die Biegung der Straße passiert hatte, veränderte sich die Landschaft. An die Stelle der großen offenen Felder traten Wiesen und Ulmen und kleine rieselnde Bächlein.

Das Dorf war ein kleiner verlorener, einsamer Ort, viel kleiner als der Weiler, ohne Laden, ohne Wirtshaus, ohne Postamt und sechs Meilen entfernt von der Bahnstation. Die kleine, gedrungene Kirche ohne Turm lag zurückgesetzt in einem kleinen Friedhof, der nach jahrhundertelangem Gebrauch viele Fuß über der Straße lag, und das Ganze war von hohen Ulmen um geben, in denen eine Kolonie von Krähen ständig krächzte. Daneben lag das Pfarrhaus, so eingehüllt von Obstbäumen und Büschen, dass man von der Straße nur die Schornsteine sah. Dann folgte das alte Gutshaus im Tudorstil, mit seinen durch Steinrippen getrennten Fenstern, wohinter wir einen Kerker vermuteten.

Zusammen mit der Schule und etwa einem Dutzend Cottages, die von Schäfer, Fuhrmann, Schmied und ein paar anderen angeseheneren Landarbeitern bewohnt waren, machten das Dorf aus. Und selbst diese wenigen Häuser zogen sich so weit, versteckt in Gebüsch und Bäumen hin, dass da überhaupt kein Dorf zu sein schien.

In Lark Rise erzählte man sich gern, dass ein Fremder nach dem Weg nach Fordlow gefragt habe, als er gerade hindurch gegangen war. Im Weiler sah man die Leute vom Dorf als hochnäsig an, während das Dorf auf die "Zigeuner" vom Weiler herab sah.

Mit Ausnahme der zwei oder drei Männer, die oft abends in den Pub in Lark Rise kamen, suchten die Leute vom Dorf den Weiler, der für sie die Wildnis außerhalb der Zivilisation bedeutete, selten auf. Dagegen kannten die Leute vom Weiler dem Weg zum Dorf auswendig, denn die Kirche, die Schule und das Gutshaus, wohin die Männer zur Arbeit gingen, lagen alle im Dorf. Der Weiler hatte nur den Pub.

Frühmorgens, den größten Teil des Jahres schon vor Tagesanbruch, standen die Männer auf, frühstückten  ihr Brot mit Schmalz, schnappten sich die Essenkörbe, die am Vorabend für Sie bereit gemacht worden waren, und eilten über Felder und  Zäune zum Gut. Die Jungen wach zu bekommen war schon schwieriger. Die Mütter mussten sie rufen, schütteln und an manchen Wintermorgen die elf-, zwölfjährigen Jungen regelrecht aus dem Bett ziehen. Dann mussten die Stiefel, die über Nacht am Kamin getrocknet hatten und dabei geschrumpft und hart wie Holz geworden waren, über die Frostbeulen gezogen werden. Wenn dann ein kleiner Junge deshalb weinte, mochte seine Mutter, um ihn zu ermuntern, daran erinnern, das ist ja nur die Stiefel waren und nicht wie früher Lederstrümpfe: "Ein Glück, dass du nicht in der Zeit lebst, als auch die Strümpfe aus Leder waren." Und ihm dann von dem Jungen von früher erzählen, dessen Lederstrümpfe so zusammengebacken waren, dass er eine Stunde brauchte, sie anzuziehen. Dessen Mutter hatte ihn daran erinnert, dass Hiob seine Klagen so geduldig ertragen habe, und der Junge hatte erwidert: "Hiob konnte gut geduldig sein. Der brauchte ja keine Lederstrümpfe zu tragen. "

In den 80er-Jahren gab es keine Lederstrümpfe mehr, sie kamen nur noch in dieser Geschichte vor. Der Fuhrmann, der Schäfer und ein paar alte Landarbeiter trugen noch den traditionellen Arbeitskittel mit dem schwarzen Filzhut, wie ihn früher die Geistlichen getragen hatten. Aber die waren schon recht altmodisch geworden. Die meisten Männer trugen Anzüge aus steifem, dunkelbraunem Cord oder im Sommer Manchesterhosen und eine ungebleichte Drillichjacke, die "Sloppy" genannt wurde.

Die meisten jungen Männer und die in den besten Jahren waren untersetzt, hatten eine gute Größe und rote Gesichter und enorme Kräfte, und brüsteten sich mit dem Gewicht, das sie tragen konnten und dass sie im Leben noch nie Rückenschmerzen gehabt hätten.

Die Alten dagegen waren gebeugt, hatten geschwollene knorrige Hände und hatten Mühe beim Gehen, denn sie spürten die Folge eines Lebens, wo sie bei jedem Wetter im Freien hatten arbeiten müssen, und die meisten von ihnen hatten Rheumatismus. Diese Alten trugen einen breiten grauen Backenbart, der von Ohr zu Ohr reichte. Die Jungen dagegen waren stolz auf ihre walrossartigen Schnurrbärte. Ein oder zwei waren ihrer Zeit voraus rasiert. Aber da man nur am Sonntag zum Rasieren kam, waren sie am Ende der Woche von den anderen kaum noch zu unterscheiden.

Sie sprachen noch den Dialekt, in dem die Vokale nicht nur sehr breit gesprochen, sondern in manchen Wörtern sogar verdoppelt wurden. 'Boy' wurde 'boo-oy', 'coal' 'coo-al', 'pail' 'pay-ull' gesprochen usw.. 
Andererseits wurden auch Silben ineinander verschliffen und Wörter gingen ineinander über wie 'brenbuer' für "bread and butter". Sie hatten Hunderte von Sprichwörtern und Redensarten, und ihre Rede war voll von Vergleichen. Nichts war einfach nur heiß, kalt oder farbig. Es war "heiß wie die Hölle", "kalt wie Eis", "grün wie Gras", "gelb wie eine Guinee" (eine 21-Shilling-Münze). Eine Flickwerkarbeit mit unzureichenden Materialien war "wie Dicks Hutband, das halb herumlief und dann angenäht war", jemanden zu überreden oder zu überzeugen, der nicht darauf reagierte, hieß "einem Umschlag um ein Holzbein machen". Nervös zu sein, war "sein wie eine Katze auf heißen Steinen", wütend zu sein hieß "wütend wie ein Stier". Oder man konnte "arm wie eine Ratte" sein, "krank wie ein Hund", "heiser wie eine Krähe", "hässlich wie die Sünde", "voll der Milch menschlicher Freundlichkeit" oder " stinken vor Stolz ". Eine temperamentvolle Person wurde beschrieben als " entweder oben auf dem Dach oder tief unten im Brunnen". Den typischsten Dialekt konnte man von einigen Männern mittleren Alters hören, die volltönende Stimmen hatten, viel Verstand und eine würdige Aussprache.

Mr. Frederick Grisewood von der BBC gab den alten Oxfordshire-Dialekt in einigen Rundfunksketches vor ein paar Jahren perfekt wieder. Die, die mit dem Dialekt aufgewachsen sind, können über solche Imitationen verrückt werden, aber für eine Zuhörerin ließ er die Vergangenheit wieder aufleben.

Alle Männer verdienten auf den Penny genau gleich viel. Sie arbeiteten unter den gleichen Bedingungen, hatten dieselben Freuden und teilten allen die tägliche Landarbeit. Aber sie selbst unterschieden sich sehr wohl voneinander, so wie andere Menschen ihrer Zeit sich voneinander unterschieden, in Stadt und Land.

Einige waren intelligent, andere schwer von Begriff, einige waren freundlich und hilfsbereit, andere selbstsüchtig, einige lebhaft, andere schweigsam. Wenn ein Fremder den typischen Vertreter der Männer von Oxfordshire gesucht hätte, hätte er ihn nicht gefunden. Freilich hätte er auch den trockenen Humor schottischer Bauern nicht gefunden oder den urwüchsigen Witz und die Weisheit der Bewohner von Thomas Hardys Wessex. Diese Männer waren von schwerblütigerer Art und bewegten sich langsamer. Und doch gab es durchaus hin und wieder einen eindrucksvollen Geistesblitz. Ein Mann sagte, als Edmund weinte, weil seine Elster von ihren tätlichen Übungsflug nicht zurückkehrte: "Nimm's nicht zu schwer, junger Mann, gehe und frag Mrs. Andrews (die Klatschbase des Ortes) und du wirst hören, wo überall die Elster gewesen ist, und sei es, dass sie bis Stratton geflogen ist.

Ihre größte Tugend war Tapferkeit. Schmerzen und Mühen nicht zu scheuen war ihr Ideal. So konnten sie sagen: "Er sagte, sagte er, das Haferfeld muss noch heute eingebracht werden, denn heut Nacht gibt es Regen. " Wir haben nicht geklagt, wir nicht. Die letzte Fuhre war erst um Mitternacht in der Scheune. Wir wären fast nicht mehr nach Hause gekommen, so kaputt waren wir. Aber wir haben nicht aufgegeben. Wir haben's geschafft! " oder "Der Bulle auf mich los, um mich auf die Hörner zu nehmen. Aber ich hatte keine Angst. Ich riss mir ein loses Stück vom Geländer ab und bin ihm entgegen. Da hat er gekniffen. Er war's. Er!"

Oder eine Frau konnte sagten "Ich habe sechs Nächte hintereinander bei meiner kranken Mutter gesessen, bin nie aus den Kleidern gekommen. Aber ich habe es durchgehalten, ich hab sie durchgezogen, denn sie hat auch nicht aufgegeben. " Oder eine junge Frau nach der ersten Geburt zu der Hebamme: "Ich habe es ausgehalten, hab ich etwa geschrien? Ich hoffe doch, ich habe mich gut geschlagen. "

Das Gut war groß. Es erstreckte sich weit über die Gemeindegrenzen hinaus, denn es bestand genau genommen aus mehreren Höfen, die früher verschiedenen Besitzern gehört hatten, aber jetzt zu einem zusammengefasst worden und im Besitz des reichen alten Mannes waren, der in dem Tudor-Gutshof wohnte. Die Wiesen ums Haus reichten für das Grasen der Zugpferde, das Hausvieh und zwei Milchkühe, die die Gutsfamilie und einigeunmittelbare Nachbarn mit Butter und Milch versorgten. Dann gab es ein paar Wiesen, auf denen Heu gemacht wurde. Süßklee und Roggen wurden angebaut und schon grün  als Viehfutter geerntet. Der Rest war Ackerland und erbrachte allerlei  Getreide und Wurzelgemüse, aber hauptsächlich Weizen.

Um das Herrenhaus waren die Wirtschaftsgebäude gruppiert. Ställe für die großen stampfenden zottigen Kaltblüter-Zugpferde. Scheunen mit Toren, die so breit und hoch waren, dass ein beladener Heuwagen hindurch fahren konnte.
Schuppen für die gelb-blau bemalten Wagen des Gutes, Getreidesilos mit Außentreppen und Schuppen zur Lagerung von Ölkuchen, Kunstdünger und anderen landwirtschaftlichen Notwendigkeiten.
Auf dem Hof standen große, spitze, sorgfältig mit Ried gedeckte Heuschober auf Steinfundamenten. Die Molkerei im Haus war zwar klein, aber vorbildlich, sie war mit allem versorgt, was für gute Landwirtschaft notwendig oder wünschenswert war.

Arbeit wurde großzügig eingesetzt. Jungen, die die Schule verließen, wurden selbstverständlich vom Gutshof eingestellt und keinem Soldat, dessen Dienstzeit abgelaufen war oder der sich wegen einer Heirat niederlassen wollte, wurde ich je eine Anstellung verweigert. Wie der Gutsherr sagte, er konnte immer weitere Arbeiter einsetzen, denn Arbeit war billig und das Land wurde bis aufs letzte Fleckchen bearbeitet.
Wenn die Männer und Jungen des Weilers am Morgen beim Gutshof eintrafen, waren der Fuhrmann und seine Helfer schon eine Stunde lang bei der Arbeit beim Füttern und der Vorbereitung der Pferde. Und nachdem sie etwa noch ausstehende Arbeit getan hatten, schirrten die Männer und Jungen an und zogen in langer Reihe in den einzelnen Arbeitsgruppen zu den Feldern, wo ihr Tagewerk anstand.
Wenn es regnete, schnitten sie Säcke auf und zogen sie sich als Kopfschutz und Mantel über. Wenn es frostig war, hauchten sie auf Ihre Finger und schlugen sich auf die Brust, um sich zu wärmen. Wenn Sie nach Ihrem Schmalzbrotfrühstück noch hungrig waren, machten sie sich einen Rübenschnitz und mampften den oder sie nahmen sich ein oder zwei Bissen von dem dunkelbraunen Ölkuchen, der für das Vieh vorbereitet war. Manche der Jungen probierten auch die Talgkerzen der Stalllaternen. Doch das geschah mehr aus Schabernack, denn aus Hunger, denn, so knapp sie auch dran waren, die Mütter achteten immer darauf, daß ihr Tom oder Dick zwischen den Mahlzeiten irgendetwas zu beißen hatte, einen halben Pfannkuchen oder den Rest Rollkuchen vom Vortag.

Mit "Hüh!" und "Hott!" zogen die Teams los. Die Jungen saßen auf dem Rücken der großen Zugpferde, und die Männer, die nebenher gingen, füllten ihre Tonpfeifen mit Krüllschnitt und machten ihre kostbaren ersten Züge des Tages, wenn es dann mit Peitschenknallen, klappernden Hufen und rasselndem Geschirr über die matschigen Feldwege ging. 

Die Flurnamen erzählten die Geschichte der Felder. In der Nähe des Gutshofs erzählten die Namen "Torf", "Fischteich", "Taumhaus" (Taubenhaus),  "Hundezwinger " und "Kaninchenbau " von einer Zeit, bevor das Tudor-Gutshaus die Stelle eines anderen, älteren Baus eingenommen hatte. Weiter: "Lerchenhügel ", "Kuckucksklumpen", " Kopfweide " oder "Teichstück " waren nach natürlichen Gegebenheiten benannt, während “Gibbartsfeld und das “Schmiedsche” wahrscheinlich an sonst längst vergessene Besitzer erinnerten. Die größeren neuen Felder um den Weiler herum waren zu spät vermessen worden, um noch Eigennamen zu erhalten und hießen "Hundertacker" und "Sechzigacker" und so weiter, je nach ihrer Größe. Ein oder zwei von den Alten bestanden darauf, sie "die Heide" oder "Rennpferd" zu nennen.

Für die meisten Männern war ein Name so gut wie der andere. Für sie waren es nur Namen und sie bedeuteten ihnen nichts. Was für sie an den Feldern wichtig war, auf denen sie arbeiteten, war, ob der Weg der vom Gutshof zu ihnen führte, gut oder schlecht war oder ob es eine relativ geschützte Lage hatte oder ob es eines der offenen Felder war, über die der Wind nur so pfiff und den Regen durch die Kleider dringen ließ, dass man nass wurde bis auf die Haut, und ob der Boden leicht zu bearbeiten war oder so schwer war, dass er einem die Knochen brach oder ob er so zusammengepappt war, dass eine Pflugschar kaum durchdringen konnte.

Üblicherweise gab es pro Feld drei oder vier Pflüge, die von einem Team von drei Pferden gezogen wurden, mit einem Jungen vorneweg und dem Pflüger am Griff. So pflügten sie dann den ganzen Tag hin und zurück und durchpflügten das Stoppelfeld mit den dunklen Furchen, die im Laufe des Tages breiter wurden und näher aneinander rückten, bis am Schluss das ganze Feld eine kräftige samtbraune Farbe annahm.

Jedem Pflug folgten Krähen, die die Schollen sorgfältig auf Würmer, Larven und Raupen untersuchten. Und die kleinen Heckenvögel flitzten hin und her, immer bedacht, sich ihren eigenen kleinen Anteil zu sichern. Schafe in den Hürden des benachbarten Feldes blökten klagend und überall das Krächzen und Zwitschern erhoben sich die unvergesslichen Rufe der Landarbeiter “Hüh! Hott! Voran mit dem Schlitten! Mach es, Leichtfuß! Junge, willst du nicht oder bist du taub? Halt dich ran!”

Wenn der Pflug seine Arbeit getan hatte, wurden die Schollen mit der von Pferden gezogenen Walze nieder- gebrochen. Dann wurde die Ecke durchgezogen, um Unkraut und Gras, die diese Felder bewuchsen, heraus zu kämmen und in ordentlichen Haufen zu sammeln, um sie später zu verbrennen und die Luft mit diesem hellblauen Dunst und Geruch zu füllen, den man sein Leben lang nicht vergisst. Dann wurde gesät, die kleinen Pflanzen wurden verzogen und gehackt und zu ihrer Zeit gemäht. Und dann begann das Ganze wieder von vorne.

Maschinen für die Landwirtschaft waren erst dabei aufzukommen. Jeden Herbst kamen zwei große Zugmaschinen, die an beiden Seiten des Feldes aufgestellt einen Pflug mit einem Drahtseil hin und zurück zogen. Sie wurden gemietet und fuhren in dem Bezirk mit ihrem eigenen Dampf zu den verschiedenen Farmen. Dazu gehörte immer ein kleiner Wohnwagen, der " Kasten " genannt, in dem die beiden Fahrer wohnten und schliefen. In den 90er-Jahren, als sie beschlossen hatten, auszuwandern, wollten Lauras beide Brüder nach einander alles über landwirtschaftliche Arbeit lernen und zogen eine Zeitlang mit dem Dampfflug und erschreckten damit die anderen Bewohner des Weilers, die solche Nomaden als Asoziale ansahen. Ihrer Vorstellungskraft reichte noch nicht aus, sich Mechaniker als eine eigene Klasse vorzustellen, und sie rechneten sie zu den Schornsteinfegern, Kesselflickern und anderen, deren Arbeit Gesichter und Kleidung schwarz machten. Doch wurde auch auf Büroangestellte, Kaufleute jeder Art, deren saubere Kleidung und Arbeit ihnen besonderen Respekt hätte einbringen können, als "Schreibtischhengste" herabgesehen. Die Welt, die die Landleute kannten, bestand aus Landbesitzern, Bauern, Gaststättenbesitzern und Landarbeitern mit Fleischer, Bäcker, Müller und Kolonialwarenhändler als Hilfspersonal.

Maschinen, die die Bauern besaßen, wurden von Pferden gezogen und wurden nicht überall eingesetzt.

Auf manchen Feldern wurde eine Sämaschine eingesetzt, auf anderen ging der Sämann mit dem Saatkorb, den er über den Nacken trug, und warf die Körner mit beiden Händen in breiten Würfen. Zur Erntezeit waren zwar Erntemaschinen ein üblicher Anblick, aber sie taten nur einen kleinen Teil der Arbeit. Die Männer mähten immer noch mit Sensen und einige Frauen arbeiteten noch mit der Sichel. Eine Dreschmaschine fuhr von Farm zu Farm und wurden üblicherweise eingesetzt, aber die Ernte ihrer eigenen Felder und der Ährenlese ihrer Frauen droschen die Männer noch mit dem Dreschflegel und worfelten das Korn, indem sie es im Wind von Sieb zu Sieb schütteten.

Die Arbeiter arbeiteten hart und gut, wenn sie meinten, dass die Situation es nötig mache und arbeiteten auch sonst gut durch. Natürlich waren manche bessere Arbeiter als andere, aber die Mehrheit war stolz auf ihre Arbeit und sie erklärten Außenstehenden gern, dass Feldarbeit kein Job für Dummköpfe sei, wie manche Leute von der Stadt es glaubten. Die Dinge mussten ganz exakt gemacht werden und zum richtigen Zeitpunkt, sagten sie. Da gab es so viel zu beachten, dass man sein Leben daran zu lernen hatte.
Ein paar von den weniger kräftig Gebauten pflegten zu sagen: "Wir bekommen zehn Schilling in der Woche und verdienen jeden Penny davon. Aber wir machen auch nicht mehr, darauf achten wir schon genau." Aber bei Arbeiten in Teams mussten auch die Nachlässigeren mit den anderen Schritt halten, und wenn vielleicht auch mal langsamer gearbeitet wurde, so mussten doch alle dran bleiben.
Während die Pflüger mit Teams arbeiteten, arbeiteten andere Männer einzeln oder zu zweit und zu dritt, um zu hacken, zu eggen oder um Dünger auf andere Felder auszubringen.  Andere arbeiteten an den Gräben, um den Wasserabfluss zu sichern, oder sägten Holz, hächselten das Stroh oder waren mit anderen Arbeiten im Bauernhof beschäftigt. Zwei oder drei besonders geschickte Männer mittleren Alters waren bei Einzelarbeiten eingesetzt: Hecken zu pflanzen, Gräben anzulegen, Schafe zu scheren, ein Hausdach auszubessern oder zu mähen, je nach Saison.
Der Fuhrmann, der Schäfer, der Rinderhirt und der Schmied, alle hatten ihre eigenen Spezialaufgaben. Sie waren wichtige Leute, bekamen zwei Schilling Lohn mehr in der Woche und ein mietfreies Cottage in der Nähe des Bauernhofs.
Wenn die Pflüger über die Furchen hinweg einander etwas zuriefen, nannten sie sich nicht Miller, Gaskins oder Tuffrey, nicht einmal Bill, Tom oder Dick, denn alle hatten Spitznamen und reagierten bereitwillig auf Bishie, Pumpkin oder Boamer. Der Ursprung von vielen dieser Namen war vergessen, sogar von den Namensträgern, aber manche waren auf eine persönliche Besonderheit zurückzuführen.
Cockie oder Cock-eye schielte ein wenig, Old Stut stotterte, während Bavour so genannt wurde, weil er das altertümliche Wort Bavour gebrauchte, wenn er zwischendurch etwas essen wollte, obwohl das inzwischen schon durch Lunch oder Lucheon ersetzt worden war. 
Als Edmund ein paar Jahre später auf den Feldern arbeitete, rief der Fuhrmann, der von einer besonders klugen Antwort auf eine Frage beeindruckt war: "Du bist je klug wie Salomo , und ich werde dich Salomo nennen." Und Edmund hieß von von da an im Weiler Salomo, bis er den Weiler verließ. 
Ein jüngerer Bruder von ihm wurde Fischer genannt, doch der Ursprung des Namens war unbekannt. Seine Mutter, die Jungen den Mädchen vorzog, nannte ihn ihren Königsfischer (der Eisvogel heißt auf Englisch kingfisher). 

Manchmal hörte man auf den Feldern statt eines freundlichen Rufs einen schrillen Pfiff. Das war ein Warnhinweis, dass jemand Old Monday, den Gutsverwalter, gesehen hatte. Er pflegte mit seinem Pony über die Felder zu reiten und war so groß, dass seine Füße fast den Boden berührten. Er hatte ein rosiges, eingeschrumpeltes Nussknackergesicht und schwang seinen Eschenstab und rief: "Hallo, hallo Leute, was denkt ihr denn, was ihr tut?"

Er fragte sie scharf aus und fand hier und da etwas auszusetzen, aber er war meist ziemlich gerecht in seinem Umgang mit ihnen. Aber in ihren Augen hatte er einen großen Fehler. Denn er war immer in Eile und wollte sie antreiben, und das konnten sie nicht ausstehen.

Den Spitznamen Old Monday oder Old Monday Morning hatte er vor ein paar Jahren erhalten, als er, weil etwas schief gelaufen war, gerufen haben sollte: "Jetzt ist's zehn Uhr Montag Morgen! Heute ist Montag, morgen ist Dienstag, dann Mittwoch - die halbe Woche ist vorbei und nichts ist geschafft!" Der Name wurde natürlich nur in seiner Abwesenheit gebraucht. In seiner Gegenwart hieß es "Ja, Herr Morris", "Nein, Herr Morris", "Ich sehe zu, was ich machen kann, Herr Morris". Die weniger Mutigen nannten ihn sogar Sir.

Ein Mann arbeitete zusammen mit den Frauen oder doch auf demselben Feld. Er war eine arme, lange, dürre Kreatur, schon ziemlich alt und nicht sehr stark und deshalb hatten sie ihn auf halbe Bezahlung gesetzt. Er war als 'Algy' bekannt und war kein Einheimischer. Er war vor Jahren plötzlich aufgetaucht aus einer Vergangenheit, von der er nie sprach. Er war lang, dünn und ging ziemlich krumm, hatte wässrig blaue Augen und einen blonden Backenbart, der damals weeper  genannt wurde. Manchmal, wenn er sich aufrichtete, konnte man an ihm letzte Spuren einer militärischen Haltung finden, und es gab auch andere Gründe anzunehmen, dass er einmal in der Armee gewesen war. Wenn er etwas angeheitert war, fing er oft an mit: "Als ich bei den Grenadieren stand ...", doch regelmäßig verstummte er kurz darauf. Obwohl seine Stimme schon des Öfteren brach und dann in ein Quieken überging, zeigte er doch eine vage Ähnlichkeit mit einem Mann von Kultur, so wie seine Haltung an den Soldaten erinnerte. Und wenn er erstaunt war, brach er nicht in ein "Verdammt!" aus, sondern rief "Beim Zeus!" Das amüsierte jeden, doch auf das Geheimnis seines Vorlebens warf es kein Licht.

Vor zwanzig Jahren, als seine gegenwärtige Frau seit wenigen Wochen eine Witwe war, hatte er während eines Gewitters an ihre Türe gepocht und um Nachtquartier gebeten. Und seitdem war er da. Er erhielt nie einen Brief und sprach nie von seiner Vergangenheit, auch nicht zu seiner Frau. Es hieß, während der ersten Zeit seiner Feldarbeit hätte er Blasen an den Händen bekommen und geblutet, weil sie so empfindlich waren.

Am Anfang musste es im Weiler eine große Neugier gegeben haben, zu erfahren, was mit ihm war. Aber die hatte sich schon lange gelegt und in den 80er-Jahren hatte er seine Rolle als armseliger Schlappschwanz, über den man Witze machen konnte. Er blieb für sich und arbeitete nach besten Kräften. Das einzige, was ihn durcheinander brachte, war der seltene Besuch der deutschen Kapelle. Sobald er die Blechblasinstrumente und die Trommeln hörte, steckte er die Finger in die Ohren, rannte davon und wurde den ganzen Tag nicht mehr gesehen.

Am Freitagabend, wenn die Arbeit abgeschlossen war, versammelten sich die Männer beim Gutshaus, um ihren Lohn zu erhalten. Der Lohn wurde ihnen vom Gutsherrn selbst durch ein Fenster ausgezahlt und von Ihnen mit Kratzfuß und einem Griff ins Haar quittiert. Der Gutsherr war schon zu alt und zu dick, um noch zu reiten, und obwohl er täglich mit seinen Jagdwagen seinen Besitz visitierte, so musste er sich doch an die Wege halten, und der Zahltag war die einzige Gelegenheit, wo er viele seiner Landarbeiter sah. Wenn es irgendeinen Grund für eine Kritik gab, war das die Gelegenheit, wo sie sie zu hören bekamen.

"Du da! Was hast du am Montag denn gemacht, als du die Rinnsteine hättest säubern sollen" war die Art von Anklage, auf die man immer mit "Verzeihung, ein natürliches Bedürfnis, Herr! " entgegen konnte. Seltener und schwerer wiegend war: "Ich höre, du bist nicht zu eifrig bei der Arbeit in letzter Zeit. So geht das nicht, so geht das nicht! Du musst dein Geld schon verdienen, wenn du hier bleiben willst. "Aber genauso oft war zu hören: "Da Boamer, mein Bursche, einen golden glänzendes Zehnschilling Stück für dich. Pass nur auf, dass du es nicht alles auf einmal ausgibst! " Oder er erkundigte sich nach einer Frau im Kindbett, oder bei den Alten kam die Frage nach dem Rheuma. Er konnte es sich leisten, munter und leutselig zu sein: Er bezahlte den armen Old Monday Morning dafür, für ihn die dreckige Arbeit zu machen.

Abgesehen davon war er kein herzloser Mensch und hatte keine Ahnung davon, dass er seine Arbeiter ausbeutete. Bekamen sie nicht alle den Standardlohn ohne Abzug für Arbeitsausfälle bei schlechtem Wetter?

Wie sie sich und ihre Familie mit dem Lohn durchbrachten, war ihre Sache. Schließlich brauchten sie nicht viel und waren keinen Luxus gewohnt. Er selbst aß gern saftige Rinderlende und trank Portwein dazu, aber Bohnen mit Schinken waren eine bessere Arbeitsgrundlage. "Frugales Mahl, harte Arbeit" war ein gesunder Grundsatz auf dem Land, und die Arbeiter taten gut daran, ihm zu folgen.

Außerdem wurden sie doch mindestens einmal im Jahr bestens traktiert beim Ernteessen. Und dann das Rindfleisch zu Weihnachten, wenn er schlachtete,. Und die Suppe und die Milchspeise, die es für jeden gab, der krank war. Sie mussten nur darum bitten und sie abholen. Er mischte sich bei seinen Leuten nicht ein, wenn sie nur ihre Arbeit gut taten. Er nicht! Er selbst war ein treuer Konservativer, ein richtiger Blauer, und wusste, was er wählte, wenn es zur Wahl ging. Aber nie versuchte er, sie bei Wahlen zu beeinflussen, und nie erkundigte er sich, was sie gewählt hatten. Manche Gutsherren taten das, wie er wusste, aber aus seiner Sicht war das eine schmutzige Sache. Und was den Kirchgang betraf, das war Sache des Pfarrers.

Auch wenn sie ihn bei jeder Gelegenheit betrogen und hinter seinem Rücken "der allmächtige Herrgott" nannten, der Gutsherr war bei seinen Leuten beliebt. "Kein schlechter Typ", sagten sie. "Und er tut sein Teil für das Land." Aller Groll galt dem Verwalter. Der Zahltag steigert die Stimmung, auch wenn der Lohn knapp ist und schon für das Notwendigste verplant. Mit dem Stück Geld in der Tasche gingen die Männer viel energiegeladener und ihre Stimmen klangen fröhlicher als sonst.

Wenn sie nach Hause kamen, gaben sie ihre 10 Schilling sofort ihren Frauen und die gaben ihnen einen Schilling als Taschengeld für die kommende Woche zurück. Das war der Brauch auf dem Land. Die Männer arbeiteten für das Geld, und die Frauen gaben es aus. Bei diesem Handel hatten die Männer das bessere Los gezogen. Sie verdienten ihre 10 Schilling mit harter Arbeit, das ist wahr; aber sie arbeiteten an der frischen Luft an einer Arbeit, die ihnen lag und die sie interessierte, und zusammen mit Gleichgesinnten. Die Frauen waren ans Haus gebannt, mit Kochen, Putzen, Waschen und Stopfen und Flicken; dazu kamen ihre ständigen Schwangerschaften und die Kinderschar, die sie zu beaufsichtigen hatten, und außerdem hatten sie Sorgen und Nöte, wie sie mit einem unzureichenden Einkommen auskommen sollten.

Viele Ehemänner rühmten sich damit, dass sie ihre Frau nie fragten, was sie mit dem Geld mache. So lange es genug zu essen gab und Kleidung für jeden und ein Dach über dem Kopf, seien sie zufrieden, sagten sie, und sie schienen das für besonders tugendhaft zu halten und sich für großzügig, vertrauensvoll, feinfühlig. Wenn eine Frau Schulden machte oder sich bei ihrem Mann beschwerte, hieß es: "Du musst lernen, dich nach der Decke zu strecken und den Mantel aus dem vorhandenen Stoff zu schneidern, mein Mädchen." Die Mäntel hätten nicht nur einen sehr speziellen Schnitt gebraucht, sondern hätten auch noch elastisch sein müssen.

An hellen Abenden arbeiteten die Männer nach dem Abendbrot noch ein oder zwei Stunden in ihren Gärten oder Landparzellen. Sie waren erstklassige Gärtner und es war ihr Stolz, das früheste oder beste Exemplar der verschiedenen Gemüsesorten hervorgebracht zu haben. Sie profitierten dabei von dem fruchtbaren Boden und dem reichlichen Dünger, den ihnen die Schweinehaltung lieferte; aber gute Pflege hatte auch ihren Anteil. Sie hielten eine ständige Lockerung des Bodens in Wurzelnähe für das Geheimnis des Erfolgs und setzten dafür die Schuffelhacke recht eifrig ein. Das nannten sie "kitzeln". "Kitzle die alte Mutter Erde und mach sie fruchtbar!" riefen sie einander zu, oder sie begrüßten einen Nachbarn, im Vorbeigehen mit : "Na, Jack, du kitzelst sie gerade wieder?"

Die Energie, die sie nach einem harten Tag auf dem Feld für ihre Gartenarbeit aufbrachten, war bewundernswert. Sie scheuten keine Mühe und schienen unermüdlich. Oft konnte man in mondhellen Frühlingsnächten die einsame Grabgabel von jemandem hören, der sich nicht von der Arbeit hatte losreißen können und der Geruch seines Grasfeuers wehte ins Fenster hinein.

Auch war es schön, im Sommerdämmerlicht, vielleicht weil bei heißem Wetter das Wasser sehr knapp war, Wasser auf den ausgedörrten Boden plätschern zu hören, das vom Bach geholt worden war, der eine Viertelmeile entfernt floss. "Es ist nicht gut, am Boden zu sparen", pflegten sie zu sagen. "Wenn du etwas rausbekommen willst, musst du auch etwas reinstecken und wenn's nur Arbeitsschweiß ist."

Ihre Parzellen waren in zwei Hälften aufgeteilt. In der einen bauten sie Kartoffeln an, in der anderen Weizen oder Gerste. Die Hausgärten waren für Gemüse, Johannisbeer- und Stachelbeerbüsche und einige altmodische Bauernblumen bestimmt. Stolz waren sie auf ihren Sellerie, die Erbsen und Bohnen, auf Blumenkohl und Kürbisse. Und so gute Produkte sie davon auch ernten konnten, die meiste Arbeit steckten sie doch in die Kartoffeln, denn davon mussten sie genug ernten, dass sie für ein ganzes Jahr vorhielten.

Sie bauten alle traditionellen Sorten an: Eschenblatt Niere, frühe Rose, amerikanische Rose, magnum bonum, und die riesige merkwürdig geformte Sorte "weißer Elefant". Jeder wusste, dass der Elefant eine unbefriedigende Kartoffel war, die ganz schwierig zu schälen war und sich beim Kochen in einen weißen Brei verwandelte, aber sie produzierte Knollen von so erstaunlicher Größe, dass keiner der Männer der Versuchung widerstehen konnte, sie anzubauen. Jedes Jahr wurden besonders große Exemplare in die Gastwirtschaft mitgebracht, um sie auf der einzigen Waage des Weilers zu wiegen und sie dann herumzugeben, damit jeder das Gewicht schätzen sollte. Es war so, wie die Männer sagten, wenn ein Acker mit Elefanten ausgegraben wurde: "Da hat man doch was fürs Auge!"

Für Saatkartoffeln wurde praktisch kein Geld ausgegeben; denn dafür hatte man keins, und so waren sie auf die Kartoffeln aus der eigenen Ernte angewiesen. Manchmal tauschten sie, um den Boden nicht auszulaugen, einen Beutel Saatkartoffeln mit einem Freund, der weiter weg wohnte, und manchmal gab ein Gärtner eines Gutshofs einem von ihnen einige Knollen einer neuen Sorte. Die wurden dann sehr sorgfältig gepflanzt und versorgt, und bei der Ernte wurden einige Exemplare den Nachbarn vorgeführt.

Die meisten der Männer sangen oder pfiffen, wenn sie gruben oder hackten.

Überhaupt wurde damals viel im Freien gesungen. Die Arbeiter sangen, die Fuhrleute mit Pferd und Wagen sangen auf der Straße, der Bäcker, der Müller und der Fischverkäufer sangen, wenn sie von Tür zu Tür zogen, sogar der Doktor und der Pfarrer summten auf ihren Runden vor sich hin.

Die Leute waren ärmer und hatten nicht den Komfort und die Vergnügungen oder die Kenntnisse wie wir heute; aber sie waren glücklicher. Das scheint darauf zu deuten, dass es mehr auf den Gemüts- und Gesundheitszustand ankommt als auf finanzielle Möglichkeiten und Ereignisse.

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Im 'Wagon and Horses'

Fordlow konnte auf seine Kirche stolz sein, auf seine Schule und auf sein jährliches Konzert und seine vierteljährlichen Volkstheateraufführungen, aber der Weiler neidete dem Dorf diese Annehmlichkeiten nicht, denn er hatte seinen eigenen sozialen Mittelpunkt, der wärmer war, menschlicher und insgesamt vorzuziehen, den Schankraum des "Wagon and Horses". Dort traf sich die männliche Bevölkerung jeden Abend, um ihr halbes Pint Bier zu nippen - Tropfen für Tropfen, damit es vorhalten sollte - und über Lokalereignisse zu sprechen, über Politik oder landwirtschaftliche Methoden zu streiten oder um einige Lieder zu singen, um sich eine Freude zu machen. Es war eine unschuldige Zusammenkunft. Keiner von ihnen betrank sich; dafür hatten sie nicht genügend Geld. Selbst bei Bier – und gutem Bier – zu zwei Penny das Pint. Aber der Pfarrer in der Kirche predigte von der Kanzel dagegen und ging bei dieser Gelegenheit so weit, sie eine Lasterhöhle zu nennen. 
"Es ist wirklich schade, dass er nicht selbst kommen und sehen kann, wie es hier ist", sagte einer der älteren Männer auf dem Heimweg von der Kirche.
"Schade, dass er sich nicht um seinen eigenen Kram kümmern kann, versetzte darauf ein jüngerer. Doch einer der Alten meinte begütigend: "Doch, es ist seine Aufgabe, sich darüber Gedanken zu machen. Der Mann wird dafür bezahlt, zu predigen. Und er muss doch etwas finden, wogegen er predigen kann, das ist doch klar."
Nur etwa ein halbes Dutzend Männer hielten sich von diesen Zusammenkünften fern. Und die waren entweder dafür bekannt "religiös" zu sein oder in Verdacht, jeden halben Penny zweimal umzudrehen.
Die anderen kamen ganz selbstverständlich und hatten alle einen Stammplatz auf den Bänken. Der war ihnen genauso vertraut und heimatlich ihre eigenen Cottages und viel gemütlicher als viele davon, mit seinem lodernden Feuer, den roten Vorhängen und den sorgfältig geputzten Zinngefäßen.
Die Abende dort zu verbringen, war – so argumentierten die Männer – sogar eine Sparmaßnahme, denn wenn der Mann nicht zu Hause war, konnte der Rest der Familie das Feuer herunter brennen lassen und ins Bett gehen, wenn es in der Stube kalt wurde. Das Taschengeld der Männer war auf einen Schilling die Woche festgesetzt, sieben Penny für das abendliche halbe Pint Bier und der Rest für weitere Ausgaben. Eine Unze der Marke Nigger Head kauften ihnen ihre Frauen im Kolonialwarenladen.
Es war ein Treffen ausschließlich für Männer. Die Frauen begleiteten sie nie. Allerdings kam manchmal eine Frau, die sich nicht mehr um die Kinder kümmern musste und so ein paar halbe Penny für sich selbst ausgeben konnte, mit einem Krug und klopfte an die Hintertür und verweilte vielleicht ein wenig, um ungesehen zuzuhören, was drinnen vor sich ging.
Auch Kinder klopften an die Hintertür, um Kerzen, Sirup oder Käse zu kaufen, denn der Wirt betrieb im Hinterhaus einen kleinen Laden, und die Kinder hörten auch gerne zu, worum es ging. Im Haus selbst kamen die Kinder des Wirts heimlich aus dem Bett und saßen in ihren Nachthemden auf der Treppe. Die Treppe führte vom Schankraum nach oben und war  nur durch die Lehne der großen Bank abgetrennt. Die Männer waren ziemlich geschockt, als eines Abends etwas wie ein großer weißer Vogel die Treppe herunter kam. Es war die kleine Flori, die auf der Treppe eingeschlafen und heruntergepurzelt war. Sie setzten sie auf ihren Schoß und hielten ihre Füße in Richtung Kamin, so dass ihre Tränen bald getrocknet waren, denn sie hatte sich nicht verletzt, sondern war nur furchtbar erschrocken.
Die Kinder hörten keine Flüche außer einem gelegentlichen "Verdammt", denn ihre Mutter war eine Respektsperson und alles, was über solche Gefühlsäußerungen hinausging, wurde mit kleinen Rippenstößen und einem geflüsterten "Denk an die Hausherrin!" oder "Achtung, es ist eine Frau da!" zum Schweigen gebracht. Auch die schmutzigen Lieder und Geschichten von den Feldern hörte man hier nie, sie blieben da wo sie hingehörten.
Ein beliebtes Thema war Politik. Denn nach dem vor kurzen ausgedehnten Wahlrecht war jeder Haushaltsvorstand ein Wähler. Und diese neue Verantwortung nahmen sie ernst. Es herrschte ein gemäßigter Liberalismus vor, ein Liberalismus, der nach heutigen Maßstäben als ein engherziger Toryanismus gelten würde, in der damaligen Zeit aber schon mutig genug war. Ein Mann, der in Northamton gearbeitet hatte, bezeichnete sich selbst als 'Radikaler', aber das wurde durch den Hausherrn ausgeglichen, der sich selbst als guten Konservativen bezeichnete. Zusammen mit dieser Linken und Rechten wurden die Fragen des Tages durch gesprochen und zur Befriedigung der Mehrheit abgehandelt. Immer wieder fielen Schlagwörter wie: "Landreform"  (Drei Acre und eine Kuh), "geheime Abstimmung", "Parnell Commission und Verbrechen" und "Trennung von Staat und Kirche". Gelegentlich wurde eine Rede von Gladstone aus der Zeitung vorgelesen und durch inbrünstige "Hear! Hear!" Rufe der Zuhörerschaft akzentuiert. Oder Sam, der Mann mit den fortschrittlichen Ansichten, erzählte stolz von seinem Zusammentreffen und Händedruck mit Joseph Arch, dem Helden der Landarbeiter. "Joseph Arch", rief er dann. "Joseph Arch ist der Held der Landarbeiter", und haute auf den Tisch und schwenkte seinen Zinnkrug, freilich sehr vorsichtig, denn jeder Tropfen war wertvoll.

In so einem Fall konnte der Wirt von seinen Platz am Kamin aus mit der Autorität des Gastgebers sagen: "Leute, es hat keinen Wert, wenn ihr euch gegen den Landadel stellt. Sie haben das Land, sie haben das Geld und das werden sie auch behalten. Wie ginge es euch denn, wenn sie euch nicht Arbeit und Brot gäben? Das möchte ich mal wissen!" Und diese wie immer unbeantwortbare Frage würde es sie kalt den Rücken runter laufen lassen, bis jemand das mit dem Namen Gladstone wieder von ihnen nahm. Gladstone! Der große alte Mann! Der Wilhelm des Volkes! Der Glaube an seine Macht würde sie mitreißen und alle würden einstimmen in: 
Gott segne den Wilhelm des Volkes,
Er soll die Vorhut sein
Für Freiheit, unsere Freiheit. 
Gott segne den großen Mann.
Doch die Kinder, die drinnen oder draußen zuhörten, hatten die Abende, wo Geschichten erzählt wurden, viel lieber. Wenn sie mit Grausen von dem Geist hörten, der nur eine Meile von dem Ort, wo ist die jetzt standen, entfernt, als auf und ab hüpfende Laterne den Weg eines einsamen Wanderer gekreuzt hatte, ganz ohne dass ein Laternenträger zu sehen gewesen wäre. Oder die Geschichte von einem Mann aus dem Nachbarort, der in der dunklen Nacht 6 Meilen hatte laufen müssen, um Arzenei für seine kranke Frau zu holen, und dem ein riesiger schwarzer Hund mit feurigen Augen, offenkundig der Teufel, begegnet war. Oder sie würden auf die Zeiten zu sprechen kommen, als Schafe gestohlen worden und auf den Geist, der noch dort spukte, wo der Galgen gestanden hatte. Oder von der weißen Frau, die auf einem weißen Pferd jede Nacht, wenn es zwölf schlug, ohne Kopf über die Brücke auf der Straße zur Marktstadt ritt.
An einem kalten Weihnachtsabend kam, als diese Geschichte erzählt wurde, gerade der Doktor herein. Er war ein alter Mann von 80 Jahren, der sich immer noch um die Kranken in den umliegenden Dörfern kümmerte. Mit seinem Jagdwagen hatte eher am Eingang der Wirtschaft angehalten und bestellte Schnaps und Wasser.
"Hallo Sir!" sagte einer der Männer, "Sie sind doch bestimmt oft um Mitternacht über die Brücke mit der weißen Frau gefahren. Haben Sie da jemals etwas Besonderes gesehen?" Der Doktor schüttelte den Kopf. "Nein", antwortete er. "Gesehen habe ich nichts", und machte eine Pause und wägte seine Worte. "Aber es ist schon eine merkwürdige Sache. In den 50 Jahren, die ich hier unter euch bin, habe ich eine ganze Menge Pferde gehabt, wie ihr wisst, und nicht eines habe ich über die Brücke gebracht, ohne es zu drängen. Ob sie mehr sehen können als wir, das weiß ich freilich nicht, aber so ist es nun einmal immer gewesen. Gute Nacht allerseits!"


Außer diesen allgemein bekannten Geistergeschichten gab es noch die Familienerzählungen von Todeswarnungen oder von Vater, Mutter oder Frau, die nach ihrem Tod erschienen, um zu warnen, zu raten oder anzuklagen. Aber alles diente nur der Unterhaltung. Niemand glaubte wirklich an Geister, obwohl nur sehr wenige nachts an Stellen gegangen wären, wo es angeblich spukte. Und es endete alles mit "Nun gut, nun gut, wenn die Lebenden uns nichts tun, die Toten können’s nicht. Die Guten wollen gewiss nicht zurückkommen und die Bösen werden sie nicht kommen lassen.
Die Zeitungen boten andere Schreckensgeschichten. Jack the Ripper zog nachts durch die Straßen von Ost-London und eine Frau nach der anderen wurde ermordet und zerhackt gefunden. Diese Verbrechen wurden im Weiler stundenlang besprochen und jeder hatte irgendeine Theorie zur Identität und den Motiven des Mörders, den niemand fassen konnte. Bei den Kindern verbreitete der Name wahrhaft Angst und Schrecken und brachte sie nicht selten um den Schlaf.

Der Vater konnte draußen im Schuppen am Hämmern sein und die Mutter still beschäftigt mit Ihrer Näharbeit im Erdgeschoss; aber der Ripper! Der Ripper! Der könnte noch näher sein, denn er könnte sich tagsüber eingeschlichen haben und sich im Schrank auf dem Treppenabsatz versteckt haben.
Eine merkwürdige Geschichte hatte mit einem natürlichen Phänomen zu tun. Vor einigen Jahren hatten die Bewohner des Weilers ein Regiment Soldaten am Himmel marschieren sehen, mit allem Drum und Dran, Trommlern und Pfeiffern. Im Nachhinein hatte man herausgefunden, dass damals ein Regiment in 6 Meilen Entfernung in der Nähe von Bicester marschiert war. Und daraus schloss man, dass die Himmelserscheinung eine Luftspiegelung gewesen sein müsse.
Einige Geschichten handelten von Streichen, die gespielt worden waren, oft grausamen. Denn in der Mitte der achtziger Jahre war der Sinn für Humor noch nicht sonderlich fein ausgebildet, und in der Vergangenheit war er noch gröber gewesen. So war es immer noch üblich, manche Leute zu ärgern, indem man ihnen einen Spitznamen nachrief. Und eine alte und sehr harmlose Frau war als "Dick und dünn" bekannt. Vor Jahren hatte eine Gruppe von gedankenlosen Jugendlichen in einer Winternacht, als die Schneewehen kniehoch waren, an ihre Türe gepocht und sie und ihren Mann aufgeschreckt und aus dem Bett geholt, indem man ihnen erzählt hatte, ihre Tochter habe die Wehen bekommen und nach der Mutter geschickt. Dabei lebte die Tochter 3 Meilen entfernt.
Das alte Paar hat er sich mit allen warmen Sachen, die sie hatten, eingemummelt, die Laterne angezündet und war aufgebrochen. Die Jugendlichen, die ihnen den Bären aufgebunden hatten, hinterher. Die Alten kämpften sich lange durch den tiefen Schnee, aber die Straße war so gut wie unpassierbar, und der alte Mann war dafür, umzukehren. Nicht so die Mutter. Entschlossen, ihre Tochter in der Stunde der Not zu erreichen, kämpfte sie sich vorwärts und trieb ihren Mann an, indem sie ihm zuredete "Mach schon, John! Durch dick und dünn!" Und dies "dick und dünn" blieb an ihr hängen
.
Aber die Geschmäcker änderten sich, wenn auch langsam. Und in den achtziger Jahren rief so eine Geschichte kein schallendes Gelächter mehr hervor wie früher. Vielleicht einiges Kichern, aber nicht mehr. Oder schon ein "Das ist doch eine Schande, den armen alten Leuten so mitzuspielen. Nun lasst uns singen, damit wir das schlechte Gefühl davon aus dem Mund kriegen."
Alle Zeiten sind Zeiten des Übergangs. Aber die 1880er waren es in besonderem Maße. Die Zeit der Maschinen und der technischen Erfindungen. 

Werte und Lebensbedingungen änderten sich überall. Sogar für einfache Leute war der Wandel deutlich erkennbar. Die Eisenbahnen hatten entfernte Teile des Landes näher herangeholt; Zeitungen kamen in jedes Haus; Maschinen verdrängten die Handarbeit, in einem gewissen Umfang sogar bei der Landarbeit; an die Stelle von Selbstversorgung mit Lebensmitteln traten in Läden gekaufte, und oft welche aus fernen Ländern. Der Horizont erweiterte sich, ein Unbekannter aus dem Dorf in 5 Meilen Entfernung wurde nicht mehr als "Ausländer" angesehen.
Aber neben diesen Veränderungen blieb doch auch viel vom traditionellen Landleben erhalten. Überlieferungen und Brauchtum, die Jahrhunderte bestanden hatten, starben nicht plötzlich aus. Kinder, die die staatliche Schule besuchten, spielt noch die alten Spiele mit Kinderreimen, die Frauen zogen noch zum Ähren lesen über die Felder, auch wenn die maschinell abgeerntet worden waren. Und Männer und Jungen sagen noch die alten Volksballaden und -lieder gleichzeitig mit den neusten Schlagern aus den Musiktheatern.
So war es, wenn im Wagon and Horses gesungen wurde, meist eine merkwürdige Mischung aus alt und neu.
Wenn gesprochen wurde, dann hatten die jungen Männer, Jungmänner wie sie genannt wurden, bis sie verheiratet waren, nicht viel zu sagen. Wenn sie es versucht hätten, dann hätte man ihnen Einhalt geboten, denn die Zeit, wo die Jugend das große Wort führte, lag noch in der Ferne. Denn, wie die Frauen zu sagen pflegten: "Die alten Hähne mögen es nicht, wenn die jungen zu krähen anfangen. Aber wenn das Singen begann, dann war das ihre Sache, denn sie standen für das Neue..
Meist bestritten sie die ersten Runden mit den Liedern des Tages, die gerade im Schwange waren. "Über den Gartenzaun" mit seinen vielen Parodien "Tommy macht Platz für deinen Onkel!" "Zwei liebliche schwarze Augen" und andere komische oder sentimentale Lieder der Stunde.

Die beliebtesten davon waren zusammen mit der Melodie von außerhalb des Weilers mitgebracht worden. Für andere, die aus dem Penny-Liederbuch ausgesucht waren, das die meisten von ihnen besaßen, musste der Sänger erst noch eine passende Melodie finden. Sie hatten kräftige Stimmen und schmetterten nach Herzenslust.
Die mittlere Generation zog längere und wehmütige Balladen von unglücklicher Liebe vor oder von Kindern, die in einer Schneewehe begraben wurden, von toten Jungfrauen und mutterlosen Familien. Manchmal sangen Sie aber auch hochmoralische Lieder so wie: 

Verschwende nicht, begehre nicht,
Die Lehr möcht' ich dir geben
Verzweifle nie, soll keine Losung sein.

Und handle auch nach deinem Wort,
Lass keine Chance ungenutzt vorübergeh'n, 

Dann wirst du Wasser haben, solange die Quelle fließt.

Aber diese traurigen Lieder wurden nicht lange geduldet.
"Nun, alle zusammen Leute!" rief dann einer und sie kamen auf die üblichen Lieblingslieder zurück. Eins davon war  "The Barley mow", das im Chor gesungen wurde. Die ersten Verse lauteten:


Wenn wir trinken aus dem Krug,
Trinken wir auf die Barley mow
Wir trinken auf die Barley mow,
Ja, trinken auf die Barley mow.
Klopft mit dem Maß wohl an die Bank
Schenk nach, schenk nach Hanna Braun.
Wir trinken auf die Barley mow
Lasst alle Leut es schaun.


So sangen sie und mit bei jeder Strophe erhöhter Menge: Liter, Gallone, Fass, Bach, Teich, Fluss, See und Meer. Das Lied konnte den ganzen Abend dauern, aber es konnte auch abrupt abbrechen, wenn sie keine Lust mehr hatten.
Ein anderes Lied, was sie gerne im Chor sangen, war King Arthur. Es ging so:



When King Arthur first did reign,
He ru-led like a king;
He bought three sacks of barley meal
To make a plum pud-ding.
The pudding it was made
And duly stuffed with plums,
And lumps of suet put in it
As big as my two thumbs.
The king and queen sat down to it
And all the lords beside:
And what they couldn’t eat that night
The queen next morning fried.

In Arthurs erster Herrschaftszeit
herrscht recht er wie ein König
Er kauft drei Säcke Gerstenmehl,
um Plumpudding zu backen.

Der Pudding wurde so gemacht
ganz voll gestopft mit Pflaumen
und großen Mengen Talg darin
so groß wie mein zwei Daumen.

König und Königin setzten sich
und alle Grafen daneben
und was sie am Abend nicht essen konnten,
hat die Kön'gin am Morgen gebraten.

Jedesmal, wo Laura das Lied singen hörte, sah sie die Königin mit einer goldenen Krone auf dem Kopf, die Schleppe über dem Arm und die Ärmel hochgekrämpelt , wie sie die Bratpfanne über das Feuer hielt. Natürlich, nur eine Königin konnte am Morgen  aufgebratenen Plumpudding essen: normale Leute hätten höchst selten noch etwas übrig gehabt, das sie am nächsten Morgen hätten braten können.


Dann war Lukey, der einzige erwachsene Junggeselle im Weiler, dran mit:

Me feyther’s a hedger and ditcher,
An’ me mother does nothing but spin,
But I’m a pretty young girl and
The money comes slowly in.
Oh, dear! what can the matter be?
Oh, dear! what shall I do?
For there’s nobody coming to marry,
And there’s nobody coming to woo.

They say I shall die an old maid,
Oh, dear! how shocking the thought!
For them all my beauty will fade,
And I’m sure it won’t be my own fault.
Oh, dear! what can the matter be?
Oh, dear! what shall I do?
There’s nobody coming to marry,
And there’s nobody coming to woo!

Mein Vater war an Hecken und Gräben
und immer spann die Mutter mein
doch ich bin ein ein hübsch junges Mädchen
Geld kommt bei mir selten herein.
Oh je, was kann ich machen?
Oh je, was kann ich tun?
Denn niemand will um mich werben 
und keiner mich heiraten nun.

Sie sagen, als alte Jungfer werd' sterben ich,
das ist mir ein Graus.
Denn meine Schönheit wird schwinden,
das ist doch nicht meine Schuld. 
Oh je, was kann ich machen?
Oh je, was kann ich tun?
Denn niemand will um mich werben 
und keiner mich heiraten nun.



 
Die belagerte Generation

Einmal war Laura als Kind der Weiler als eine Festung erschienen. An einem wilden grauen Märznachmittag war sie gerade allein auf dem  Nachhauseweg von der Schule, da hatte sie, als sie beim Kampf mit dem Wind einmal aufsah, plötzlich einen ganz neuen Eindruck von den Mauern und den schiefergedeckten Häusern von Lark Rise, über denen die Raben kreisten und die Wolken dahinjagten, wo der Rauch in die Schornsteine hinuntergedrückt wurde und die Wäsche auf der Leine waagrecht im Winde lag. 
'Es ist eine Festung, eine Festung!' rief sie und sie ging die Straße hinauf und sang in ihrer flachen, stimmlosen kleinen Stimme die Hymne der Heilsarmee des Tages: "Haltet das Fort, denn ich komme".

Es gab eine tiefere Ähnlichkeit als die ihrer kindlichen Vision. Der Weiler befand sich tatsächlich in einem Belagerungszustand, und sein Hauptangreifer war Not. Doch wie andere Bürger während einer langen, aber nicht zu verzweifelten Belagerung hatten sich die Bewohner an ihre harten Bedingungen gewöhnt und waren in der Lage, sich jedes kleine vorübergehende Vergnügen zu schnappen und sogar manchmal ihre Not in Lachen zu verwandeln.
Von den Häusern der älteren Menschen zu denen der belagerten Generation zu gehen, bedeutete, in ein anderes Kapitel der Geschichte des Weilers einzutreten. Alle Anmut und einfacher Luxus des älteren Lebensstils waren verschwunden. Es waren Häuser armer Menschen, die nur reich an Kindern waren, starke, gesunde Kinder, die in wenigen Jahren bereit sein würden, sich an der Arbeit der Welt zu beteiligen und gutes, gesundes Blut für die Regeneration der Stadtbevölkerung bereitzustellen. In der Zwischenzeit mussten ihre Eltern alles geben, um sie zu ernähren und zu kleiden.
In ihren Häusern waren die guten, soliden, handgefertigten Möbel ihrer Vorväter den billigen und hässlichen Produkten des frühen Maschinenzeitalters gewichen. Ein Tisch, dessen Platte gerippt und durch häufiges Schrubben aufgeweicht war, vier oder fünf Windsor-Stühle, deren Lack Blasen aufwies und abblätterte, ein Beistelltisch für die Fotos und den Schmuck der Familie und ein paar Hocker als Sitzgelegenheiten am Kamin bildeten zusammen mit den Betten im Obergeschoss die Sammlung, die von ihren Besitzern als "unsere wenigen Möbelstücke" bezeichnet wurde.

Wenn der Vater einen besonderen Stuhl besaß, in dem er sich nach getaner Arbeit ausruhen konnte, war es nur eine etwas größere Nachbildung des harten Windsors mit zusätzlichen Holzarmen. Die Uhr, falls vorhanden, war ein billiger, ausländischer Zeitmesser, der auf dem Kaminsims stand und auf den man sich selten darauf verlassen konnte, dass er zwölf Stunden lang die richtige Zeit anzeigte. Diejenigen, die keine Uhr besaßen, waren beim morgendlichen Aufstehen auf die Uhr des Ehemannes angewiesen. Die Uhr ging dann mit ihm zur Arbeit, was für die meisten Ehefrauen eine große Unannehmlichkeit gewesen sein muss, aber für die Klatschtanten ein Segen war, die dann an die Tür eines Nachbarn klopfen und nach der Zeit fragen konnten, wenn sie Lust auf ein Gespräch hatten.

Die wenigen armen Töpfe waren nicht gut genug, um sie zur Schau zu stellen, und wurden zwischen den Mahlzeiten in der Speisekammer versteckt. Zinnteller und -schalen als Zierde waren verschwunden. Es gab noch viele von ihnen, die in Gärten und Schweineställen herumstanden. Manchmal entdeckte ein fahrender Kesselflicker einen solchen Teller und erbettelte oder kaufte ihn für ein paar Kupferstücke, um ihn einzuschmelzen und für sein Handwerk zu verwenden. Andere, die zufällig in den Häusern vorbeikamen, kauften für sechs Pence einen Satz handgeschmiedeter Messinggriffe aus einer geerbten Kommode oder für eine halbe Krone einen Eckschrank oder einen Tisch mit Torbeinen, der etwas gebrechlich geworden war. Andere solche Möbel wurden vor die Tür gestellt und dem Wetter ausgesetzt, denn die jüngere Generation schätzte solche Dinge nicht; sie bevorzugte die Produkte ihrer eigenen Zeit, und allmählich wurde der Weiler von solchen Relikten befreit.
Als Schmuck für ihre Kaminsimse und Beistelltische liebten die Frauen bunte Glasvasen, Tierbilder aus Keramik, mit Muscheln bedeckte Schachteln und plüschige Bilderrahmen. Die wertvollsten Schmuckstücke waren die weißen Porzellantassen mit der goldenen Aufschrift "A Present for a Good Child" oder "A Present from Brighton" oder einem anderen Ort am Meer. Diejenigen, die Töchter in Diensten hatten, die sie mitbrachten, legten sich eine ganze Sammlung dieser Becher zu, die an den Henkeln in Reihen am Rand eines Regals aufgehängt wurden und den Besitzer mit großem Stolz und die Nachbarn mit Neid erfüllten.

Diejenigen, die das nötige Geld aufbringen konnten, tapezierten ihre Wände mit großen, ausladenden, farbenfrohen Blumenmustern. Diejenigen, die das nicht konnten, benutzten Tünche oder klebten Zeitungsblätter auf. An den Wänden in der Nähe des Kamins hingen die Speckflicken, und in jedem Haus gab es ein paar Bilder, meist farbige, die von Lebensmittelhändlern als Almanach verschenkt und zu Hause gerahmt wurden. Es mussten Paare sein, und die beliebtesten Motive waren die Begegnungen von Verliebten, die Trennung von Verliebten, Bräute in ihren Hochzeitskleidern, Witwen, die an neu angelegten Gräbern stehen, Kinder, die im Schnee betteln oder mit Welpen oder Kätzchen im Kinderzimmer spielen.
Doch selbst aus diesen wenig vielversprechenden Materialien würden manche Frauen in einem Raum, der Küche, Wohnzimmer, Kinderzimmer und Waschküche in einem war, ein angenehmes, attraktiv aussehendes Heim schaffen. Ein gut geweißter Herd, ein selbstgemachter Flickenteppich in hellen Farben und ein paar Geranien auf der Fensterbank würden nichts kosten, aber einen großen Unterschied in der Gesamtwirkung ausmachen. Andere verachteten diesen letzten Schliff. Was nützt es, sich den Rücken zu brechen, um Teppiche aufzuspannen, die die Kinder durcheinander bringen, wenn ein alter Sack, den man hinunterwirft, den gleichen Zweck erfüllt, sagten sie. Von Blumen in Töpfen hielten sie nichts, weil sie so unschön und unordentlich waren. Aber sie hielten zumindest daran fest, ihre Häuser einmal am Tag zu putzen, denn die öffentliche Meinung verlangte dies von ihnen. Es gab viele kahle, ungemütliche Häuser in dem Weiler, aber kein einziges wirklich schmutziges.

Jeden Morgen, sobald die Männer zur Arbeit, die älteren Kinder zur Schule, die kleineren zum Spielen und das Baby gebadet und in seine Wiege gelegt worden war, wurden Teppiche und Matten aus den Türen getragen und gegen die Wände geknallt, Kamine "aufgeräumt" und Tische und Böden geschrubbt. Bei nassem Wetter musste der Steinboden vor dem Schrubben oft mit einer alten Messerklinge abgekratzt werden, um den eingetretenen Schlamm zu lösen; denn obwohl neben jeder Türschwelle ein Schuhabstreifer stand, blieb ein Teil des steifen, lehmigen Schlamms an den Fußspitzen und Oberteilen der Stiefel hängen und wurde ins Haus getragen.

Um zu vermeiden, dass tagsüber noch mehr Schlamm ins Haus getragen wurde, trugen die Frauen Pattensen über ihren Schuhen, wenn sie zum Brunnen oder in den Schweinestall gingen. Sie bestanden aus einer hölzernen Sohle mit einer ledernen Spitze, die auf einem eisernen Ring etwa zwei Zoll über dem Boden stand. Klack! Klack! Clack! über die Steine, und Slush! Slush! Slush! durch den Schlamm gingen die Pattenringe. Man konnte seine Bewegungen nicht geheim halten, wenn man Pattensen trug, um sich trockenen Fußes zu halten.

Ein Paar Pattensen kostete nur zehn Pence und hielt jahrelang. Aber die Patten waren dem Untergang geweiht. Pfarrhausfrauen und Bäuerinnen trugen sie nicht mehr, um zwischen ihren Molkereien und Geflügelhöfen hin und her zu gehen, und frisch verheiratete Häusler versorgten sich nicht mehr mit einem Paar. Schon zu Beginn des Jahrzehnts wurde "zu stolz, um Patten zu tragen" zu einem Sprichwort, und am Ende des Jahrzehnts waren sie praktisch verschwunden.

Das morgendliche Putzen wurde von nachbarschaftlichen Begrüßungen und Rufen über Garten und Zäune hinweg begleitet, denn das erste Klopfen der Matten war das Signal für die anderen, ihre Matten herauszuholen, und es hieß "Habt ihr das gehört?" und "Was haltet ihr davon?", bis fleißige Hausfrauen erklärten, sie würden ihre Matten über Nacht klopfen, denn sie wussten nie, ob sie dafür zwei Minuten oder zwei Stunden brauchen würden.

Spitznamen wurden von den Frauen nicht verwendet, und nur die Älteren wurden mit ihren Vornamen angesprochen, Old Sally oder Old Queenie oder manchmal Dame - Dame Mercer oder Dame Morris. Die anderen verheirateten Frauen nannte man Mrs. Dies oder Mrs. Das, selbst bei denen, die sie von klein auf kannten. Alte Männer wurden Master genannt, nicht Mister. Jüngere Männer kannte man unter ihrem Spitznamen oder ihrem Vornamen, mit Ausnahme einiger weniger, die mehr als gewöhnlich respektiert wurden. Den Kindern wurde sorgfältig beigebracht, alle mit Mr. oder Mrs. anzusprechen.

Die Reinigung begann in jedem Haus etwa zur gleichen Zeit, aber die Zeit, zu der sie beendet wurde, variierte. Manche Hausfrauen hatten bis zum Mittag alles blitzblank und sich selbst "aufgeräumt", andere waren noch zur Teestunde damit beschäftigt. Ein Sprichwort unter den guten Hausfrauen lautete: 'Die Arbeit einer Schlampe ist nie getan'.

Laura wunderte sich darüber, dass einige Häuser, obwohl alle jeden Tag aufräumten, wie sie es dort nannten, "wie ein Gemälde" aussahen und andere wie ein Durcheinander. Sie bemerkte dies gegenüber ihrer Mutter.

Komm her", lautete die Antwort. Siehst du das Gitter, das ich gerade putze? Sieht fertig aus, nicht wahr? Aber du wartest.

Die Bürste fuhr auf und ab und rundherum und zwischen den Stäben hindurch; dann: "Jetzt schau. Sieht anders aus, nicht wahr?' Das tat es. Vorher war es nur notdürftig poliert worden, jetzt glänzte es in vollem Glanz. Da!", sagte die Mutter. Das ist das Geheimnis; nur ein bisschen mehr Fett, nachdem manche Leute meinen, es sei fertig.

Aber dieser letzte Schliff, den Lauras Mutter wie selbstverständlich vornahm, war nicht für alle möglich. Schwangerschaft, Stillen und ständige Geldsorgen müssen an den Kräften und der Energie vieler Menschen gezehrt haben. Unter Berücksichtigung dieser Nachteile sowie der Unannehmlichkeiten und der Überbelegung der Häuser war der allgemeine Sauberkeitsstandard erstaunlich gut.

Es gab eine Postzustellung pro Tag, und gegen zehn Uhr drehten sich die Köpfe der Frauen, die ihre Matten schlugen, in Richtung des Kleingartenwegs, um nach dem "Old Postie" Ausschau zu halten. An manchen Tagen gab es zwei oder sogar drei Briefe für Lark Rise, genauso oft gab es keine, aber es gab nur wenige Frauen, die nicht sehnsüchtig darauf schauten. Diese Sehnsucht nach Briefen wurde "Sehnsucht" (ausgesprochen "yarnin") genannt; "Nein, ich erwarte nichts, aber ich bin so sehnsüchtig", sagte eine Frau zu einer anderen, während sie den alten Postboten beobachteten. 
An nassen Tagen trug er einen alten grünen Regenschirm mit Rippen aus Walknochen bei sich, unter dessen riesigem Umfang er nicht weiterzukommen schien als ein übergroßer Pilz. Doch schließlich erreichte er die Stelle, an der die Beobachter standen, und ging meist daran vorbei.

Nein, ich habe nichts für Sie, Mrs. Parish", rief er. 'Ihre junge Annie hat Ihnen erst letzte Woche geschrieben. Sie hat etwas anderes zu tun, als die ganze Zeit auf ihrem Hintern zu sitzen und nach Hause zu schreiben.' Oder er winkte mit dem Arm einer Frau, die ihm entgegenkommen sollte, denn er hatte nicht vor, einen Schritt weiter zu gehen, als es seine Pflicht war: "Eine für Sie, Mrs. Knowles, und, meine Güte, ist das nicht eine dünnhäutige Frau! Ich habe in diesen Tagen nicht viel Zeit, ihrer Mutter zu schreiben. Ich habe einen dicken Brief von ihr an den jungen Chad Gubbins geschickt.

Und so ging er weiter, immer einen Stachel hinter sich lassend, ein düsterer, mürrischer alter Mann, der es anscheinend nicht leiden konnte, so bescheidene Leute bedienen zu müssen. Er war vierzig Jahre lang Briefträger gewesen und hatte unglaublich viele Meilen bei jedem Wetter zurückgelegt, und vielleicht waren die daraus resultierenden Plattfüße und rheumatischen Glieder schuld daran; aber das ganze Dorf freute sich, als er endlich in Rente geschickt wurde und ein smarter, zuvorkommender junger Briefträger seinen Platz auf der Lark Rise Runde einnahm.

So sehr sich die Frauen über die Briefe ihrer Töchter freuten, die größte Aufregung verursachten die gelegentlichen Kleiderpakete, die sie schickten. Sobald ein Paket ins Haus gebracht wurde, kamen die Nachbarn, die den alten Postboten mit dem Paket hatten kommen sehen, wie zufällig vorbei und blieben, um den Inhalt zu bewundern oder manchmal auch zu kritisieren.

Alle außer den alten Frauen, die das trugen, was sie gewohnt waren und zufrieden waren, waren sehr wählerisch, was ihre Kleidung anging. Für den Alltag war alles erlaubt, solange es sauber und unversehrt war und mit einer anständigen weißen Schürze bedeckt werden konnte; nur das "Sonntagsgewand" musste genau so sein. Besser aus der Welt als aus der Mode", lautete eines ihrer Sprichwörter. Um geschätzt zu werden, musste der Hut oder der Mantel, der in dem Paket enthalten war, der Mode entsprechen, und das Dorf hatte seine eigene Mode, die ein oder zwei Jahre hinter den Standards außerhalb zurückblieb und in Bezug auf Stil und Farbe streng begrenzt war.

Die Kleidungsstücke der Tochter oder einer anderen Verwandten wurden mit Sicherheit geschätzt, denn sie waren in der Regel schon gesehen und bewundert worden, als das Mädchen in den Ferien zu Hause war, und hatten in der Tat dazu beigetragen, den Standard dessen, was getragen wurde, zu setzen. Die von den Müttern geschenkten Kleidungsstücke waren ungewohnt und oft der Mode in den Dörfern etwas voraus, so dass sie für den persönlichen Gebrauch oft als "etwas seltsam" abgelehnt und für die Kinder beschnitten wurden; die Mütter wünschten sich jedoch oft ein oder zwei Jahre später, wenn diese besondere Mode aufkam, dass sie sie für sich behalten hätten. Dann gab es Farbvorurteile. Eine rote Kutte! Nur ein schnelles Flittchen würde rot tragen. Oder grün - das brachte der Trägerin Unglück! Grün war im Dorf ein absolutes Tabu; niemand trug es, bevor es nicht marineblau oder braun eingefärbt worden war. Gelb galt zusammen mit Rot als unanständig, aber in den achtziger Jahren wurde nirgendwo viel Gelb getragen. Im Großen und Ganzen bevorzugte man dunkle oder neutrale Farben, aber es gab eine Ausnahme: Gegen Blau hatte man nichts einzuwenden. Marine- und Himmelblau waren die beliebtesten Farbtöne, beide sehr hell und grob.

Viel hübscher waren die Farben der bedruckten Morgenkleider der Dienstmädchen - lila oder rosa oder weinrot mit weißen Sprenkeln -, die für die kleinen Mädchen am Maifeiertag und für den Kirchgang während des ganzen Sommers zurechtgeschnitten wurden.

Für die Mütter war der Schnitt noch wichtiger als die Farbe. Wenn die Ärmel weit getragen wurden, mochten sie sie sehr weit, wenn sie eng waren, hauteng. Die Röcke variierten damals nicht in der Länge; sie waren so geschnitten, dass sie den Boden berührten. Aber manchmal waren sie mit Rüschen oder Volants verziert oder hinten gebündelt, und die Frauen verbrachten Tage damit, diese Verzierungen zu ändern, damit sie genau richtig waren, oder sie verwandelten Raffungen in Falten oder Falten in Raffungen.

Der modische Rückstand des Dorfes war die Rettung seiner Kleiderschränke, denn ein Stil wurde dort gerade dann "in Mode", wenn die Welt ihn ausrangierte, und gute, wenig getragene Exemplare kamen über die Pakete dorthin. Das Sonntagskleidungsstück zu Beginn des Jahrzehnts war die Pelerine, ein kleiner Schulterumhang aus schwarzer Seide oder Satin mit einer langen, baumelnden Franse. Alle Frauen und einige Mädchen trugen sie stolz zur Kirche oder zur Sonntagsschule, mit einem Sträußchen aus Rosen oder Geranien, das vorne aufgesteckt wurde.

Die Hüte waren eine Art Schornsteinhut, ein hoher Zylinder aus Stroh mit einer sehr schmalen Krempe und einem Strauß künstlicher Blumen auf der Vorderseite. Später in diesem Jahrzehnt änderte sich die Form hin zu breiten Krempen und gequetschten Kronen. Der Schornsteinhut hatte ausgedient, und die Frauen erklärten, dass sie sich damit nicht auf dem Klo blicken lassen wollten.

Dann kamen die Bustles [eine Art Turnüren], die zunächst mit Schrecken betrachtet wurden - kein Wunder! Aber nach ein oder zwei Jahren waren sie die beliebteste Mode im Dorf und diejenige, die sich am längsten hielt. Sie kosteten nichts, denn man konnte sie zu Hause aus jedem Stück alten Stoffs herstellen, der zu einem Kissen zusammengerollt und unter jeder Kutte getragen wurde. Bald trugen alle Frauen, mit Ausnahme der Alten, und alle Mädchen, mit Ausnahme der kleinsten, ihre Büsten, und zwar so lange, dass Edmund am Tag ihres Niedergangs alt genug war, um zu sagen, dass er die letzte Büste der Welt an einer Frau mit einem Eimer Schweinewaschmittel um den Berg gehen gesehen hatte.

Diese Hingabe an die Mode gab dem Leben Würze und half, die darunter liegende Armut erträglich zu machen. Aber die Armut war da; man konnte eine Samtpelerine haben und keine nennenswerten Schuhe; oder ein schickes Kleid, aber keinen Mantel; und dasselbe galt für die Kinderkleidung und die Laken und Handtücher und Tassen und Kochtöpfe. Es gab nie genug von allem, außer Essen.

Montags war Waschtag, und dann brummte der Ort vor Aktivität. Was haltet ihr vom Wetter?" "Sollen wir sie trocken bekommen?" waren die Fragen, die durch die Gärten gerufen wurden oder die die Frauen stellten, wenn sie zum Brunnen gingen, um Wasser zu holen. An jenem Morgen wurde an den Ecken nicht geklatscht. Es war die Zeit vor den Patentseifen und Waschpulvern, und es wurde viel geschrubbt. Es gab keine Waschkupfer, und die Wäsche musste in den großen Kochtöpfen über dem Feuer gekocht werden. Oft kochten diese unzureichenden Gefäße über und füllten das Haus mit Asche und Dampf. Die kleinen Kinder hängten sich an die Röcke ihrer Mütter und hinderten sie daran, und die Gemüter wurden kurz und die Nerven zerrissen, lange bevor die Wäsche, gut gebläut, auf die Leinen gehängt oder auf den Hecken ausgebreitet wurde. Bei nassem Wetter mussten sie im Haus getrocknet werden, und niemand, der es nicht selbst erlebt hat, kann sich vorstellen, wie elend es ist, mehrere Tage lang mit einem Firmament aus trocknenden Wäschestücken auf Leinen über sich zu leben.

Nach der kargen Mittagsmahlzeit gönnten sich die Frauen ein wenig Freizeit. Im Sommer holten einige von ihnen ihre Näharbeiten heraus und setzten sich mit anderen in den Schatten eines der Häuser. Andere nähten oder lasen im Haus oder trugen ihre Babys zum Lüften in den Garten. Einige, die keine ganz kleinen Kinder hatten, legten sich gerne auf das Bett, wie sie es nannten. Mit verschlossenen Türen und zugezogenen Jalousien entkamen sie wenigstens den Klatschbasen, die um diese Zeit ihr Unwesen zu treiben begannen.

Eine der gefürchtetsten von ihnen war Mrs. Mullins, eine dünne, blasse, ältere Frau, die ihr eisengraues Haar in ein schwarzes Chenille-Netz am Hinterkopf steckte und im Sommer wie im Winter ein schwarzes Tüchlein über den Schultern trug. Sie war einer der häufigsten Anblicke des Dorfes, wenn sie in ihren Pattensen um den Rise herumging, wobei ihr Türschlüssel an ihren Fingern baumelte.

Dieser Schlüssel galt als schlechtes Zeichen, denn sie schloss ihre Tür nur ab, wenn sie längere Zeit weg sein wollte. Wohin schlendert sie?", fragte eine Frau die andere, als sie sich mit ihren Wassereimern an einer Ecke ausruhten. Gott weiß es, und er wird es uns nicht sagen", lautete die Antwort. Aber Gott sei Dank wird sie nicht mehr zu uns kommen, nachdem sie mich hier gesehen hat.

Sie besuchte ein Haus nach dem anderen, klopfte an die Tür und fragte nach der richtigen Zeit, ob man ihr ein paar Streichhölzer leihen oder eine Stecknadel schenken dürfe - irgendetwas, um einen Zugang zu finden. Manche Hausfrauen öffneten die Tür nur einen Spalt, in der Hoffnung, sie loszuwerden, aber meistens schaffte sie es, die Schwelle zu überschreiten, und sobald sie drinnen war, stand sie direkt in der Tür, drehte ihren Schlüssel und sprach.

Was sie sagte, war nicht skandalös. Wäre es das gewesen, wären ihre Besuche vielleicht weniger unwillkommen gewesen. Sie plapperte einfach weiter, über das Wetter, die letzten Briefe ihrer Söhne, ihr Schwein oder etwas, das sie in der Sonntagszeitung gelesen hatte. Im Dorf gab es ein Sprichwort: "Wer im Stehen schwatzt, bleibt am längsten", und Mrs. Mullins war ein Paradebeispiel dafür. 'Wollen Sie sich nicht setzen, Mrs. Mullins?' pflegte Lauras Mutter zu sagen, wenn sie zufällig selbst saß. Aber es hieß immer: 'Nein, oh nein, danke. Aber die Minuten summierten sich immer zu einer Stunde oder mehr, und schließlich sagte die unwillige Gastgeberin: "Entschuldigen Sie, ich muss nur schnell zum Brunnen", oder: "Ich hätte fast vergessen, dass ich noch einen Kohlkopf aus dem Schrebergarten holen muss", und selbst dann bestand die Gefahr, dass Mrs. Mullins darauf bestand, sie zu begleiten, und sie beide alle paar Meter zum Stillstand brachte.

Arme Mrs. Mullins! Da ihre Kinder alle in der Welt unterwegs waren, muss ihr ihr Zuhause unerträglich still vorgekommen sein, und da sie keine eigenen Mittel hatte und sich sehr danach sehnte, ihre eigene Stimme zu hören, war sie gezwungen, Gesellschaft zu suchen. Niemand wollte sie haben, denn sie hatte nichts Interessantes zu sagen und redete doch zu viel, um ihren Zuhörern einen angemessenen Anteil an der Unterhaltung zuzugestehen. Sie war die schlimmste aller Langweilerinnen, eine melancholische Langweilerin, und beim Anblick ihres Türschlüssels und ihres kleinen schwarzen Schals zerstreute sich die netteste kleine Tratschgruppe.

Frau Andrews war eine noch größere Rednerin; aber obwohl die meisten Leute ihre Besuche aus Prinzip ablehnten, schauten sie nicht alle zwei Minuten auf die Uhr, wenn sie da war, oder erfanden Besorgungen für sich selbst, um sie loszuwerden. Wie Mrs. Mullins hatte sie ihre Familie aus der Hand gegeben und verfügte daher über unbegrenzte Freizeit, aber im Gegensatz zu ihr hatte sie immer etwas Interessantes zu erzählen. Wenn seit ihrem letzten Besuch im Dorf nichts passiert war, war sie durchaus in der Lage, sich etwas auszudenken. Meistens schnappte sie irgendeine unwichtige Tatsache auf, blies sie auf wie einen Ballon, verknüpfte sie mit einigen Details und präsentierte sie ihrem Zuhörer, bereit, in die Luft des Dorfes aufzusteigen. Sie beobachtete die Wäscheleine einer werdenden Mutter, und wenn in der ihr angemessen erscheinenden Zeit keine kleinen Kleidungsstücke darauf auftauchten, dann war es so: Da ist diese Frau Wren, nur noch einen Monat von ihrer Zeit entfernt, und noch keine einzige Naht in einen Lappen gemacht. Wenn sie einen gut gekleideten Fremden an einem der Häuser vorbeikommen sah, wusste sie "sofort", dass es sich um den Gerichtsvollzieher mit einer Vorladung vom Landgericht handelte oder dass er gekommen war, um den Eltern mitzuteilen, dass "ihr junger Jim", der auf dem Land arbeitete, wegen Geld in Schwierigkeiten mit der Polizei geraten war. Sie musterte jedes Mädchen, das in den Ferien zu Hause war, und fand, dass die meisten von ihnen schwanger aussahen. Sie achtete darauf, in diesen Fällen "dachte" und "sah aus" zu sagen, denn sie wusste, dass die Zeit in neunundneunzig von hundert Fällen beweisen würde, dass ihr Verdacht unbegründet war.

Manchmal weitete sie ihr Feld aus und erzählte von den Machenschaften in der High Society. Sie "wusste ganz genau", dass der damalige Prinz von Wales einer seiner Damen eine Halskette mit Perlen in der Größe von Taubeneiern geschenkt hatte, und dass die arme alte Königin, mit ihrer Krone auf dem Kopf und Tränen auf den Wangen, auf die Knie gegangen war, um ihn zu bitten, die ganze Bande von frechen Flittchen aus Schloss Windsor zu vertreiben. Im Dorf hieß es, wenn Mrs. Andrews sprach, konnte man die Lügen wie Dampf aus ihrem Mund kommen sehen, und niemand glaubte ihr ein Wort, selbst wenn sie gelegentlich die Wahrheit sagte. Dennoch unterhielten sich die meisten Frauen gern mit ihr. Wie sie sagten, war es "eine kleine Abwechslung". Lauras Mutter war zu hart zu ihr, wenn sie sie als Nervensäge bezeichnete oder eine ihrer Erzählungen an einer entscheidenden Stelle unterbrach, um zu fragen: "Sind Sie sicher, dass das richtig ist, Frau Andrews? In einer Gemeinde ohne Kino oder Radio und mit sehr wenig Lesestoff hatte sie ihren Nutzen.

Ein weiteres Ärgernis waren die Ausleiher. Die meisten Frauen nahmen irgendwann einmal einen Kredit auf, und einige Familien lebten am Tag vor dem Zahltag ausschließlich von Krediten. Es klopfte schüchtern und leise an die Tür, und wenn man sie öffnete, sagte eine Kinderstimme: "Oh, bitte, Frau So-und-so, könnten Sie meiner Mutter einen Löffel Tee [oder eine Tasse Zucker oder ein halbes Brot] geben, bis mein Vater sein Geld hat?" Wenn das Gewünschte im ersten Haus nicht zu bekommen war, ging sie von Tür zu Tür und wiederholte ihre Bitte, bis sie bekam, was sie wollte, denn so lauteten ihre Anweisungen.

Die geliehenen Dinge wurden in der Regel zurückgezahlt, sonst hätte es bald nichts mehr zu leihen gegeben; aber oft wurde eine unzureichende Menge oder eine minderwertige Qualität zurückgegeben, und das Ergebnis war ein schwelender Groll gegen die gewohnheitsmäßigen Kreditnehmer. Aber kein Wort der direkten Beschwerde wurde geäußert. Hätte man es getan, hätte der Entleiher vielleicht Anstoß daran genommen, und die Frauen wünschten sich vor allem ein gutes Verhältnis zu ihren Nachbarinnen.

Lauras Mutter verabscheute die Gewohnheit des Borgens. Sie erzählte, dass sie, als sie zum ersten Mal einen Haushalt führte, es sich zur Regel gemacht hatte, wenn ein Kreditnehmer an die Tür kam, zu sagen: "Sag deiner Mutter, dass ich mir nie etwas leihe und ich verleihe auch nichts. Aber hier ist der Tee. Ich will ihn nicht wiederhaben. Sag deiner Mutter, sie kann ihn gerne haben.' Der Plan ging nicht auf. Derselbe Leihnehmer kam wieder und wieder, bis sie sagen musste: "Sag deiner Mutter, dass ich ihn dieses Mal zurückhaben muss. Wieder funktionierte der Plan nicht. Laura hörte einmal, wie ihre Mutter zu Queenie sagte: "Hier ist ein halber Laib, Queenie, wenn es dir etwas nützt. Aber ich will dir nichts vormachen; es ist eines, das Mrs. Knowles zurückgeschickt hat, das sie sich von mir geliehen hat, und ich kann es mir nicht selbst aus ihrem Haus wünschen. Wenn Sie es nicht haben, muss es in den Schweinebottich.'

'Das ist in Ordnung, meine Liebe', antwortete Queenie lächelnd. 'Das reicht für den Tee von unserem Tom. Er wird nicht wissen, wo es gewesen ist, und es wäre ihm auch egal, wenn er es wüsste. Alles, was ihn interessiert, ist ein voller Bauch.

Es gab jedoch auch andere Freunde und Nachbarn, denen man gerne etwas lieh oder bei den seltenen Gelegenheiten, in denen das möglich war, etwas gab. Sie baten selten direkt um ein Darlehen, sondern sagten: "Mein armes altes Teekännchen ist leer" oder "Ich habe kein Brot mehr, bis der Bäcker kommt". Sie sprachen von dieser Art der Annäherung als 'a nint' und sagten, wenn jemand es nehmen wolle, könne er es tun; wenn nicht, sei es nicht schlimm, denn sie hätten sich nicht erniedrigt, indem sie gefragt hätten.

Neben den bekannten Klatschbasen gab es in Lark Rise, wie auch anderswo, Frauen, die durch eine kleine Andeutung oder eine subtile Andeutung die Gedanken anderer vergiften konnten, und andere, die niemandem etwas Böses wollten, aber gerne über die Angelegenheiten ihrer Nachbarn sprachen und dazu neigten, Vertraulichkeiten auszuplaudern. Aber obwohl nur wenige der Frauen einem kleinen Skandal abgeneigt waren, wurden die meisten von ihnen unruhig, wenn er einen bestimmten Punkt überschritt. Lassen wir es gut sein", sagten sie dann, oder "Ich glaube, wir haben ihr für einen Tag genug Federn ausgerupft", und sie wechselten das Thema und sprachen über ihre Kinder, die steigenden Preise oder das Problem der Dienstboten - aus der Sicht der Dienstmädchen.

Diejenigen unter den Jüngeren, die, wie sie es nannten, "volksverbunden" waren, also freundlich, trafen sich manchmal nachmittags in einem ihrer Häuser, um starken, süßen, milchfreien Tee zu trinken und über alles zu reden. Diese Teetrinken waren nie geplant. Ein Nachbar kam vorbei, dann ein anderer, und ein anderer wurde von der Tür aus herbeigewunken oder hereingebeten, um eine Streitfrage zu klären. Dann sagte jemand: "Wie wär's mit einer Tasse Ton?", und alle liefen nach Hause, um einen Löffel zu holen, mit ein paar Blättern darüber, um den Löffel für den Topf zu füllen.

Diejenigen, die sich so versammelten, waren unter vierzig. Die älteren Frauen machten sich nichts aus kleinen Teepartys, auch nicht aus leichten, angenehmen Gesprächen; ihre Konversation war mehr vom Salz der Erde geprägt, und sie neigten dazu, sich in Begriffen auszudrücken, die die anderen, die alle in guten Diensten standen, als grob und bäuerlich empfanden.

Während sie sich im Raum niederließen, um ihre Tasse Tee zu genießen, hatten einige von ihnen Babys an der Brust oder Kleinkinder, die mit ihren Schürzen "bo-peep" spielten, und andere hatten Näh- oder Strickarbeiten in der Hand. Mit ihren großen, sauberen weißen Schürzen und den glatt geflochtenen, in der Mitte gescheitelten Haaren waren sie angenehm anzusehen. Die besten Kleidungsstücke wurden von Sonntag zu Sonntag in ihren Kisten verstaut, und an Wochentagen gehörte eine saubere Schürze zur Kleidung.

Es war keine Landschaft, die für ihr gutes Aussehen bekannt war, und es gab viele breite Münder, hohe Wangenknochen und Stupsnasen unter ihnen; aber sie hatten fast alle die klaren Augen der Landfrauen, starke, weiße Zähne und eine frische Farbe. Ihre Körpergröße lag über der einer durchschnittlichen Stadtbewohnerin aus der Arbeiterklasse, und wenn sie nicht gerade schwanger waren, hatten sie eine gerade und geschmeidige, wenn auch etwas dickliche Figur.

Diese Zeit des Teetrinkens war die Stunde der Frauen. Bald würden die Kinder von der Schule kommen, dann die Männer mit ihren lauten Stimmen, ihren groben Witzen und ihren nach Erde und Schweiß stinkenden Kordhosen. In der Zwischenzeit konnten die Ehefrauen und Mütter ihre kleinen Fingerchen sanft krümmen, während sie an ihren Teetassen nippten und sich über die neueste Mode unterhielten oder über den Fortsetzungsroman, den sie gerade lasen, diskutierten.

Die meisten der jüngeren und einige der älteren Frauen liebten das, was sie "ein bisschen lesen" nannten, und ihre geistige Nahrung bestand fast ausschließlich aus Romanen. Einige der Frauen aus dem Weiler nahmen sich wöchentlich einen dieser Romane, die nur einen Penny kosteten, und sie wurden herumgereicht, bis die Seiten dünn und durch den Gebrauch ausgefranst waren. Andere Exemplare kamen aus den Nachbardörfern oder von diensttuenden Töchtern, und es war immer eine ganze Bibliothek im Umlauf.

Der Roman der achtziger Jahre war eine romantische Liebesgeschichte, in der die arme Gouvernante immer den Herzog heiratete, oder die Dame des Titels den Wildhüter, der sich immer als Herzog oder Graf in Verkleidung herausstellte. In der Mitte der Geschichte musste ein Ball beschrieben werden, auf dem die Heldin in ihrem schlichten weißen Kleid alle Männer im Saal anlockte; oder der Wildhüter, der zum Dienen abkommandiert wurde, machte im Wintergarten Liebe mit der Tochter des Hauses. Die Geschichten waren oft hübsch geschrieben und so unschuldig wie gezuckerte Milch und Wasser; aber obwohl sie sie verschlangen, betrachteten die Frauen das Lesen von Romane als ein Laster, das sie vor ihren Männern verbargen und nur mit anderen Anhängern diskutierten.

Die Romane wurden von den Kindern so sorgfältig ferngehalten, wie es heute der moderne Roman tut oder tun sollte; aber Kinder, die sie lesen wollten, wussten, wo sie zu finden waren, auf dem obersten Regal des Schranks oder unter dem Bett, und es gelang ihnen, sie heimlich zu lesen. Ein normal intelligentes Kind von acht oder neun Jahren fand sie widerwärtig; aber sie taten den Frauen gut, denn sie nahmen sie, wie sie sagten, aus sich heraus.

Es gab eine Zeit, in der sich die Leser in den Dörfern von kräftigerer Kost ernährt hatten, und biblische Worte und Bilder prägten noch immer die Sprache einiger älterer Menschen. Obwohl ungelesen, gab es in jedem gepflegten Haus immer noch eine kleine Reihe von Büchern, die fein säuberlich auf dem Beistelltisch mit der Lampe, der Kleiderbürste und den Familienfotos angeordnet waren. Einige dieser Sammlungen bestanden nur aus der Familienbibel und einem oder zwei Gebetbüchern; andere hatten ein paar zusätzliche Bände, die entweder den Eltern gehört hatten oder zusammen mit anderen Kleinigkeiten für ein paar Pence auf einem Markt gekauft worden waren - ThePilgrim's Progress, Drelincourt on Death, Richardsons Pamela, Anna Lee: The Maiden Wife and Mother, und alte Reise- und Predigtbücher. Lauras größter Fund war ein abgenutztes altes Exemplar von Belzonis Reisen, das das Fenster einer Speisekammer aufstieß. Als sie darum bat, es ausleihen zu dürfen, wurde es ihr großzügig zur Verfügung gestellt, und sie hatte das - für sie - große Vergnügen, mit dem Autor die Grabkammern der Pyramiden zu erkunden.

Einige der importierten Bücher trugen auf der Innenseite des Einbands das Original-Bookplate des Besitzers oder eine Inschrift in verblichener Kupferstich-Handschrift, während auf den Familienbüchern in gröberer Handschrift verkündet wurde:

George Welby, sein Buch:

Gib mir die Gnade, darin zu schauen,

Und nicht nur zu schauen, sondern zu verstehen,

Denn Lernen ist besser als Häuser und Land

Wenn Land verloren und Geld ausgegeben ist

dann ist das Lernen das Beste.

Oder:

George Welby ist mein Name,

England ist meine Nation,

Lark Rise ist mein Wohnsitz

Und Christus ist meine Rettung.

Wenn ich tot bin und in meinem Grab

und alle meine Gebeine verrottet sind,

nimm dieses Buch und denke an mich

Und denk daran, dass ich nicht vergessen bin.

Eine weitere beliebte Inschrift war die Warnung:

Stiehl dieses Buch nicht aus Angst vor der Schande,

Denn in ihm steht der Name des Besitzers,

Und am jüngsten Tag wird Gott sagen

'Wo ist das Buch, das du gestohlen hast?'

Und wenn du sagst: 'Das kann ich nicht sagen;

wird er sagen: "Du Verfluchter, fahr zur Hölle!

Alle oder einige dieser Bücher wurden kostenlos ausgeliehen, denn keiner der Besitzer wollte sie lesen. Die Frauen hatten ihre Novellen, und die Männer brauchten ihre ganze Zeit, um ihre Sonntagszeitungen durchzugehen, von denen fast jedes Haus eine hatte, entweder durch Kauf oder durch Ausleihe. The Weekly Despatch, Reynolds's News und Lloyd's News waren ihre Favoriten, obwohl einige wenige der guten alten Lokalzeitung, dem Bicester Herald, treu blieben.

Lauras Vater nahm neben dem Weekly Despatch auch den Carpenter and Builder mit, durch den die Kinder ihre erste Einführung in Shakespeare erhielten, denn es gab darin eine Kontroverse über Hamlets Worte "I know a hawk from a handsaw". Offenbar hatte ein Gelehrter vorgeschlagen, dass es heißen sollte: "I know a hawk from a heron, pshaw!", und die Zimmerleute und Baumeister liefen Sturm. Natürlich war der Falke das gleichnamige Werkzeug der Maurer und Stuckateure, und die Handsäge war nur eine Handsäge. Obwohl diese Zeile und einige Auszüge, die sie später in der Schullektüre fand, alles waren, was Laura für einige Zeit über Shakespeares Werke wissen sollte, schlug sie sich auf die Seite der Zimmerleute und Bauarbeiter, und ihre Mutter stimmte ihr zu, als sie darauf angesprochen wurde, denn sie sagte, dass "dieser Reiher, pshaw!" sicherlich ein wenig linkshändig klang.

Während die Romanleser, die den vornehmsten Teil der Gemeinde repräsentierten, ihren Tee genossen, gab es in einem anderen Cottage lebhaftere Zusammenkünfte. Die Gastgeberin, Caroline Arless, war zu diesem Zeitpunkt etwa fünfundvierzig Jahre alt und eine große, feine, aufrechte Frau mit blitzenden dunklen Augen, Haar wie schwarzer Draht und Wangen von der Farbe einer reifen Aprikose. Sie stammte nicht aus dem Dorf, sondern war als Braut dorthin gekommen, und man sagte, dass sie Zigeunerblut in sich trug.

Obwohl sie selbst schon Großmutter war, brachte sie etwa alle achtzehn Monate ein Kind zur Welt, was im Dorf als unschicklich galt, denn es hieß: "Wenn die Jungen anfangen, ist es für die Alten Zeit zu gehen. Aber Mrs. Arless kannte keine Regeln, außer denen der Natur. Sie hieß jeden Neuankömmling willkommen, kümmerte sich zärtlich um ihn, solange er noch hilflos war, schickte ihn zum Spielen vor die Tür, sobald er watscheln konnte, mit drei Jahren zur Schule und mit zehn oder elf zur Arbeit. Einige der Mädchen heirateten mit siebzehn und die Jungen mit neunzehn oder zwanzig Jahren.

Die Mittel und Wege störten sie nicht. Der Ehemann und die Söhne, die arbeiteten, machten am Freitagabend "einen drauf", und die Töchter, die im Dienst waren, schickten mindestens die Hälfte ihres Lohns nach Hause. An einem Abend brutzelte sie Steak und Zwiebeln zum Abendessen und ließ dem ganzen Dorf das Wasser im Munde zusammenlaufen; an einem anderen Abend gab es nichts als Brot und Schmalz auf dem Tisch. Wenn sie Geld hatte, gab sie es aus, und wenn sie keines hatte, besorgte sie sich Dinge auf Kredit oder verzichtete. Ich werde den Schaum füttern", pflegte sie zu sagen. Das habe ich schon einmal getan und werde es wieder tun, und was nützt es, sich zu sorgen. Sie schaffte es immer, den Schaum zu füttern, und gewöhnlich hatte sie auch ein paar Kupferstücke in der Tasche, obwohl sie dafür bekannt war, hoch verschuldet zu sein.

Wenn sie eine Postanweisung von einer ihrer Töchter erhielt, sagte sie zu jedem, der zufällig in der Nähe war, als sie den Brief öffnete: "Ich werde dieses bisschen Geld nicht vergeuden, um meine Schulden zu bezahlen.

Ihre Vorstellung von klugem Geldausgeben bestand darin, ein paar gleichgesinnte Nachbarn einzuladen, sie um ein prasselndes Feuer zu versammeln und eines ihrer Kleinkinder mit der Bierdose ins Gasthaus zu schicken. Keiner von ihnen wurde betrunken oder auch nur benebelt, denn es gab nicht sehr viel, selbst wenn die Dose ein zweites oder drittes Mal zum Gasthaus ging. Aber es war gerade genug, um sie aufzuheitern und ihre Sorgen zu vergessen, und das Gerede und Gelächter und die Liedfetzen, die aus "dem Haus von Frau Arless" herüberwehten, waren für die gesetzteren Matronen schockierend. Niemand krümmte den Finger um den Henkel einer Teetasse oder redete "vornehm" bei Mrs. Arless' Zusammenkünften, am allerwenigsten sie selbst. Sie war so aufgeladen mit sexueller Vitalität, dass bei ihr alle Gesprächsthemen auf Sex hinausliefen - nicht in seinen schmutzigen oder heimlichen Aspekten, sondern als die eine große zentrale Tatsache des Lebens.

Doch niemand konnte Mrs. Arless nicht ausstehen, so sehr sie auch ihren Geschmack und ihren Sinn für Angemessenheit verletzen mochte. Sie war so voller Leben und Elan und so überschwänglich gutmütig, dass sie jedem, den sie für bedürftig hielt, alles, was sie hatte, aufzwingen würde, ungeachtet der Tatsache, dass es nicht bezahlt wurde und niemals bezahlt werden würde. Sie kannte sich in einem Amtsgericht gut aus und machte daraus auch keinen Hehl, denn eine Vorladung vor das Amtsgericht war für sie nichts anderes als eine Einladung zu einem Tagesausflug, von dem sie als Siegerin zurückkehrte, nachdem sie den Richter davon überzeugt hatte, dass sie eine vorbildliche Ehefrau und Mutter war, die sich nur verschuldet hatte, weil ihre Familie so groß und sie selbst so großzügig war. Ihr Gläubiger zog sich unzufrieden zurück.

Eine andere Frau, die in dem Weiler lebte und doch etwas abseits des normalen Lebens stand, war Hannah Ashley. Sie war die Schwiegertochter des alten Methodisten, der den Brustpflug fuhr, und sie und ihr Mann waren ebenfalls Methodisten. Sie war eine kleine braune Maus von Frau, die sich weder am Dorfklatsch noch an den Streitigkeiten im Dorf beteiligte. In der Tat sah man sie wochentags nur selten, denn ihr Häuschen stand etwas abseits von den anderen und hatte einen eigenen Brunnen im Garten. Aber am Sonntagabend diente ihr Haus als methodistischer Versammlungsort, und dann legte sie all ihre Zurückhaltung gegenüber der Woche ab und hieß alle willkommen, die kommen wollten. Während sie dem Prediger zuhörte oder sich den Liedern und Gebeten anschloss, schaute sie sich in der kleinen Gemeinde um, und diejenigen, deren Blicke sie trafen, sahen ein solches Leuchten der Liebe in ihnen, dass sie nie wieder etwas Schlechtes über sie denken oder sagen konnten, außer: "Nun, sie ist eine Methody", als ob das alles Seltsame an ihr erklärte und entschuldigte.

Diese jüngeren Ashleys hatten ein Kind, einen Sohn, etwa in Edmunds Alter, und die Kinder im Endhaus spielten manchmal mit ihm. Als Laura an einem Samstagmorgen bei ihm zu Hause anrief, sah sie ein Bild, das sich für immer in ihr Gedächtnis einprägte. Es war die Stunde, in der alle anderen Häuser des Dorfes für den samstäglichen Hausputz auf den Kopf gestellt wurden. Die älteren Kinder, die von der Schule zurückkamen, rannten in ihren Häusern ein und aus oder stritten sich draußen bei ihren Spielen. Die Mütter schimpften und die Babys weinten, während sie in ihre Tücher gerollt wurden, um auf dem Arm einer älteren Schwester einen Ausflug zu machen. Es war die Art von Tag, die Laura verabscheute, denn drinnen gab es keine Ecke für sie und ihr Buch, und draußen lief sie Gefahr, in Spiele hineingezogen zu werden, die sie entweder zerrissen oder langweilten.

In Freddy Ashleys Haus herrschte Ruhe und makellose Reinheit. Die Wände waren frisch getüncht, der Tisch und der Dielenboden waren strohgelb geschrubbt, der schön polierte Rost glühte purpurrot, denn der Ofen wurde geheizt, und über dem Tisch lag ein schneeweißes Tuch, auf dem Kleisterkarton und Nudelholz lagen. Freddy half seiner Mutter, Plätzchen zu backen, indem er den Teig, den sie ausgerollt hatte, mit einem kleinen Ausstecher in Formen schnitt. Ihre beiden Gesichter, beide so schlicht und doch so freundlich, standen dicht beieinander über der Pappe, und ihre beiden Stimmen, als sie Laura aufforderten, hereinzukommen und sich ans Feuer zu setzen, klangen wie Engelsstimmen nach dem Tumult draußen.

Es war ein kurzer Blick in eine andere Welt als die, an die sie gewöhnt war, aber das Bild blieb ihr als etwas Ruhiges, Reines und Schönes in Erinnerung. Sie dachte, dass das Haus in Nazareth so ähnlich gewesen sein musste wie das von Freddy.

Die Frauen arbeiteten nie in den Gemüsegärten oder auf den Schrebergärten, selbst wenn sie ihre Kinder los waren und viel Freizeit hatten, denn es herrschte eine strenge Arbeitsteilung, und das war "Männerarbeit". Auch die viktorianischen Vorstellungen waren bis zu einem gewissen Grad durchgedrungen, und jede Arbeit außerhalb des Hauses galt als unfraulich. Aber selbst dieser Kodex erlaubte es einer Frau, einen Blumengarten zu bewirtschaften, und die meisten Häuser hatten zumindest ein schmales Beet am Wegesrand. Da kein Geld für Saatgut oder Pflanzen vorhanden war, mussten sie sich auf Wurzeln und Stecklinge verlassen, die ihnen von ihren Nachbarn gegeben wurden, und es gab wenig Abwechslung; aber sie züchteten all die süßen, altmodischen Bauerngartenblumen, Nelken, Mauerblümchen und Vergissmeinnicht im Frühling und Stockrosen und Michaelisblumen im Herbst. Dann gab es noch Lavendel und Stechginster und Südholz, das manchmal auch "Knabenliebe" genannt wird, dort aber als "alter Mann" bekannt ist.

Fast jeder Garten hatte seinen Rosenstrauch, aber es gab keine bunten Rosen unter ihnen. Nur die alte Sally hatte welche; die anderen mussten sich mit dieser sanften, altmodischen weißen Rose mit einer rosafarbenen Rötung im Herzen begnügen, die man "maiden's blush" nannte. Laura fragte sich immer, wer den ersten Strauch importiert hatte, denn offensichtlich waren die Exemplare von Haus zu Haus weitergereicht worden.

Neben ihrem Blumengarten pflegten die Frauen auch eine Kräuterecke mit Thymian, Petersilie und Salbei zum Kochen, Rosmarin zum Würzen des selbstgemachten Schmalzes, Lavendel zum Beduften der besten Kleider und Pfefferminze, Pennyroyal, Horehound, Kamille, Rainfarn, Melisse und Weinraute für die Medizin. Sie kochten viel Kamillentee, den sie zur Abwehr von Erkältungen, zur Beruhigung der Nerven und als allgemeines Stärkungsmittel gerne tranken. Ein großer Krug wurde immer vorbereitet und stand zum Aufwärmen nach der Entbindung bereit. Der Horehound wurde mit Honig zu einem Präparat verarbeitet, das bei Halsschmerzen und Erkältungen auf der Brust eingenommen wurde. Pfefferminztee war eher ein Luxus als eine Medizin; er wurde zu besonderen Anlässen aus Weingläsern getrunken, und die Frauen hatten eine private Verwendung für die Pennyroyal, obwohl sie, dem Anschein nach, nicht sehr wirksam war.

Neben den immer noch gebräuchlichen Gartenkräutern verwendeten einige der älteren Frauen auch wilde Kräuter, die sie je nach Jahreszeit sammelten und trockneten. Aber das Wissen und die Verwendung dieser Kräuter war im Aussterben begriffen; die meisten Menschen waren auf ihren Gartenbestand angewiesen. Eine Ausnahme bildete die Schafgarbe oder Milleblume, die noch immer von allen in großen Mengen gesammelt wurde, um "Schafsbier" herzustellen. Gallonen davon wurden gebraut und von den Männern in ihren Teekannen mit zur Arbeit genommen und in der Speisekammer für Mutter und Kinder bereit gestellt, damit sie trinken konnten, wenn sie durstig waren. Die beste Schafgarbe wuchs neben dem Schlagbaum, und bei trockenem Wetter war die ganze Pflanze so mit weißem Staub gesättigt, dass das Bier nach dem Brauen einen milchigen Farbton hatte. Wenn die Kinder dies bemerkten, wurde ihnen gesagt: "Wir müssen alle ein Stückchen Staub essen, bevor wir sterben, und er wird leicht in dieses gute Schafsbier rutschen.

Die Kinder im Endhaus fragten sich, wie sie jemals an ihr Stückchen Staub kommen würden, denn ihre Mutter war sehr wählerisch. Salat und Brunnenkresse wusch sie in drei Wässern, anstatt sie nur einzutauchen und zu schütteln, wie es die meisten anderen Leute taten. Die Brunnenkresse musste fast weggewaschen werden, denn es gab die Geschichte von dem Mann, der eine Kaulquappe verschluckt hatte, die in seinem Magen zu einem ausgewachsenen Frosch herangewachsen war. Brunnenkresse gab es in Hülle und Fülle zu ernten, und im Frühjahr wurde viel davon gegessen, bevor sie zäh wurde und die Menschen sich daran satt gegessen hatten. Vielleicht verdankten sie ihre gute Gesundheit zu einem großen Teil dieser Nahrung.

Alle Arten von selbstgemachten Weinen wurden von allen außer den Ärmsten gebraut. Schlehen, Brombeeren und Holunderbeeren konnten von den Hecken gepflückt werden, Löwenzahn, Huflattich und Huflattich von den Feldern, und der Garten lieferte Rhabarber, Johannisbeeren, Stachelbeeren und Pastinaken. Aus Garten- und Heckenfrüchten wurde Marmelade hergestellt. Sie musste über dem offenen Feuer gekocht werden und erforderte große Sorgfalt bei der Herstellung, aber das Ergebnis war im Allgemeinen gut - zu gut, sagten die Frauen, denn die Marmelade verschwand zu schnell. Einige bemerkenswerte Hausfrauen stellten Gelee her. Krebsapfelgelee war eine Spezialität im Endhaus. In den Hecken wuchsen viele Krabbenapfelbäume, und die Kinder wussten genau, wo sie rote Krabben, rot-gelb gestreifte Krabben oder Krabben, die wie Seile aus grünen Zwiebeln an den Ästen hingen, finden konnten.

Es erschien Laura wie ein Wunder, wenn sich ein Korb mit diesen Krabben, denen nichts als Zucker und Wasser hinzugefügt wurde, in Gelee verwandelte, das so klar und glänzend wie ein Rubin war. Sie rechnete nicht mit dem langen Schmoren, dem mühsamen Abseihen, dem sorgfältigen Abmessen, Aufkochen und Klären, das nötig war, um die Reihe von Gläsern zu füllen, die einen roten Lichtschein auf das weiß getünchte Regal im hinteren Teil der Speisekammer warfen.

Eine schnell zubereitete Delikatesse war der Schlüsselblumentee. Dazu pflückte man die goldenen Kerne von einer Handvoll Schlüsselblumen, übergoss sie mit kochendem Wasser und ließ den Tee einige Minuten ziehen. Anschließend konnte er je nach Belieben mit oder ohne Zucker getrunken werden.

Für die Kinder wurden Huflattichkugeln hergestellt. Dazu nahm man eine große, duftende Handvoll der Blüten, band die Stängel mit einer Schnur fest und zog die Blüten nach unten, so dass die Stängel bedeckt waren. Der Strauß war dann fast rund und bildete die schönste Kugel, die man sich vorstellen kann.

Einige der älteren Menschen, die Bienen hielten, stellten Met her, der dort als "Metheglin" bekannt war. Es war ein Getränk, das fast abergläubisch geschätzt wurde, und das Angebot eines Glases wurde als ein großes Kompliment angesehen. Diejenigen, die ihn herstellten, machten gerne ein kleines Geheimnis aus dem Verfahren, aber es war wirklich sehr einfach. Auf eine Gallone Quellwasser wurden drei Pfund Honig gegeben. Es musste fließendes Quellwasser sein und wurde an einer Stelle im Bach gewonnen, wo das Wasser sprudelte, niemals aus dem Brunnen. Der Honig und das Wasser wurden zusammen gekocht, abgeschöpft, abgeseiht und mit ein wenig Hefe versetzt; dann wurde der Metheglin sechs Monate lang in einem Fass aufbewahrt, bis er abgefüllt werden konnte.

Old Sally sagte, dass manche Leute ihren Metheglin mit Zitronen, Lorbeerblättern und dergleichen versauten, aber alles, was sie dazu sagen konnte, war, dass Leute, die dem Honig irgendetwas hinzufügten, es nicht verdienten, Bienen für sich arbeiten zu lassen.

Der alte Metheglin war angeblich das berauschendste Getränk der Welt, und er war auch sehr stark, wie ein kleines Mädchen einmal feststellte, als sie bei der Begrüßung eines Soldatenonkels aus Ägypten einen Schluck aus seinem Glas nehmen durfte und einen Zug nahm.

Den ganzen Abend über hatte es "Ja, bitte, Onkel Reuben" und "Sehr gut, danke, Onkel Reuben" zu ihm gesagt; aber als sie nach oben ins Bett ging, rief sie zum Erstaunen aller keck: "Onkel Reuby ist ein Tölpel! Es war der Met, der sprach, nicht sie. Es gab einen Stoß in ihre Richtung, aber zu ihrem Glück wurde er von Sergeant Reuben aufgehalten, der sein Glas leerte, mit den Lippen schmatzte und erklärte: "Nun, ich habe schon einige Schnäpse probiert, aber das hier übertrifft alles!", und unter dem Schutz des frischen Entkorkens und Einschenkens fiel sie schläfrig ins Bett, wobei sie immer noch ihr weißes, gestärktes Gewand trug.

Die Dorfbewohner luden sich nie gegenseitig zum Essen ein; aber wenn es nötig war, einem wichtigen Besucher oder weit entfernten Freunden Tee anzubieten, hatten die Frauen ihre Mittel. Wenn, wie es oft geschah, keine Butter im Haus war, schickte man ein Kind in den Laden im Gasthaus, um ein Viertel der besten frischen Butter zu holen, auch wenn es bis zum Zahltag "auf dem Buch" bleiben musste. Dünnes Brot und Butter, geschnitten und angerichtet wie in ihren alten Dienstjahren, mit einem Topf selbstgemachter Marmelade, die für eine solche Gelegenheit versteckt worden war, und einer Schüssel Salat, frisch aus dem Garten und garniert mit kleinen rosigen Radieschen, bildeten eine attraktive kleine Mahlzeit, die man, wie sie sagten, jedem vorsetzen konnte.

Im Winter holte man gesalzene Butter, machte Toast und aß ihn mit Sellerie. Das Toastbrot war ein beliebtes Familiengericht. Ich habe ihnen einen kniehohen Stapel Toast gemacht", sagte eine Mutter an einem winterlichen Sonntagnachmittag, bevor ihre hungrige Familie aus der Kirche kam. Ein weiteres Gericht, auf das sie stolz waren, waren dünne Scheiben kalter, gekochter durchwachsener Speck auf Toast, ein Gericht, das so köstlich ist, dass es eine größere Verbreitung verdient.

Die wenigen Besucher, die von außerhalb kamen, genossen dieses einfache Essen mit einer Tasse Tee und einem Glas hausgemachten Weins zum Abschied, und die Frauen genossen es, sie zu bewirten und vor allem das Gefühl zu haben, dass sie selbst dem Anlass gewachsen waren. Ihr wollt doch nicht arm sein und auch noch arm aussehen", sagten sie, und: "Wir haben unseren Stolz. Ja, wir haben unseren Stolz.

Hausierer

Hausierer bedeuteten für die Frauen  des Weilers eine angenehme Abwechslung im Tagesablauf, und es gab mehr davon als man wohl erwarten würde. Der erste, der am Montagmorgen ankam, war der alte Jerry Parish mit seiner Wagenladung Fisch und Obst. Da er in seiner Runde einige der großen Häuser  bediente, hatte er eine große Warenauswahl; aber die einzigen Waren, die er in Lark Rise zu den Türen brachte, waren eine Schachtel Bloater [geräucherte Heringe] und ein Korb mit kleinen, sauren Orangen. Die Bloater wurden zu je einem Cent und die Orangen zu je drei Cent verkauft. Selbst zu diesen Preisen waren sie Luxus; da es aber erst Montag war und immer wieder einmal in ein paar Geldbörsen ein paar Kupferstücke  verblieben waren, fühlten sich die Frauen frei, sich um seinen Wagen zu drängen, um seine Waren zu untersuchen und zu kritisieren, selbst wenn sie nichts kauften. Zwei oder drei von ihnen würden versucht sein, einen Bloater für ihr Mittagessen zu kaufen, aber er musste Heringsmilch [Samenflüssigkeit] haben, denn in fast jedem Haus gab es noch nicht schulpflichtige Kinder; also musste der Bloater aufgeteilt werden, und die Heringsmilch kam aufs Brot für die Kleinsten. "Plagt mich!" pflegte Jerry zu sagen. „Ich habe in meinem Leben noch nie so viele  Bloater mit Heringsmilch  gehabt. Was meint ihr, wenn ich sie gehabt hätte, hätte ich sie selbst gegessen. Und dann quetschte er die Bloater zwischen seinen großen roten Fingern und tat so, als ob er genau darüber nachdenken würde, und erklärte dann, dass jeder einzelne Fisch die beste Heringsmilch hätte, ob er sie hatte oder nicht. "Trieft nur so, sag ich!" und er troff in der Tat, wenn er ihn losließ. »Aber was nützt euch ein einziger Bloater? Ich sag euch, was ich tun werde. Ich werde euch diese drei Mordskerle für zweieinhalb Penny geben."

Es war nicht gut. Die zwei halben Pence gab es nie; selbst der Penny konnte so schlecht gespart werden, dass die Käuferin sich oft selbstsüchtig und gierig fühlte, nachdem sie sich davon getrennt hatte; aber nach einem Vormittag am Waschzuber brauchte sie so dringend eine Belohnung, und ein Bläschen war eine schmackhafte Abwechslung zu ihrer sonst eintönigen Kost.

Auch die Orangen waren verlockend, denn die Kinder liebten sie. Wenn sie im Winter von der Schule nach Hause kamen, war es eine ihrer größten Freuden, Orangen auf dem Kaminsims zu finden. Sie mochten zwar sauer und innen hart und dünn sein; aber ohne sie, wie reich und leuchtend! und welch ein seltsamer fremder Duft durchzog das Zimmer, wenn die Mutter jede einzelne in Viertel teilte und verteilte. Selbst wenn das Fruchtfleisch aufgegessen war, blieb die Schale übrig, die auf dem Herd getrocknet und mit in die Schule genommen wurde, um sie im Unterricht zu kauen oder sie gegen Kastanien oder Schnüre oder andere begehrte Gegenstände zu tauschen.

Jerrys Wagen übte eine große Anziehungskraft auf Laura aus. Beim Geräusch seiner Räder rannte sie hinaus, um sich an den schönen Farben der Trauben, Birnen und Pfirsiche zu erfreuen. Sie liebte auch die Fische mit ihren kühlen Farben und seltsamen Formen und stellte sich vor, wie sie im Meer herumschwammen oder sich im Seegras ausruhten. Wie heißt der da?", fragte sie eines Tages und zeigte auf einen besonders seltsam aussehenden Fisch.

Das ist ein John Dory, mein Lieber. Siehst du die schwarzen Flecken? Die sehen aus wie Fingerabdrücke, nicht wahr? Und man sagt, dass es Fingerabdrücke sind. Er hat sie in jener Nacht gemacht, als sie fischten, und er hat ein paar davon genommen und sie für sie gekocht, und seitdem, so sagt man, haben alle Petersfische, die aus dem Meer kommen, seine Fingerabdrücke.

Laura war verwirrt, denn Jerry hatte keinen Namen genannt, und außerdem war er ein trinkender, fluchender alter Mann, der, wie sie dachte, kaum eine heilige Legende wiederholen würde.

Meinst du den See von Galiläa?", fragte sie zaghaft.

'Das ist es, meine Liebe. Ob das stimmt oder nicht, weiß ich natürlich nicht, aber die Fingerabdrücke sind da, und das ist es, was man in unserem Beruf sagt.

Auf Jerrys Karren tauchten die Tomaten zum ersten Mal in dem Weiler auf. Sie waren noch nicht lange in diesem Land eingeführt worden und setzten sich langsam durch. Die Früchte waren damals flacher als heute und vom Stiel her tief gerillt und eingedrückt, was ihnen ein fast sternförmiges Aussehen verlieh. Es gab neben den scharlachroten auch leuchtend gelbe Früchte, aber nach einigen Jahren verschwanden die gelben vom Markt und die roten wurden runder und glatter, wie wir sie heute kennen.

Der Korb mit den roten und gelben Früchten zog Lauras farbenfrohes Auge auf den ersten Blick an. 'Was ist das?', fragte sie den alten Jerry.

'Liebesäpfel, meine Liebe. Das sind Liebesäpfel, auch wenn manche Ignoranten sie Tommys nennen. Aber die willst du nicht - das sind eklige, saure Dinger, die nur der Adel essen kann. Du hast eine schöne süße Orange mit deinem Penny.' Aber Laura wollte unbedingt von den Liebesäpfeln kosten und bestand darauf, einen zu bekommen.

Dieser Wagemut erregte bei den Zuschauern großes Aufsehen. 'Versuch jetzt nicht, ihn zu essen', drängte eine Frau. Davon wird dir nur schlecht. Ich weiß das, weil ich bei unserer Minnie eines dieser ekligen Dinger gegessen habe. Und diese ekligen, grausamen Dinger blieben in der öffentlichen Meinung jahrelang erhalten, obwohl die meisten Menschen sie heute so wie damals vorziehen würden, mit dem ausgeprägten Tomatengeschmack gegenüber der wässrigen Geschmackslosigkeit unserer größeren, glatteren Tomaten.

Mr. Wilkins, der Bäcker, kam dreimal in der Woche. Seine lange, schlaksige Gestalt, umgürtet von einer weißen Schürze, die ihm immer über die Hüften zu rutschen schien, war im Endhaus ein vertrauter Anblick. Er blieb dort immer auf eine Tasse Tee, für die er sich an das Ende der Kommode lehnte. Er setzte sich nie hin; er sagte, er habe keine Zeit, und deshalb hielt er auch nicht an, um seine mehlstaubige Backstubenkleidung zu wechseln, bevor er seine Runde machte.

Er war kein gewöhnlicher Bäcker, sondern von Beruf Schiffszimmermann, der auf Verwandtenbesuch ins Nachbardorf gekommen war, seine jetzige Frau kennengelernt, geheiratet und im Landesinneren vor Anker gegangen war. Ihr Vater war alt, sie war das einzige Kind, und das Familiengeschäft musste erledigt werden; so hatte er teils aus Liebe, teils aus Gewinnsucht die Seefahrt aufgegeben, aber im Herzen blieb er ein Seemann.

Er stand in der Tür von Lauras Haus, schaute auf die Weizenfelder, die sich im Winde wiegten, und auf die weißen Wolken, die über sie hinwegzogen, und sagte: "Das ist alles sehr schön, aber es kommt mir ein bisschen tot vor, so weit weg vom Meer. Und er erzählte den Kindern, wie sich die Wellen bei einem Sturm auftürmen, "wie eine Hauswand, die auf dein Schiff fällt", und von anderen Meeren, die ruhig und hell wie ein Spiegel waren, mit kleinen Inseln und Palmen, aber auch verräterisch - und verräterischen kleinen Männern, die in Palmblatthütten lebten, "deren Gesichter so braun waren wie deine Kutte, Laura". Einmal war er schiffbrüchig geworden und hatte neun Tage in einem offenen Boot verbracht, die letzten beiden ohne Wasser. Seine Zunge war am Gaumen festgeklebt und er hatte nach seiner Rettung wochenlang im Krankenhaus gelegen.

Und doch", sagte er, "würde ich liebend gern noch eine Reise machen, aber meine liebe Frau würde sich die Augen aus dem Kopf schlagen, wenn ich das erwähne, und das Geschäft kann man natürlich nicht aufgeben. Nein. Ich habe den Anker geschluckt, ganz recht. Ich habe den Anker geschluckt.'

Mr. Wilkins brachte das Bild des echten, lebendigen Meeres in das Endhaus, sonst hätten die Kinder es nur in Bildern gekannt. Zwar war ihre Mutter in ihrer Zeit als Krankenschwester mit ihren Schützlingen am Meer gewesen und hatte viele schöne Geschichten von Spaziergängen auf Molen, dem Graben im Sand, dem Sammeln von Seetang und dem Krabbenfang mit Netzen zu erzählen. Aber das Meer war anders - reizvoll auf seine Art, zweifellos, aber nichts im Vergleich zum weiten, tosenden Ozean mit seinen Schiffen darauf.

Die einzige Portion Meer, die sie zu sehen bekamen, befand sich in einer Medizinflasche, die ein Mädchen aus dem Dorf, das in Brighton Dienst tat, als Kuriosität mit nach Hause brachte. Mit der Zeit ging das Fläschchen mit Meerwasser in den Besitz einer jüngeren Schwester, einer Schulkameradin von Laura, über, die sich überreden ließ, es gegen ein Stück Kuchen und eine blaue Perlenkette zu tauschen. Laura hütete ihn jahrelang wie einen Schatz.

Viele Gelegenheitsbesucher kamen durch den Weiler. Durchreisende Kesselflicker mit ihren Karren, Feuerstellen und drehenden Schleifsteinen bogen von der Hauptstraße ab und kamen singend:

Gibt es Rasiermesser oder Scheren zu schleifen?

Oder irgendetwas anderes aus dem Sortiment der Kesselflicker?

Irgendwelche alten Töpfe oder Kessel zum Flicken?

Nachdem sie gegen das Licht in ein undichtes Gefäß geschielt oder die Schneiden von Rasiermessern oder Scheren an der harten Haut ihrer Handflächen ausprobiert hatten, hockten sie sich an den Straßenrand, um zu arbeiten, oder setzten ihr Schmirgelrad in Gang, zur Freude der Dorfkinder, die bei solchen Arbeiten immer einen Kreis bildeten.

Zigeunerinnen, die Kohlnetze und Wäscheklammern zu verkaufen hatten, kamen häufiger vorbei, denn sie hatten nur eine Meile entfernt einen Lagerplatz und kein Ort war zu arm, um ihnen eine Ernte zu bringen. Wenn man ihnen die Tür öffnete und die Hausfrau unter vierzig zu sein schien, fragten sie mit einschmeichelnder Stimme: "Ist Ihre Mutter zu Hause, meine Liebe? Als man ihnen dann die Lage erklärte, riefen sie erstaunt aus: "Sie wollen mir doch nicht sagen, dass Sie die Mutter sind? Sieh dir das an. Ich hätte Sie nicht für einen Tag über zwanzig gehalten.'

Egal, wie oft man dieses Kompliment wiederholte, es wurde in Gänze geschluckt und bildete den Auftakt zu einem langen Gespräch, in dessen Verlauf der schlaue "Ägypter" nicht nur die vollständige Geschichte der eigenen Familie erfuhr, sondern auch eine Menge über die ihrer Nachbarn, die er sich für die Zukunft notierte. Dann kam die Bitte um "eine Handvoll Kartoffeln oder eine Zwiebel oder zwei für den Topf", und wenn diese gegeben wurden, was meistens der Fall war, wurde "meine hübsche Frau" um ein altes Hemd ihres Mannes oder um etwas gebeten, das die Kinder vielleicht liegen gelassen hatten, und da das Dorf sehr arm war, wurden ein paar abgenutzte Kleidungsstücke besorgt, um das Bündel zu vergrößern, das dann an den Lumpenhändler verkauft wurde.

Manchmal boten die Zigeuner an, Wahrsagen zu machen, aber dieses Angebot wurde immer abgelehnt, nicht aus Skepsis oder mangelnder Neugier auf die Zukunft, sondern weil die nötigen Silbermünzen nicht vorhanden waren. Nein, danke", sagten die Frauen dann. 'So etwas will ich nicht. Mein Schicksal ist bereits besiegelt.'

'Ah, Mylady! Sie denken das; aber wer Kinder hat, weiß das nicht. Du bist zwar geboren, aber noch nicht tot, und du kannst dich noch in Seide kleiden und in deiner eigenen Kutsche fahren. Warte nur, bis dein strammer Junge reich geworden ist. Ich wette, er wird seine Mutter nicht vergessen", und nach dieser freien Prognose zogen sie weiter zum nächsten Haus und hinterließen einen Duft, der so stark war wie der einer Füchsin.

Die Zigeuner bezahlten mit Unterhaltung für das, was sie bekamen. Ihre Rufe waren eine willkommene Unterbrechung des Tages. Die Rufe der Landstreicher verunsicherten die Gemüter und ließen die Niedergeschlagenen noch deprimierter zurück.

Zu dieser Zeit müssen Hunderte von Landstreichern auf den Straßen unterwegs gewesen sein. Bei einem Spaziergang sah man oft einen schmutzigen, unrasierten Mann in Lumpen und mit einem zerschlissenen Bowler, der am Straßenrand ein Feuer aus Stöcken anzündete, um seine Teekanne zu kochen. Manchmal hatte er eine arme, zerlumpte Frau bei sich, die das Feuer anzündete, während er sich auf dem Rasen räkelte oder die besten Stücke aus dem Beutel mit Lebensmitteln heraussuchte, den sie an ihrem letzten Aufenthaltsort gesammelt hatten.

Einige von ihnen hatten kleine, wertlose Dinge dabei, die sie verkaufen wollten - Streichhölzer, Schnürsenkel oder getrocknete Lavendelsäckchen. Die Mutter der Kinder kaufte oft aus Mitleid bei ihnen, aber nie bei dem Mann, der Orangen verkaufte, denn sie hatten ihn auf einem ihrer Spaziergänge gesehen, wie er auf seine Orangen spuckte und sie mit einem schmutzigen Lappen polierte. Dann war da noch die Frau, die eines Morgens sehr früh an die Tür klopfte und kleine Baumrindenstücke in ihrer Schürze trug. Sie war sauberer und besser gekleidet als der gewöhnliche Landstreicher und brachte einen starken Lavendelduft mit. 

Es schien sich um eine Rinde zu handeln, die man mit einem Klappmesser von der nächstgelegenen Kiefer hätte abhacken können, aber sie behauptete, dass sie einen ganz anderen Ursprung habe. Es handele sich um die berühmte Lavendelrinde, die ihr Seemannssohn aus dem Ausland mitgebracht habe. Ein Fragment, das sie zwischen den Kleidern aufbewahrte, war nicht nur ein ewiges Parfüm, sondern auch der Tod für Motten. Riecht nur, meine Lieben", sagte sie und reichte der Mutter und den Kindern, die sich an der Tür drängten, Stücke davon.

Es duftete tatsächlich stark nach Lavendel. Die Kinder fassten es liebevoll an, fasziniert von einer Substanz, die so weit gereist war und so süß roch.

Die Verkäuferin verlangte sechs Pence pro Stück, kam aber bereitwillig auf zwei Pence herunter, und drei Stück wurden gekauft und in einer hübschen Schale auf den Beistelltisch gestellt, um den Raum zu parfümieren und als Rarität ausgestellt zu werden.

Leider hatte die Verkäuferin kaum Zeit, den Ort zu verlassen, bevor sich der Duft verflüchtigt hatte und die Rinde wieder zu dem wurde, was sie war, bevor sie sie mit Lavendelöl beträufelte - eine ganz gewöhnliche Rinde von einem Kiefernstamm!

Solch ein Glanz war außergewöhnlich. Die meisten der Landstreicher waren einfache Bettler. Könntet ihr mir bitte einen Bissen Brot geben, denn ich bin so hungrig. Ich sage Gott, dass ich seit gestern Morgen keinen Bissen mehr zwischen die Lippen bekommen habe", hieß es regelmäßig, wenn sie an die Tür einer Hütte klopften, und obwohl viele von ihnen wohlgenährt aussahen, wurden sie nie abgewiesen. Dicke Scheiben, die kaum zu retten waren, wurden mit Schmalz bestrichen; die kalten Kartoffeln, die die Hausfrau für ihr eigenes Abendessen hatte braten wollen, wurden in Zeitungspapier eingewickelt, und als sie den Weiler verließen, waren sie mindestens eine Woche lang gegen den Hunger versichert. Die einzige Belohnung für solche Großzügigkeit war, abgesehen von dem weinerlichen professionellen "Gott segne euch", die aufmunternde Erkenntnis, dass es, wie schlecht es einem selbst auch gehen mochte, andere gab, die noch ärmer waren.

Woher all diese Wanderer kamen oder wie sie auf der sozialen Skala so tief gesunken waren, war ungewiss. Nach ihren eigenen Angaben waren sie ganz normale, anständige Arbeiter mit einem Haus "wie das deine, Mama"; aber ihre Häuser waren abgebrannt oder überflutet worden, oder sie waren arbeitslos geworden oder hatten lange Zeit im Krankenhaus verbracht und konnten nie wieder von vorne anfangen. Viele der Frauen bettelten, dass ihre Männer tot seien, und mehrere Männer kamen bettelnd mit der Begründung, dass sie, nachdem sie ihre Frauen verloren hatten, sich um die Kinder kümmern müssten und sie nicht zurücklassen könnten, um für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten.

Manchmal zogen ganze Familien mit ihren Taschen, Bündeln und Teekannen durch die Straßen, bettelten unterwegs um Essen und schliefen in Gelegenheitsquartieren, unter Zäunen oder in Gräben. Als Lauras Vater eines Abends in der Dämmerung von der Arbeit nach Hause kam, glaubte er, ein Rascheln im Graben am Straßenrand zu hören. Als er hinunterschaute, blickte eine Reihe weißer Gesichter zu ihm auf, die zu einer Mutter, einem Vater und drei oder vier Kindern gehörten. Er sagte, dass im Halbdunkel nur ihre Gesichter zu sehen waren und dass sie wie eine Reihe von Silbermünzen aussahen, die von einem Gulden bis zu einem Dreipfennigstück reichten. Obwohl es Spätsommer war, war die Nacht nicht kalt. Gott sei Dank", sagte die Mutter der Kinder, als sie von ihnen hörte, denn wenn es kalt gewesen wäre, hätte er sie alle mit nach Hause nehmen können. Er hatte schon früher Landstreicher mit nach Hause gebracht und sie mit der Familie bei Tisch sitzen lassen, sehr zum Missfallen seiner Frau, denn er hatte eine ihrer Meinung nach seltsame Vorstellung von Gastfreundschaft und Brüderlichkeit.

Einen Tallyman oder Johnny Fortnight gab es in dieser Gegend nicht; aber einmal kam für einige Monate ein Mann, der in einer benachbarten Stadt ein kleines Möbelgeschäft betrieb, und verkaufte seine Waren auf Ratenzahlung. Bei seinem ersten Besuch in Lark Rise erhielt er keine einzige Bestellung, aber bei seinem zweiten Besuch bestellte eine der Frauen, die mutiger war als die anderen, einen kleinen hölzernen Waschtisch und eine Zinkwanne für den Waschtag. Sofort wurden Waschtische und Zinkbadewannen der letzte Schrei. Keine der Frauen konnte sich vorstellen, wie sie es so lange ohne einen Waschtisch in ihrem Schlafzimmer ausgehalten hatten. Sie waren mit den Wassereimern und -schüsseln in der Speisekammer, am Kamin oder im Freien für den eigenen Gebrauch zufrieden; aber wenn jemand krank würde und der Arzt sich die Hände in einer Schüssel waschen müsste, die auf einem sauberen Handtuch auf dem Küchentisch stand! oder wenn Verwandte aus der Stadt zu Besuch kämen, die ein richtiges Waschbecken und Wasser hätten! Sie glaubten, sie würden vor Kummer sterben, wenn sie sich dafür entschuldigen müssten, dass sie kein Waschbecken hatten. Die Zinkbadewanne erschien ihnen sogar noch notwendiger. Die hölzerne Wanne, die ihre Mutter benutzt hatte, war "ein girt okkardes altes Ding". Obwohl sie ihr Gewicht vorher kaum bemerkt hatten, schien es ihnen fast das Genick zu brechen, als sie eine helle, glänzende neue Wanne unter dem Dachvorsprung der benachbarten Scheune hängen sahen.

Es dauerte nicht lange, bis praktisch jedes Haus eine neue Badewanne und einen neuen Waschtisch hatte. Ein paar Mütter mit kleinen Kindern gingen noch weiter und bestellten auch eine Feuerleiter. Dann begannen die vierzehntägigen Zahlungen. 

Einundsechzig war die vorgeschriebene Rate, und in den ersten vierzehn Tagen wurde sie auch gezahlt. Aber es war so schwierig, diese achtzehn Pence zusammen zu bekommen. Von den neun Pence der ersten Woche mussten immer ein paar Pence abgezweigt werden, und in der zweiten Woche brauchte man dann dringend Geld. Die Raten sanken auf einen Schilling. Dann auf sechs Pence. Einige gaben den Kampf auf und gerieten in Verzug.

Monat für Monat kam der Verkäufer vorbei und sammelte ein, was er konnte; aber er versuchte nicht, sie zum Kauf von mehr zu verleiten, denn er wusste, dass er dafür nie bezahlt werden würde. Er war ein gutherziger Mann, der sich ihre Leidensgeschichten anhörte und sie nie schikanierte oder ihnen mit dem Amtsgericht drohte. Vielleicht waren die Schulden für ihn nicht so wichtig, wie sie seinen Kunden erschienen; oder er fühlte sich schuldig, weil er sie dazu verleitet hatte, Dinge zu bestellen, die sie sich nicht leisten konnten. Er meldete sich so lange, bis er so viel wie möglich eingetrieben hatte, und verschwand dann von der Bildfläche.

Eine noch amüsantere Episode war die mit den Bierfässern. Damals holten in diesem Teil des Landes Brauereireisende, so genannte "Vorreiter", die Bestellungen in Bauernhäusern und besseren Häusern sowie in Gasthäusern ab. Kein erfahrener Vorreiter besuchte die Bauernhäuser, aber es kam die Zeit, in der ein Anfänger voller jugendlichem Enthusiasmus, der unbedingt sein Auftragsbuch füllen wollte, auf die brillante Idee kam, im Dorf um Aufträge zu werben.

Wäre es nicht herrlich, fragte er die Frauen, wenn sie zu Weihnachten ihr eigenes Neun-Gallonen-Fass mit gutem Bier hätten und nur in die Speisekammer gehen und den Hahn aufdrehen müssten, um ein Glas für ihren Mann und ihre Freunde zu holen. Das Bier kostete fassweise weit weniger als im Gasthaus gekauft. Auf lange Sicht würde es sich lohnen, einen Krug mit schäumendem Bier aus dem eigenen Fass für die Freunde zu holen, und wie gut das aussehen würde. Was die Bezahlung anbelangt, so schickten sie ihre Rechnungen vierteljährlich ein, so dass sie genügend Zeit zum Sparen haben würden.

Die Frauen waren sich einig, dass es in der Tat großartig wäre, ein eigenes Fass zu haben, und selbst die Männer waren, als sie abends von dem Projekt erfuhren, beeindruckt von dem Preisunterschied beim Kauf von Neun-Gallonen-Fässern. Einige von ihnen rechneten es auf dem Papier aus und waren zufrieden, dass sie in Anbetracht der Tatsache, dass sie zu Weihnachten ohnehin ein paar Schillinge mehr ausgeben würden, dass die Frau in letzter Zeit ziemlich müde aussah und ein Glas gutes Bier weniger kostete als die Medizin des Arztes, und dass vielleicht eine Tochter, die im Dienst war, eine Postanweisung schicken würde, es wagen könnten, das Fass zu bestellen.

Andere machten sich nicht die Mühe, es zu berechnen, sondern gaben, von der Idee entzückt, die Bestellung leichtfertig auf. Schließlich, so sagte der Vorreiter, sei Weihnachten nur einmal im Jahr, und dieses Jahr würden sie ein fröhliches Fest feiern. Natürlich gab es auch Spaßverderber, wie Lauras Vater, der sardonisch sagte: "Sie werden sich ins Fäustchen lachen, wenn sie dafür bezahlen müssen.

Die Fässer kamen, wurden angezapft und das Bier wurde herumgereicht. Die Fässer waren leer, und der Fuhrmann des Bierbrauers in seiner Lederschürze wuchtete sie hinter seinen dampfenden, stampfenden Pferden in den Wagen; aber keine der Senf- oder Kakaodosen, die an geheimen Orten versteckt waren, enthielt mehr als ein paar Kupferstücke, um die Rechnung zu bezahlen. Als der Tag der Abrechnung kam, hatten nur drei der Käufer das Geld bereit. Aber man ließ sich Zeit. Nächsten Monat würde es reichen, aber Achtung, dann muss es da sein. Die meisten Frauen bemühten sich, das Geld aufzutreiben, aber es gelang ihnen natürlich nicht. Der Reisende meldete sich immer wieder, und jedes Mal wurde er drohender, und nach einigen Monaten brachte der Bierbrauer die Angelegenheit vor das Bezirksgericht, wo der Richter nach Anhörung der Verkaufsumstände und des Einkommens der Käuferinnen anordnete, dass sie alle wöchentlich zwei Pence auf die Schulden zu zahlen hätten. Damit endete die große Aufregung, ein eigenes Fass Bier vom Fass zu haben.

Der Packer oder Hausierer, einst eine vertraute Figur in diesem Teil des Landes, wurde in den achtziger Jahren nur noch selten gesehen. Die Menschen waren dazu übergegangen, ihre Kleidung in den Geschäften der Marktstadt zu kaufen, wo die Mode neuer und die Preise niedriger waren. Aber ein letzter Überlebender des einst so zahlreichen Clans besuchte den Weiler noch in langen und unregelmäßigen Abständen.

Er bog von der Straße ab und stapfte die schmale Dorfstraße hinunter, ein alter weißhaariger, weißbärtiger Mann, immer noch gesund und munter, obwohl er sich unter dem schweren, mit schwarzem Segeltuch bespannten Rucksack, den er auf den Schultern trug, fast doppelt beugte. Gibt es heute etwas aus dem Rucksack?", fragte er an jedem Haus, und bei der geringsten Aufforderung warf er seine Last ab und öffnete sie auf der Türschwelle. Er hatte eine verlockende Auswahl an Waren dabei: Kleider- und Hemdenlängen und Reste zum Schminken für die Kinder; Schürzen und Schürzen, schlicht und ausgefallen; Kordhosen für die Männer und bunte Schals und Bänder für die Sonntagskleidung.

Das ist ein richtig guter Stoff, Ma'am", sagte er und hielt eine Kleiderlänge hoch, um sie zu zeigen. Ein Kleid aus diesem Stück würde für immer reichen und danach einen guten Unterrock ergeben. Nur wenige Frauen aus dem Dorf konnten es sich leisten, die Qualität seiner Stückware zu testen; Baumwollstoffe, Bänder oder Stecknadeln waren ihre üblichen Einkäufe; aber seine Kleider und anderen Stoffe waren von hervorragender Qualität und hielten viel länger, als man sich in diesen Tagen schnell wechselnder Moden wünschen würde. Aus seinem Rucksack stammte der weiche, warme, graue Wollstoff mit einem weißen Fleck, aus dem Laura das Kleid mit einer kleinen schwarzen Satinschürze und einem Strauß Schneeglöckchen auf der Brust trug, wenn sie im Postamt Briefmarken verkaufte.

Einmal im Sommer kam eine deutsche Musikkapelle durch den Ort und machte vor dem Gasthaus Halt, um zu spielen. Sie bestand aus einer ganzen Familie, einem Vater und seinen sechs Söhnen, die in der Größe abgestuft waren wie eine Reihe von Krügen, von dem großen jungen Mann, der das Kornett spielte, bis zu dem pausbäckigen kleinen Jungen mit dem rosa Gesicht, der die Trommel schlug.

In ihren adretten grünen Uniformen standen sie im Halbkreis und schlugen auf ihre Instrumente ein, bis ihre pummeligen deutschen Backen fast zu platzen schienen. Die meiste Musik, die sie spielten, ging über die Köpfe der Dorfbewohner hinweg, die sagten, sie hätten gerne etwas mit mehr "Chune" darin; aber als sie am Ende der Aufführung "God Save the Queen " anstimmten, sangen die Passanten mit Begeisterung mit.

Das war das Zeichen für den Wirt, in seinen Hemdsärmeln mit drei schäumenden Bierkrügen herauszukommen. Einen für den Vater, der sich das Bier in die Kehle schüttete wie Wasser in ein Waschbecken, und die anderen beiden, die höflich von Sohn zu Sohn weitergereicht wurden. Das Bier war die einzige Belohnung für die Unterhaltung, es sei denn, ein Bauerngespann oder eine Handwerkerfalle hielt während der Aufführung vor dem Wirtshaustor an. Zu den Frauen und Kindern, die sich zum Zuhören versammelt hatten, brachten sie ihre Sammeltüte nicht, denn sie wussten aus Erfahrung, dass in der Tasche einer Bäuerin kein halber Pfennig für deutsche Musikkapellen zu finden war. Nachdem sie den Speichel von ihren Blechblasinstrumenten abgeschüttelt hatten, verbeugten sie sich, klickten mit den Absätzen und marschierten die staubige Straße hinauf zum Mutterdorf. Es war gutes Bier und sie waren heiß und durstig, also war die Belohnung vielleicht ausreichend.

Die einzige andere reisende Unterhaltung, die es dort gab, waren die so genannten Tanzpuppen. Diese tanzten leider nicht im Freien, sondern in einer Hütte, zu der man einen Penny Eintritt verlangte, und da die Hütte nicht die sauberste war, durfte Laura dieser Vorstellung nie beiwohnen. Diejenigen, die sie gesehen hatten, sagten, dass die Puppen an Drähten hingen und dass der Mann, der sie ausstellte, die Worte für sie sagte, so dass es sich um eine Art Marionettenvorstellung gehandelt haben musste.

Einmal, sehr früh in ihrer Schulzeit, trafen die Endhauskinder einen Mann mit einem Tanzbären. Der Mann, offenbar ein Fremder, sah, dass die Kinder Angst hatten, vorbeizugehen, und ließ, um sie zu beruhigen, seinen Bären tanzen. Mit einer langen Stange, die er auf seinen Vorderpfoten balancierte, tanzte er zu der von seinem Herrn gesummten Melodie Walzer, schulterte dann die Stange und machte auf sein Kommando hin Übungen. Die Ältesten des Dorfes sagten, der Bär sei dort viele Jahre lang in großen Abständen erschienen, aber das war sein letzter Auftritt. Der arme Braune mit seinem räudigen Fell und seinem heißen, verpesteten Atem wurde nie wieder in dieser Gegend gesehen. Vielleicht starb er an Altersschwäche.

Die größte Aufregung von allen und diejenige, an die man sich in dem Weiler am längsten erinnert, war der Besuch eines billigen Jakobs etwa in der Mitte des Jahrzehnts. An einem Herbstabend, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, kam er mit seinem Wagen voller Geschirr und Zinnwaren an und stellte seine Ware auf dem Gras am Straßenrand vor einem mit Eisbergen, Pinguinen und Eisbären bemalten Hintergrund ab. Schon bald flackerten seine Naphthalampen auf, und er schlug seine Schüsseln wie Glocken aneinander und rief: "Kommt kaufen! Kommt und kauft!

Es war der erste Besuch eines billigen Jakobs in dem kleinen Ort, und die Aufregung war groß. Männer, Frauen und Kinder eilten aus den Häusern und drängten sich im Lichtkreis, um seinem Gerede zu lauschen und seine Waren zu bewundern. Und was für Schnäppchen er machte! Das Teeservice, das mit dicken, vollen, rosa Rosen geschmückt war: einundzwanzig Stück, und kein einziges hatte einen Makel. Wie es schien, hatte die Königin das gleiche Service für den Buckingham Palace gekauft. Die Teekannen, die Tabletts, die Schüsselnester und Schüsseln und das Schlafzimmerporzellan, das jeden erröten ließ, wenn er das intimste Utensil auswählte, um mit den Fingerknöcheln zu klopfen, um zu zeigen, dass es echt war.

'Zwei Schilling!' rief er. Nur zwei Schilling für dieses hübsche Krugset. Hier ist einer für Ihr Bier und einer für Ihre Milch und noch einer für den Fall, dass Sie einen der beiden anderen zerbrechen. Möchte niemand spekulieren? Wie wäre es dann mit diesem Set von Tabletts, direkt aus Japan und mit handgemalten Pfingstrosen; oder mit diesem Haufen von Schüsseln, exakte Nachbildungen derjenigen, aus denen die Prinzessin von Wales ihren Haferschleim trank, als Prinz George geboren wurde. 

 Aber verdammt, sie kosten mich mehr als das. Ich könnte morgen in Banbury das Doppelte des Preises bekommen, den ich verlange; aber ich gebe sie Euch, denn Ihr könnt es nicht Verkaufen nennen, denn ich mag Eure Gesichter und meine Ladung ist schwer für mein Bein. Erschreckende Schnäppchen! Ungeheure Entbehrungen! Kommt und kauft! Kommt und kauft!'

Aber es gab kaum ein Angebot. Die Mutter der Kinder kaufte eine Muskatnussreibe und einen Satz Kochlöffel aus Holz, die Frau des Gastwirts ein Dutzend Becher und ein Knäuel Schnur, und dann gab es eine lange Pause, in der der Verkäufer unablässig Witze und Anekdoten zum Besten gab, die das Publikum in Lachanfälle versetzten. Einmal brach er in ein Lied aus:

Es ging ein Mann in seinem Garten spazieren

Und schnitt sich mit einem Kreideklumpen die Kehle durch;

Seine Frau, sie wusste nicht, was sie tat,

Sie erdrosselte sich mit dem Deckel des Kochtopfes.

Es war ein Mann und ein feiner junger Bursche

Der sich mit einem Regenschirm vergiftete.

Selbst Joey in seiner Wiege erschoss sich mit einer Silberkelle.

Wenn ihr diese schreckliche Geschichte hört

werden alle Gesichter blass,

Eure Augen werden grün, ihr seid überwältigt,

So tweedle, tweedle, tweedle twum.

Alles sehr schöne Unterhaltung, aber sie brachte ihm kein Geld ein, und er begann zu ahnen, dass er in Lark Rise leer ausgehen würde.

Man soll nie sagen", flehte er, "dass dies der ärmste Ort auf Gottes Erde ist. Kaufen Sie etwas, und sei es nur um Ihrer eigenen Glaubwürdigkeit willen. Hier!" Er schnappte sich einen Stapel seltsamer Teller. "Gute Teller für dich. Alles Überbleibsel eines erstklassigen Services. Kaufen Sie einen davon, und Sie werden die Genugtuung haben, mit demselben Geschirr zu essen wie Fürsten und Herzöge. Nur dreieinhalb Pence das Stück. Wer will kaufen? Wer kauft?'

Es gab ein Gedränge um die Teller, denn fast jeder konnte dreieinhalb Pence aufbringen; aber jedes Mal, wenn etwas Teureres angeboten wurde, herrschte Totenstille. Einige der Frauen begannen, sich unwohl zu fühlen. Arm sein und arm aussehen" war ihre Devise, und hier sahen sie in der Tat arm aus, denn wer, der Geld in der Tasche hatte, hätte solchen wunderbaren Angeboten widerstehen können.

Dann geschah das glorreiche Unerwartete. Der Mann hatte das rosafarbene Teeservice wieder hervorgeholt und reichte eine der Tassen herum. Schauen Sie sich nur das Licht an - und Sie, Ma'am - und Sie. Ist das nicht ein wunderschönes Porzellan, dünn wie eine Eierschale, fast durchsichtig, und jede dieser Rosen ist mit einem Pinsel handbemalt? So ein Geschirr kann man doch nicht einfach so aus dem Haus gehen lassen, oder? Ich sehe schon, wie euch allen das Wasser im Munde zusammenläuft. Lauft nach Hause, meine Lieben, und holt die Strümpfe unter der Matratze hervor, und die erste, die zurückkommt, soll sie für zwölf Schilling bekommen.

Jede Frau nahm den Becher liebevoll in die Hand, schüttelte dann den Kopf und reichte ihn weiter. Keine von ihnen hatte Sparstrümpfe versteckt. Doch gerade als der Mann den Becher etwas unsanft zurückerhielt, weil er langsam entmutigt war, meldete sich eine Stimme aus dem Hintergrund.

Wie viel, sagten Sie, mein Herr? Zwölf Schilling? Ich gebe Ihnen zehn.' Es war John Price, der erst in der Nacht zuvor von seinem Militärdienst in Indien zurückgekehrt war. Normalerweise war er ein ganz gewöhnlicher Kerl, denn er war Abstinenzler und verträgt keine Getränke im Gasthaus, wie es sich für einen heimgekehrten Soldaten gehörte; aber jetzt wurde er plötzlich wichtig. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Der Kredit des Dorfes stand auf dem Spiel.

Ich gebe dir zehn Schilling.

'Das geht nicht, Kumpel. Das kostet mich mehr als das. Aber ich sage dir, was ich tun werde. Du gibst mir elf und sechs, und ich lege diese hübsche silbervergoldete Vase für deinen Kaminsims dazu.

'Abgemacht!' Das Geschäft war abgeschlossen, das Geld wechselte den Besitzer, und der Ruf des Dorfes war wiederhergestellt. Bereitwillige Hände halfen John, das Teeservice in sein Haus zu tragen. Es wurde sogar als Ehre angesehen, dass man ihm eine Tasse anvertraute. Seine zukünftige Braut war noch im Dienst und wusste nicht, wie viele sie an diesem Abend beneideten. Ein so schönes Service zu haben, das auf ihre Rückkehr wartete, keine zerbrochenen oder unpassenden Stücke, jedes Stück gleich und alles so schön; Glück, Glück, Lucy! Aber obwohl sie sie ein wenig beneideten, teilten sie doch ihren Triumph, denn ein solcher Kauf muss doch den ganzen Ort in ein Licht des Wohlstands tauchen. Auch wenn es nicht allen von ihnen passte, an diesem Abend viel zu kaufen, musste der Mann doch sehen, dass es in dem Ort ein bisschen Geld gab und Leute, die wussten, wie man es ausgibt.

Was dann kam, war eine Enttäuschung, aber aus der Sicht der Kinder des Endhauses sehr erfreulich. Es wurde ein Set hübscher kleiner Schalen ausgestellt, die je nach Größe für Marmelade, Butter oder Obst geeignet waren. Der Preis war von einer halben Krone auf einen Schilling gesunken, ohne dass eine Reaktion erfolgte, als sich erneut eine Stimme aus dem Hintergrund meldete. Geben Sie sie bitte her. Ich denke, meine Frau kann sie gut gebrauchen", und siehe da, es war der Vater der Kinder, der auf seinem Heimweg von der Arbeit angehalten hatte, um zu sehen, was die Lichter und die Menschenmenge bedeuteten.

Vielleicht nahm der Mann an diesem Abend insgesamt ein Pfund ein, was fünfzehn Schilling mehr war, als irgendjemand hätte vorhersagen können; aber es reichte nicht aus, um ihn dazu zu verleiten, wiederzukommen, und von da an wurde das Jahr als das Jahr datiert, in dem der billige Jakob kam".


Die "Kiste"
Ein vertrauter Anblick in Lark Rise war der eines jungen Mädchens zwischen zehn und dreizehn Jahren, das einen der beiden Kinderwagen im Weiler mit einer kleinen Kleiderkiste aus Eichenholz schob, die mit den schwarzen Griffen auf der Sitzfläche angebunden war. Diejenigen, die noch nicht informiert waren, wussten, wenn sie sie trafen, die Anzeichen zu deuten und fragten: "Wie geht es Ihrer Mutter - oder Ihrer Schwester oder Ihrer Tante -?" Und das Mädchen, gut vorbereitet, antwortete zurückhaltend: "So gut es unter den Umständen geht, danke, Frau So und so. '

Es war im Pfarrhaus gewesen, um die KISTE zu holen, die fast gleichzeitig mit jedem neuen Baby erschien, und das Mädchen hatte schwer zu schaffen, die wichtige Ladung anderthalb Meilen zu schieben und ständig zu verhindern, dass sie von dem schmalen Sitz herunter rutschte. Doch schon bald waren diese kleinen Nöte vergessen, wenn es ans Auspacken der Kiste ging. Sie enthielt ein halbes Dutzend von allem - winzige Hemden, Stoffstreifen, lange Flanellhemden, Nachthemden und Windeln, die von der Tochter des Geistlichen hergestellt, repariert und für jede Entbindung ausgeliehen wurden. Zusätzlich zu den geliehenen Kleidungsstücken enthielt sie als Geschenk einige Päckchen Tee und Zucker sowie eine Dose mit Haferflocken für den Brei.
Die Kiste war eine beliebte Einrichtung. Jede Frau eines Landarbeiters, ob sie nun zur Kirche ging oder nicht, durfte sie ausleihen. Sie tauchte in den meisten Häusern in regelmäßigen Abständen auf und gehörte für die Kinder ebenso zum Familienleben wie die neuen Babys. Sie war so begehrt, dass sie eine Zweitbesetzung haben musste, die so genannte "zweitbeste Kiste", die ganz und gar minderwertig war und in die Hände jener unvorsichtigen Mütter fiel, die es versäumt hatten, die Leihgabe in dem Moment zu erbitten, in dem sie "ihr Glück wieder erkannten".
Die Kisten sollten am Ende eines Monats mit frisch gewaschener Kleidung zurückgegeben werden; aber wenn niemand sie brauchte, konnte man sie verlängern, und viele Mütter durften ihre Kiste behalten, bis das Baby mit sechs oder sieben Wochen groß genug war, um in kurze Kleidung gesteckt zu werden; so ersparten sie sich die Kosten für eine andere Wäsche als die eine, die für die Ankunft des Kindes bereitgelegt wurde. Selbst die konnte geliehen werden. Der Vorrat im Endhaus wurde mehrmals in einer Situation benötigt, die man höflicherweise als Notfall bezeichnete. Andere Frauen hatten ihre eigene, schön genähte und gewaschene Babykleidung, aber es gab kaum eine, die die Kleidung in der Kiste nicht zur Ergänzung benötigte. Aus irgendeinem Grund durfte die Kiste nie vergeben werden, bevor das Baby da war.
Die ausgeliehenen Kleidungsstücke waren alle von guter Qualität und mit Stickereien und Handstickereien verziert. Die Tochter des Pfarrers hatte auch zwei Taufkleider, um sie den Müttern zu leihen, und fertigte für jedes Baby ein neues Kleidchen als Geschenk an. Ob Sommer oder Winter, diese Kittelchen waren aus geblümtem Stoff, blau für die Jungen und rosa für die Mädchen, und jeder einzelne der winzigen, kräftigen Stiche darin war von ihr selbst gemacht. Dafür bekam sie wenig Anerkennung. Wie die Kinder betrachteten auch die Mütter die geliehenen und geschenkten Kleidungsstücke als ein Geschenk der Natur. In der Tat waren sie eher geneigt, Kritik zu üben. Eine Frau riss den tiefen Volant aus alter Buckinghamshire-Spitze vom zweitbesten Taufkleid ab und ersetzte ihn durch eine Rüsche aus grober, maschinell gefertigter Stickerei, weil sie ihr Kind nicht in diesem altmodischen Schund in die Kirche bringen wollte. Da sie sich nicht die Mühe gemacht hatte, die Stiche aufzutrennen, war die Spitze irreparabel zerrissen, und das Kleid war von da an nur noch das zweitbeste, denn das beste war das alte Taufkleid der Pfarrfamilie aus feinstem Stoff, der überall mit echtem Valenciennes versehen war.
[Die Valenciennes-Spitze wird auf einem Spitzenkissen[5][6] in einem Stück hergestellt, wobei das réseau (der netzartige Grund) gleichzeitig mit dem toilé (dem Muster) hergestellt wird.[1][5][6] Sie unterscheidet sich von anderen Spitzenarten durch die Offenheit des réseau, die Geschlossenheit und Gleichmäßigkeit des toilé, das Kambrik ähnelt, und durch das Fehlen eines cordonnet (eine lose gesponnene Seidenschnur, die zur Umrandung und Abgrenzung des Musters dient). [4][5][7] Außerdem gibt es bei der echten flämischen Valenciennes-Spitze keine gedrehten Maschenseiten; alle sind eng geflochten, und die Form der Maschen ist in der Regel rautenförmig, aber ohne Öffnungen[4].]

Als die Babys aus den Dörfern ankamen, fanden sie gute Kleidung vor und die beste Nahrung, die die Natur zu bieten hatte. Den Müttern erging es nicht so gut. Damals war es üblich, Entbindungspatienten in den ersten drei Tagen nur wenig zu essen zu geben, und die Frauen des Weilers hatten keine Schwierigkeiten, diesem Regime zu folgen: Wasserschleim, trockenes Toastbrot und schwacher Tee waren ihr Speiseplan. Als die Zeit für nahrhaftere Kost gekommen war, kochte die Pfarrerstochter für jede Patientin einen großen Sago-Pudding, gefolgt von einem Krug Kalbsbrühe. Danach kehrten sie zu ihrer gewohnten Kost zurück, wobei diejenigen, die es sich leisten konnten, täglich einen halben Liter Starkbier erhielten. Es wurde keine Milch getrunken, und doch war ihr eigener Milchvorrat reichlich vorhanden. Als einmal ein mit der Flasche gefüttertes Baby zu Besuch in den Weiler kam, wurde die Flasche als Kuriosität hochgehalten. Sie hatte einen langen, dünnen Gummischlauch, durch den das Baby saugen konnte und der unmöglich zu reinigen war.

Die einzige Barauslage bei einer gewöhnlichen Niederkunft war eine halbe Krone, das Honorar der alten Frau, die, wie sie sagte, den Anfang und das Ende eines jeden Menschen sah. Sie war natürlich keine zertifizierte Hebamme, aber sie war eine anständige, intelligente alte Frau, sauber in ihrer Person und ihren Methoden und sehr freundlich. Für eine halbe Krone nahm sie die Geburt vor und kam zehn Tage lang jeden Morgen, um das Kind zu baden und es der Mutter bequem zu machen. Sie bemühte sich auch, die Patientin während der zehn Tage im Bett zu halten, aber mit wenig Erfolg. Einige Mütter weigerten sich, dort zu bleiben, weil sie wussten, dass sie unten gebraucht wurden; andere fühlten sich so stark und fit, dass sie keinen Grund sahen, dort zu liegen. Einige Frauen standen tatsächlich am dritten Tag auf und hatten, soweit man das damals beurteilen konnte, keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Komplikationen bei der Geburt waren selten, aber in den zwei oder drei Fällen, in denen sie während ihrer Praxis auftraten, verfügte die alte Frau Quinton über genügend Geschick, um die Symptome zu erkennen und den Arzt eilig herbeizuschicken. Keine Mutter verlor in diesem Jahrzehnt ihr Leben im Wochenbett.
In diesen aufgeklärteren Tagen weckt die bloße Erwähnung der alten, ungeschulten Dorfhebamme die Vorstellung von einer schmutzigen, trinkfesten alten Hexe ohne Fähigkeiten und Gewissen. Aber nicht alle von ihnen waren Sairey Gamps. Die große Mehrheit waren saubere, sachkundige alte Frauen, die stolz auf ihr Amt waren. Viele von ihnen waren auch nicht ganz ohne Ausbildung gewesen. Der Landarzt jener Tage schätzte eine gute Hebamme in einem abgelegenen Dorf und scheute nicht die Zeit und Mühe, sie auszubilden. 
 Eine solche Hebamme würde ihm viele nächtliche Fahrten von sechs oder acht Meilen über schlechte Straßen ersparen, und wenn ein Anruf käme, wüsste er, dass seine Anwesenheit notwendig war.
Die ausgebildeten Bezirkskrankenschwestern, als sie einige Jahre später aufkamen, waren ein großer Segen in ländlichen Gegenden; aber die alte Hebamme hatte auch ihre guten Seiten, für die sie heute keine Anerkennung erhält. Sie war keine überlegene Person, die ins Haus kam, um die Ressourcen bis zum Äußersten zu strapazieren und die Patientin durch erzwungene Geständnisse zu beschämen, dass sie dieses oder jenes nicht besaß, sondern eine Nachbarin, arm wie sie selbst, die mit dem auskam, was vorhanden war, oder, wenn nicht, wusste, wohin sie schicken musste, um es zu leihen. Diese Mrs. Quinton besaß einen ziemlichen Vorrat an Dingen, von denen sie wusste, dass sie nicht in jedem Haus zu finden waren, und man konnte sie oft mit einer kleinen runden Babybadewanne in der Hand oder einem Wäscheständer zum Lüften über den Arm gehängt antreffen.
Andere Zeiten, andere Wege; und obwohl sie heute stark verbessert wurden, gelang es den alten Landhebammen zumindest, viele Generationen unserer Vorfahren auf die Welt zu bringen, oder wo wären wir heute?
Der allgemeine Gesundheitszustand des Dorfes war ausgezeichnet. Das gesunde Leben an der frischen Luft und der Überfluss an grober, aber gesunder Nahrung waren wohl zu einem großen Teil dafür verantwortlich; aber auch mangelnde Phantasie mag eine Rolle gespielt haben. Damals suchten die Menschen nicht nach Krankheiten und erwarteten sie auch nicht, und es gab damals nicht so viele Anzeigen für Patentarzneimittel wie heute, die sie lehrten, nach Symptomen kleinerer Beschwerden zu suchen. Beecham's und Holloway's Pills waren bereits allen Zeitungslesern bekannt, und ein Werbeheft für Mutter Siegel's Syrup kam einmal im Jahr per Post in jedes Haus. Aber nur Beecham's Pills wurden genutzt, und das auch nur von wenigen; die Mehrheit verließ sich auf eine gelegentliche Dosis Bittersalz, um alle Krankheiten zu heilen. Ein alter Mann, damals fast achtzig, hatte jahrelang jeden Sonntagmorgen eine Teetasse mit schäumendem Seifenschaum getrunken. Das reinigt das Äußere", sagte er, "und es liegt auf der Hand, dass es auch das Innere reinigen muss". Seine Dosis schien ihm nicht zu schaden, aber er bekehrte auch niemanden.
Obwohl nur Säuglinge und sehr kleine Kinder gebadet wurden, waren die Menschen in den Dörfern sehr sauber. Die Frauen schlossen einmal in der Woche einen ganzen Nachmittag lang ihre Hüttentüren ab, um sich, wie sie es nannten, "gründlich zu reinigen". Dabei entkleideten sie sich bis zur Taille und wuschen sich von unten nach oben; dann nahmen sie ein Fußbad und wuschen sich von oben nach unten. Nun, ich fühle mich um so besser", sagte eine Frau selbstgefällig. Ich habe mich so weit wie möglich oben und so weit wie möglich unten gewaschen", und der Spötter fragte, was die arme "Mögliche" getan habe, was nicht dazugehören sollte.
Zahnbürsten waren nicht gebräuchlich; nur wenige konnten sich solchen Luxus leisten, aber die Frauen waren stolz auf ihre starken, weißen Zähne und putzten sie mit einem sauberen, nassen, in Salz getauchten Lappen. Einige der Männer benutzten Ruß als Zahnputzmittel.
Wenn das älteste Mädchen zu jung war und kein anderer Verwandter zur Verfügung stand, wurden nach einer Entbindung die Hausarbeit, das Kochen und das Waschen unter den Nachbarn aufgeteilt, die in gleicher Weise entschädigt wurden, wenn es ihnen selbst so erging.
Babys, vor allem junge, wurden von ihren Eltern vergöttert und von der ganzen Familie geliebt, gestreichelt und oft verwöhnt, bis ein neues Kind kam; dann wurde, wie man zu sagen pflegte, "die Nase aus den Fugen gesteckt"; die ganze Verehrung galt dem Neuankömmling, und das Ex-Baby konnte sich glücklich schätzen, wenn es eine noch immer anhängliche ältere Schwester hatte, die ihm zur Seite stand.
Bei der Produktion ihrer großen Familien zeigten sich die Eltern rücksichtslos. Eine offensichtliche Methode der Geburtenkontrolle, die aus dem Alten Testament stammte, war im Dorf bekannt und wurde von einem Paar praktiziert, dem es gelungen war, seine Familie auf vier Personen zu beschränken. Die Frau erzählte ihr Geheimnis einer anderen Frau, um ihr zu helfen, aber das brachte ihr nur Hohn ein. 'Hast du jemals! Wie kannst du nur einem kleinen Kind ein bisschen Essen vorenthalten, du böses, gieriges, egoistisches Luder!", war das allgemeine Urteil. Aber obwohl sie so lautstark protestierten und ihre eigenen häufigen Entbehrungen mit Mut und Heiterkeit ertrugen, müssen sie manchmal insgeheim rebelliert haben, denn es lag eine große Bitterkeit in dem Ton, in dem sie in einer anderen Stimmung sagten: "Die Frau sollte das erste Kind bekommen und der Mann das zweite, dann gäbe es nie mehr eines.
Das zeigte, wie es um das Land bestellt war, wie Lauras Mutter später zu ihr sagte. Sie selbst erlebte den Geburtenrückgang noch mit und lachte, als sie Anfang der 1930er Jahre mit ihrer Tochter darüber sprach, herzlich über einige der Erklärungen der Gelehrten und sagte: "Wenn sie wüssten, was es bedeutet, ein Kind auszutragen, zu gebären und aufzuziehen, würden sie nicht erwarten, dass die Frauen es eilig haben, ein zweites oder drittes Kind zu bekommen, jetzt, wo sie ein Mitspracherecht in dieser Sache haben. Wenn man es den Leuten ein bisschen leichter machen würde, indem man sozusagen einen Teil der Geldsorgen abnimmt. Ich habe es noch nie für fair gehalten, dass derjenige, der die ganze Entbindung durchmachen muss, auch noch die Kosten dafür tragen muss. 
 Und dann ist da noch das andere Kind oder die anderen Kinder. Welche Mutter will die, die sie schon hat, berauben, indem sie ein weiteres Kind dazu holt, um das zu teilen, wovon es schon zu wenig gibt?
Keines der unverheirateten Mädchen aus dem Dorf bekam in den achtziger Jahren ein Kind, obwohl es einige Jahre zuvor eine ganze Reihe unehelicher Geburten gegeben haben muss, denn als die Anwesenheitsliste in der Schule aufgerufen wurde, trugen die ältesten Kinder mehrerer Familien einen anderen Nachnamen als den, den ihre Geschwister trugen und unter dem sie selbst gemeinhin bekannt waren. Es handelte sich dabei um die Kinder von Paaren, die nach der Geburt ihres ersten Kindes geheiratet hatten, was damals üblich war - und woran man kaum dachte.
In den achtziger Jahren kam eine junge Frau von dreißig Jahren aus Birmingham, um ihr uneheliches Kind bei ihrer Schwester im Weiler zu bekommen, und eine Witwe, die bereits drei eheliche Kinder hatte und danach erneut heiratete, brachte zwischen ihren beiden Ehen zwei Kinder zur Welt. Diese Geburten gingen ohne große Kommentare über die Bühne, doch als bekannt wurde, dass ein sechzehnjähriges Mädchen, das in der Nähe des Weilers auf den Feldern lebte, "in Schwierigkeiten" war, erregte dies die Gemüter.
Eines Abends, einige Wochen vor der Geburt, kam Emily mit ihrem Vater durch den Weiler, um den jungen Mann zu befragen, den sie für ihren Zustand verantwortlich gemacht hatte. Es war ein trauriger Anblick. Emily, die noch vor kurzem mit den anderen Kindern getobt hatte, ging langsam, unwillig und mit roten Augen vom Weinen, ihre verräterische Gestalt in den karierten Schal ihrer Mutter gehüllt, und ihr respektabler, grauhaariger Vater in seinem Sonntagsanzug drängte sie: "Komm schon!", als ob er sich danach sehnte, eine unangenehme Angelegenheit zu erledigen. Die Frauen kamen an ihre Hoftore und die Kinder verließen ihr Spiel, um sie vorbeiziehen zu sehen, denn jeder wusste oder ahnte, was sie vorhatten, und wegen Emilys Jugend und der Ehrbarkeit ihrer Eltern empfand man viel Mitleid mit ihnen.
Das Gespräch verlief sogar noch beschämender, als der Vater erwarten konnte, denn Emily hatte den Namen des jungen Sohnes des Hauses genannt, in dem sie gedient hatte, und er wies nicht nur die Anschuldigung zurück, sondern konnte auch beweisen, dass er einige Zeit vor und nach dem entscheidenden Datum von zu Hause weg gewesen war. Trotz dieser Beweise glaubten die Nachbarn Emilys Version der Geschichte und behandelten sie wie eine Heldin, die man streicheln und bemitleiden musste. Vielleicht machten sie sich zu viel aus ihr, denn was eine Episode hätte sein sollen, wurde zur Gewohnheit, und obwohl sie nie heiratete, hatte Emily eine recht große Familie.
Die Haltung der Frauen des Dorfes gegenüber der unverheirateten Mutter war widersprüchlich. Wenn eine von ihnen ihr Baby zu Besuch mitbrachte, gaben sie sich alle Mühe, es zu streicheln und zu umgarnen. 'Das hübsche Kind!' riefen sie. Wie kann man nur sagen, dass ein solches Kind nicht geboren werden sollte. Ist er nicht eine Schönheit! Ist er nicht schön? Ist er nicht groß? Man sagt immer, dass diese Art von Kind das schönste ist. Und kümmere dich nicht darum, was die Leute über dich sagen, meine Liebe. Nur die guten Mädchen, wie du es bist, haben sie; die anderen sind zu listig!'
Aber sie wollten nicht, dass ihre eigenen Töchter Kinder bekamen, bevor sie verheiratet waren. Ich sage meinen Mädels immer", sagte eine Frau vertraulich zu einer anderen, "wenn sie sich in Schwierigkeiten bringen, müssen sie zur Arbeit gehen, denn ich will sie nicht zu Hause haben. Und die andere pflichtete ihm bei und sagte: "Das sage ich meinen auch, und ich glaube, deshalb habe ich auch keinen Ärger mit ihnen.
Diejenigen, die die Mädchen kannten, fanden es schade, dass ihre eigenen Mütter ihre Motive für ihre Keuschheit so falsch einschätzten; aber im Leben der Dorfmutter war wenig Platz für ihre feineren Gefühle. Ihre ganze Kraft, ihr Erfindungsreichtum und ihr Verstand waren in der Sorge um den Körper ihrer Kinder aufgegangen; ihre geistigen und seelischen Qualitäten lagen außerhalb ihrer Reichweite. Wenn aber eines der Mädchen in Schwierigkeiten geriet, wie sie es nannten, hätte die Mutter es mit ziemlicher Sicherheit zu sich nach Hause geholt und sich um es gekümmert. Es gab mehr als ein Haus im Weiler, in dem die Mutter ein Enkelkind mit ihren eigenen jüngeren Kindern aufzog, wobei das Enkelkind die Großmutter "Mutter" nannte.
Wenn ein Mädchen, wie es manchmal geschah, überstürzt verheiratet werden musste, war das nicht weiter schlimm. Sie hatte sich ihren Mann gesichert. Alles war gut. Das ist nur die Natur", lautete das allgemeine Urteil.
Aber obwohl sie mit solchen Ausrutschern nachsichtig umgingen, vor allem, wenn sie nicht zu ihrer eigenen Familie gehörten, wurde alles, was sie als "lockeres Leben" bezeichneten, von ihnen verabscheut. Nur ein einziges Mal in der Geschichte des Dorfes war der Öffentlichkeit ein Fall von Ehebruch bekannt geworden, und obwohl dieser Fall zehn oder zwölf Jahre zurücklag, sprach man noch in den achtziger Jahren davon. Das schuldige Paar war mit "rauer Musik" bedacht worden. Man hatte Abgüsse des Paares angefertigt und sie bei Fackelschein auf Stangen zum Haus der Frau getragen, begleitet vom Klopfen auf Töpfe, Pfannen und Kohlenschaufeln, dem Kreischen von Blechpfeifen und Mundharmonikas sowie von Buhrufen, Hohn und Spott. Der Mann, der im Haus der Frau wohnte, verschwand am nächsten Morgen noch vor Tagesanbruch, und bald darauf folgten ihm die Frau und ihr Mann.
Etwa in der Mitte des Jahrzehnts wurde die Erinnerung an diese historische Nacht wiederbelebt, als eine unverheiratete Frau mit vier unehelichen Kindern in ein leer stehendes Haus in dem Weiler einzog. Ihr Einzug löste einen Sturm der Entrüstung aus. Worte, die die Kinder bis dahin nur beim Vorlesen der Lektionen in der Kirche gehört hatten, wurden frei in den Raum geworfen: "Hure" war eines der mildesten. Die eifrigsten Moralisten waren dafür, sie zu steinigen oder mit rauer Musik aus dem Haus zu jagen. Die Gemäßigteren schlugen vor, ihren Vermieter zu veranlassen, sie als schlechte Person zu entlassen. Bei näherem Kennenlernen stellte sich jedoch heraus, dass sie so sauber, ruhig und gesprächig war, dass ihr ihre Sünden, die sie anscheinend aufgegeben hatte, vergeben wurden, und einer nach dem anderen der Nachbarn begann, mit ihr "die Zeit des Tages zu verbringen", wenn sie sich trafen. Als wäre sie bereit, alles zu tun, um sich ihrem Standard anzupassen, heiratete sie einen Mann, der auf einer neuen Eisenbahnstrecke als Bauarbeiter tätig war, und  sich dann als Landarbeiter niederließ. So gab es Hochzeitsglocken statt rauer Musik, und die Familie fügte sich allmählich in das gewöhnliche Leben des Dorfes ein.
Es war ein Gewinn für das Dorf. Einer der Jungen war musikalisch, eine Tante hatte ihm ein gutes Melodeon gekauft, das er an jedem hellen Abend stundenlang auf dem Jugendtreff vor dem "Wagon and Horses" spielte.
Vor seiner Ankunft hatte es in Lark Rise kein einziges Musikinstrument gegeben, und in jenen Tagen, als es noch keine Grammophone und kein Radio gab, musste jeder, der "ein bisschen Musik" hören wollte, in die Kirche gehen, um sie zu hören, und dann war es nur eine Hymne, die von einem alten Harmonium gekeucht wurde. Jetzt konnten sie all die alten Favoriten haben - 'Home, Sweet Home', 'Annie Laurie', 'Barbara Allen' und 'Silver Threads Among the Gold' - sie brauchten nur nach dem zu fragen, was ihnen gefiel. Alf spielte gut und hatte ein wunderbares Gehör. Wenn der Bäcker oder ein anderer Anrufer die Melodie eines neuen populären Liedes vor sich hin summte, spielte Alf es an diesem Abend auf seinem Melodeon.
Die Frauen standen an ihren Hoftoren, die Männer lehnten sich aus den Fenstern der Gasthäuser, und die Kinder verließen ihr Spiel und versammelten sich um ihn, um ihm zuzuhören. Oft spielte er auch Tanzmelodien, und die Jünglinge tanzten dazu, denn es war selten ein erwachsenes Mädchen zu Hause und die Kleinen verachteten sie. So mussten auch die kleinen Mädchen miteinander tanzen. Eine stämmige alte Frau, von der man sagte, sie sei zu ihrer Zeit fröhlich gewesen, kam heraus und gab ihnen Tipps, oder sie drehte selbst eine Runde, indem sie allein herumglitt, die Füße unter ihren langen Röcken versteckt, mit großer Anmut.
Manchmal sangen sie zur Tanzmusik, und die Umstehenden stimmten mit ein:
Ich habe eine blaue Haube, die ich aufgesetzt habe,
Warum trägst du sie nicht? Das tue ich.
Wann trägst du sie? Wann ich kann,
Wenn ich mit meinem jungen Mann ausgehe.
Mein junger Mann ist zur See gefahren
Mit silbernen Schnallen am Knie,
Mit seinem blauen Mantel und gelben Hosen,
Und so geht die Polka.

Oder vielleicht ging es so:

Komm und hol sie dir, komm und hol sie dir,
Tritt heran und hol sie dir, das hübsche kleine Schätzchen.
Necke sie nicht, versuche, ihr zu gefallen,
Komm und hol sie, das hübsche kleine Schätzchen.

Und so tanzten und sangen sie die langen Sommerabende hindurch, bis die Dämmerung hereinbrach und die Sterne hervorkamen und sie alle lachend und keuchend nach Hause gingen, eine Gemeinschaft, die einfach genug war, um von einem kleinen Jungen mit einem Melodeon glücklich gemacht zu werden.


Spiele auf dem Land (Country Playtime)


"Sollen wir heute Abend tanzen oder sollen wir ein Spiel spielen?" war nach Alfs Ankunft eine häufige Frage unter den Mädchen. Bis der Reiz den Neuen beim Tanzen nachließ, wurden die alten Spiele in den Schatten gestellt; aber ihr Tag war noch nicht vorbei. Einige der ruhigeren Mädchen bevorzugten immer die Spiele, und später, an jenen Abenden, an denen Alf weg war und für Tänzer in anderen Dörfern spielte, kehrten sie alle zu den Spielen zurück.

Dann versammelten sich die Mädchen bei den langen sommerlichen Sonnenuntergängen auf einer der grünen Freiflächen zwischen den Häusern und verbeugten sich und knicksten in ihren knöchellangen Kleidern hin und her, während sie die Spielbewegungen durchgingen und die Spielreime sangen, wie schon ihre Mütter und Großmütter  vor ihnen getan hatten. [...]

Wie lange die Spiele schon gespielt wurden und wie sie entstanden waren, wusste niemand, denn sie waren schon lange vor der lebenden Erinnerung überliefert und von jeder nachfolgenden Generation als natürlicher Teil ihrer Kindheit akzeptiert worden. Niemand erkundigte sich nach der Bedeutung der Worte der Spielreime; viele der Mädchen beherrschten sie kaum, sondern vollführten die Bewegungen zu einem undeutlichen Gebrabbel. Aber die Reime waren erhalten geblieben; sie zerfielen stellenweise in sinnlose Sprüche, aber sie waren immer noch so intakt, dass sie dem aufmerksamen Beobachter, wären solche anwesend gewesen, von einer älteren, süßeren ländlichen Zivilisation erzählt hätten, als sie, abgesehen von ein paar solchen Fragmenten, überlebt war.

Von allen Generationen, die diese Spiele gespielt hatten, sollte die der achtziger Jahre die letzte sein. Diese Kinder standen bereits mit einem Bein in der staatlichen Schule und mit dem anderen auf dem Dorfanger. Ihre Kinder und Enkelkinder würden den Dorfplatz hinter sich lassen; neue und bisher ungeahnte Vergnügungen und Aufregungen würden ihnen zuteil werden. In zehn Jahren würden die Spiele vernachlässigt und in zwanzig Jahren vergessen sein. Aber in den achtziger Jahren gingen die Spiele weiter und schienen für die Kinder selbst und für die Zuschauer Teil eines Lebens zu sein, das es immer gegeben hatte und immer geben würde.

Die Kinder von Lark Rise verfügten über ein großes Repertoire an Spielen, darunter die bekannten Spiele, die auch heute noch auf Kinderfesten gespielt werden, wie "Oranges and Lemons", "London Bridge" und "Here We Go Round the Mulberry Bush", aber auch andere, die anscheinend für diesen Teil des Landes typisch waren. Einige davon wurden im Kreis gespielt, andere im Wechsel, und alle hatten unverwechselbare Reime, die eher skandiert als gesungen wurden.

Die Jungen des Dorfes spielten nicht mit, denn für ihren Geschmack war die Unterhaltung zu förmlich und zurückhaltend, und selbst einige der grobschlächtigeren Mädchen würden ein Spiel verderben, denn die Bewegungen waren würdevoll und alles wurde nach Regeln gemacht. Nur am Ende mancher Spiele, wenn die Verse zu Schimpfwörtern verkommen waren, brach das Spiel in einen Tumult aus. Die meisten Mädchen zeigten beim Spielen Anmut, die man bei ihnen sonst nicht vermutet; ihre Bewegungen wurden würdevoll und ihre Stimmen weicher und süßer als sonst, und wenn die Rolle Hauteur verlangte, wurden sie, wie sie gesagt hätten, "richtige Herzoginnen". Es ist wahrscheinlich, dass die Haltung und der Tonfall der Stimme mit den Worten überliefert worden waren.

Ein alter Favorit war "Here Come Three Tinkers". Dazu stellten sich alle Spieler bis auf zwei, ein großes und ein kleines Mädchen, in einer Reihe auf, und das größere Mädchen stellte sich etwa ein Dutzend Schritte vor der Reihe auf, während das kleinere sich hinter ihr auf den Rasen legte und Schlaf vortäuschte. Dann lösten sich drei aus der Reihe der Spieler und stolperten Hand in Hand singend nach vorn:

Hier kommen drei Kesselflicker, drei von drei,

Um Eure Tochter zu werben, schönes Fräulein,

Oh, können wir hier ein Quartier haben, hier, hier?

Oh, können wir hier ein Quartier haben?

Woraufhin die schöne Dame (ausgesprochen "far-la-dee") ihre schlafende Tochter ermahnte:

Schlaf, schlaf, meine Tochter. Wache nicht auf.

Hier kommen drei Kesselflicker, die du nicht ertragen kannst.

Dann, mit Nachdruck, zu den Kesselflickern:

Ihr könnt hier keine Unterkunft haben, hier, hier.

Ihr könnt hier keine Unterkunft haben.

Und die Kesselflicker kehrten in die Reihe zurück, und drei andere traten vor, nannten sich Schneider, Soldaten, Matrosen, Gärtner, Maurer oder Polizisten, je nach Lust und Laune, und die Reime wurden für jeden der drei gesungen, bis es Zeit für den Höhepunkt war, und mit frischem Elan traten die siegreichen Kandidaten vor und sangen:

Hier kommen drei Prinzen, drei nach drei,

Um Eure Tochter zu werben, schönes Fräulein,

Oh, können wir hier ein Quartier haben, hier, hier?

Oh, können wir hier ein Quartier haben?

Bei der bloßen Erwähnung des Ranges der Prinzen veränderte sich die Szene. Die schöne Frau winkte, nickte und lächelte und hob ihre vermeintlich schlafende Tochter hoch und sang:

Oh, wach auf, meine Tochter, wach auf, wach auf, wach auf.

Hier kommen drei Prinzen, die du nehmen kannst.

Und, zu den Prinzen gewandt:

Oh, ihr könnt eine Unterkunft haben, hier, hier, hier.

Oh, ihr könnt hier ein Quartier haben.

Dann ging sie nach vorne und stellte ihre Tochter vor und sagte:

Hier ist meine Tochter, sicher und gesund,

Und in ihrer Tasche fünftausend Pfund,

Und an ihrem Finger einen goldenen Ring,

Und ich bin sicher, sie ist in der Lage, mit einem König zu gehen.

Für "Isabella" wurde ein Ring gebildet, wobei eine der Spielerinnen allein in der Mitte stand. Dann umkreisten die Mädchen langsam den Ring und sangen:

Isabella, Isabella, Isabella, leb wohl.

Letzte Nacht, als wir uns trennten

verließ ich dich mit gebrochenem Herzen,

Und auf dem grünen Schotter steht ein junger Mann.

Isabella, Isabella, Isabella, lebe wohl.

Triff deine Wahl, Liebe, triff deine Wahl, Liebe,

Nimm deine Wahl, Liebe. Lebe wohl.

Das Mädchen in der Mitte des Rings wählte ein anderes aus, das sich mit ihr in die Mitte stellte, während die Sänger weiter sangen:

Hängt die Schandbriefe auf, hängt die Schandbriefe auf,

Hängt die Schandbriefe auf. Lebt wohl.

Komm in die Kirche, Liebes, komm in die Kirche, Liebes. Lebe wohl.

Stecke den Ring an, stecke den Ring an,

Stecke den Ring an. Lebe wohl.

Komm zum Abendbrot, Liebes, komm zum Abendbrot, Liebes,

Komm zum Abendbrot, Liebes. Lebe wohl.

Jetzt zu Bett, Liebes, jetzt zu Bett, Liebes,

Nun zu Bett, Liebe. Lebe wohl.

Mit anderen Anweisungen, die alle in einer stummen Show von dem Paar in der Mitte der Manege ausgeführt wurden. Nachdem das Paar verheiratet und ins Bett gegangen war, änderte sich die Stimmung des Stücks. Das feierliche Spiel wurde zu einem Tumult. Die Mädchen hüpften auf und ab, immer noch die Hände haltend, um die beiden in der Mitte herum und riefen:

Jetzt sind sie verheiratet, wir wünschen ihnen Glück,

Erst ein Mädchen und dann ein Junge,

Sixpence heiratete die Tochter von Sevenpence,

Küsst das Paar immer wieder.

In diesem Spiel hatte sich die Isabella des traurigen Abschieds, zu der die süße, klagende Melodie des Reims ursprünglich gehörte, irgendwie in eine ländliche Brautwerbung und Hochzeit verwickelt.

Ein hübsches, anmutiges Spiel, das man sich ansehen konnte, war "Die Nadel des Schneiders einfädeln". Dabei hielten zwei Mädchen beide Hände zu einem Bogen oder einer Brücke zusammen, und die anderen Spielerinnen zogen in einer Reihe sich an den Röcken fassen unter den Bögen der anderen hindurch und sangen dabei:

Fädelt die Nadel des Schneiders ein,

Fädelt die Nadel des Schneiders ein.

Der Schneider ist blind und kann nicht sehen,

Also fädelt die Nadel des Schneiders ein.

Als das Ende der Reihe unter dem Bogen hindurchging, lösten sich die letzten beiden Mädchen, stellten sich neben die ersten beiden, fassten sich an den Händen und hoben sie in die Höhe, so dass der Bogen breiter wurde, und das wiederholte sich, bis der Bogen zu einem Tunnel wurde. Je kürzer die Gruppe wurde, die darunter hindurchging, desto schneller wurde die Melodie, bis das Spiel zum Ende hin zu einem fröhlichen Wirbel wurde.

Ein grimmiges kleines Spiel, das von den jüngeren Kindern oft gespielt wurde, hieß "Papa". Dazu wurde ein Ring gebildet, wobei einer der Spieler außerhalb des Rings blieb. Der Spieler außerhalb des Rings schlich sich heimlich um den stillen und unbeweglichen Ring herum und wählte ein Mädchen, indem er ihr auf die Schulter schlug. Die Auserwählte stürzte aus dem Ring und eilte um ihn herum, dicht verfolgt von dem ersten Spieler, während die anderen währenddessen sangen:

Um einen Ring, um einen König zu fangen,

Um einen Ring, um einen König zu fangen,

Um einen Ring, um einen König zu fangen...

und als die Verfolgerin die Verfolgte einholte und ihr mit der Handkante an den Hals schlug:

Zu Boden fällt Daddy!

Beim Schlag auf den Nacken fiel der zweite Spieler flach auf den Rasen, enthauptet, und das Spiel ging weiter, bis alle auf dem Rasen ausgestreckt waren.

Um welchen Ring, um welchen König zu fangen? Und wer war Daddy? Beruhte das Spiel auf einem Märchen, das der Allgemeinheit über das Ende eines Mannes aufgetischt wurde, der "nichts Gemeines getan hat oder bedeutet"? Die Spieler wussten es nicht und es war ihnen egal, und wir können nur raten.

Honigtöpfe" war ein weiteres Spiel für kleine Kinder. Dabei gingen die Kinder in die Hocke, die Hände fest unter dem Gesäß verschränkt, und zwei größere Mädchen näherten sich ihnen und sangen:

Honigtöpfe, Honigtöpfe, alle in einer Reihe!

Wer kauft meine Honigtöpfe, oh?

Eine auf jeder Seite eines hockenden Kindes, "versuchten" sie es, indem sie es an den Armen schwangen, wobei die Hände des Kindes immer noch unter seinem Gesäß festgehalten wurden. Wenn die Hände nachgaben, wurde der Honigtopf als zerbrochen weggeworfen; wenn sie hielten, wurde er als guter Topf gewertet.

Ein gemütliches Spiel war "Die alte Frau aus Cumberland". Dabei stand eine Reihe von Mädchen Hand in Hand mit einem größeren Mädchen in der Mitte, das die alte Frau aus Cumberland darstellte. Ein anderes größeres Mädchen stand allein ein paar Schritte davor. Man nannte sie die 'Herrin'. Dann stolperte die Reihe der Mädchen singend nach vorn:

Hier kommt eine alte Frau aus Cumberland

Mit all ihren Kindern in der Hand.

Und bitte, wollt ihr heute eine Dienerin?

Was können sie tun?", fragte die Herrin, als sie sich vor ihr aufstellten. Da löste sich die alte Frau aus Cumberland, ging die Reihe hinunter und legte einem ihrer Kinder nach dem anderen die Hand auf den Kopf, während sie sprach:

Dieses kann brauen, und dieses kann backen,

Das kann eine Hochzeitstorte machen,

Dies kann einen fröhlichen Goldring tragen,

Es kann in der Scheune sitzen und singen,

Dieses kann mit einem König ins Bett gehen,

Und der hier kann alles tun.

Oh, die will ich haben", sagte die Herrin und zeigte auf die, die alles konnte, die dann zu ihr hinüberging. Die Prozedur wiederholte sich, bis die Hälfte der Mädchen hinübergegangen war, und dann gab es ein Tauziehen zwischen den beiden Seiten.

Die alte Frau aus Cumberland" war ein flottes, geschäftsmäßiges Spiel, aber die meisten Reime der anderen waren langatmig und traurig, und der traurigste von allen war "Poor Mary is a-weeping", der so ging:

Die arme Maria weint, weint, weint, die arme Maria weint an einem schönen Sommertag.

Und warum weint die arme Mary, warum weint sie, warum weint sie? Oh, was weint die arme Mary an einem hellen Sommertag?

Sie weint um ihre eigene wahre Liebe an einem hellen Sommertag um ihre eigene wahre Liebe. Sie weint um ihre eigene wahre Liebe an einem hellen Sommertag.

Dann lass sie eine andere Liebe wählen, eine andere Liebe, eine andere Liebe. Dann lass sie eine andere Liebe wählen an einem hellen Sommertag.

Waly, Waly, Wallflower" ging in sanfter Melancholie nah an "Poor Mary" heran, aber die ursprüngliche Strophe scheint nach der vierten Zeile abgebrochen zu sein. Die Version von Lark Rise lautete:

Heul, heul, Mauerblümchen, du wächst so hoch.

Wir sind alle Jungfrauen, wir müssen alle sterben,

Mit Ausnahme von So-und-So[Name einer der Spielerinnen]

Und sie ist die jüngste Magd.

Dann wechselt die Melodie zu einer lebhafteren Stimmung:

Sie kann hüpfen und sie kann springen,

Sie kann den Kerzenständer spielen,

Pfui! Pfui! Pfui!

Dreh dein Gesicht wieder zur Wand.

Alle fassen sich an den Händen und springen auf und ab:

Alle Jungs in dieser Stadt

Führen ein glückliches Leben,

Außer So-und-So[nennt einen Jungen aus dem Dorf, der nicht unbedingt anwesend ist]

Und er will eine Frau.

Eine Frau soll er haben und auf die Jagd gehen,

mit So-und-so, weil er sie so liebt.

Er küsste sie, er schmiegte sich an sie, er setzte sie auf sein Knie, und er sagte: "Meine liebste So-und-so, wie glücklich werden wir sein. Erst kaufte er die Bratpfanne, dann kaufte er die Wiege, dann kaufte er Messer und Gabeln und stellte sie auf den Tisch.

So-und-So machte einen Pudding, sie machte ihn sehr süß, Sie wagte es nicht, das Messer hineinzustecken, bis So-und-So nachts nach Hause kam. Koste, So-und-so, koste, und fürchte dich nicht, nächsten Montagmorgen ist der Hochzeitstag, und die Katze wird singen und die Glocken werden läuten und wir werden alle zusammen klatschen.

Offensichtlich hatte sich "Waly, Waly, Wallflower" im Laufe der Jahrhunderte mit etwas anderem vermischt. Das jüngste Mädchen in der ersten Strophe hätte niemals den Kerzenständer gespielt oder wäre von einem solchen Liebhaber umworben worden. Ihr Schicksal war ein ganz anderes. Aber was?

Grüner Kies" war ein weiteres Ringelspiel. Der Text lautete:

Grüner Schotter, grüner Schotter, das Gras ist so grün,

Das schönste Fräulein, das je gesehen wurde,

Süßer So-und-so, süßer So-und-so, deine wahre Liebe ist tot,

Ich schicke dir einen Brief, so wende deinen Kopf.

Und während jeder Name genannt wurde, drehte sich der Träger aus der Mitte des Rings nach außen und drehte sich, immer noch an den Händen haltend, weiter. Als sich alle umgedreht hatten, hüpften die Mädchen auf und ab und schrien:

Lumpenhaufen! Lumpensammler! Lumpenbündel!

bis alle umkippten.

Dann gab es "Sally, Sally Waters", die "in der Pfanne spritzte", und "Queen Anne, Queen Anne", die "in der Sonne saß". Die lokale Version der ersten Strophe des letztgenannten Liedes lautete:

Königin Anne, Königin Anne, sie saß in der Sonne,

Sie hatte ein Paar Locken auf.

Sie schüttelte sie ab, sie schüttelte sie auf,

Sie schüttelte sie nach Schottland.

Dies scheint darauf hinzudeuten, dass es sich bei der Königin Anne um Anne von Dänemark handelte, die Gemahlin unseres Jakob I., und nicht um die letzte unserer Stuart-Monarchen, wie manchmal angenommen wird. Als die Gründer des neuen Königshauses zum ersten Mal in England eintrafen, wurde sicherlich viel über sie getratscht, und Königin Anne wurde höchstwahrscheinlich unterstellt, dass sie Schottland, Schotten und alles Schottische bevorzugte.

Das muntere und ziemlich unangenehme Spielchen, das als "Queen Caroline" bekannt ist, muss vergleichsweise jungen Datums gewesen sein. Bei diesem Spiel standen sich zwei Reihen von Mädchen gegenüber, während eine andere den Spießrutenlauf absolvierte. Wenn sie zwischen den Reihen hindurchlief, wurde sie von den Mädchen auf beiden Seiten mit Händen, Schürzen und Taschentüchern "umgehauen", wobei sie sangen:

Königin, Königin Caroline,

Sie tauchte ihren Kopf in Terpentin.

Warum sah sie so gut aus?

Weil sie eine Krinoline trug.

Ein Echo auf die Krönungsszene von George IV?

Zeitgleich dazu entstand 'The Sheepfold', das wie folgt beginnt:

Wer geht da um meinen Schafstall herum?

Ach, das ist nur dein armer Nachbar Dick.

Stiehl nicht meine Schafe, während ich schlafe.

Aber das war nicht sehr beliebt, und niemand schien den ganzen Text zu kennen. Dann gab es noch 'How Many Miles to Banbury Town?', 'Blindekuh' und viele andere Spiele. Die Kinder konnten stundenlang spielen, ohne ein Spiel zu wiederholen.

Neben den Spielen auf dem Lande spielten die Kinder des Dorfes noch einige andere, die wahrscheinlich genauso alt, aber besser bekannt waren. Murmeln, Wäscheklammern und Springseile kamen zu ihrer Zeit zum Einsatz, und wenn ein Ball zur Verfügung stand, wurde das Spiel "Tip-it" gespielt. Nicht immer war ein Ball zu haben, denn der kleinste Gummiball kostete einen Pfennig, und Pfennige waren rar. Selbst Murmeln, die zwanzig Pfennige kosteten, wurden selten gekauft, obwohl sie in großer Zahl im Umlauf waren, denn die Jungen aus den Dörfern waren Meister im Murmeln und scheuten sich nicht, samstags fünf oder sechs Meilen zu laufen, um mit den Jungen aus anderen Dörfern zu spielen und ihre eigenen Vorräte mit ihren Gewinnen aufzufüllen. Einige von ihnen besaßen als Trophäen die seltenen und wertvollen Glasmurmeln, die so genannten "Alleys". Diese waren aus klarem Glas und umschlossen helle, gewellte, bunte Fäden, und sie sahen zwischen den schmuddeligen Tonmurmeln sehr hübsch aus. Die Mädchen hüpften mit einer beliebigen Länge eines Seils, meist ein Stück der alten Wäscheleine ihrer Mütter.

Es wurde eine einfache Form des Himmel-und-Hölle-Spiels gespielt, bei dem drei Linien oder Schritte, die in einem Rechteck eingeschlossen waren, in den Staub geritzt wurden. Die ausgefeilten, einem astrologischen Horoskop ähnelnden Himmelfahrtsdiagramme, die man heute noch an den Straßen im West Country sieht, waren hier unbekannt.

"Dibs" war ein Spiel für Mädchen, das mit fünf kleinen, glatten Kieselsteinen gespielt wurde, die gleichzeitig in der Luft gehalten und mit dem Handrücken aufgefangen werden mussten. Laura, die ungeschickt mit den Händen war, beherrschte dieses Spiel nicht,

Sie konnte auch nicht mit Murmeln spielen, Kreisel drehen, Bälle fangen oder Himmel und Hölle spielen. Sie war nach allgemeiner Auffassung ein "Ungeschickt". Hüpfen und Laufen waren ihre einzigen Fertigkeiten.

Manchmal im Sommer war das "Pin-a-sight" der letzte Schrei, und kein Mädchen fühlte sich richtig ausgerüstet, wenn es nicht ein solches Gerät bei sich trug. Um ein "Stecknadelauge" herzustellen, brauchte man zwei kleine Glasscheiben, ein Stück braunes Papier und viele Blumen. Dann wurden die Blütenblätter von den Blumen abgestreift und auf einer der Glasscheiben angeordnet, wobei die andere Scheibe darüber gelegt wurde, um eine Art Blumen-Sandwich zu bilden, und das Ganze wurde in braunes Papier eingewickelt, in das ein kleines quadratisches Fenster geschnitten wurde, wobei eine Klappe als Fallschutz hängen blieb. In der Öffnung erschien dann ein buntes Durcheinander von Blütenblättern, und das war das "Pin-a-Sight". Das Ziel war, so viele und so bunte Blütenblätter wie möglich zu zeigen, aber Laura liebte es, wenn sie allein war, ihre Blütenblätter als kleine Bilder zu arrangieren und eine Geranie oder eine Rose oder sogar ein kleines Haus vor einem Hintergrund aus grünen Blättern aufzubauen.

Normalerweise zeigten die Mädchen ihre "Stecknadeln" nur einander, aber manchmal näherten sie sich einer der Frauen oder klopften singend an eine Tür:

Eine Stecknadel, um ein Stecknadelauge zu sehen,

Alle Damen in Weiß gekleidet.

Eine Stecknadel hinten und eine Stecknadel vorne,

Und eine Stecknadel, um an die Tür der Dame zu klopfen.

Dann hoben sie die Klappe und zeigten den "Stecknadel-Blick", wofür sie mit einer Stecknadel belohnt werden sollten. War diese dann da, wurde sie zusammen mit den anderen, die sie erhalten hatten, auf die Vorderseite der Schürze geklebt. Es gab immer einen Wettbewerb, wer die längste Reihe von Anstecknadeln bekommen sollte.

Nachdem sie das schulpflichtige Alter erreicht hatten, spielten die Jungen nicht mehr mit den Mädchen, sondern suchten sich ein eigenes Spielfeld, auf dem sie Murmeln spielten, Kreisel drehten oder eine alte Dose als Fußball umwarfen. Oder sie jagten zu zweit durch die Hecken, schossen mit ihren Katapulten auf Vögel, kletterten auf Bäume oder suchten nach Vogelnestern, Pilzen oder Kastanien, je nach Jahreszeit.

Das Nesterausnehmen der Vögel war ein grausamer Sport, denn es wurde nicht nur jedes Ei aus jedem gefundenen Nest entnommen, sondern auch die Nester selbst wurden zerstört und all das weiche Moos und die Futterfedern zerrissen und auf dem Gras und den Büschen verstreut.

'Oh, je! Was muss der arme Vogel gefühlt haben, als er das sah", rief Laura, als sie diesen für sie traurigsten aller traurigen Anblick sah, und einmal wagte sie es sogar, einige Jungen, die sie bei der Tat angetroffen hatte, zur Rede zu stellen. Sie lachten nur und schoben sie beiseite. Für sie war die Vorstellung, dass etwas so Kleines wie eine Buchfinkenmutter Gefühle haben könnte, lächerlich. Sie dachten an die schöne lange Kette von gefädelten, blauen, gesprenkelten und perlweißen Eierschalen, die sie zu sammeln und zu Hause als Schmuck aufzuhängen hofften. Das winzige Eiweiß und das Eigelb, das beim Ausblasen aus den Eiern kommen würde, würden sie ihren Müttern als Delikatesse in ihre eigene Tasse Tee einrühren, und ihre Mütter würden sich freuen und sagen, was für nette, rücksichtsvolle Jungen sie hätten, denn sie, wie die Jungen, haben den Standpunkt der Vögel nicht berücksichtigt.

Niemand von der Obrigkeit sagte ihnen, dass ein solcher Raub von Vogelnestern grausam sei. Sogar der Rektor bewunderte bei seinen Besuchen in den Häusern die Sammlungen und war manchmal sogar bereit, ein seltenes Exemplar anzunehmen. Die einfache Landbevölkerung jener Zeit war zwar nicht aktiv grausam gegenüber Tieren, aber gleichgültig gegenüber deren Leiden. Wo kein Verstand ist, ist auch kein Gefühl", sagten sie, wenn sie aus Versehen oder aus Unachtsamkeit ein Tier verletzt hatten. Mit Sinn meinten sie Verstand oder Verständnis, und das hielten sie für rein menschliche Eigenschaften.

Ein paar Vögel waren heilig. Kein Junge würde das Nest eines Rotkehlchens oder eines Zaunkönigs ausrauben; auch ein Schwalbennest hätten sie nicht zerstört, wenn sie es hätten erreichen können, denn das glaubten sie:

Das Rotkehlchen und die Zaunkönige

Sind die Freunde Gottes des Allmächtigen.

Und die Schwalbe und die Schwalbe

Sind die Vögel, die Gott dem Allmächtigen folgen.

Und diese vier waren sicher vor Belästigung. Ihre Grausamkeit gegenüber den anderen Vögeln und einigen anderen Tieren war auf einen völligen Mangel an Vorstellungskraft zurückzuführen, nicht auf Bösartigkeit. Als wenig später die Jungen vom Lande in der Schule lernten, mit Tieren und insbesondere mit Vögeln barmherzig umzugehen, wurde es zur allgemeinen Regel, nur ein Ei aus einem Gelege zu nehmen. Dann kam die großartige Pfadfinderbewegung, die mehr als alle Vogelschutzgesetze dazu beigetragen hat, das massenhafte Plündern von Nestern zu verhindern, indem sie den Jungen Barmherzigkeit und Freundlichkeit beibrachte.

Im Winter in den achtziger Jahren gingen die Jugendlichen und großen Jungen des Dorfes in dunklen Nächten zum "Spadgering" hinaus. Dazu wurde ein großes Netz auf vier Stangen getragen, wobei zwei Träger auf der einen Seite einer Hecke und zwei auf der anderen Seite gingen. Wenn sie an eine Stelle kamen, an der eine Schar von Spatzen oder anderen kleinen Vögeln nistete, wurde das Netz über die Hecke geworfen und zugezogen, und die eingeschlossenen Vögel wurden bei Laternenlicht geschlachtet.

Ein Junge brachte oft bis zu zwanzig Spatzen mit nach Hause, die seine Mutter rupfte und zu einem Pudding verarbeitete. Eine kleine Anzahl von Vögeln oder ein einzelner Vogel wurde vor dem Feuer gegrillt. Viele der Kinder und einige Frauen stellten in ihren Gärten Fallen für Vögel auf. Dazu streuten sie Krümel oder Mais um und unter ein Sieb oder einen flachen Kasten, der an den Seiten aufgestellt wurde. An der Oberseite der Falle wurde ein Ende einer feinen Schnur befestigt, und das andere Ende wurde von jemandem gehalten, der in einem Scheunentor oder hinter einer Hecke oder Mauer lauerte. Wenn sich ein Vogel in einer günstigen Position befand, wurde die Falle mit einem Ruck auf ihn heruntergelassen. Vor allem eine alte Frau zeichnete sich als Vogelfängerin aus, und man konnte sie sogar bei verschneitem Wetter oft in ihrem Scheunentor mit der Schnur einer Falle in der Hand sitzen sehen. Hätte ein freundlich gesinnter Fremder sie gesehen, wäre ihm das Herz vor Mitleid mit der armen alten Seele geblutet, die so hungrig war, dass sie Stunden im Schnee verbrachte, um einen Spatz für ihr Abendessen zu fangen. Sein Mitleid wäre vergebens gewesen. Nach dörflichen Maßstäben ging es ihr recht gut, und oft machte sie sich nicht die Mühe, ihren Beutel zu rupfen und zu kochen. Es ging ihr um den Sport.

Auf die eine oder andere Weise waren ein Vogel oder ein paar Vögel ein regelmäßiger Bestandteil der Speisekarte eines Weilers. Aber es gab Vögel und Vögel. Könntest du dir einen Vogel vorstellen, meine Liebe?", sagte ein Mann zu seiner kränkelnden Frau oder seinem kranken Kind, und wenn sie daran dachten, erschien der Vogel; aber es war kein Spatz, nicht einmal eine Drossel oder eine Lerche. Es wäre ein viel größerer Vogel mit einer prallen Brust; aber er würde nie benannt werden und es würden keine Federn herumliegen, an denen man ihn identifizieren könnte. Die Männer aus dem Dorf waren keine gewöhnlichen Wilderer. Sie nannten Wilderei "ein Spiel für Dummköpfe" und lachten über diejenigen, die sie ausübten. Einen Monat rein und einen raus", wie sie sagten. Aber wenn die Notwendigkeit bestand, wussten sie, wo die Wildvögel waren und wie man sie bekam.

Edmund und Laura wurden einmal Zeuge einer raffinierten Art des Wilderns. Sie waren auf eine Leiter geklettert, die sie an der Seite eines Heuhaufens gefunden hatten, der zum Abtransport bereit lag, und nach einer aufregenden Stunde, in der sie ihre Köpfe herausstreckten und Grimassen schnitten, um Wasserspeier auf einem Turm darzustellen, lagen sie, von unten her verborgen, während die Männer auf dem Heimweg von der Arbeit den Fußweg unterhalb des Hügels entlanggingen.

Es war kurz vor Sonnenuntergang, und das schwache, flache Licht suchte den Weg und die Stoppeln und das Gestrüpp zu beiden Seiten ab. Die Männer schlenderten zu zweit und zu dritt, rauchten und unterhielten sich, dann verschwanden sie, Gruppe für Gruppe, über den Zaun am anderen Ende des Feldes. Gerade als die letzte Gruppe sich dem Zaun näherte und die Kinder aufatmeten, weil sie nicht gesehen und ausgeschimpft worden waren, brach ein Hase aus einer der Hecken und hüpfte und sprang über das Feld, so wie Hasen es tun. Einen Moment lang sah es so aus, als würde er vor den Füßen der letzten Gruppe von Männern landen, die sich dem Zaun näherten; doch plötzlich witterte er Gefahr, zog sich zurück und hockte sich regungslos hinter ein Büschel grünen Klees ein paar Meter vom Weg entfernt. In diesem Moment fiel einer der Männer zurück, um seinen Stiefel zu binden; die anderen gingen über den Zaun. In dem Moment, in dem sie außer Sichtweite waren, erhob sich der zurückgebliebene Mann mit einer Bewegung und warf sich seitlich über das Kleebüschel, in dem sich der Hase versteckt hatte. Es gab ein kurzes Handgemenge, ein leichtes Aufwirbeln von Staub, dann wurde eine schlaffe Gestalt in einen Essenskorb gepresst, und nachdem er sich mit einem Blick vergewissert hatte, dass seine Aktion nicht beobachtet worden war, folgte er seinen Arbeitskollegen.


Töchter des Weilers


Ein Fremder, der nach Lark Rise kam, hätte vergeblich nach dem süßen traditionellen Landmädchen mit Sonnenhaube, Heuharke und ihrem rustikalem Charme gesucht. Wenn er zufällig ein Mädchen im Teenageralter gesehen hätte, wäre sie in Stadtkleidung mit Handschuhen und Schleier bekleidet gewesen, denn sie wäre für ihre vierzehn Tage Urlaub vom Dienst nach Hause gekommen, und ihre Mutter hätte darauf bestanden, dass sie jedes Mal, wenn sie ins Freie ging, ihre beste Kleidung trug, um die Nachbarn zu beeindrucken.
Es gab kein Mädchen über zwölf oder dreizehn, das dauerhaft zu Hause lebte. Einige wurden schon mit elf  an ihre erste Stelle geschickt. Die Art und Weise, wie sie in diesem zarten Alter in die Welt hinausgeschoben wurden, mag einem zufälligen Beobachter herzlos erschienen sein. Sobald sich ein kleines Mädchen dem Ende der Schulpflicht näherte, sagte ihre Mutter: "Es wird Zeit, dass du deinen eigenen Lebensunterhalt verdienst, mein Mädchen" oder zu einer Nachbarin: "Es wird mir nicht leid tun, wenn unsere junge Maid  ihre Beine unter einen anderen Tisch streckt. Fünf Scheiben zum Frühstück hat sie heute Morgen gegessen, so geht's doch nicht weiter!“ Von diesem Zeitpunkt an fühlte sich das Mädchen als eins zu viel in der großen Kinderschar, während ihre Brüder, wenn sie die Schule verließen und anfingen, wöchentlich ein paar Schilling nach Hause zu bringen, als etwas Besseres galten. Die Eltern wollten nicht, dass die Jungen das Haus verließen. Wenn sie später auf eigenen Füßen stehen wollten, konnten sie sogar auf Widerstand stoßen, denn ihr Geld, obwohl es kaum ausreichte, um sie mit Essen zu versorgen, brachte etwas mehr Geld für das Familienbudget, und jeder Schilling war kostbar. Die Mädchen aber konnten zu Hause nichts verdienen. 
Dann war da noch das Schlafproblem. Keines der Häuser hatte mehr als zwei Schlafzimmer, und wenn Kinder beiderlei Geschlechts ins Teenageralter kamen, war es schwierig, sich zu arrangieren, und der Weggang auch nur eines kleinen Mädchens von zwölf Jahren machte ein wenig mehr Platz für die Verbliebenen.
Als die älteren Jungen einer Familie heranwuchsen, wurde das zweite Schlafzimmer zur Jungenstube. Große und kleine Jungen wurden dort untergebracht, und die Mädchen, die noch zu Hause waren, mussten im Zimmer der Eltern schlafen. Sie hatten ihre eigene Vorstellung von Anstand; es wurde ein Paravent aufgestellt oder ein Vorhang zugezogen, um die Betten der Eltern und der Kinder voneinander zu trennen, aber es war bestenfalls ein armseliges Provisorium, lästig, eng und unbequem. Wenn es einen großen Jungen mit mehreren gleichaltrigen Mädchen gab, schlief er unten auf einem Bett, das jede Nacht gemacht wurde, und das zweite Schlafzimmer war das Zimmer der Mädchen. Wenn die Mädchen in den Sommerferien vom Dienst nach Hause kamen, war es üblich, dass der Vater unten schlief, damit das Mädchen das Bett der Mutter teilen konnte. Wenn man heute ein altes Häuschen sieht, hört man oft den Satz: "Und da haben sie zehn Kinder großgezogen. Wo um alles in der Welt haben sie denn geschlafen? Die Antwort lautet oder sollte lauten, dass sie nicht alle zur gleichen Zeit dort geschlafen haben. Offensichtlich konnten sie das nicht. Wenn das jüngste Kind einer solchen Familie geboren wurde, war der Älteste wahrscheinlich schon zwanzig und seit Jahren in der Welt unterwegs, ebenso wie die Kinder, die unmittelbar danach kamen. Die Überbevölkerung war schlimm genug, aber nicht ganz so schlimm, wie man sich das vorstellt.
Außerdem brauchten die Kinder, je größer sie wurden, immer mehr Nahrung, und die Mutter war oft mit ihren Kräften am Ende, um sie zu beschaffen. Es war kein Wunder, dass ihre Gedanken und Hoffnungen auf die Zeit gerichtet waren, in der zumindest eines ihrer Kinder für sich selbst sorgen würde. Sie hätte ihre Gedanken nicht laut aussprechen dürfen, denn so manches arme, empfindsame kleine Mädchen muss darunter gelitten haben. Aber dieselbe Mutter ließ bei den Mahlzeiten oft den Bissen Fleisch von ihrem eigenen auf den Teller ihres Kindes gleiten, mit einem "Ich habe heute Abend keinen Hunger. Du hast es. Du wächst ja.'
Nachdem die Mädchen mit zehn oder elf Jahren die Schule verlassen hatten, blieben sie in der Regel ein Jahr lang zu Hause, um den jüngeren Kindern zu helfen, und wurden dann in den Haushalten von Handwerkern, Schulmeistern, Stallknechten oder Landvögten untergebracht. Eine Anstellung in einem Gasthaus wurde von den Müttern der Dörfer mit Abscheu betrachtet, und Hausangestellte waren eine Klasse für sich. Einmal Knecht, immer Knecht", pflegten sie zu sagen, und für ihre Töchter hatten sie mehr Ehrgeiz.
Die ersten Stellen wurden als "kleine Stellen" bezeichnet und als Sprungbrett zu etwas Besserem betrachtet. Es galt als unklug, einem Mädchen zu erlauben, länger als ein Jahr in ihrer kleinen Stelle zu bleiben; aber ein Jahr musste sie bleiben, ob es ihr gefiel oder nicht, denn das war der Brauch. Das Essen an solchen Orten war gut und reichlich, und in einem Jahr würde ein dreizehnjähriges Mädchen groß und stark genug für den gewünschten "Herrendienst" werden, ihr Lohn würde ihr ein paar Kleider kaufen, und sie würde lernen.
Die Arbeitgeber waren in der Regel sehr freundlich zu diesen kleinen Mägden. In manchen Häusern wurden sie wie ein Mitglied der Familie behandelt, in anderen wurden sie in Mützen und Schürzen gesteckt und aßen in der Küche, oft zusammen mit einem oder zwei der jüngeren Kinder des Hauses, um ihnen Gesellschaft zu leisten. Der Lohn war gering, oft nur ein Schilling pro Woche; aber die Entlohnung endete nicht mit der Geldzahlung. Sie erhielten bereits zugeschnittenes und platziertes Material für ihre Unterwäsche, und das Weihnachtsgeschenk eines besten Kleides oder eines Wintermantels war üblich. Mützen, Schürzen und Morgenmäntel wurden, wenn sie getragen wurden, vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt. Solange sie bei mir ist, soll es ihr an nichts fehlen", versprach die Frau eines Ladenbesitzers häufig, wenn sie ein Mädchen einstellte, und viele hielten in dieser Hinsicht sogar mehr als ihr Wort. Sie arbeiteten selbst mit den Mädchen und bildeten sie aus, um sie dann, wie sie sagten, in dem Moment, in dem sie sich nützlich machten, zu verlassen, um "sich zu verbessern".
Die Haltung der Mütter gegenüber diesen Hausherrinnen war eigenartig. Wenn eine von ihnen früher selbst im Dienst war, wurde ihre Situation vermieden, denn "eine gute Dienerin macht eine schlechte Hausherrin", sagten sie. Auf jeden Fall hielten sie es für eine Gunst, ihre kleinen, ungelernten Töchter in einem kleinen Haushalt "verpflichten" zu lassen. Sie waren eifersüchtig auf die Rechte ihrer Kinder und bereit, sich einzumischen, wenn etwas passierte, was ihnen nicht gefiel, und sie mochten es nicht, wenn die kleine Magd ihren Arbeitgeber oder ihre Familie liebte oder nach Ablauf ihres Jahres an ihrem kleinen Platz bleiben wollte. Ein Mädchen, das mit elf Jahren als Dienstmädchen zu einem älteren Ehepaar geschickt worden war und darauf bestanden hatte, dort bis ins Teenageralter zu bleiben, wurde von ihrer Mutter immer als "unsere arme Em" bezeichnet. 
 Wenn ich die anderen Mädchen sehe und sehe, wie sie immer besser werden, und wenn ich daran denke, dass unsere arme Em ihr Leben an einem unbedeutenden Ort vergeudet, könnte ich mich hinsetzen und heulen wie ein Hund, das könnte ich", sagte sie, lange nachdem Em von den Menschen, denen sie zugetan war, als Tochter angenommen worden war.
Natürlich gab es auch merkwürdige Orte und ein paar ausgesprochen schlechte Orte, aber diese waren die Ausnahme und wurden bald bekannt und gemieden. Einmal begleitete Laura einen Schulkameraden zu einem Gespräch mit einer Herrin, die angeblich ein Dienstmädchen brauchte. Normalerweise nahm eine Mutter ihre Tochter zu solchen Gesprächen mit; aber Mrs. Beamish war kurz vor ihrer Zeit, und man hielt es nicht für sicher, dass sie sich so weit von zu Hause entfernen würde. So machten sich Martha und Laura auf den Weg, begleitet von einem jüngeren Bruder Marthas, der etwa zehn Jahre alt war. Martha trug den besten Mantel ihrer Mutter, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt waren, und ihr Haar, das sie an diesem Morgen zum ersten Mal frisiert hatte, war am Hinterkopf zu einem Zopf geflochten, der mit schwarzen Haarnadeln bestückt war. Laura trug einen Schornsteinhut, einen kurzen braunen Umhang und geknöpfte Stiefel, die ihr fast bis zu den Knien reichten. Der kleine Bruder trug einen blassgrauen Astrakan-Mantel, der ihm viel zu klein war, einen riesigen roten Strickschal und hatte kein Einstecktuch dabei.
Es war ein milder, grauer Novembertag, Nebelschwaden schwebten über den gepflügten Feldern und Wassertropfen hingen an jedem Zweig und jedem Dorn der Hecken. Das einsame Landhaus, zu dem sie unterwegs waren, sollte vier Meilen von dem Weiler entfernt sein; doch lange bevor sie es erreichten, kam ihnen die Entfernung eher wie vierzig vor. Es ging querfeldein, über Feldwege und Pfähle, durch Seitenstraßen und an Dörfern vorbei. Sie fragten jeden, dem sie begegneten oder den sie bei der Arbeit auf den Feldern sahen, nach dem Weg und wurden immer wieder auf irgendeine Abkürzung verwiesen, die sie an derselben Stelle wieder herauszubringen schien wie zuvor. Dann gab es Verspätungen. Marthas frisch frisiertes Haar fiel immer wieder herunter, und Laura musste alle Haarnadeln herausnehmen und es richten. Der kleine Bruder bekam Steine in die Schuhe, und alle Füße waren müde von der rauen Reise und dem steifen Schlamm, der ihre Fußspitzen bedeckte. Der Schlamm bereitete Laura besondere Sorgen, denn sie hatte ihre besten Stiefel angezogen, ohne um Erlaubnis zu fragen, und sie wusste, dass sie bei ihrer Rückkehr deswegen Ärger bekommen würde.
Doch solche kleinen Ärgernisse und Hindernisse konnten ihr die Freude an dem trüben grauen Tag und den neuen Feldern, Wäldern und Dörfern, deren Namen sie nicht einmal kannte, nicht ganz verderben.
Es war später Nachmittag, als sie aus einer tiefen, schmalen Gasse kamen, in deren Mitte ein Bach plätscherte, und vor sich ein graues Steinhaus mit verdrehten Schornsteinen und einer Sonnenuhr sahen, die im langen Gras vor der Eingangstür stand. Martha und Laura waren entsetzt über die Größe des Hauses. Dort müssen Adlige wohnen. Zu welcher Tür sollten sie gehen und was sollten sie sagen?
In einem gepflasterten Hof bürstete ein Mann ein Pferd und zischte dabei so laut, dass er ihre erste zaghafte Frage nicht hörte. Als sie wiederholt wurde, hob er den Kopf und lächelte. 'Ho! Ho!", sagte er. 'Ja, ja, es ist Missis in dem Haus dort, das Sie brauchen werden, das garantiere ich.'
'Bitte, will sie ein Dienstmädchen?'
'Das kann ich mir denken. Das tut sie normalerweise. Aber wo ist das Dienstmädchen? Wollt ihr euch alle drei zu einer Einheit zusammenschließen? Ihr geht durch das Geschirrzimmer und über den Rasen bei den großen Birnbäumen, dann findet ihr die Hintertür. Geht schon, habt keine Angst. Sie hat nicht vor, euch zu fressen.
Auf ihr zaghaftes Klopfen hin wurde die Tür von einer jungen Frau geöffnet. Sie war wie niemand, den Laura je gesehen hatte. Sie war sehr schlank - im Dorf hätte man sie "dürr" genannt -, hatte ein weißes Gesicht, dunkle, gewölbte Brauen und schwarzes Haar, das ihr glatt aus der Stirn fiel, und all dieses Schwarz und Weiß wurde durch ein kleines scharlachrotes Jäckchen unterstrichen, das Laura, als sie es ihrer Mutter später beschrieb, als Garibaldi identifizierte. Sie schien sich zu freuen, die Kinder zu sehen, obwohl sie skeptisch dreinschaute, als sie hörte, was sie zu tun hatten, und Marthas Größe sah.
Ihr wollt also eine Wohnung?", fragte sie, als sie sie in eine Küche führte, die so groß wie eine Kirche war und einer solchen mit ihrem Steinboden und der zentralen Säule nicht unähnlich. Ja, sie wollte ein Dienstmädchen, und sie dachte, dass Martha dafür geeignet sei. Wie alt war sie? Zwölf? Und was konnte sie tun? Alles, was man ihr sagte? Nun, das war richtig. Es war kein schwieriger Ort, denn obwohl es sechzehn Zimmer gab, waren nur drei oder vier davon in Gebrauch. Konnte sie um sechs Uhr aufstehen, ohne gerufen zu werden? Einmal in der Woche musste der Herd in der Küche angezündet und der Schornstein gekehrt werden, und vor dem Frühstück musste das Esszimmer gefegt und abgestaubt und das Feuer angezündet werden. Sie selbst würde rechtzeitig unten sein, um das Frühstück zuzubereiten. Abgesehen von der Zubereitung des Gemüses war kein Kochen erforderlich. 

Nach dem Frühstück würde Martha ihr helfen, die Betten zu machen, die Zimmer zu putzen, die Kartoffeln zu schälen und so weiter; und nach dem Abendessen gab es viel zu tun - abwaschen, Messer und Stiefel putzen und Silber polieren. Und so fuhr sie fort, Marthas Tag zu planen, bis sie um neun Uhr zu Bett gehen konnte, nachdem sie ihrer Herrin heißes Wasser ins Schlafzimmer gestellt hatte.

Laura konnte sehen, dass Martha verwirrt war. Sie stand auf, drehte ihr Halstuch, knickste und sagte zu allem 'Ja, Mama'.

Dann kann ich dir als Lohn zwei Pfund zehn pro Jahr anbieten. Das ist kein großer Lohn, aber du bist sehr klein, und du wirst eine einfache Wohnung und ein bequemes Zuhause haben. Wie gefällt Ihnen Ihre Küche?

Marthas Blick wanderte durch die riesige Wohnung, und wieder sagte sie: "Ja, Mama.

Du wirst es hier schön und gemütlich finden, wenn du deine Mahlzeiten vor dem Kamin isst. Du wirst dich doch nicht einsam fühlen, oder?

Diesmal sagte Martha: "Nein, Mama.

Sag deiner Mutter, dass ich von ihr erwarte, dass sie dich gut einkleidet. Du wirst Mützen und Schürzen brauchen. Ich möchte, dass meine Mägde ordentlich aussehen. Und sag ihr, sie soll dir viel Wechselwäsche mitgeben, denn wir waschen uns nur einmal in sechs Wochen. Obwohl Martha wusste, dass ihre Mutter keinen Pfennig für ihre Kleidung ausgeben konnte und dass sie als Letztes, bevor sie an diesem Morgen das Haus verließ, ihre zukünftige Arbeitgeberin gebeten hatte, ihrer Mutter den ersten Monatslohn im Voraus zu schicken, damit sie das Nötigste kaufen konnte, sagte sie erneut: "Ja, Mama.

'Gut, dann erwarte ich dich nächsten Montag. Und nun, hast du Hunger?", und zum ersten Mal lag Gefühl in Marthas Ton, als sie antwortete: "Ja, Mama.

Bald stand eine große Lende mit kaltem Rindfleisch auf dem Tisch, und die drei Kinder ließen sich reichlich davon schmecken. Es war ein Rindfleischstück, wie man es nur auf alten Bildern sieht, auf denen ein Abt tranchiert; riesig und so reich an Geschmack und so zart, dass es auf der Zunge zu zergehen schien. Die drei Teller waren im Handumdrehen leer.

Möchte jemand von Ihnen noch eine Portion?

Laura, die sich bewusst war, dass sie nicht die Hauptperson war und nur aus Höflichkeit eingeladen wurde, lehnte wehmütig, aber bestimmt ab; Martha sagte, dass sie gerne noch etwas mehr hätte, wenn es "Mama" gefiele, und der kleine Bruder schob seinen Teller einfach vor. Martha, die auf ihre Manieren bedacht war, lehnte eine dritte Portion ab. Aber der kleine Bruder hatte keine solchen Skrupel; er war ausgehungert und nahm einen dritten und einen vierten Teller voll, während die Hausherrin mit einem amüsierten Lächeln daneben stand. Sie wird ihn für den Rest ihres Lebens als den kleinen Jungen mit dem großen Appetit in Erinnerung behalten haben.

Es war schon dunkel, als sie zu Hause ankamen, und Laura bekam Ärger, nicht nur, weil sie ihre besten Stiefel ruiniert hatte, sondern vor allem, weil sie gelogen hatte, denn sie hatte ihrer Mutter vorgegaukelt, dass sie zum Einkaufen in die Marktstadt fahren würden. Aber selbst als sie ohne Abendessen im Bett lag, hatte sie das Gefühl, dass die Erfahrung die Strafe wert war, denn sie war an einem Ort gewesen, an dem sie noch nie zuvor gewesen war, hatte das alte Haus und die Dame in der scharlachroten Jacke gesehen, das Rindfleisch gekostet und Tommy Beamish vier große Portionen essen sehen.

Schließlich war Martha nicht dorthin gegangen, um dort zu leben. Ihre Mutter war mit ihrer Schilderung des Ortes nicht zufrieden, und ihr Vater hörte am nächsten Tag, dass es in dem Haus spuken würde. 'Sie soll nicht dorthin gehen, solange wir eine Kruste für sie haben', sagte ihr Vater. Nicht, dass ich an Gespenster glaube - ich nenne sie einen Haufen Unsinn -, aber das Kind könnte denken, dass sie etwas gesät hat, und sich zu Tode erschrecken und sich vielleicht in dieser engen, zugigen, alten Küche den Tod holen.

So wartete Martha, bis zwei Schwestern, Hutmacherinnen in der Marktstadt, ein Dienstmädchen suchten; und dort angekommen, wuchs sie stark und rosig heran und lernte, wie sie berichteten, viel mehr zu sagen als 'Ja, Mama'; denn ihre einzige Beschwerde gegen sie war, dass sie dazu neigte, frech zu sein und so laut über ihre Arbeit zu singen, dass die Kunden im Laden sie hören konnten.

Als die Mädchen ein Jahr lang in ihren kleinen Läden gearbeitet hatten, sagten ihre Mütter, es sei an der Zeit, dass sie sich "verbessern", und die Pfarrerstochter wurde zu Rate gezogen. Wusste sie, ob in irgendeinem der großen Landhäuser in der Umgebung ein Küchenmädchen oder ein Tweeny gesucht wurde? Wenn nicht, wartete sie, bis sie zwei oder drei solcher Kandidatinnen für eine Beförderung auf ihrer Liste hatte, um dann in der Morning Post oder der Church Times nach Stellen für sie zu suchen. Andere Mädchen bekamen eine Stelle durch Schwestern oder Freunde, die bereits in großen Häusern arbeiteten.

Wenn die Stelle gefunden war, machte sich das Mädchen allein auf die meist erste Zugreise, mit ihrem gelben Blechkoffer, der mit einer dicken Kordel verschnürt war, ihrem Blumenstrauß und ihrem braunen Papierpaket, das mit Resten gefüllt war.

Die Blechkiste wurde vom Spediteur zum Bahnhof gebracht, und die Mutter ging mit ihrer Tochter die drei Meilen zum Bahnhof. Sie verließen Lark Rise, vielleicht noch bevor es an einem Wintermorgen hell wurde, das Mädchen in ihrer besten, vermeintlich modischen Kleidung, und die Mutter trug das in sein Tuch gewickelte Baby der Familie.  Die Nachbarn kamen an ihre Gartentore, um sie zu verabschieden, und riefen ihnen nach: "Angenehme Reise!Hoffentlich habt ihr einen guten Platz!" oder "Pass auf, dass du ein braves Mädchen bist und das tust, was man dir sagt!" oder, noch beruhigender, "Ihr seid in den Ferien zurück, bevor ihr wisst, wo ihr seid, und dann gibt es kein Halten mehr, ihr seid stolz auf London!" und die beiden gingen gut gelaunt davon, drehten sich um und winkten immer wieder.

Laura sah einmal den Abgang eines solchen Paares, die Mutter in einen großen karierten Schal gehüllt, aus dessen Falten das Gesicht ihres Babys herausschaute, und das Mädchen in einem leuchtend blauen Popeline-Kleid, das sie im Secondhand-Laden in der Stadt gekauft hatte - ein Kleid, das nach der extremen Mode von vor drei Jahren gemacht wurde, aber zu dieser Zeit lächerlich veraltet war. Lauras Mutter schüttelte den Kopf, schnalzte mit der Zunge und sagte: "Warum konnten sie das Geld nicht für ein Stück guten Marine-Serge ausgeben?Aber sie, die armen Unschuldigen, waren begeistert davon.

Sie gingen fröhlich, ja sogar stolz davon, doch einige Stunden später traf Laura die Mutter, die allein zurückkehrte. Sie hinkte, denn die Sohle eines ihrer alten Stiefel hatte sich vom Schaft gelöst, und das achtzehn Monate alte Kind hing wohl schwer an ihrem Arm.Auf die Frage, ob Aggie gut weggekommen sei, nickte sie, konnte aber nicht antworten; ihr Herz war zu voll.Schließlich war sie nur eine Mutter, die ihre kleine Tochter ins Ungewisse geschickt hatte und von Zweifeln und Ängsten um sie geplagt wurde.

Man kann sich nur vorstellen, was das Mädchen fühlte, als sich der Zug mit ihr in einen fremden, weit entfernten Teil des Landes begab, um ein neues, fremdes Leben unter Fremden zu führen. Wahrscheinlich wären diejenigen, die ihr rundes, stures Gesichtchen sahen und feststellten, dass sie sich in den nächsten Tagen nur langsam in ihre neuen Pflichten einarbeitete, überrascht und sogar ein wenig gerührt gewesen, wenn sie ihre Gedanken hätten lesen können.

Die Mädchen, die "in die Küche gingen", begannen als Küchenmädchen, spülten stapelweise Geschirr ab, reinigten Töpfe und Abdeckungen, bereiteten Gemüse zu, schrubbten die Küche und erledigten andere grobe Arbeiten. Nach ein oder zwei Jahren wurden sie Unterküchenmädchen und arbeiteten sich allmählich hoch, bis sie dem Koch unterstellt waren.Wenn sie diesen Punkt erreicht hatten, übernahmen sie einen großen Teil der eigentlichen Kocharbeit unter Aufsicht; manchmal taten sie es auch ganz ohne, denn es gab Geschichten von Köchen, die nie Hand an ein Gericht legten, sondern, nachdem sie dem Küchenmädchen etwas beigebracht hatten, ihr die gesamte Kocharbeit überließen, mit Ausnahme einiger spektakulärer Gerichte für eine Dinnerparty.Das gefiel dem ehrgeizigen Küchenmädchen, denn es sammelte Erfahrungen und würde bald selbst eine professionelle Köchin sein, und dann, wenn sie den Gipfel ihres Ehrgeizes erreicht hatte, Haushälterin.

Manche Mädchen zogen die Arbeit im Haus der in der Küche vor und fanden eine Stelle als drittes oder viertes Hausmädchen in einem Herrenhaus und arbeiteten sich nach oben. In den großen Häusern der Stadt und auf dem Lande wurden damals Heerscharen von Männern und Dienstmädchen gehalten.

Die Dienstmädchen auf den unteren Stufen der Karriereleiter sahen ihre Arbeitgeber nur selten. Wenn sie zufällig einen von ihnen im Haus trafen, fragte ihre Ladyschaft freundlich, wie es ihnen ginge und wie es ihren Eltern ginge; oder seine Lordschaft lächelte und machte einen milden Scherz, wenn er gerade gut gelaunt war.Die oberen Dienstboten waren ihre wirklichen Herrinnen, und sie behandelten die Anfängerinnen wie ein Feldwebel seine Rekruten, indem sie sie mit viel Schimpf und Tadel in ihre Pflichten einwiesen; aber das Mädchen, das lernwillig war, dem harte Arbeit und harte Worte nichts ausmachten und das sich eine respektvolle Zunge bewahren konnte, hatte von ihnen nichts zu befürchten.

Das Essen der Mägde in diesen großen Häusern war gesund und reichlich, wenn auch alles andere als üppig. In manchen Häusern bekamen sie zum Frühstück kaltes Rind- oder Hammelfleisch oder sogar einen heißen irischen Eintopf, und die Mittagsmahlzeit war immer schwer, mit Fettpudding nach einem Stück aus einem heißen Braten.Ihre Schlafzimmer waren nach heutigen Maßstäben ärmlich, aber das Schlafen in einer großen Dachkammer, die sie sich mit zwei oder drei anderen teilten, wurde damals nicht als Härtefall angesehen, vorausgesetzt, jeder hatte ein Bett und seine eigene Kommode und sein eigenes Waschbecken.Die Dienstmädchen hatten kein Bad.Oft hatten auch ihre Arbeitgeber keins.Einige Familien hatten für sich selbst ein Bad eingerichtet, andere bevorzugten die eigene Badewanne im Schlafzimmer.Ein Hüftbad gehörte zur Einrichtung des Zimmers der Dienstmädchen.Wie die Kinder der Familie durften sie abends nicht ausgehen, es sei denn, sie hatten einen festen Platz und bekamen Sonderurlaub.Am Sonntag mussten sie in die Kirche gehen, ob sie wollten oder nicht, und ihre besten Hüte mit den roten Rosen und Straußenspitzen mussten sie in den Kisten unter ihren Betten lassen und sich in lustigen kleinen flachen Hauben "erschrecken".Als die Prinzessin von Wales, die spätere Königin Alexandra, die Mode einführte, das Haar in einer gekräuselten Ponyfrisur über der Stirn zu tragen, und sich diese Mode verbreitete, wurde den Dienstmädchen eine Ponyfrisur untersagt.Sie mussten ihr Haar gerade von den Brauen zurückkämmen.Eine große Härte.

Die gezahlten Löhne würden die jungen Haushälterinnen von heute amüsieren.

Auf ihrer kleinen Stelle erhielt ein Mädchen ein bis zwei Schilling pro Woche. Ein erwachsener Diener in einer Kaufmannsfamilie erhielt sieben Pfund im Jahr, und das entsprach in etwa dem Lohn eines Hausangestellten.Die Pfarrhausköchin erhielt sechzehn Pfund im Jahr, das Pfarrhausmädchen zwölf; beides waren ausgezeichnete Diener.Die Untergebenen in großen Häusern begannen mit sieben Pfund im Jahr, die bei jeder Beförderung erhöht wurden, bis sie als oberstes Hausmädchen bis zu dreißig Pfund erhalten konnten. Eine gute Köchin konnte fünfzig verlangen und sogar weitere fünf bekommen, wenn sie drohte zu gehen.Jeder, der etwas auf sich hielt", wie man zu sagen pflegte, hatte damals ein Dienstmädchen - die Ehefrauen der Gestütspfleger, die Ehefrauen der Dorfschulmeister und natürlich die Ehefrauen der Gastwirte und Ladenbesitzer.Sogar die Ehefrauen von Zimmerleuten und Maurern zahlten einem Mädchen sechs Pence, damit es am Samstag die Messer und Stiefel putzte und die Kinder ausführte.

Sobald eine Mutter auch nur eine Tochter im Dienst hatte, ließ die Belastung für sie ein wenig nach. Es war nicht nur ein Mund weniger zu füttern, ein Paar Füße weniger zu beschlagen und ein winziger Platz in den beengten Schlafräumen frei, sondern jeden Monat, wenn das Mädchen seinen Lohn erhielt, wurde ein Schilling oder mehr an "unsere Mum" geschickt, und je höher der Lohn war, desto größer wurde der Anteil der Mutter.Zusätzlich zu den Geschenken verpflichteten sich einige der älteren Mädchen, die Miete ihrer Eltern zu bezahlen, andere, ihnen eine Tonne Kohle für den Winter zu geben, und alle schickten Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke und Pakete mit übrig gebliebener Kleidung.

Die selbstlose Großzügigkeit dieser armen Mädchen war erstaunlich.Man erzählte sich im Dorf, dass einige von ihnen sich entblößten, um den Daheimgebliebenen zu helfen.Ein Mädchen tat dies buchstäblich.Sie war in ihrem neuen besten Kleid - einem hellgrauen Kaschmirkleid mit weißem Spitzenkragen und Manschetten - in die Ferien gekommen. Es war sehr bewundert worden, und sie hatte es während ihrer zweiwöchigen Zeit zu Hause sichtlich gern getragen; aber als Laura sagte: "Dein neues Kleid gefällt mir, Clem", antwortete sie in einem Tonfall, der als unbedacht gemeint war: "Ach, das!Das überlasse ich unserer jungen Sally. Sie hat kaum etwas, und es ist egal, was ich trage, wenn ich weg bin.Es ist mir egal, was ich trage, wenn ich weg bin." Und Clem kehrte in ihrem zweitbesten marineblauen Anzug zurück, und Sally trug am nächsten Sonntag das blassgraue Kleid in der Kirche.

Viele von ihnen müssen sehr knapp bei Kasse gewesen sein, denn sie schickten die Hälfte oder sogar mehr ihres Lohns nach Hause. Lauras Mutter pflegte zu sagen, dass sie lieber verhungert wäre, als zuzulassen, dass eines ihrer Kinder an ihren Dienstorten unter den anderen Mädchen so benachteiligt würde, ganz zu schweigen von den Versuchungen, denen sie durch die Armut ausgesetzt sein könnten.Aber die Mütter waren so arm, dass sie kaum in der Lage waren, ihre Familien zu ernähren und keine Schulden zu machen, dass es nur menschlich von ihnen war, das zu nehmen, was ihre Kinder ihnen schickten und manchmal sogar aufdrängten.

Obwohl sie ihren Töchtern dankbar waren und sie liebten, schienen ihre Jungen, die immer zu Hause waren und deren Geld kaum für ihren Unterhalt reichte, bei ihnen immer an erster Stelle zu stehen.Wenn es irgendwelche Unannehmlichkeiten gab, durften sie nicht auf die Jungen fallen; wenn es nur eine begrenzte Menge von etwas gab, mussten die Jungen trotzdem ihren vollen Anteil haben; die besten Kleider der Jungen mussten für sie gebürstet und weggeräumt werden; ihre Hemden mussten besonders gut gebügelt werden, und die Leckerbissen mussten immer für das Mittagessen in der Ferne aufgehoben werden.Kein Wunder, dass die Väter manchmal eifersüchtig waren und ausriefen: "Unsere Mutti, die macht sich ja ganz schön zum Affen!

Einige der Mädchen waren mit jungen Männern verlobt, und nach einigen Jahren des Werbens, das meist per Brief erfolgte, da sie sich nur selten trafen, außer in den Sommerferien des Mädchens, heirateten sie und ließen sich in oder in der Nähe des Dorfes nieder.Andere heirateten und zogen weg.Metzger und Milchmänner wurden als Ehemänner bevorzugt, vielleicht weil sie häufig die Häuser aufsuchten, in denen die Mädchen beschäftigt waren.Ein Mädchen aus einem Weiler heiratete einen Milchmann oder einen Metzger in London oder in einem anderen weit entfernten Teil des Landes, und nach ein paar Jahren erwarb das Paar ein eigenes Geschäft und wurde recht wohlhabend.Eine heiratete einen Butler und baute mit ihm ein Apartmenthaus an der Ostküste auf; eine andere heiratete einen Ladenbesitzer und brachte mit erstaunlich wenig Taktgefühl ein Kindermädchen mit, das sich um ihre Kinder kümmerte, wenn sie ihre Eltern besuchte.Das Kindermädchen wurde in die meisten Häuser eingeladen und mit Informationen über das häusliche Leben ausgepumpt, aber Susie selbst wurde kalt beäugt; sie hatte sich von der Norm entfernt.Die Mädchen, die weggeheiratet hatten, blieben dem alten Brauch treu, im Sommer vierzehn Tage bei ihren Eltern zu verbringen, und die äußerlichen und sichtbaren Zeichen ihres Wohlstands müssen für diejenigen, die Landarbeiter geheiratet hatten und zum alten Lebensstil zurückgekehrt waren, anstrengend gewesen sein.

Ohne die Mädchen hätten die jungen Männer des Dorfes eine langweilige Zeit gehabt, wenn nicht in unmittelbarer Nähe andere Mädchen aus anderen Heimen im Dienst gewesen wären. Diejenigen, die frei waren, zogen aus, in ihren besten Kleidern, mit gut geputzten Stiefeln und einer Blume im Band ihres Sonntagshutes, um den Milchmädchen auf den benachbarten Bauernhöfen oder den Untermädchen auf den großen Landhäusern den Hof zu machen.

Die Verlobten gingen nach oben, um ihre wöchentlichen Liebesbriefe zu schreiben, und oft sah man ein Gesicht am oberen Fenster, das auf einem Federhalter kaute und traurig auf eine scheinbar leere Welt hinausblickte.

Damals gab es noch keine Tanzveranstaltungen in den Dorfsälen und keine Kinos oder billigen Ausflüge, bei denen man zufällige Bekanntschaften machen konnte; aber von Zeit zu Zeit schockierte der eine oder andere verlobte Jugendliche die Öffentlichkeit, indem er mit einem anderen Mädchen ausging, während seine Geliebte weg war.

Wenn man ihm vorwarf, er sei "Nell nicht treu", erklärte er, es sei nur Freundschaft oder nur ein bisschen Spaß; aber Nells Mutter und seine Mutter waren anderer Meinung und beschimpften ihn so lange, bis die Treffen abgebrochen wurden oder ins Leere liefen.

Aber von solchen Ausrutschern war nie die Rede, als Nellie schließlich selbst in den Ferien nach Hause kam.Jeden Abend sahen die Nachbarn hinter den Fenstervorhängen, wie die beiden aus ihren Häusern kamen und in dieselbe Richtung spazierten, aber noch nicht zusammen, denn das wäre zu dreist gewesen.Sobald sie außer Sichtweite der Fenster waren, taten sie sich zusammen, Arm in Arm, und schlenderten über die Feldwege zwischen dem reifenden Mais oder blieben an den Pfählen stehen, flüsterten und küssten sich und liebten sich, bis die Dämmerung hereinbrach und es für das Mädchen Zeit war, nach Hause zu gehen, denn kein anständiges Mädchen sollte nach zehn Uhr noch draußen sein.Nur vierzehn Nächte dieser Glückseligkeit, und alle anderen Nächte des Jahres leer, und das nicht für ein Jahr, sondern für sechs oder sieben oder acht. Die armen Liebenden!

Die Herrinnen sagten früher - und wahrscheinlich sagen es diejenigen, die das Glück haben, ihre Mägde von Jahr zu Jahr zu behalten, immer noch -, dass die Mädchen in den ersten Tagen nach ihrer Rückkehr in den Dienst mürrisch und geistesabwesend sind.Zweifellos sind sie das, denn ihre Gedanken sind immer noch bei den Lieben, die sie zurückgelassen haben, und die kommenden Monate müssen sich in einer endlos erscheinenden Leere ausdehnen, bevor sie sie wiedersehen werden. Das ist die Zeit, in der ein wenig zusätzliche Geduld und ein wenig menschliches Mitgefühl nötig sind, um ihnen zu helfen, sich anzupassen, und wenn dies geschieht, wie es in vielen Heimen trotz der Zeitungskorrespondenz immer noch der Fall ist, wird sich das junge Gemüt bald von den Erinnerungen an die Vergangenheit zu Hoffnungen für die Zukunft wenden.

Die Kinder in den Dörfern haben wenig von solchen Liebesbeziehungen mitbekommen.Hätten sie versucht, solchen Paaren zu folgen oder sie zu beobachten, hätte der junge Mann ihnen mit einer "Ohrfeige" gedroht, wie er es nannte; aber es gab immer eine ländliche Liebesbeziehung zu sehen, wenn sie neugierig darauf waren.Es handelte sich um ein älteres Paar namens Chokey und Bess, das zu diesem Zeitpunkt bereits seit zehn oder zwölf Jahren zusammen unterwegs war und noch fünf oder sechs Jahre vor sich hatte, bevor es heiratete.Bessie, damals etwa vierzig Jahre alt, galt als zu schwach für den Dienst und lebte zu Hause, wo sie die Hausarbeit für ihre Mutter erledigte, die die letzte Klöpplerin war.Chokey war ein Landarbeiter, ein großer, stämmiger Kerl, der mit Leichtigkeit einen Sack Weizen heben konnte, aber angeblich "ein bisschen weich in der oberen Etage" war.Er wohnte in einem Nachbardorf und kam jeden Sonntag zu uns.

Bessies Mutter saß den ganzen Tag mit ihrem Spitzenkissen am Fenster, aber ihr Verdienst muss gering gewesen sein, denn obwohl ihr Mann den gleichen Lohn erhielt wie die Männer, die Familien hatten, und sie nur Bess hatten, waren sie furchtbar arm. Man erzählte sich, dass die beiden Frauen, wenn der Vater bei der Arbeit war, abwechselnd eine Frikadelle als Mittagsmahlzeit zu sich nahmen, wobei die andere ihr Brot in das Fett tauchte, Tag für Tag.Wenn sie ausgingen, trugen sie Kleider aus einer vergangenen Zeit, Schals und Hauben anstelle von Mänteln und Hüten, kurze Röcke und weiße Strümpfe, während die übrige Dorfbevölkerung schwarze Strümpfe und Röcke trug, die bis zum Boden reichten.Die Mutter trug einen alten grünen Regenschirm und Bessie einen doppelflügligen Einkaufskorb auf dem Arm, als sie sich auf den Weg zum Markt machten. Beide waren langgesichtig und blass, und die Mutter hob bei jedem Schritt die Füße hoch und berührte mit dem Schirm die Erde, während Bessie ein wenig hinterherlief und die Spitze ihres Schals hinten unter den Rock baumeln ließ.Sie sahen aus wie eine alte weiße Stute und ihr Fohlen", wie der Witzbold des Dorfes sagte.

Jeden Sonntagabend erschienen Chokey und Bess, er in seinem besten blassgrauen Anzug und mit rosa Krawatte, mit einer Geranie, Rose oder Dahlie in seinem Hut. Sie trug ihren Paisley-Schal und eine kleine schwarze Haube mit Samtbändern, die sie unter dem Kinn zu einer Schleife gebunden hatte. Sie waren nicht schüchtern. Von der Tür an waren sie Arm in Arm unterwegs, und oft legte sich ein blassgrauer Arm um den Paisley-Schal, bevor sie aus den Fenstern kamen; allerdings machte sich niemand die Mühe, sie zu beobachten, der Anblick war zu vertraut.

Sie machten sich immer auf den Weg zum Schlagbaum und gingen eine gewisse Strecke an ihm entlang, dann kehrten sie um und gingen zu Bessies Haus.

Sie gingen selten allein; eine kleine Schar von Dorfkindern begleitete sie gewöhnlich, lief etwa ein Dutzend Schritte hinter ihnen, blieb stehen, wenn sie stehen blieben, und ging weiter, wenn sie weitergingen. Der "Spaziergang mit Chokey und Bess" war eine beliebte Sonntagabendbeschäftigung.

Wenn eine Kinderschar heranwuchs, nahm eine andere ihren Platz ein, aber was sie daran fanden, ihnen zu folgen, war ein Rätsel, denn die Liebenden gingen eine Meile, ohne eine Bemerkung zu machen, und wenn sie es taten, dann nur eine: Mir scheint, es liegt Regen in der Luft" oder "Mann, ist das heiß!" Sie schienen es nicht übel zu nehmen, verfolgt zu werden.Manchmal richteten sie eine freundliche Bemerkung an eines der Kinder, oder Chokey sagte, als er das Gartentor schloss, als er sich auf den Weg machte: "Kommst du heute Abend zu uns?

Schließlich kam es zu ihrer lustigen kleinen Hochzeit, bei der Bess immer noch den Paisley-Schal trug und nur ihr Vater und ihre Mutter ihnen zu Fuß durch die Kleingärten und über den Pfahl zur Kirche folgten.Nach einem Hochzeitsfrühstück mit Würstchen zogen sie in ein lustiges kleines Haus mit einem Strohdach und einer Elster in einem Weidenkäfig, der neben der Tür hing.

Die modernen Liebhaber verlangten mehr vom Leben als Chokey und seine Bess. Mehr als es ihre eigenen Eltern getan hatten.

Es gab ein lokales Sprichwort: "In Lark Rise stirbt nie jemand, und niemand geht weg.Hätte das gestimmt, hätte es in dem Weiler keine neuen Häuser gegeben; aber obwohl dort seit vielen Jahren nicht mehr gebaut worden war und kein Familienzuzug stattfand, starben einige alte Leute, und von Zeit zu Zeit stand ein Haus leer. Es stand nicht lange leer, denn es gab immer mindestens einen jungen Mann, der darauf wartete, zu heiraten, und die freudige Nachricht, dass ein Haus zu vermieten war, brachte seine zukünftige Braut aus dem Dienst nach Hause, sobald die vorgeschriebene einmonatige Kündigungsfrist bei ihrem Arbeitgeber abgelaufen war.

Die Häuser dieser frisch verheirateten Paare illustrierten eine neue Phase in der Geschichte des Dorfes.Die Möbel, die sie dort vorfanden, waren zwar nicht so solide und ansehnlich wie die ihrer Großeltern, aber sie stellten eine deutliche Verbesserung gegenüber den Besitztümern ihrer Eltern dar.

Es war üblich geworden, dass die Braut mit ihren Ersparnissen den größten Teil der Möbel kaufte, während der Bräutigam das Haus innen neu einrichtete, den Gemüsegarten bepflanzte und ein Schwein oder mehrere Schweine in den Stall setzte.Wenn die Braut die Möbel kaufte, versuchte sie, so viele Dinge wie möglich zu beschaffen, die denen in den Häusern, in denen sie gearbeitet hatte, ähnelten.Anstelle der harten Windsor-Stühle aus dem Haus ihrer Kindheit würde sie kleine Stühle mit runder Rückenlehne und mit Rosshaar oder amerikanischem Stoff bezogenen Sitzen kaufen. Der große Tisch in der Mitte wurde zwischen den Mahlzeiten und Kochvorgängen mit einem bunten Wolltuch bedeckt.Auf der Kommode, die als Anrichte diente, wurden die Hochzeitsgeschenke ihrer Arbeitgeber und Mitdiener ausgestellt - das beste Teeservice, eine schattige Lampe, eine Kiste mit silbernen Teelöffeln, deren Deckel aufgeklappt war, oder ein Paar Eulen-Pfefferbüchsen mit grünen Glasaugen und Löchern am Kopf, durch die der Pfeffer herausfiel.Irgendwo im Zimmer standen ein paar Bücher und eine oder zwei Vasen mit Blumen.Die beiden Korbsessel am Kamin sind mit Kissen und Antimakassaren ausgestattet, die von der Braut selbst angefertigt wurden.

Mit Ausnahme einiger weniger Fälle, in denen das erste Kind einer Ehe unmittelbar auf die Zeremonie folgte, strömten die Babys nicht so schnell in diese neuen Häuser wie in die älteren.Oft verging mehr als ein Jahr, bis das erste Kind auftauchte, auf das in angemessenen Abständen vier oder fünf weitere folgten. Die Familien wurden nun nicht mehr in Dutzenden, sondern in halben Dutzenden gezählt.

Die Angehörigen dieser neuen Generation von Hausfrauen waren in der Hausarbeit gut ausgebildet.Viele von ihnen waren in dem einen oder anderen Bereich hochqualifiziert.Die junge Frau, die ihren eigenen einfachen Tisch mit Messern und Gabeln deckte, konnte genau sagen, wie viele Messer, Gabeln, Löffel und Gläser zu jedem Platz bei einer Dinnerparty gehörten und in welcher Reihenfolge sie platziert werden sollten. Eine andere, die auf ihre Fingerspitzen pustete, um sie zu kühlen, während sie den unvermeidlichen Rollmops aus dem Wasser holte, musste an die Sieben-Gänge-Menüs denken, die sie in anderen Tagen gekocht und aufgetischt hatte. Aber abgesehen von ein paar kleinen Neuerungen, wie einem regelmäßigen Sonntagsbraten, der vor dem Feuer gebraten wurde, wenn kein Ofen zur Verfügung stand, und einem irischen Eintopf einmal in der Woche, kehrten sie größtenteils zu den alten Dorfgerichten und deren Zubereitung zurück. Der Speck wurde aufgeschnitten, das Roly-Poly zubereitet und der schwarze Kochtopf um vier Uhr über das Feuer geschleudert, denn die Löhne betrugen immer noch zehn Schilling pro Woche, und sie wussten, dass die Art und Weise, wie ihre Mütter kochten, die einzige Möglichkeit war, ihre Männer und Kinder mit so wenig Geld zu ernähren.

Bei der Dekoration ihrer Häuser und der Erledigung ihrer Hausarbeit konnten sie sich etwas mehr Zeit lassen. Es gab ausgefallene Details, die bis dahin im Haushalt im Weiler unbekannt waren. Gemütliche Ecken wurden aus alten Kisten gebaut und mit Kretonne überzogen; Gitterstäbe wurden mit rosa Wolle und Lametta überzogen und als Briefständer aufgehängt; japanische Fächer erschienen über Bilderrahmen und Fenstervorhänge wurden mit Schleifenbändern zurückgebunden. Blaue oder rosafarbene Bandschleifen spielten bei diesen neuen Dekorationen eine große Rolle. Es gab Schleifen auf den Vorhängen, an den Ecken der Kissenbezüge, auf dem Stoff, der die Kommode bedeckte, und manchmal sogar auf Bilderrahmen. Einige der älteren Herren erzählten, dass eine Braut, die ein hervorragendes Beispiel für die neue Raffinesse war, tatsächlich blaue Schleifen an den Griff ihrer Schlafzimmerutensilien gehängt hatte. Ein anderer Witz bezog sich auf die Blumenvase, die dasselbe Mädchen zu den Mahlzeiten auf den Tisch stellte. Ihr Schwiegervater, so hieß es, rief, als er im neuen Haus zum Tee eingeladen war, aus: "Ich habe noch nie etwas von Blumen essen gehört!", woraufhin die Schwiegermutter die Vase an ihren Sohn weiterreichte und sagte: "Hier, Georgie. Nimm einen Bissen von den Erbsen.' Aber die Bräute lachten nur und schüttelten den Kopf über diese Unwissenheit. Die alten Bräuche der Dörfer waren gut und schön, aber sie hatten die Welt gesehen und wussten, wie die Dinge gemacht wurden. Es war jetzt ihre Zeit.

Die sich ändernden Vorstellungen in der Außenwelt spiegelten sich auch in der Beziehung zwischen Mann und Frau wider. Die Ehe wurde immer mehr zu einer Partnerschaft. Der Mann des Hauses wurde nicht mehr von jeder weiteren Verantwortung entbunden, wenn er seinen Wochenlohn nach Hause gebracht hatte; man gab ihm das Gefühl, dass er ein Interesse an der Führung des Hauses und der Erziehung der Kinder hatte. Ein guter, zuverlässiger Ehemann, auf den man sich verlassen konnte, wurde ermutigt, einen Teil seines Lohns zu behalten, von dem er die Miete bezahlte, das Futter für das Schwein und oft auch die Schuhe der Familie kaufte. Er hackte das Holz, fegte den Weg und holte Wasser aus dem Brunnen.

Die älteren Männer sagten neckisch: "Du machst also auch Frauenarbeit?", und die älteren Frauen hatten viel zu sagen über die faulen, nichtsnutzigen Weiber dieser Tage; aber das gute Beispiel ging nicht verloren; die bessermütigen unter den älteren Männern begannen, in ihren Häusern Gelegenheitsarbeiten zu verrichten, und obwohl ihre Frauen ihnen anfangs sagten, sie sollten sich von der Straße fernhalten, und sagten, dass sie es in der Hälfte der Zeit selbst tun könnten, lernten sie es bald zu schätzen und dann zu erwarten.

Dann begannen die jungen Ehefrauen, die es nicht gewohnt waren, jemals einen eigenen Pfennig zu haben, und die durch ihre angespannte Haushaltsführung schwer belastet waren, sich nach einer Möglichkeit umzusehen, das Familieneinkommen aufzubessern. Eine kaufte mit den Resten ihrer Ersparnisse ein paar Hühner und Hühnerställe und verkaufte die Eier an den Krämer in der Marktstadt. Eine andere, die gut mit der Nadel umgehen konnte, nähte Kutten für die Bediensteten der benachbarten Bauernhöfe; eine andere ließ ihr einziges Kind bei der Mutter und kochte zweimal in der Woche im Pfarrhaus. Die alte ländliche Tradition der Selbsthilfe lebte wieder auf, aber obwohl es etwas mehr Geld gab und weniger Mäuler zu stopfen waren, reichte das Einkommen immer noch nicht aus. Wohin sich die junge Hausfrau auch wandte, sie stand, wie sie sagte, "vor dem Nichts". Hätten wir doch nur mehr Geld!", war immer noch der Ruf.

Anfang der neunziger Jahre kam eine gewisse Erleichterung, denn damals wurde der Wochenlohn auf fünfzehn Schilling angehoben; aber steigende Preise und neue Anforderungen machten diese Erhöhung bald wieder zunichte, und es bedurfte eines Weltkriegs, um für sie so etwas wie einen existenzsichernden Lohn zu erreichen. 



Schule

Die Schule begann um neun Uhr, aber die Kinder des Weilers machten sich so bald wie möglich nach ihrem Frühstück um sieben Uhr auf den Weg zu ihrem anderthalb Kilometer langen Spaziergang, zum einen weil sie auf dem Weg viel Zeit zum Spielen haben wollten und auch, weil ihre Mütter sie vor Beginn des Hausputzes aus dem Weg haben wollten.
Auf der langen, geraden Straße schlenderten sie zu zweit, zu dritt und in Gruppen, ihre flachen Binsen-Essenskörbe über den Schultern und ihre schäbigen kleinen Mäntel überm Arm gegen Regen. Bei kaltem Wetter trugen einige von ihnen zwei heiße Kartoffeln, die die ganze Nacht im Ofen oder in der Asche gelegen hatten, um sich unterwegs die Hände zu wärmen und die dann als Mittagessen dienten.
Sie waren starke, handfeste Kinder, die sich der Kontrolle entzogen hatten; und es wurde viel geschrien, gestritten und oft unter ihnen gekämpft. In friedlicheren Momenten hockten sie im Staub der Straße und spielten Murmeln oder setzten sich auf einen Steinhaufen und spielten Dibs mit Kieselsteinen oder kletterten in die Hecken auf der Sache nach Vogelnestern oder Brombeeren oder rissen sich lange Ranken der Zaunrübe ab und wickelten sie  um ihre Hüte. Im Winter rutschten sie auf dem Eis in den Pfützen oder machten Schneebälle - weiche für ihre Freunde und harte mit einem Stein darin für ihre Feinde. [...]

After the first mile or so the dinner-baskets would be raided; or they would creep through the bars of the padlocked field gates for turnips to pare with the teeth and munch, or for handfuls of green pea shucks, or ears of wheat, to rub out the sweet, milky grain between the hands and devour. In spring they ate the young green from the hawthorn hedges, which they called ‘bread and cheese’, and sorrel leaves from the wayside, which they called ‘sour grass’, and in autumn there was an abundance of haws and blackberries and sloes and crabapples for them to feast upon. There was always something to eat, and they ate, not so much because they were hungry as from habit and relish of the wild food.

At that early hour there was little traffic upon the road. Sometimes, in winter, the children would hear the pounding of galloping hoofs and a string of hunters, blanketed up to the ears and ridden and led by grooms, would loom up out of the mist and thunder past on the grass verges. At other times the steady tramp and jingle of the teams going afield would approach, and, as they passed, fathers would pretend to flick their offspring with whips, saying, ‘There! that’s for that time you deserved it an’ didn’t get it’; while elder brothers, themselves at school only a few months before, would look patronizingly down from the horses’ backs and call: ‘Get out o’ th’ way, you kids!’

Going home in the afternoon there was more to be seen. A farmer’s gig, on the way home from market, would stir up the dust; or the miller’s van or the brewer’s dray, drawn by four immense, hairy-legged, satin-backed carthorses. More exciting was the rare sight of Squire Harrison’s four-inhand, with ladies in bright, summer dresses, like a garden of flowers, on the top of the coach, and Squire himself, pink-cheeked and white-hatted, handling the four greys. When the four-inhand passed, the children drew back and saluted, the Squire would gravely touch the brim of his hat with his whip, and the ladies would lean from their high seats to smile on the curtseying children.

A more familiar sight was the lady on a white horse who rode slowly on the same grass verge in the same direction every Monday and Thursday. It was whispered among the children that she was engaged to a farmer living at a distance, and that they met half-way between their two homes. If so, it must have been a long engagement, for she rode past at exactly the same hour twice a week throughout Laura’s schooldays, her face getting whiter and her figure getting fuller and her old white horse also putting on weight.

It has been said that every child is born a little savage and has to be civilized. The process of civilization had not gone very far with some of the hamlet children; although one civilization had them in hand at home and another at school, they were able to throw off both on the road between the two places and revert to a state of Nature. A favourite amusement with these was to fall in a body upon some unoffending companion, usually a small girl in a clean frock, and to ‘run her’, as they called it. This meant chasing her until they caught her, then dragging her down and sitting upon her, tearing her clothes, smudging her face, and tousling her hair in the process. She might scream and cry and say she would ‘tell on’ them; they took no notice until, tiring of the sport, they would run whooping off, leaving her sobbing and exhausted.

The persecuted one never ‘told on’ them, even when reproved by the schoolmistress for her dishevelled condition, for she knew that, if she had, there would have been a worse ‘running’ to endure on the way home, and one that went to the tune of:

Tell-tale tit!

Cut her tongue a-slit,

And every little puppy-dog shall have a little bit!

It was no good telling the mothers either, for it was the rule of the hamlet never to interfere in the children’s quarrels. ‘Let ’em fight it out among theirselves,’ the women would say; and if a child complained the only response would be: ‘You must’ve been doin’ summat to them. If you’d’ve left them alone, they’d’ve left you alone; so don’t come bringing your tales home to me!’ It was harsh schooling; but the majority seemed to thrive upon it, and the few quieter and more sensitive children soon learned either to start early and get to school first, or to linger behind, dipping under bushes and lurking inside field gates until the main body had passed.

When Edmund was about to start school, Laura was afraid for him. He was such a quiet, gentle little boy, inclined to sit gazing into space, thinking his own thoughts and dreaming his own dreams. What would he do among the rough, noisy crowd? In imagination she saw him struggling in the dust with the runners sitting on his small, slender body, while she stood by, powerless to help.

At first she took him to school by a field path, a mile or more round; but bad weather and growing crops soon put an end to that and the day came when they had to take the road with the other children. But, beyond snatching his cap and flinging it into the hedge as they passed, the bigger boys paid no attention to him, while the younger ones were definitely friendly, especially when he invited them to have a blow each on the whistle which hung on a white cord from the neck of his sailor suit. They accepted him, in fact, as one of themselves, allowing him to join in their games and saluting him with a grunted ‘Hello, Ted,’ when they passed.

When the clash came at last and a quarrel arose, and Laura, looking back, saw Edmund in the thick of a struggling group and heard his voice shouting loudly and rudely, not gentle at all, ‘I shan’t! I won’t! Stop it, I tell you!’ and rushed back, if not to rescue, to be near him, she found Edmund, her gentle little Edmund, with face as red as a turkey-cock, hitting out with clenched fists at such a rate that some of the bigger boys, standing near, started applauding.

So Edmund was not a coward, like she was! Edmund could fight! Though where and how he had learned to do so was a mystery. Perhaps, being a boy, it came to him naturally. At any rate, fight he did, so often and so well that soon no one near his own age risked offending him. His elders gave him an occasional cuff, just to keep him in his place; but in scuffles with others they took his part, perhaps because they knew he was likely to win. So all was well with Edmund. He was accepted inside the circle, and the only drawback, from Laura’s point of view, was that she was still outside.

Although they started to school so early, the hamlet children took so much time on the way that the last quarter of a mile was always a race, and they would rush, panting and dishevelled, into school just as the bell stopped, and the other children, spick and span, fresh from their mothers’ hands, would eye them sourly. ‘That gipsy lot from Lark Rise!’ they would murmur.

Fordlow National School was a small grey one-storied building, standing at the cross-roads at the entrance to the village. The one large classroom which served all purposes was well lighted with several windows, including the large one which filled the end of the building which faced the road. Beside, and joined on to the school, was a tiny two-roomed cottage for the schoolmistress, and beyond that a playground with birch trees and turf, bald in places, the whole being enclosed within pointed, white-painted palings.

The only other building in sight was a row of model cottages occupied by the shepherd, the blacksmith, and other superior farm-workers. The school had probably been built at the same time as the houses and by the same model landlord; for, though it would seem a hovel compared to a modern council school, it must at that time have been fairly up-to-date. It had a lobby with pegs for clothes, boys’ and girls’ earth-closets, and a backyard with fixed wash-basins, although there was no water laid on. The water supply was contained in a small bucket, filled every morning by the old woman who cleaned the schoolroom, and every morning she grumbled because the children had been so extravagant that she had to ‘fill ’un again’.

The average attendance was about forty-five. Ten or twelve of the children lived near the school, a few others came from cottages in the fields, and the rest were the Lark Rise children. Even then, to an outsider, it would have appeared a quaint, old-fashioned little gathering; the girls in their ankle-length frocks and long, straight pinafores, with their hair strained back from their brows and secured on their crowns by a ribbon or black tape or a bootlace; the bigger boys in corduroys and hobnailed boots, and the smaller ones in home-made sailor suits or, until they were six or seven, in petticoats.

Baptismal names were such as the children’s parents and grandparents had borne. The fashion in Christian names was changing; babies were being christened Mabel and Gladys and Doreen and Percy and Stanley; but the change was too recent to have affected the names of the older children. Mary Ann, Sarah Ann, Eliza, Martha, Annie, Jane, Amy, and Rose were favourite girls’ names. There was a Mary Ann in almost every family, and Eliza was nearly as popular. But none of them were called by their proper names. Mary Ann and Sarah Ann were contracted to Mar’ann and Sar’ann. Mary, apart from Ann, had, by stages, descended through Molly and Polly to Poll. Eliza had become Liza, then Tiza, then Tize; Martha was Mat or Pat; Jane was Jin; and every Amy had at least one ‘Aim’ in life, of which she had constant reminder. The few more uncommon names were also distorted. Two sisters named at the font Beatrice and Agnes, went through life as Beat and Agg, Laura was Lor, or Low, and Edmund was Ned or Ted.

Laura’s mother disliked this cheapening of names and named her third child May, thinking it would not lend itself to a diminutive. However, while still in her cradle, the child became Mayie among the neighbours.

There was no Victoria in the school, nor was there a Miss Victoria or a Lady Victoria in any of the farmhouses, rectories, or mansions in the district, nor did Laura ever meet a Victoria in later life. That great name was sacred to the Queen and was not copied by her subjects to the extent imagined by period novelists of today.

The schoolmistress in charge of the Fordlow school at the beginning of the ‘eighties had held that position for fifteen years and seemed to her pupils as much a fixture as the school building; but for most of that time she had been engaged to the squire’s head gardener and her long reign was drawing to a close.

She was, at that time, about forty, and was a small, neat little body with a pale, slightly pock-marked face, snaky black curls hanging down to her shoulders, and eyebrows arched into a perpetual inquiry. She wore in school stiffly starched, holland aprons with bibs, one embroidered with red one week, and one with blue the next, and was seldom seen without a posy of flowers pinned on her breast and another tucked into her hair.

Every morning, when school had assembled, and Governess, with her starched apron and bobbing curls appeared in the doorway, there was a great rustling and scraping of curtseying and pulling of forelocks. ‘Good morning, children,’ ‘Good morning, ma’am,’ were the formal, old-fashioned greetings. Then, under her determined fingers the harmonium wheezed out ‘Once in Royal’, or ‘We are but little children weak’, prayers followed, and the day’s work began.

Reading, writing, and arithmetic were the principal subjects, with a Scripture lesson every morning, and needlework every afternoon for the girls. There was no assistant mistress; Governess taught all the classes simultaneously, assisted only by two monitors — exscholars, aged about twelve, who were paid a shilling a week each for their services.

Every morning at ten o’clock the Rector arrived to take the older children for Scripture. He was a parson of the old school; a commanding figure, tall and stout, with white hair, ruddy cheeks and an aristocratically beaked nose, and he was as far as possible removed by birth, education, and worldly circumstances from the lambs of his flock. He spoke to them from a great height, physical, mental, and spiritual. ‘To order myself lowly and reverently before my betters’ was the clause he underlined in the Church Catechism, for had he not been divinely appointed pastor and master to those little rustics and was it not one of his chief duties to teach them to realize this? As a man, he was kindly disposed — a giver of blankets and coals at Christmas, and of soup and milk puddings to the sick.

His lesson consisted of Bible reading, turn and turn about round the class, of reciting from memory the names of the kings of Israel and repeating the Church Catechism. After that, he would deliver a little lecture on morals and behaviour. The children must not lie or steal or be discontented or envious. God had placed them just where they were in the social order and given them their own especial work to do; to envy others or to try to change their own lot in life was a sin of which he hoped they would never be guilty. From his lips the children heard nothing of that God who is Truth and Beauty and Love; but they learned for him and repeated to him long passages from the Authorized Version, thus laying up treasure for themselves; so, the lessons, in spite of much aridity, were valuable.

Scripture over and the Rector bowed and curtsied out of the door, ordinary lessons began. Arithmetic was considered the most important of the subjects taught, and those who were good at figures ranked high in their classes. It was very simple arithmetic, extending only to the first four rules, with the money sums, known as ‘bills of parcels’, for the most advanced pupils.

The writing lesson consisted of the copying of copperplate maxims: ‘A fool and his money are soon parted’; ‘Waste not, want not’; ‘Count ten before you speak’, and so on. Once a week composition would be set, usually in the form of writing a letter describing some recent event. This was regarded chiefly as a spelling test.

History was not taught formally; but history readers were in use containing such picturesque stories as those of King Alfred and the cakes, King Canute commanding the waves, the loss of the White Ship, and Raleigh spreading his cloak for Queen Elizabeth.

There were no geography readers, and, excepting what could be gleaned from the descriptions of different parts of the world in the ordinary readers, no geography was taught. But, for some reason or other, on the walls of the schoolroom were hung splendid maps: The World, Europe, North America, South America, England, Ireland, and Scotland. During long waits in class for her turn to read, or to have her copy or sewing examined, Laura would gaze on these maps until the shapes of the countries with their islands and inlets became photographed on her brain. Baffin Bay and the land around the poles were especially fascinating to her.

Once a day, at whatever hour the poor, overworked mistress could find time, a class would be called out to toe the chalked semicircle on the floor for a reading lesson. This lesson, which should have been pleasant, for the reading matter was good, was tedious in the extreme. Many of the children read so slowly and haltingly that Laura, who was impatient by nature, longed to take hold of their words and drag them out of their mouths, and it often seemed to her that her own turn to read would never come. As often as she could do so without being detected, she would turn over and peep between the pages of her own Royal Reader, and, studiously holding the book to her nose, pretend to be following the lesson while she was pages ahead.

There was plenty there to enthral any child: ‘The Skater Chased by Wolves’; ‘The Siege of Torquilstone’, from Ivanhoe; Fenimore Cooper’s Prairie on Fire; and Washington Irving’s Capture of Wild Horses.

Then there were fascinating descriptions of such far-apart places as Greenland and the Amazon; of the Pacific Ocean with its fairy islands and coral reefs; the snows of Hudson Bay Territory and the sterile heights of the Andes. Best of all she loved the description of the Himalayas, which began: ‘Northward of the great plain of India, and along its whole extent, towers the sublime mountain region of the Himalayas, ascending gradually until it terminates in a long range of summits wrapped in perpetual snow.’

Interspersed between the prose readings were poems: ‘The Slave’s Dream’; ‘Young Lochinvar’; ‘The Parting of Douglas and Marmion’; Tennyson’s ‘Brook’ and ‘Ring out, Wild Bells’; Byron’s ‘Shipwreck’; Hogg’s ‘Skylark’, and many more. ‘Lochiel’s Warning’ was a favourite with Edmund, who often, in bed at night, might be heard declaiming: ‘Lochiel! Lochiel! beware of the day!’ while Laura, at any time, with or without encouragement, was ready to ‘look back into other years’ with Henry Glassford Bell, and recite his scenes from the life of Mary Queen of Scots, reserving her most impressive tone for the concluding couplet:

Lapped by a dog. Go think of it in silence and alone,

Then weigh against a grain of sand the glories of a throne.

But long before their schooldays were over they knew every piece in the books by heart and it was one of their greatest pleasures in life to recite them to each other. By that time Edmund had appropriated Scott and could repeat hundreds of lines, always showing a preference for scenes of single combat between warrior chiefs. The selection in the Royal Readers, then, was an education in itself for those who took to it kindly; but the majority of the children would have none of it; saying that the prose was ‘dry old stuff’ and that they hated ‘portry’.

Those children who read fluently, and there were several of them in every class, read in a monotonous sing-song, without expression, and apparently without interest. Yet there were very few really stupid children in the school, as is proved by the success of many of them in after life, and though few were interested in their lessons, they nearly all showed an intelligent interest in other things — the boys in field work and crops and cattle and agricultural machinery; the girls in dress, other people’s love affairs and domestic details.

It is easy to imagine the education authorities of that day, when drawing up the scheme for that simple but sound education, saying, ‘Once teach them to read and they will hold the key to all knowledge.’ But the scheme did not work out. If the children, by the time they left school, could read well enough to read the newspaper and perhaps an occasional book for amusement, and write well enough to write their own letters, they had no wish to go farther. Their interest was not in books, but in life, and especially the life that lay immediately about them. At school they worked unwillingly, upon compulsion, and the life of the schoolmistress was a hard one.

As Miss Holmes went from class to class, she carried the cane and laid it upon the desk before her; not necessarily for use, but as a reminder, for some of the bigger boys were very unruly. She punished by a smart stroke on each hand. ‘Put out your hand,’ she would say, and some boys would openly spit on each hand before proffering it. Others murmured and muttered before and after a caning and threatened to ‘tell me feyther’; but she remained calm and cool, and after the punishment had been inflicted there was a marked improvement — for a time.

It must be remembered that in those days a boy of eleven was nearing the end of his school life. Soon he would be at work; already he felt himself nearly a man and too old for petticoat government. Moreover, those were country boys, wild and rough, and many of them as tall as she was. Those who had failed to pass Standard IV and so could not leave school until they were eleven, looked upon that last year as a punishment inflicted upon them by the school authorities and behaved accordingly. In this they were encouraged by their parents, for a certain section of these resented their boys being kept at school when they might be earning. ‘What do our young Alf want wi’ a lot o’ book-larnin’?’ they would say. ‘He can read and write and add up as much money as he’s ever likely to get. What more do he want?’ Then a neighbour of more advanced views would tell them: ‘A good education’s everything in these days. You can’t get on in the world if you ain’t had one,’ for they read their newspapers and new ideas were percolating, though slowly. It was only the second generation to be forcibly fed with the fruit of the tree of knowledge: what wonder if it did not always agree with it.

Meanwhile, Miss Holmes carried her cane about with her. A poor method of enforcing discipline, according to modern educational ideas; but it served. It may be that she and her like all over the country at that time were breaking up the ground that other, later comers to the field, with a knowledge of child psychology and with tradition and experiment behind them, might sow the good seed.

She seldom used the cane on the girls and still more seldom on the infants. Standing in a corner with their hands on their heads was their punishment. She gave little treats and encouragements, too, and, although the children called her ‘Susie’ behind her back, they really liked and respected her. Many times there came a knock at the door and a smartly dressed girl on holidays, or a tall young soldier on leave, in his scarlet tunic and pillbox cap, looked in ‘to see Governess’.

That Laura could already read when she went to school was never discovered. ‘Do you know your A B C?’ the mistress asked her on the first morning. ‘Come, let me hear you say it: A-B-C——’

‘A— B— C——’ Laura began; but when she got to F she stumbled, for she had never memorized the letters in order. So she was placed in the class known as ‘the babies’ and joined in chanting the alphabet from A to Z. Alternately they recited it backward, and Laura soon had that version by heart, for it rhymed:

Z-Y-X and W-V

U-T-S and R-Q-P

O-N-M and L-K-J

I-H-G and F-E-D

And C-B-A!

Once started, they were like a watch wound up, and went on alone for hours. The mistress, with all the other classes on her hands, had no time to teach the babies, although she always had a smile for them when she passed and any disturbance or cessation of the chanting would bring her down to them at once. Even the monitors were usually engaged in giving out dictation to the older children, or in hearing tables or spelling repeated; but, in the afternoon, one of the bigger girls, usually the one who was the poorest needlewoman (it was always Laura in later years) would come down from her own form to point to and name each letter on a wall-sheet, the little ones repeating them after her. Then she would teach them to form pot-hooks and hangers, and, afterwards, letters, on their slates, and this went on for years, as it seemed to Laura, but perhaps it was only one year.

At the end of that time the class was examined and those who knew and could form their letters were moved up into the official ‘Infants’. Laura, who by this time was reading Old St. Paul’s at home, simply romped through this Little–Go; but without credit, for it was said she ‘gabbled’ her letters, and her writing was certainly poor.

It was not until she reached Standard I that her troubles really began. Arithmetic was the subject by which the pupils were placed, and as Laura could not grasp the simplest rule with such small help as the mistress had time to give, she did not even know how to begin working out the sums and was permanently at the bottom of the class. At needlework in the afternoon she was no better: The girls around her in class were making pinafores for themselves, putting in tiny stitches and biting off their cotton like grown women, while she was still struggling with her first hemming strip. And a dingy, crumpled strip it was before she had done with it, punctuated throughout its length with blood spots where she had pricked her fingers.

‘Oh, Laura! What a dunce you are!’ Miss Holmes used to say every time she examined it, and Laura really was the dunce of the school in those two subjects. However, as time went on, she improved a little, and managed to pass her standard every year with moderate success until she came to Standard V and could go no farther, for that was the highest in the school. By that time the other children she had worked with had left, excepting one girl named Emily Rose, who was an only child and lived in a lonely cottage far out in the fields. For two years Standard V consisted of Laura and Emily Rose. They did few lessons and those few mostly those they could learn from books by themselves, and much of their time was spent in teaching the babies and assisting the schoolmistress generally.

That mistress was not Miss Holmes. She had married her head gardener while Laura was still in the Infants and gone to live in a pretty old cottage which she had renamed ‘Malvern Villa’. Immediately after her had come a young teacher, fresh from her training college, with all the latest educational ideas. She was a bright, breezy girl, keen on reform, and anxious to be a friend as well as a teacher to her charges.

She came too early. The human material she had to work on was not ready for such methods. On the first morning she began a little speech, meaning to take the children into her confidence:

‘Good morning, children. My name is Matilda Annie Higgs, and I want us all to be friends ——’ A giggling murmur ran round the school. ‘Matilda Annie! Matilda Annie! Did she say Higgs or pigs?’ The name made direct appeal to their crude sense of humour, and, as to the offer of friendship, they scented weakness in that, coming from one whose office it was to rule. Thenceforth, Miss Higgs might drive her pigs in the rhyme they shouted in her hearing; but she could neither drive nor lead her pupils. They hid her cane, filled her inkpot with water, put young frogs in her desk, and asked her silly, unnecessary questions about their work. When she answered them, they all coughed in chorus.

The girls were as bad as the boys. Twenty times in one afternoon a hand would shoot upward and it would be: ‘Please, miss, can I have this or that from the needlework box?’ and poor Miss Higgs, trying to teach a class at the other end of the room, would come and unlock and search the box for something they had already and had hidden.

Several times she appealed to them to show more consideration. Once she burst into tears before the whole school. She told the woman who cleaned that she had never dreamed there were such children anywhere. They were little savages.

One afternoon, when a pitched battle was raging among the big boys in class and the mistress was calling imploringly for order, the Rector appeared in the doorway.

‘Silence!’ he roared.

The silence was immediate and profound, for they knew he was not one to be trifled with. Like Gulliver among the Lilliputians, he strode into the midst of them, his face flushed with anger, his eyes flashing blue fire. ‘Now, what is the meaning of this disgraceful uproar?’

Some of the younger children began to cry; but one look in their direction froze them into silence and they sat, wide-eyed and horrified, while he had the whole class out and caned each boy soundly, including those who had taken no part in the fray. Then, after a heated discourse in which he reminded the children of their lowly position in life and the twin duties of gratitude to and respect towards their superiors, school was dismissed. Trembling hands seized coats and dinner-baskets and frightened little figures made a dash for the gate. But the big boys who had caused the trouble showed a different spirit. ‘Who cares for him?’ they muttered, ‘Who cares? Who cares? He’s only an old parson!’ Then, when safely out of the playground, one voice shouted:

Old Charley-wag! Old Charley-wag!

Ate the pudden and gnawed the bag!

The other children expected the heavens to fall; for Mr. Ellison’s Christian name was Charles. The shout was meant for him and was one of defiance. He did not recognize it as such. There were several Charleses in the school, and it must have been inconceivable to him that his own Christian name should be intended. Nothing happened, and, after a few moments of tense silence, the rebels trooped off to get their own account of the affair in first at home.

After that, it was not long before the station fly stood at the school gate and Miss Higgs’s trunk and bundles and easy-chair were hauled on top. Back came the married Miss Holmes, now Mrs. Tenby. Girls curtsied again and boys pulled their forelocks. It was ‘Yes, ma’am’, and ‘No, ma’am’, and ‘What did you please to say, ma’am?’ once more. But either she did not wish to teach again permanently or the education authorities already had a rule against employing married-women teachers, for she only remained a few weeks until a new mistress was engaged.

This turned out to be a sweet, frail-looking, grey-haired, elderly lady named Miss Shepherd, and a gentle shepherd she proved to her flock. Unfortunately, she was but a poor disciplinarian, and the struggle to maintain some degree of order wore her almost to shreds: Again there was always a buzz of whispering in class; stupid and unnecessary questions were asked, and too long intervals elapsed between the word of command and the response. But, unlike Miss Higgs, she did not give up. Perhaps she could not afford to do so at her age and with an invalid sister living with and dependent upon her. She ruled, if she can be said to have ruled at all, by love and patience and ready forgiveness. In time, even the blackest of her sheep realized this and kept within certain limits; just sufficient order was maintained to avoid scandal, and the school settled down under her mild rule for five or six years.

Perhaps these upheavals were a necessary part of the transition which was going on. Under Miss Holmes, the children had been weaned from the old free life; they had become accustomed to regular attendance, to sitting at a desk and concentrating, however imperfectly. Although they had not learned much, they had been learning to learn. But Miss Holmes’s ideas belonged to an age that was rapidly passing. She believed in the established order of society, with clear divisions, and had done her best to train the children to accept their lowly lot with gratitude to and humility before their betters. She belonged to the past; the children’s lives lay in the future, and they needed a guide with at least some inkling of the changing spirit of the times. The new mistresses, who came from the outside world, brought something of this spirit with them. Even the transient and unappreciated Miss Higgs, having given as a subject for composition one day ‘Write a letter to Miss Ellison, telling her what you did at Christmas’, when she read over one girl’s shoulder the hitherto conventional beginning ‘Dear and Honoured Miss’, exclaimed ‘Oh, no! That’s a very old-fashioned beginning. Why not say, “Dear Miss Ellison?”’ An amendment which was almost revolutionary.

Miss Shepherd went further. She taught the children that it was not what a man or woman had, but what they were which mattered. That poor people’s souls are as valuable and that their hearts may be as good and their minds as capable of cultivation as those of the rich. She even hinted that on the material plane people need not necessarily remain always upon one level. Some boys, born of poor parents, had struck out for themselves and become great men, and everybody had respected them for rising upon their own merits. She would read them the lives of some of these so-called self-made men (there were no women, Laura noticed!) and though their circumstances were too far removed from those of her hearers for them to inspire the ambition she hoped to awaken, they must have done something to widen their outlook on life.

Meanwhile the ordinary lessons went on. Reading, writing, arithmetic, all a little less rather than more well taught and mastered than formerly. In needlework there was a definite falling off. Miss Shepherd was not a great needle-woman herself and was inclined to cut down the sewing time to make way for other work. Infinitesimal stitches no longer provoked delighted exclamations, but more often a ‘Child! You will ruin your eyes!’ As the bigger girls left who in their time had won county prizes, the standard of the output declined, until, from being known as one of the first needlework schools in the district, Fordlow became one of the last.


Ihrer Majestät Inspektor

Der Schulinspektor Ihrer Majestät kam einmal im Jahr zu einem Datum, das zuvor angekündigt worden war. Auf dem Schulweg gab es an diesem Morgen kein Singen oder Streiten. Die Kinder gingen in sauberen Schürzen und gut geputzten Stiefeln in Gedanken versunken; oder mit offener Rechtschreib- oder Tischliederbüchern in der Hand und versuchten, in einer Stunde gut zu machen, was sie in Wochen versäumt hatten.
Although the date of ‘Inspector’s’ visit had been notified, the time had not. Some years he would come to Fordlow in the morning; other years in the afternoon, having examined another school earlier. So, after prayers, copybooks were given out and the children settled down for a long wait. A few of the more stolid, leaning forward with tongues slightly protruding, would copy laboriously, ‘Lightly on the up-strokes, heavy on the down’, but most of the children were too apprehensive even to attempt to work and the mistress did not urge them, for she felt even more apprehensive herself and did not want nervously executed copies to witness against her. [...]

May Day


Nach der Aufregung des Konzerts folgten die langen Wintermonate, in denen Schneestürme auf den gepflügten Feldern Flecken hinterließen, wie Soßenreste auf übrig gebliebenem Weihnachtspudding, bis der Regen kam und sie wegwusch und die Kinder, die alte Regenschirme zur Schule trugen, diese vom Wind umgedreht bekamen, und die Schornsteine der Häuser rauchten und die Wäsche drinnen getrocknet werden musste. Aber endlich kam der Frühling, und der Frühling brachte den Maifeiertag, den schönsten Tag des Jahres aus der Sicht der Kinder.

Die Maigirlande war alles, was von den alten Maifeierlichkeiten übrig geblieben war. Der Maibaum und die Maispiele und Maitänze, an denen sich ganze Gemeinden beteiligt hatten, waren längst vergessen. Außer Blumen für den Kranz zu spenden und darauf hinzuweisen, wie man die Dinge tun sollte und wie man sie in ihrer eigenen Jugend getan hatte, nahmen die älteren Leute nicht mehr an den Feierlichkeiten teil.

Als der Tag näher rückte, waren für die Kinder alle Mühen vergessen und die Sorgen schmolzen dahin. Das einzige, was zählte, war das Wetter. Wird es gut?" war die ständige Frage, und so mancher ältere Mensch schaute daraufhin zum Himmel, um die Zeichen von Wind und Wolken zu lesen. Glücklicherweise war es immer einigermaßen gut. Natürlich gab es zu dieser Jahreszeit Schauer, aber nie einen Maifeiertag, an dem es hoffnungslos regnete, und die Maigirlande wurde jedes Jahr in den achtziger Jahren in einer Prozession getragen.

Die Girlande wurde in der Schulstube angefertigt oder "geschmückt". Früher wurde sie im Freien, in einer der Hütten oder in der Scheune von irgendjemandem gebunden; aber sie wurde gebunden, und wahrscheinlich seit unzähligen Generationen auf dieselbe Weise.

Die Grundlage der Girlande war ein leichtes Holzgerüst aus Pfosten, die abgestufte Reifen trugen und eine glockenförmige Struktur von etwa vier Fuß Höhe bildeten. Dieser Rahmen wurde mit Blumen bedeckt, die nach der Art des Kranzbindens gebündelt und dicht aneinander gesetzt wurden.

Am letzten Aprilmorgen kamen die Kinder mit Sträußen, Körben, Armen und Schürzen voller Blumen zur Schule - jede Blüte, die sie auf den Feldern und in den Hecken finden oder von Eltern und Nachbarn erbetteln konnten. Am Sonntag zuvor waren einige der größeren Jungen sechs oder acht Meilen zu einem entfernten Wald gelaufen, in dem Primeln wuchsen. Diese bildeten zusammen mit Veilchen aus den Hecken, Schlüsselblumen von den Wiesen und Mauerblümchen, Ochsenlippen und blassrot blühenden Johannisbeeren aus den Gärten der Bauernhäuser den Hauptvorrat. Eine Weißdornhecke im Garten der Lehrerin sorgte für unbegrenztes Grün.
Auf Schreibtischen, Tischen und auf dem Boden gestapelt, schien dieser Vorrat unerschöpflich zu sein; aber die Girlande war groß, und als die Arbeit des Anziehens voranschritt, wurde bald klar, dass der derzeitige Vorrat "kaum irgendwo hinreichen würde", wie die Kinder sagten. Also wurden Suchtrupps losgeschickt, einer zum Pfarrhaus, ein anderer zum Squire's und andere zu den umliegenden Bauernhäusern und Katen. Alle kehrten beladen zurück, denn selbst die Geizigsten und Gartenfreudigsten spendeten reichlich für die Girlande. Mit der Zeit war der hölzerne Rahmen bedeckt, auch wenn hinten, außer Sichtweite, noch viel Grünzeug nachgefüllt werden musste. Dann wurde der 'Kopfschmuck', bestehend aus einem Strauß kaiserlicher, gelber und brauner Sträußen, hinzugefügt, um das Ganze zu krönen, und das duftende, blumige Gebilde wurde mit Wasser übergossen und für die Nacht beiseite gestellt.

Während die Girlande angezogen wurde, war ein älteres Mädchen, vielleicht die Maikönigin selbst, in einer Ecke damit beschäftigt, die Krone herzustellen. Es musste immer eine Gänseblümchenkrone sein, aber da Wiesengänseblümchen als zu gewöhnlich galten und auch nicht lange genug hielten, wurden weiße und rote Gartengänseblümchen verwendet, mit einem Hintergrund aus dunklen, glänzenden, immergrünen Blättern.

Die Maikönigin wurde bereits Wochen zuvor ausgewählt. Man nahm an, dass sie entweder das hübscheste oder das beliebteste Mädchen der Gemeinde war, aber häufiger war es ein Fall von Selbstwahl durch die Willensstärksten oder von Abwechslung: "Du wählst mich dieses Jahr, und ich wähle dich nächstes Jahr". Wie auch immer sie gewählt wurden, die Königinnen waren einander sehr ähnlich: Sie waren stämmige, rosig karierte Mädchen von zehn oder elf Jahren, mit großen Mähnen dunklen Haares, die so gekräuselt waren, dass sie die Krone gut tragen konnten.

Den letzten Schliff erhielt die Girlande, als sich die Kinder am Morgen des Maifeiertags um sechs Uhr versammelten. Dann wurde eine große Porzellanpuppe in einer blauen Kutte aus den Tiefen der Schulhandarbeitskiste hervorgeholt und auf einem kleinen Sims in der vorderen Mitte der Girlande sitzend angeordnet. Diese Puppe wurde "die Dame" genannt, und eine solche Puppe wurde als unerlässlich angesehen. Selbst in den Gemeinden, in denen die Girlande zu einem schäbigen Sträußchen verkommen war, das an der Spitze eines Stocks in die Höhe getragen wurde, mischte sich ein Puppenbild unter die Blumen. Interessant ist die Haltung der Kinder gegenüber der Dame. Es wurde verstanden, dass die Girlande ihre Girlande war und ihr zu Ehren getragen wurde. Die Dame durfte niemals grob behandelt werden. Wenn die Girlande umkippte, was später am Tag, wenn der Weg rau war und die Träger müde wurden, durchaus vorkommen konnte, lautete die erste Frage immer: "Geht es der Dame gut?" (Ist es möglich, dass die Dame einst die "Madonna" war, die ihrerseits vielleicht ein früheres Bildnis eines heidnischen Geistes der neu geschmückten Erde ersetzt hatte?)

Die Dame ließ sich bequem vor der Girlande nieder, ein großer weißer Musselinschleier oder -rock, offensichtlich von einem viktorianischen Schminktisch geliehen, wurde über das Ganze drapiert und diente als Fallkulisse und Sonnenschirm zugleich. Dann wurde ein Besenstiel zwischen die Reifen gesteckt, um ihn tragen zu können.

Alle Kinder der Gemeinde im Alter von sieben bis elf Jahren waren zu diesem Zeitpunkt versammelt, die Mädchen trugen unabhängig von der Temperatur weiße oder helle Kutten, und Mädchen wie Jungen schmückten sich mit bunten Bandknoten, Schleifen und Schärpen, wobei die der Jungen quer über eine Schulter getragen wurden. Die Königin trug ihre Gänseblümchenkrone mit einem weißen Schleier darüber, und auch die anderen Mädchen, die einen solchen besorgen konnten, trugen weiße Schleier. Weiße Handschuhe waren traditionell, aber nur selten zu bekommen. Manchmal fand man ein Paar für die Königin, das immer viel zu groß war, aber die leeren Fingerenden waren sehr praktisch, um schüchterne Mädchen zu küssen, wenn später das Küssen begann.

Dann formierte sich die Prozession. Er sah wie folgt aus:

Junge mit Fahne. Mädchen mit Spardose.

Die Girlande mit zwei Trägern.
König und Königin.
Zwei Brautjungfern.
Herr und Dame.
Zwei Ehrenjungfern.
Lakai und Lakai-Dame.
Rang und Namen der Kinder, die paarweise gehen.

Das Mädchen das 'Mutter' genannt wurde. Ein Junge, der 'Ragman' (Lumpensammler).

Die "Mutter" war eines der zuverlässigsten der älteren Mädchen, das für das Verhalten der Girlandenträger verantwortlich gemacht wurde. Sie trug einen großen, altmodischen Korb mit doppeltem Deckel auf dem Arm, in dem sich das Mittagessen der Hauptdarsteller befand. Der Junge, der "Ragman" genannt wurde, trug die Mäntel, die für den Fall eines Regens mitgebracht, aber selbst bei einem Schauer nur selten getragen wurden, damit sie nicht durch ihre Armut und Schäbigkeit die Festtagskleidung entehrten.

Die Prozession setzte sich zügig in Bewegung. Mütter winkten und ermahnten ihre Kinder, sich gut zu benehmen; einige der zurückgebliebenen Kleinen erhoben ihre Stimmen und weinten; alte Leute kamen an die Hüttentore und sagten, dass der diesjährige Umzug zwar gut, aber im Vergleich zu anderen, die sie gesehen hatten, schlecht sei. Aber die Girlandenträger kümmerten sich nicht darum; sie waren endlich unterwegs und schworen, dass sie jetzt nicht mehr umkehren würden, "selbst wenn es in Strömen regnen würde".
Die erste Station war das Pfarrhaus, wo die Girlande vor der Eingangstür angebracht wurde und die schrillen kleinen Stimmen erklangen, anfangs schüchtern, aber im Laufe der Zeit immer sicherer:

A bunch of may I have brought you
And at your door it stands.
It is but a sprout, but It’s well put about
By the Lord Almighty’s hands.
God bless the master of this house
God bless the mistress too,
And all the little children
That round the table go.
And now I’ve sung my short little song
I must no longer stay.
God bless you all, both great and small,
And send you a happy May Day.

Einen Maibusch habe ich euch gebracht
Und vor eurer Tür steht er.
Er ist nur ein Sprössling, aber er ist gut gemacht
Durch die Hände des Herrn, des Allmächtigen.
Gott segne den Herrn dieses Hauses
Gott segne auch die Hausherrin,
Und all die kleinen Kinder
Die um den Tisch sitzen.

Und nun habe ich mein kleines Liedchen gesungen
darf ich nicht länger bleiben.
Gott segne euch alle, ob groß oder klein,
Und schicke euch einen frohen Maitag.

Während dieses Gesangs erschien das Gesicht des Rektors mit seinem mildesten Ausdruck und mit Rasierschaum beschmiert, denn es war erst sieben Uhr, an einem oberen Fenster und nickte anerkennend und bewundernd über die Girlande. Seine Tochter war unten und an der Tür, und für sie wurde der Schleier gelüftet und die Pracht der Girlande enthüllt. Sie würde schauen, berühren und riechen, dann eine Silbermünze in die Spardose werfen, und die Prozession würde sich in Richtung Squire's bewegen.

Dort verbeugte sich die Dame des Hauses hochmütig, und wenn Enkelkinder zu Besuch waren, wurde die Dame von der Girlande befreit und an das Fenster des Kinderzimmers gehalten, um bewundert zu werden. Dann erschien der Squire selbst in der Stalltür, mit zwei schnüffelnden, misstrauischen Spaniels an seinen Fersen. Wie viele von euch sind es?", rief er. 'Siebenundzwanzig? Nun, hier ist ein Fünf-Schilling-Münze für euch. Streitet euch nicht darüber. Jetzt lasst uns ein Lied singen.'

 Nicht "A Bunch of May"," flüsterte das Mädchen, das sich Mutter nannte, beeindruckt von dem Fünf-Schilling-Stück, "nicht dieses altmodische Ding. Etwas Neueres", und etwas Neueres, wenn auch nicht sehr neu, wurde ausgewählt. Vielleicht würde es das sein:

All hail gentle spring

 With thy sunshine and showers, 
And welcome the sweet buds 
That burst in the bowers; 
Again we rejoice as thy light step 
and free Brings leaves to the woodland 
and flowers to the bee, 
Bounding, bounding, bounding, bounding, 
Joyful and gay, Light and airy, like a fairy, 
Come, come away. 

Oder es könnte sein: 
Come see our new garland,
 so green and so gay; 
’Tis the firstfruits of spring 
and the glory of May. 
Here are cowslips and daisies 
and hyacinths blue, 
Here are buttercups bright a
nd anemones too. 
 Während des Singens des letztgenannten Liedes wurde bei der Erwähnung jeder Blume auf ein Exemplar in der Girlande hingewiesen. Es war immer eine Ehrensache, in den einzelnen Strophen mindestens eine von ihnen zu erwähnen, wobei der Weißdorn immer eine Schwierigkeit darstellte, denn in den südlichen Midlands öffnet sich die Blüte des Mai selten vor Mitte des Monats. Dennoch gab es immer mindestens eine Stelle mit dichten grünen Blütenknospen. Während des Singens des letztgenannten Liedes wurde bei der Erwähnung jeder Blume auf ein Exemplar in der Girlande hingewiesen. Es war immer eine Ehrensache, in den einzelnen Strophen mindestens eine von ihnen zu erwähnen, wobei der Weißdorn immer eine Schwierigkeit darstellte, denn in den südlichen Midlands öffnet sich die Blüte des Mai selten vor Mitte des Monats. Dennoch gab es immer mindestens einen Knoten mit dichten grünen Blütenknospen. Nachdem man dem Pfarrhaus und dem Gutshaus seine Aufwartung gemacht hatte, besichtigte man das Bauernhaus und die Cottages; dann machte sich die kleine Prozession auf den schmalen, gewundenen Landstraßen mit hohen Schlehdornhecken und blühenden Blattknospen auf beiden Seiten auf den Weg, um die sieben Meilen lange Strecke zurückzulegen. Damals gab es noch keine Motoren, denen man ausweichen musste, und es gab nur sehr wenig anderen Verkehr; nur hier und da einen Bauernwagen oder den weißen Kippwagen des Bäckers oder ein Erzieherinnenauto mit Schwestern und Kindern, die zum Lüften gingen. Manchmal verließen die Girlandenschwinger die Straße und gingen über Pfähle und Fußwege über Butterblumenwiesen oder durch Parks und Gärten, um ein großes Haus oder ein abgelegenes Gehöft aufzusuchen. Normalerweise gingen die Landkinder jener Zeit nur selten über die Grenzen ihrer eigenen Gemeinde hinaus, und dieser lange Marsch eröffnete den meisten von ihnen neues Land. Es gab ein reizvolles Element der Erkundung. Es wurden neue Abkürzungen ausprobiert, einmal durch den Wald, ein anderes Mal an den Fischteichen vorbei oder über die eine oder andere Koppel, wo es vielleicht einen Stier gab oder auch nicht. Auf einem Teich, an dem sie vorbeikamen, segelte ein einsamer Schwan; auf der Terrasse vor einem Haus spreizten Pfaue ihre Schwänze in der Sonne; der Widder, der das Wasser zu einem Haus pumpte, verblüffte sie mit seinem unterirdischen Dröhnen. Oft gab es Regenschauer, und für Laura, die nach fünfzig Jahren zurückblickte, verschmolz die ganze Szenerie mit dem nassen Grün, mit Regenbögen und Kuckucksrufen und, alle anderen Eindrücke überlagernd, mit dem feuchten Duft von Mauerblümchen und Schlüsselblumen der Maigirlande. Manchmal kam auf der Straße eine ähnliche Prozession aus einem anderen Dorf in Sicht, aber nie eine mit einer so prächtigen Girlande. Einige von ihnen hatten überhaupt nichts, was man als Girlande bezeichnen könnte, sondern nur Sträuße, die auf Stöcke gebunden waren. Kein Herr und keine Dame, kein König und keine Königin, nur ein Pöbel, der mit Geldkisten bettelte. Hatten die Leute von Fordlow und Lark Rise Mitleid mit ihnen? Nein. Sie streckten die Zunge heraus und schrien, ihre schönen Maienlieder vergessend: 
Alte Hardwicker Lumpen! 
Kommt nach Fordlow, um Lumpen zu sammeln 
Um die Puddingsäcke ihrer Mütter zu flicken, Yah! Yah! 
und die rivalisierende Truppe erwiderte das Geschrei in gleicher Weise. Bei den Rufen an der Vordertür standen die Königin und ihr Gefolge sittsam hinter der Girlande und sangen mit, es sei denn, Ihre Majestät wurde nach vorne gerufen, um ihre Krone zu begutachten und zu bewundern. [...]


Der Kirchgang am Sonntag (To Church on Sunday)

 Hätte man die Bewohner von Lark Rise nach ihrer Religionszugehörigkeit gefragt, hätten neun von zehn geantwortet: "Church of England", denn praktisch alle wurden als solche getauft, getraut und beerdigt, auch wenn im Erwachsenenalter nur wenige zwischen den Taufen ihrer Nachkommen zur Kirche gingen. Die Kinder wurden nach der Sonntagsschule dorthin gebracht, und etwa ein Dutzend der Älteren besuchte regelmäßig die Kirche; der Rest blieb zu Hause, die Frauen kochten und kümmerten sich um die Kinder, und die Männer verbrachten nach einer aufwendigen Sonntagstoilette, zu der das gegenseitige Rasieren und Haareschneiden und viel Pusten und Spritzen mit Wassereimern gehörte, die nicht dazu führte, dass sie die Stiefel geschnürt oder Kragen und Krawatte angelegt hätten, und den Rest des Tages mit Essen, Schlafen, Zeitungslesen und einem Spaziergang,  um zu sehen, wie die Schweine und Gärten ihrer Nachbarn aussahen.
Es gab ein paar eifrigere Geister. Die Familie im Gasthaus war katholisch und machte sich auf den Weg zur Frühmesse im Nachbardorf, bevor andere sich für ein zusätzliches Sonntagsmorgenschläfchen ins Bett gelegt hatten. Es gab auch drei methodistische Familien, die sich am Sonntagabend in einem ihrer Häuser zum Gebet und Lobpreis trafen; die meisten von ihnen besuchten aber auch die Kirche und verdienten sich so den Namen 'Teufelsaustreiber'. 

Jeden Sonntag, morgens und nachmittags, riefen die beiden scheppernden, flach klingenden Glocken der Kirche im Mutterdorf die Gläubigen zum Gottesdienst. Ding-dong, Ding-dong, Ding-dong ertönten sie, und wenn sie ertönten, eilten die Kirchgänger des Weilers über die Felder und über die Zäune, denn der Gemeindeschreiber drohte immer damit, die Kirchentür zu verschließen, wenn die Glocken aufhörten, und die, die draußen blieben, könnten von ihm aus auch draußen bleiben.

Mit den Bewohnern der Fordlow-Häuser, den Familien und Mägden des Gutsherrn und der Bauern, den Bewohnern des Pfarrhauses und den Bewohnern des Weilers umfasste die Gemeinde im Durchschnitt etwa dreißig Personen. Selbst mit dieser kleinen Zahl war die Kirche ziemlich gut gefüllt, denn sie war winzig, etwa so groß wie eine Scheune, mit nur einem Kirchenschiff und einem Chor, ohne Seitenschiffe. Der Innenraum war fast so kahl wie eine Scheune, mit seinen grauen, grob verputzten Wänden, den einfachen Glasfenstern und dem Steinboden. Der kalte, feuchte, erdige Geruch, der für alte, ungeheizte Kirchen typisch ist, durchdrang die Atmosphäre, wobei gelegentlich ein unangenehmerer Geruch von den Stapeln vermodernder Knochen im Gewölbe darunter ausgehen soll. Wer oder wann dort begraben worden war, war nicht bekannt, denn außer einer alten und verstümmelten Messingtafel in der Wand neben dem Taufbecken gab es nur zwei Gedenktafeln, die beide relativ jungen Datums waren. Die Kirche war, wie das Dorf, alt und vergessen, und die in der Gruft Begrabenen, die einst bedeutende Leute gewesen sein mussten, hatten nicht einmal einen Namen hinterlassen. Nur das Glasfenster über dem Altar, das inmitten des kalten Grauens wie ein Juwel leuchtete, die zerbrochene Piscina innerhalb des Altargeländers und ein hoher zerbrochener Schaft eines ehemaligen Kreuzes auf dem Kirchhof zeugten stumm von dem, was einmal gewesen war.

Die Familien des Gutsherrn und des Pfarrers hatten im Altarraum Bänke, die auf beiden Seiten mit dem Rücken zur Wand standen, und dazwischen befanden sich zwei lange Bänke für die Schulkinder, gut geschützt vor den Augen der Behörden. Unterhalb der Stufen zum Kirchenschiff stand das Harmonium, das von der Tochter des Pfarrers gespielt wurde, und um es herum reihte sich der Chor der kleinen Schulmädchen. Dann kam die Gemeinde in Reih und Glied, schön gestaffelt, mit der Bauernfamilie in der ersten Reihe, dann der Gärtner und der Kutscher des Gutsherrn, die Schullehrerin, die Dienstmädchen und die Häusler, mit dem Gemeindeschreiber im Hintergrund, der für Ordnung sorgte.

Schreiber Tom", wie er genannt wurde, war ein wichtiger Mann in der Gemeinde. Er schaufelte nicht nur die Gräber, nahm die Heiratsanträge auf, kühlte das Wasser für die Wintertaufen und heizte den Koksofen, der im Kirchenschiff am Ende seines Sitzes stand, sondern nahm auch aktiv und offiziell an den Gottesdiensten teil. Es war seine Pflicht, die Gemeinde bei den Responsorien zu leiten und das Amen" anzustimmen. Die Psalmen wurden nicht gesungen oder skandiert, sondern vom Rektor und den Leuten in Versen vorgelesen, und besonders in diesen übertönte Toms Stimme das gedämpfte Gemurmel seiner Mitgläubigen so sehr, dass es wie ein Duett zwischen ihm und dem Geistlichen klang - ein Duett, das Tom leicht gewann, denn seine viel lautere Stimme brachte den Rektor oft zum Stolpern, bevor er seinen Teil zu Ende gesprochen hatte, während er seine eigenen letzten Silben nach Belieben verlängerte.

Der Nachmittagsgottesdienst, bei dem kein Gebet ausgelassen und kein Glaubensbekenntnis ausgelassen wurde, schien den Kindern ewig zu dauern. Die Schulkinder wagten unter dem strengen Blick des Herrenhauses nicht einmal zu zappeln; sie saßen in ihren steifen, stickigen, besten Kleidern, die Mägen mit dem schweren Sonntagsessen gefüllt, in einer Art Wachdösen, durch das Toms "Amen" wie eine Glocke läutete und die Stimme des Rektors wie eine Glocke summte. Nur bei den seltenen Gelegenheiten, wenn eine Fledermaus vom Dach herabflatterte, ein Schmetterling durch ein Fenster hereinflatterte oder der kleine Foxterrier des Pfarrers zur Tür hereinschaute und das Kirchenschiff hinaufschlängelte, wurde die Langeweile gelindert.

Edmund und Laura, die allein auf dem Platz ihres Großvaters saßen, der bescheidenerweise genau in der Mitte des Kirchenschiffs lag, hatten mehr Glück, denn sie saßen gegenüber der Kirchentür, und im Sommer, wenn diese offen gelassen wurde, konnten sie wenigstens die Vögel und die Bienen und die Schmetterlinge beobachten, die durch die Öffnung flogen, und die Brise, die an den Ästen der Bäume rüttelte und das lange Gras auf den Gräbern zerzauste. Es war auch interessant, eine Frau in der Gemeinde zu beobachten, die sich mit ihrem Haar am Hinterkopf zu schaffen machte, oder einen Mann, der seinen engen Kragen lockerte, oder den alten Dave Pridham, der einen schlimmen Ballenzeh hatte und sich vor Beginn der Predigt einen Schuh abstreifte, wobei er die ganze Zeit ein Auge auf den Geistlichen hatte; oder zu bemerken, wie eng ein frisch verheiratetes Paar beieinander saß, oder zu sehen, wie die junge Frau von Clerk Tom ihr Baby säugte. Im Winter trug sie eine Pelzpelerine, und ihre Brust hing wie eine weiße Heideglocke zwischen der weichen Schwärze, bis sie mit einem weißen Taschentuch zugedeckt wurde, "aus Bescheidenheit".

Herr Ellison auf der Kanzel war der Herr Ellison der Bibelstunden und trug einen weißen Talar. Für ihn waren seine Gemeindemitglieder nur Kinder einer größeren Gemeinde, und er predigte wie er lehrte. Ein Lieblingsthema war die Pflicht zum regelmäßigen Kirchgang. Er hämmerte fünfundvierzig Minuten lang darauf ein und schien nie zu merken, dass er zu den Abwesenden predigte, dass alle Anwesenden regelmäßige Besucher waren und dass die verirrten Schafe seiner Herde anderthalb Meilen entfernt in ihren Betten schnarchten.

Ein weiteres Lieblingsthema war die überragende Richtigkeit der damals bestehenden Gesellschaftsordnung. Gott hatte in seiner unendlichen Weisheit für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind auf dieser Erde einen Platz bestimmt, und es war ihre Pflicht, zufrieden in ihren Nischen zu bleiben. Einem Gentleman mochte es im Vergleich zur Feldarbeit mancher Zuhörer als angenehmes, leichtes Leben erscheinen, aber er hatte seine Pflichten und Verantwortlichkeiten, die weit über ihre Möglichkeiten hinausgingen. Er musste Steuern zahlen, auf der Richterbank sitzen, seinen Besitz verwalten und seine Stellung durch Unterhaltung aufrechterhalten. Konnten sie diese Dinge tun? Nein, natürlich nicht, und er glaubte auch nicht, dass ein Gentleman eine Furche so gerade ziehen oder einen Strohhaufen so fachmännisch mähen oder strohdecken könnte wie sie. Sie sollten also dankbar sein und sich über ihre körperliche Kraft und die Großzügigkeit des Bauern freuen, der ihnen Arbeit auf seinem Land verschaffte und sie mit seinem Geld bezahlte.

Seltener predigte er die ewige Bestrafung für die Sünde und erwähnte nur am Rande die Glückseligkeit, die denen vorbehalten ist, die hart arbeiten, mit ihrem Los zufrieden sind und ihren Vorgesetzten den nötigen Respekt entgegenbringen. Der Heilige Name wurde nur selten erwähnt, ebenso wenig wie menschliches Leid oder Freude oder die freundlichen menschlichen Gefühle, die den Menschen an den Menschen binden. Er predigte nicht die Religion, sondern einen engen ethischen Kodex, der von oben herab den niederen Rängen auferlegt wurde und der selbst in jenen Tagen veraltet war.

Nur ein einziges Mal bewegte ihn die Inspiration. Es war der Sonntag nach den Parlamentswahlen von 1886, und er hatte mit einer seiner üblichen Predigten über die Pflicht gegenüber den sozialen Vorgesetzten begonnen, als plötzlich etwas, vielleicht die Erinnerung an die Ereignisse der vergangenen Woche, in ihm hochzukochen schien. Er errötete vor Zorn - 'gerechter Zorn' hätte er es genannt - und seine eisblauen Augen blitzten wie Schwerter, er warf sich über den Sims seiner Kanzel nach vorne und brüllte: 'Es gibt einige unter euch, die diese Pflicht in letzter Zeit vergessen haben, und wir kennen den Grund, den verdammten Grund!'

Laura schauderte. Schimpfwörter in der Kirche! Und das vom Rektor! Aber später im Leben dachte sie gerne daran, dass sie früh genug gelebt hatte, um zu hören, wie ein milder und orthodoxer Liberalismus von der Kanzel als "blutige Sache" angeprangert wurde. Das verlieh ihr die Würde eines historischen Überlebenden.

Nach der Predigt sprangen die Leute auf wie die Buben in der Kiste. Mit welcher Begeisterung sangen sie die Abendhymne, und wie ihre Lungen sich ausdehnten und ihre Zungen wackelten, als sie aus dem Kirchhof strömten! Nicht dass sie etwas gegen die Predigten des Pfarrers einzuwenden gehabt hätten. Sie hörten ihnen nicht zu. Nach der Predigt über die blutige Sache versuchte Laura herauszufinden, wie die Älteren darauf reagiert hatten, aber alles, was sie erfahren konnte, war: "Ich scheine gerade den Faden verloren zu haben", oder, offener ausgedrückt, "Ich muss wohl genickt haben"; das meiste, was sie erfahren konnte, war die Bemerkung einer Frau: "Mein Gott, war der alte Pfarrer heute nicht gut drauf!

Einige von ihnen gingen in die Kirche, um ihre besten Kleider zur Schau zu stellen und die ihrer Nachbarn zu sehen und zu kritisieren; andere, weil sie es liebten, ihre eigene Stimme in den Liedern zu hören, oder weil der Kirchgang sie für die Weihnachtsdecken und Kohlen qualifizierte; und einige wenige, um zu beten. Es gab mindestens einen Heiligen und einen Mystiker in dieser Gemeinde, und es gab mehrere gute christliche Männer und Frauen, aber die meisten betrachteten die Religion als etwas, das dem hohen Alter zustand, für das sie selbst noch keine Verwendung hatten.

Es war an der Zeit, dass er an sein Ende dachte", sagten sie zu jemandem, der Leichtsinn zeigte, als sein Kopf und sein Bart noch weiß waren, oder zu jemandem, der krank war oder Kummer hatte. Einmal kam ein Buckliger aus einem anderen Dorf zu einem Schweinefest und zeichnete sich dadurch aus, dass er sich betrank und Schimpfworte gebrauchte, und weil er ein Krüppel war, wurde sein Verhalten mit Entsetzen betrachtet. Lauras Mutter war verzweifelt, als sie davon hörte. Wenn man sich vorstellt, dass so ein armes, kränkliches Wesen flucht und flucht", seufzte sie. 'Schrecklich!


Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)Herr Ellison auf der Kanzel war der Herr Ellison der Bibelstunden und trug einen weißen Talar. Für ihn waren seine Gemeindemitglieder nur Kinder einer größeren Gemeinde, und er predigte wie er lehrte. Ein Lieblingsthema war die Pflicht zum regelmäßigen Kirchgang. Er hämmerte fünfundvierzig Minuten lang darauf ein und schien nie zu merken, dass er zu den Abwesenden predigte, dass alle Anwesenden regelmäßige Besucher waren und dass die verirrten Schafe seiner Herde anderthalb Meilen entfernt in ihren Betten schnarchten.

Ein weiteres Lieblingsthema war die überragende Richtigkeit der damals bestehenden Gesellschaftsordnung. Gott hatte in seiner unendlichen Weisheit für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind auf dieser Erde einen Platz bestimmt, und es war ihre Pflicht, zufrieden in ihren Nischen zu bleiben. Einem Gentleman mochte es im Vergleich zur Feldarbeit mancher Zuhörer als angenehmes, leichtes Leben erscheinen, aber er hatte seine Pflichten und Verantwortlichkeiten, die weit über ihre Möglichkeiten hinausgingen. Er musste Steuern zahlen, auf der Richterbank sitzen, seinen Besitz verwalten und seine Stellung durch Unterhaltung aufrechterhalten. Konnten sie diese Dinge tun? Nein, natürlich nicht, und er glaubte auch nicht, dass ein Gentleman eine Furche so gerade ziehen oder einen Strohhaufen so fachmännisch mähen oder strohdecken könnte wie sie. Sie sollten also dankbar sein und sich über ihre körperliche Kraft und die Großzügigkeit des Bauern freuen, der ihnen Arbeit auf seinem Land verschaffte und sie mit seinem Geld bezahlte.

Seltener predigte er die ewige Bestrafung für die Sünde und erwähnte nur am Rande die Glückseligkeit, die denen vorbehalten ist, die hart arbeiten, mit ihrem Los zufrieden sind und ihren Vorgesetzten den nötigen Respekt entgegenbringen. Der Heilige Name wurde nur selten erwähnt, ebenso wenig wie menschliches Leid oder Freude oder die freundlichen menschlichen Gefühle, die den Menschen an den Menschen binden. Er predigte nicht die Religion, sondern einen engen ethischen Kodex, der von oben herab den niederen Rängen auferlegt wurde und der selbst in jenen Tagen veraltet war.

Nur ein einziges Mal bewegte ihn die Inspiration. Es war der Sonntag nach den Parlamentswahlen von 1886, und er hatte mit einer seiner üblichen Predigten über die Pflicht gegenüber den sozialen Vorgesetzten begonnen, als plötzlich etwas, vielleicht die Erinnerung an die Ereignisse der vergangenen Woche, in ihm hochzukochen schien. Er errötete vor Zorn - 'gerechter Zorn' hätte er es genannt - und seine eisblauen Augen blitzten wie Schwerter, er warf sich über den Sims seiner Kanzel nach vorne und brüllte: 'Es gibt einige unter euch, die diese Pflicht in letzter Zeit vergessen haben, und wir kennen den Grund, den verdammten Grund!'

Laura schauderte. Schimpfwörter in der Kirche! Und das vom Rektor! Aber später im Leben dachte sie gerne daran, dass sie früh genug gelebt hatte, um zu hören, wie ein milder und orthodoxer Liberalismus von der Kanzel als "blutige Sache" angeprangert wurde. Das verlieh ihr die Würde eines historischen Überlebenden.

Nach der Predigt sprangen die Leute auf wie die Buben in der Kiste. Mit welcher Begeisterung sangen sie die Abendhymne, und wie ihre Lungen sich ausdehnten und ihre Zungen wackelten, als sie aus dem Kirchhof strömten! Nicht dass sie etwas gegen die Predigten des Pfarrers einzuwenden gehabt hätten. Sie hörten ihnen nicht zu. Nach der Predigt über die blutige Sache versuchte Laura herauszufinden, wie die Älteren darauf reagiert hatten, aber alles, was sie erfahren konnte, war: "Ich scheine gerade den Faden verloren zu haben", oder, offener ausgedrückt, "Ich muss wohl genickt haben"; das meiste, was sie erfahren konnte, war die Bemerkung einer Frau: "Mein Gott, war der alte Pfarrer heute nicht gut drauf!

Einige von ihnen gingen in die Kirche, um ihre besten Kleider zur Schau zu stellen und die ihrer Nachbarn zu sehen und zu kritisieren; andere, weil sie es liebten, ihre eigene Stimme in den Liedern zu hören, oder weil der Kirchgang sie für die Weihnachtsdecken und Kohlen qualifizierte; und einige wenige, um zu beten. Es gab mindestens einen Heiligen und einen Mystiker in dieser Gemeinde, und es gab mehrere gute christliche Männer und Frauen, aber die meisten betrachteten die Religion als etwas, das dem hohen Alter zustand, für das sie selbst noch keine Verwendung hatten.

Es war an der Zeit, dass er an sein Ende dachte", sagten sie zu jemandem, der Leichtsinn zeigte, als sein Kopf und sein Bart noch weiß waren, oder zu jemandem, der krank war oder Kummer hatte. Einmal kam ein Buckliger aus einem anderen Dorf zu einem Schweinefest und zeichnete sich dadurch aus, dass er sich betrank und Schimpfworte gebrauchte, und weil er ein Krüppel war, wurde sein Verhalten mit Entsetzen betrachtet. Lauras Mutter war verzweifelt, als sie davon hörte. Wenn man sich vorstellt, dass so ein armes, kränkliches Wesen flucht und flucht", seufzte sie. 'Schrecklich! Schrecklich!", und als Edmund, der damals etwa zehn Jahre alt war, von seinem Buch aufschaute und ruhig sagte: "Ich denke, wenn jemand das Recht hat zu fluchen, dann ein Mann mit einem solchen Rücken", sagte sie ihm, dass er fast genauso schlimm sei, so etwas zu sagen.

Die katholische Minderheit im Gasthaus wurde mit Respekt behandelt, denn ein Wirt konnte nichts falsch machen, vor allem nicht der Wirt eines freien Hauses, in dem so ausgezeichnetes Bier ausgeschenkt wurde. Auf den Katholizismus im Allgemeinen blickten die Lark Rise-Leute mit verächtlicher Intoleranz, denn sie betrachteten ihn als eine Art Heidentum, und welche Entschuldigung könnte es dafür in einem christlichen Land geben? Als die Kinder des End House in jungen Jahren fragten, was römische Katholiken seien, wurde ihnen gesagt, sie seien "Leute, die zu Bildern beten", und weitere Nachfragen ergaben, dass sie auch den Papst anbeteten, einen bösen alten Mann, von dem manche sagten, er stehe mit dem Teufel im Bunde. Ihre Kniebeugungen in der Kirche und ihr "Spiel mit Perlen" wurden als "Affentheater" bezeichnet. Leute, die offen sagten, dass sie selbst nichts von der Religion hielten, wurden ziemlich hitzig, wenn die Katholiken erwähnt wurden. Doch der Großvater der Kinder zog seinen Hut, wenn die Angelusglocke von der Kapelle im Nachbardorf herüberwehte, und murmelte nach einem Moment der Stille: "In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen". Das war alles sehr rätselhaft.

Später, als sie mehr mit den anderen Kindern zu tun hatten, sahen sie auf dem Weg zur Sonntagsschule Pferde und Fuhrwerke mit Familien aus vielen Kilometern Entfernung, die auf dem Weg zur katholischen Kirche im nächsten Dorf waren. Da kommen die alten Katholiken", riefen die Kinder und liefen hinter den Fahrzeugen her, indem sie riefen: "Alte Katholiken! Die Alten lecken die Katzen!", bis sie vor lauter Atemnot zurückbleiben mussten. Manchmal lächelte ihnen eine Dame in einem der hohen Hundewagen nachsichtig zu, ansonsten wurde sie nicht beachtet.

Den Pferden und Fallen folgten in einigem Abstand die jungen Männer und großen Jungen der Familien zu Fuß. Sie kamen zwar immer zu spät, aber immer pünktlich zum Gottesdienst, wie sie das taten! Die Kinder hüteten sich, ihnen nachzurufen, denn sie wussten, dass die katholischen Jungen trotz ihrer Eile Zeit haben würden, umzukehren und ihnen Handschellen anzulegen. Das war schon einmal geschehen. Sie ließen sie also ein ganzes Stück weitergehen, bevor sie sich über ihren Gang lustig machten und in einem schnaufenden Singsang rezitierten:

'O lieber Vater, ich bin gekommen, um zu beichten.'

'Nun, mein Kind, und was hast du getan?'

"Oh, lieber Vater. Ich habe die Katze getötet.

'Nun, mein Kind, und was ist damit?'

'Oh, lieber Vater, was soll ich tun?'

Du küsst mich und ich küsse dich.

ein Juwel, das wahrscheinlich einen politischen Ursprung hatte, denn die Saat ihrer ignoranten Bigotterie muss irgendwann gesät worden sein. Doch seltsamerweise sprachen einige dieser Kinder immer noch ein Gebet, wenn sie zu Bett gingen:

Matthäus, Markus, Lukas und Johannes,

Segne das Bett, auf dem ich liege.

Vier Ecken habe ich an meinem Bett;

An ihnen spannen vier Engel die Nacht.

Einer zum Wachen und einer zum Beten

Und einer, um meine Seele wegzunehmen.

Damals gab es noch viele Wörter, Redewendungen und Brauchtumsfetzen, die bis zum Ende des Jahrhunderts ausstarben. Als Laura ein Kind war, drohten einige der älteren Mütter und Großmütter ungezogenen Kindern noch mit dem Namen Cromwell. Wenn du nicht brav bist, kriegt dich der alte Oliver Crummell", sagten sie, oder "Hier kommt der alte Crummell", so wie die Mütter in Südengland ihren Kindern mit Napoleon drohten. Napoleon war dort vergessen; weit von der Küste entfernt, hatten solche Orte nie die Angst vor einer Invasion. Aber die Armeen des Bürgerkriegs hatten zehn Meilen weiter östlich gekämpft, und der Name war immer noch präsent.

Die Methodisten waren eine Klasse für sich. Solange sie nicht versuchten, andere zu bekehren, wurde ihre Religion toleriert. Jeden Sonntagabend hielten sie in einer ihrer Hütten einen Gottesdienst ab, und wann immer sie zu Hause die Erlaubnis dazu bekam, nahm Laura mit Freude daran teil. Das lag nicht daran, dass ihr der Gottesdienst gefiel - sie zog den Gottesdienst in der Kirche vor -, sondern daran, dass der Sonntagabend zu Hause eine anstrengende Zeit war, in der die ganze Familie um das Feuer versammelt war und Vater las und niemand sprechen und sich kaum bewegen durfte.

Es war schwer, eine Erlaubnis zu bekommen, denn ihr Vater mochte "die Rumtreiber" nicht, und er mochte es auch nicht, wenn Laura nach Einbruch der Dunkelheit draußen war. Aber in einem von vier oder fünf Fällen, in denen sie darum bat, grunzte und nickte er, und sie lief los, bevor ihre Mutter einen Einwand erheben konnte. Manchmal folgte Edmund ihr, und sie setzten sich auf eine der harten, weißgescheuerten Bänke im Versammlungshaus, bereit, alles zu hören, was es zu hören gab, und alles zu sehen, was es zu sehen gab.

Das erste, was jedem, der nicht an diesen Ort gewöhnt war, auffiel, war seine erstaunliche Sauberkeit. Die Wände der Hütte waren weiß getüncht und immer frisch und sauber. 

 Die Wände der Hütte waren weiß getüncht und immer frisch und sauber. Die alltäglichen Möbel waren in die Scheune getragen worden, um den langen weißen Holzbänken Platz zu machen, und vor dem Fenster mit der zugezogenen weißen Jalousie stand ein mit einem Leinentuch bedeckter Tisch, auf dem die Lampe, eine große Bibel und ein Glas Wasser für den Gastprediger standen, der dahinter Platz genommen hatte. Nur die Uhr und ein Paar roter Porzellanhunde auf dem Kaminsims zeugten noch davon, dass an anderen Tagen in dem Zimmer gelebt, gekocht und gegessen wurde. Auf dem Rost brannte immer ein helles Feuer, und es roch nach Lavendel, Lampenöl und vollgestopften Menschen.

Der Hausherr stand in der Tür und begrüßte jeden Ankömmling mit einem Händedruck und einem geflüsterten "Gott segne Sie! Seine Frau, eine kleine Frau mit einer leichten Wirbelsäulenverkrümmung, die ihren Kopf nach vorne schob und ihr die Ähnlichkeit mit einem liebenswert aussehenden Frosch verlieh, lächelte zur Begrüßung von ihrem Platz am Kamin. In Zweier- und Dreiergruppen traten die Brüder ein und nahmen ihre gewohnten Plätze auf den harten, lehnenlosen Bänken ein. Mit ihnen kamen ein paar Nachbarn, die nicht zu ihrer Gemeinschaft gehörten, aber froh waren, einen Platz zu haben, wo sie hingehen konnten, besonders an nassen oder kalten Sonntagen.

Im schwachen Lampenlicht drängten sich dunkle Sonntagsanzüge und traurig-bunte Sonntagskleider vor dem fleckenlosen Hintergrund zusammen, und hier und da fingen Augen und Wangen das Licht auf, wenn die Brüder einander zulächelten.

Wenn der Gastprediger sich verspätete, was oft der Fall war, wenn er eine lange Strecke zu Fuß zurücklegen musste, gab der Gastgeber ein Lied aus dem Gesangbuch von Sankey und Moody zum Besten, das ohne musikalische Begleitung zu einer der dröhnenden, langgezogenen Melodien gesungen wurde, die der Gemeinde eigen waren. Zu anderen Zeiten sprach einer der Brüder ein Gebet aus dem Stegreif, in dessen Verlauf er die Neuigkeiten der Woche, soweit sie die Versammlung betrafen, weitergab, wobei er jeder Aussage ein "Du weißt es" oder "Wie du weißt, Herr" voranstellte. Es amüsierte Laura und Edmund, wenn der alte Mr. Barker Gott erzählte, dass es seit vierzehn Tagen nicht mehr geregnet hatte und dass sein Möhrenbeet "tödlich trocken" wurde; oder dass auf einem Bauernhof vier Meilen entfernt die Schweinepest ausgebrochen war und dass sein eigenes Schwein "keine große Hilfe" zu sein schien; oder dass sich jemand mit einem Rübenschneider das Handgelenk verstümmelt hatte und aus dem Krankenhaus gekommen war, es aber immer noch steif war; denn, wie sie hinterher zueinander sagten, musste Gott es schon wissen, da er alles wusste. Aber diese einseitigen Gespräche mit der Gottheit wurden in einem Geist des einfachen Glaubens geführt. Werft eure Sorge auf ihn" war ein Text, den sie liebten und wörtlich nahmen. Für sie war Gott ein liebevoller Vater, der sich gerne das Vertrauen seiner Kinder anhörte. Kein Problem war zu klein, um es vor den "Gnadenstuhl" zu bringen.

Manchmal stand ein Bruder oder eine Schwester auf, um "Zeugnis abzulegen", und dann öffneten die Kinder ihre Augen und Ohren, denn eine vergeudete Jugend war der übliche Auftakt zur Bekehrung, und wer wusste schon, welche aufregenden Verfehlungen nicht aufgedeckt werden konnten. Die meisten von ihnen waren nicht sehr aufschlussreich. Einer sagte, dass er, bevor er "zum Herrn fand", "ein regelrechter Säufer" gewesen sei; es stellte sich jedoch heraus, dass er nur ein- oder zweimal bei einem Dorffest einen halben Liter zu viel getrunken hatte; ein anderer behauptete, ein verzweifelter Wilderer gewesen zu sein, "ein wilder, gesetzloser Kerl"; er habe gelegentlich ein Kaninchen erlegt. Eine Schwester gestand, dass sie sich in ihrer Jugend nicht nur daran erfreut hatte, ihren abscheulichen Körper zu schmücken und dabei vergaß, dass nur der Wurm vergeht, sondern, was noch schlimmer war, dass sie ihre unsterbliche Seele gefährdet hatte, indem sie bei Festen und Vereinsausflügen auf dem Grün tanzte und es einmal bis Mitternacht aushielt.

Solche milden Sünden waren an sich nicht aufregend, denn es gab noch viele Menschen, die solche Dinge taten, und man konnte sie aus erster Hand beobachten; aber sie wurden mit einem solchen Reichtum an Details und mit einer solchen Selbstverurteilung beschrieben, dass der Zuhörer für einen Moment überzeugt war, dass er oder sie auf das Oberhaupt der Sünder blickte. Vor allem ein Mann beanspruchte diese Vorrangstellung für sich. Ich war das Oberhaupt der Sünder", rief er, "ein wirklich schlechter Mensch, ein Jünger des Teufels. Ich fluchte und fluchte, trank und trank, es gab nichts Schlimmes, was ich nicht getan hätte. Man glaubt es kaum, in meinem sündigen Stolz habe ich mich gegen den Heiligen Geist versündigt. Ja, das habe ich", und die ehrfürchtige Stille wurde durch das Stöhnen und "Gott sei mir gnädig" seiner Zuhörer gebrochen, während er sich umschaute, um die Wirkung seines Bekenntnisses zu beobachten, bevor er erzählte, wie er "zum Herrn kam".

Zweifellos war der zweite Teil seiner Rede erbaulicher als der erste, aber die Kinder hörten ihm nicht zu; sie waren zu sehr in Spekulationen über die genaue Art seiner Sünde gegen den Heiligen Geist vertieft und fragten sich, ob er wirklich so gründlich gerettet war, wie er sich selbst glaubte; denn schließlich war diese Sünde nicht unverzeihlich? Er könnte noch in der Hölle brennen. Ein schrecklicher, aber faszinierender Gedanke!

Aber das Hauptinteresse galt dem Wanderprediger, vor allem, wenn es sich um einen Fremden handelte, der noch nie dort gewesen war. Würde er das Wort predigen, oder würde er zu denen gehören, die eine Stunde oder länger umherschweifen, aber nichts sagen? Die meisten dieser Männer, die ihre Sonntagsruhe aufgaben und kilometerweit liefen, um in den Versammlungshäusern der Dörfer zu predigen, waren Landarbeiter oder kleine Ladenbesitzer. Bis auf wenige Ausnahmen waren es arme, ungebildete Männer. Die Blinden führen die Blinden an", sagte Lauras Vater über sie. Sie mögen in mancher Hinsicht ungebildet gewesen sein, aber einige von ihnen hatten Gaben, die ihnen keine Bildung hätte geben können. Es hatte etwas Schönes an ihren Reden, wenn sie ihre Stimmen in rustikaler Beredsamkeit erhoben und die reinigende Kraft des Blutes" bezeugten, wobei sie in ihrem Eifer sich selbst und ihre eigenen sprachlichen Unzulänglichkeiten vergaßen.

Andere waren weniger aufrichtig, und einige waren nur selbstsüchtige Wichtigtuer, die das Predigen als einziges Mittel nutzten, um ein wenig Rampenlicht auf ihr unscheinbares Leben zu werfen. Einer von ihnen war ein junger Verkäufer aus der Marktstadt, der stilvoll gekleidet war, einen Veilchenstrauß im Knopfloch trug, sein gut geöltes Haar mit der Hand glättete und Duftwolken aus seinem großen weißen Taschentuch schüttelte. Er verkündete ausdrücklich nicht das Wort. Sein Parfüm, sein Knopfloch und sein pseudokultureller Akzent wirkten so auf die Brüder, dass sie, nachdem er gegangen war, für einmal ihre Regel, keine Kritik zu üben, vergaßen und ausriefen: "Habt ihr jemals so einen La-deda in eurer ganzen Schlepperei gesehen?

Dann war da der ältere Mann, der als Text wählte: "Ich will sie mit dem Besen des Verderbens vom Erdboden vertilgen", und dann jedes Wort seines Textes als Überschrift nahm. Ich werde sie vom Angesicht der Erde wegfegen. Ich werde sie vom Angesicht der Erde wegfegen. Ich werde sie vom Angesicht der Erde wegfegen ", und so weiter. Als er damit fertig war, hatte er das Wesen Gottes erklärt und seine Wege vor den Menschen zu seiner eigenen Zufriedenheit gerechtfertigt; aber er machte einen so traurigen Mist daraus, dass die Ohren der Kinder vor Scham für ihn brannten.

Einige schafften es, aufrichtige Christen zu sein, und doch waren sie geistreicher und leichter von Begriff. Der Gastgeber, der eines Abends die Tür hütete, wurde von dem ankommenden Pfarrer mit den Worten begrüßt: "Ich möchte lieber ein Türhüter im Hause meines Gottes sein", und krönte dies mit "als in den Zelten der Gottlosen zu wohnen".

Der Methodismus, wie er dort bekannt war und praktiziert wurde, war eine Religion der armen Leute, einfach und grob; aber seine Anhänger brachten mehr Eifer mit, als die Kirchengemeinde zeigte, und schienen von ihm mehr Trost und Unterstützung zu erhalten, als die Kirche geben konnte. Ihr Leben war vorbildlich.

Viele im Dorf, die weder eine Kirche noch eine Kapelle besuchten und sagten, sie hätten keine Verwendung für Religion, richteten ihr Leben nach ein paar einfachen Regeln aus, wie z. B. "Zahle, was du willst, und fürchte niemanden", "Recht ist Recht und Unrecht ist niemandes Recht", "Sag die Wahrheit und beschäme den Teufel" und "Ehrlichkeit ist die beste Politik".

Strenge Ehrlichkeit war die Politik der meisten von ihnen, obwohl es einige wenige gab, von denen man sagte, dass sie "alles finden, bevor es verloren geht", und für die Funde etwas Besonderes waren. Den Kindern wurde beigebracht, dass es eine Sünde ist, eine Stecknadel zu stehlen", und wenn sie einen zweifelhaften Fund nach Hause brachten und sagten, dass sie glaubten, er gehöre niemandem, sagten ihre Mütter streng: Du wusstest, dass er dir nicht gehörte, und was dir nicht gehört, gehört jemand anderem. Also geh und leg es zurück, wo du es gefunden hast, bevor ich den Stock zu dir bringe.'

Lügner waren noch verhasster als Diebe. Ein Lügner sollte ein gutes Gedächtnis haben", sagten sie, oder noch spitzer: "Einen Dieb kann man einsperren, aber einen Lügner nicht". Jede Behauptung, die auch nur im Geringsten von den Tatsachen abwich, war eine Lüge; jeder, der eine Pflaume von einem überhängenden Zweig des Nachbarbaums aß, war ein Dieb. Es war ein strenger Kodex, in dem schwarz schwarz und weiß weiß war; es gab keine Zwischentöne.

Für die Leidtragenden und Hinterbliebenen gab es ein offenes Ohr. Wäre es damals üblich gewesen, Kränze zu Beerdigungen zu schicken, wie es heute der Fall ist, hätten sie sicherlich ihren letzten halben Penny für diesen Zweck gespendet. Aber damals wurden die Särge der armen Landbevölkerung ohne Blumen zu Grabe getragen, und alles, was sie tun konnten, um ihren Respekt zu bekunden, war, sich vor dem Trauerhaus zu versammeln und zuzusehen, wie der sauber geschrubbte Bauernwagen, der als Leichenwagen diente, sich auf seine langsame Fahrt die lange, gerade Straße hinauf begab, während die Trauernden zu Fuß hinterhergingen. Bei solchen Gelegenheiten flossen die Tränen der weiblichen Zuschauer in Strömen, kleine Kinder heulten laut vor Mitgefühl, und jeder Mann, der sich zufällig in der Nähe befand, brach in ein überschwängliches Loblied auf den Verstorbenen aus. Sprich niemals schlecht über die Toten" war eine ihrer Maximen, und sie trieben es auf die Spitze.

In Krankheit oder Not waren sie bereit zu helfen und zu geben, soweit es möglich war. Männer, die den ganzen Tag gearbeitet hatten, verzichteten auf ihre Nachtruhe, um sich zu den Kranken oder Sterbenden zu setzen, und Frauen trugen große Bündel von Bettwäsche nach Hause, um sie mit ihrer eigenen zu waschen.

Sie hielten sich an die Aufforderung des Paulus, mit denen zu weinen, die weinen; aber wenn es darum ging, sich mit denen zu freuen, die sich freuten, waren sie weniger bereit. Es gab nichts, was sie mehr verabscheuten, als zu sehen, dass es einem von ihnen besser ging oder sie mehr hatten als sie selbst. Eine Mutter, deren Kind in der Schule einen Preis erhielt oder deren Tochter sich in der Schule überdurchschnittlich gut machte, musste viele Nadelstiche des Sarkasmus ertragen, und wenn ein besonders hingebungsvolles junges Ehepaar erwähnt wurde, musste jemand sagen: "Heute ist mein Schatz morgen mein Teufel. Sie waren in der Tat arme, fehlbare menschliche Wesen.

Der Rektor besuchte jedes Haus der Reihe nach und arbeitete sich gewissenhaft von Tür zu Tür durch den Weiler, so dass er am Ende des Jahres alle besucht hatte. Wenn er mit seinem goldenen Stock an eine Hüttentür klopfte, hörte man drinnen ein Rascheln, weil ungebührliche Gegenstände aus dem Blickfeld geschoben wurden, denn es wurde geflüstert, dass man ihn über den Zaun hatte steigen sehen und sein Klopfen erkannt hatte.

Die Frauen empfingen ihn mit respektvoller Toleranz. Ein Stuhl wurde mit einer Schürze abgestaubt und die Hausarbeit oder das Kochen wurde unterbrochen, während seine Gastgeberin, die unbequem auf der Kante eines ihrer eigenen Stühle saß, darauf wartete, dass er das Gespräch eröffnete. Nachdem das Wetter besprochen, der Gesundheitszustand der Bewohner und der abwesenden Kinder erfragt, die Fortschritte des Schweins und die Aussichten der Kleingartenkulturen erörtert worden waren, entstand eine unangenehme Pause, in der sich beide den Kopf zerbrachen, um etwas zu finden, worüber sie reden konnten. Es gab nichts. Der Rektor sprach nie über Religion. Das galt in der Gemeinde als eine seiner größten Tugenden, aber es schränkte die möglichen Gesprächsthemen ein. Abgesehen von seinen autokratischen Vorstellungen war er ein freundlicher Mann, und er war gekommen, um einen freundschaftlichen Besuch abzustatten, zweifellos in der Hoffnung, seine Gemeindemitglieder besser kennen und verstehen zu lernen. Aber die Kluft zwischen ihnen war zu groß; weder er noch seine Gastgeberin konnten sie überbrücken. Die freundlichen Fragen wurden gestellt und beantwortet, sie hatten sich nichts mehr zu sagen, und nach vielem "ahing" und "ering" erhob er sich von seinem Platz und wurde mit Leichtigkeit hinausgeführt.

Seine Tochter besuchte den Weiler häufiger. An jedem schönen Nachmittag konnte man sie sehen, wie sie ihre langen, vollen Röcke zusammenraffte, um den Pfahl zu besteigen und zierlich zwischen den Kleingärten hin und her zu trippeln. Als einzige verwitwete Pfarrerstochter waren Besuche in der Gemeinde für sie eine heilige Pflicht; aber sie kam nicht, um die Haushaltsführung zu kritisieren oder ungefragt Ratschläge für die Kindererziehung zu erteilen; ihre Besuche waren, wie die ihres Vaters, als freundschaftliche Besuche gedacht. In Anbetracht ihrer vielen Wohltaten für die Frauen hätte man erwarten können, dass sie beliebter wäre, als sie es war. Keine von ihnen begrüßte ihre Besuche. Einige schlossen ihre Türen ab und taten so, als wären sie nicht da; andere rüttelten mit ihren Teetassen, wenn sie sie kommen sahen, in der Hoffnung, sie würde sagen, was sie manchmal tat: "Ich höre, Sie sind beim Tee, also komme ich nicht herein.

Die einzige gesprochene Beschwerde über sie war, dass sie zu viel redete. Diese Miss Ellison würde einem Esel das Hinterbein abschwatzen", sagten sie; aber das war eine Schwäche, die sie bei anderen tolerierten und der sie bei ihr nicht abgeneigt waren, sobald sie in ihrem besten Sessel Platz genommen hatte und über irgendeinen lokalen Klatsch und Tratsch gesprochen wurde.

Vielleicht lag der Grund für ihr Unbehagen in ihrer Gegenwart in dem unbewussten Gefühl des Kontrasts zwischen ihrem Los und dem ihren. Ihre adrette kleine Figur, ihr gutes Korsett, ihre liebliche, hohe Stimme, ihre gute Kleidung und ihr schwacher Duft nach Maiglöckchenparfüm waren für sie, die in ihrer Alltagskleidung und vom Kochen oder Wasserholen gebläht waren, ein Nachteil.

Sie hatte nie den Verdacht, dass sie unerwünscht war. Im Gegenteil, sie war sehr darauf bedacht, jede Hütte im Wechsel zu besuchen, um keine Eifersucht aufkommen zu lassen. Sie erkundigte sich nach jedem Familienmitglied, hörte sich Auszüge aus Briefen von Töchtern an, die im Dienst waren, hatte Mitleid mit denen, die Leidensgeschichten zu erzählen hatten, besprach alles, was seit ihrem letzten Besuch geschehen war, und bestand darauf, das Baby die ganze Zeit über zu stillen, und lächelte nur gutmütig, wenn es ihre Kutte nass machte.

Ihr letzter Besuch des Tages galt immer dem Endhaus, wo sie bei einer Tasse Tee ganz vertraulich wurde. Sie und Lauras Mutter nannten sich gegenseitig "Miss Margaret" und "Emma", denn sie kannten sich von Geburt an, auch aus der Zeit, als Emma Krankenschwester bei Miss Margarets jungen Freunden im benachbarten Pfarrhaus war.

Laura, die angeblich in ihr Buch vertieft war, aber in Wirklichkeit ganz Ohr war, erfuhr, dass Miss Ellison, die große Miss Ellison, überraschenderweise ihre Probleme hatte. Sie hatte einen Bruder, der in der Gemeinde als "wild" galt und dem ihr Vater das Haus verboten hatte, und ein Großteil ihrer Gespräche drehte sich um "meinen Bruder Robert" oder "Master Bobbie" und darum, wie viel Zeit seit seinem letzten Brief vergangen war und ob er nach Brasilien gegangen war, wie er gesagt hatte, oder ob er noch in London war.  Was ich fühle, Emma, ist, dass er so ein Junge ist, und du weißt, was die Welt ist - welche Gefahren..." Dann Emmas fröhliche Antwort: "Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Margaret. Er kann sehr gut auf sich selbst aufpassen, Meister Bob kann das.'

Manchmal wagte Emma es, etwas zu bewundern, das Miss Margaret trug. Verzeihen Sie, Miss Margaret, aber dieser malvenfarbene Musselin steht Ihnen wirklich gut", und Miss Ellison sah erfreut aus. Wahrscheinlich hatte sie nur wenige Komplimente bekommen, denn in jenen Tagen der rosa-weißen Puppenhaftigkeit wurde eine Frau ihres Typs kaum bewundert, obwohl ihre klare, gesunde Blässe, die nur einen schwachen Hauch von Rosa aufwies, ihre breiten weißen Augenbrauen, die grauen Augen und das dunkle Haar, das ihr bis zum Knoten im Nacken wehte, zumindest vornehm wirkten. Und sie konnte damals nicht älter als dreißig sein, obwohl sie Laura ziemlich alt vorkam und die Frauen des Dorfes sie eine alte Jungfer nannten.

Ein solches Leben, wie es das ihre gewesen sein muss, ist heute fast unvorstellbar. Neben dem Spielen des Harmoniums in der Kirche, dem Unterrichten in der Sonntagsschule, dem Bestellen der Mahlzeiten für ihren Vater und der Beaufsichtigung der Mägde muss sie stundenlang mit Handarbeiten beschäftigt gewesen sein. Grobe, unansehnliche Handarbeiten, überkreuzte Schals und Flanellunterröcke für die alten Frauen, Flanellhemden und lange, dicke Strickstrümpfe für die alten Männer, all das und auch die bedruckten Kittel der Kinder wurden von ihr selbst hergestellt. Abgesehen von einem vierzehntägigen Besuch bei Verwandten war der einzige Ausflug, den sie unternahm, eine wöchentliche Fahrt in die Marktstadt zum Einkaufen in der hohen, gelbbereiften Hundekutsche ihres Vaters, in der der dicke Foxterrier Beppo hechelnd hinterherfuhr.

In der Mitte des Jahrzehnts begann der Rektor die Last seiner über siebzig Jahre zu spüren, und eine Reihe von Pfarrern kam, um seine Arbeit zu teilen und den Gemeindemitgliedern neuen Gesprächsstoff zu liefern. Einige erschienen und verschwanden wieder, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, abgesehen von einer neuen Stimme in der Kirche und einer außergewöhnlichen Schüchternheit vor den Hausfrauen des Dorfes; aber zwei oder drei blieben länger und wurden für eine Weile Teil des Gemeindelebens. Da war Mr. Dallas, von dem es hieß, er sei "im Niedergang". Ein blasser, hagerer Mann, der bei nebligem Wetter ein Beatmungsgerät trug, das wie ein schwerer schwarzer Schnurrbart aussah. Laura erinnerte sich vor allem deshalb an ihn, weil er ihr zur Verleihung des Preises für das Fach Schrift gratulierte - das erste Mal in ihrem Leben, dass ihr zu etwas gratuliert wurde. Bei seinem nächsten Besuch bei ihr zu Hause wollte er das preisgekrönte Gebetbuch sehen, und als sie es brachte, sagte er: "Der Einband ist aus Kalbsleder - mein Lieblingseinband - aber er ist sehr anfällig für Feuchtigkeit. Sie müssen es in einem Raum mit einem Feuer aufbewahren. Er sprach eine Sprache, die den Kindern fremd war, denn sie wussten nichts über Einbände oder Ausgaben, für sie war ein Buch einfach ein Buch; aber sein Gesichtsausdruck und die sanfte, liebevolle Art, mit der er die Seiten umblätterte, verrieten Laura, dass auch er ein Bücherfreund war.

Nachdem er gegangen war, kam Mr. Alport, ein großer, dicklicher junger Mann, der Medizin studiert hatte. Er unterhielt in seiner Wohnung eine kleine Apotheke, und es war ihm ein Vergnügen, jeden zu verarzten, der kränklich war, wobei sowohl der Rat als auch die Medizin kostenlos waren. Wie üblich schuf das Angebot eine Nachfrage. Bevor er kam, waren Krankheiten in dem Weiler selten gewesen; jetzt hatte plötzlich fast jeder etwas an sich. Meine rosa Pillen", "meine kleinen Tabletten", "meine Mischung" und "meine Lotion" waren im Gespräch so üblich wie Kartoffeln oder Schweinefutter. Die Leute fragten sich gegenseitig, wie es ihrem So-und-so ging, als sie sich trafen, und stürzten sich, kaum dass sie eine Antwort abgewartet hatten, auf die Beschreibung ihrer eigenen Symptome.

Herr Alport beklagte sich beim Vater der Kinder, dass die Leute im Dorf unwissend seien, und einige von ihnen waren es sicherlich auch, was die Themen anging, über die er aufgeklärt wurde. Besonders eine Frau. Bei einem Besuch in ihrem Haus bemerkte er, dass eines ihrer Kinder, ein großes, dünnes Mädchen von elf oder zwölf Jahren, ziemlich blass aussah. Ich glaube, sie wächst zu schnell", bemerkte er. Ich muss ihr ein Stärkungsmittel geben", was er auch tat. Aber sie durfte es nicht einnehmen. Nein, sie wird das Zeug nicht nehmen", sagte ihre Mutter zu den Nachbarn. Er sagte, sie sei zu groß und es sei etwas, das sie verkrüppeln würde. Ich lasse nicht zu, dass ein Kind von mir verkümmert. Oh, nein!

Als er den Ort verließ und die Medikamente ausgingen, vergaßen alle Kranken ihre Beschwerden. Aber er hinterließ ein bleibendes Andenken. Bevor er kam, war der Weg um die Anhöhe im Winter ein Sumpf gewesen. Schlamm bis zu den Sprunggelenken und Spritzer bis zum Hals", wie man sagte. Mr. Alport beschloss nach ein paar Wochen Erfahrung mit schlammverschmierten Stiefeln und schlammverschmierten Hosenbeinen, etwas zu unternehmen. So erbettelte er, vielleicht in Anlehnung an Ruskins Straßenbau in Oxford, Wagenladungen von Steinen vom Bauern und begann an hellen Abenden mit Hilfe der Jugendlichen und Jungen des Dorfes, mit seinen eigenen Händen einen erhöhten Fußweg zu bauen. Laura erinnerte sich immer am besten an ihn, wie er in seinen schönen weißen Hemdsärmeln und roten Hosenträgern Steine zerkleinerte und Schlamm schaufelte, wie er mit seinem Klerikermantel und dem Kragen an einem Busch hing, wie er mit seinem großen, glatten, schweißnassen Gesicht und seiner glänzenden Brille seine Mitstreiter anspornte.

Keiner der genannten Pfarrer sprach jemals außerhalb der Kirche über Religion. Herr Dallas war viel zu schüchtern, und Herr Alport war zu sehr damit beschäftigt, sich um die Körper der Menschen zu kümmern, als dass er Zeit für ihre Seelen gehabt hätte. Herr Marley, der als nächster kam, betrachtete ihre Seelen als seine besondere Sorge.

Er war sicherlich der seltsamste Pfarrer, der je in eine abgelegene Landgemeinde kam. Ein alter Mann mit einem langen, grauen Bart, den er in seinen langen, eng anliegenden, schwarzen Mantel knöpfte. Eifer und viele Fastentage hatten sein Fleisch abgenutzt, und er hatte hohle Wangen und tiefliegende, dunkle Augen, in denen die Flamme des Fanatismus glühte. Er war ein Fanatiker, wenn es um seine Kirche und sein Glaubensbekenntnis ging; ansonsten war er der freundlichste und sanfteste aller Menschen. Zu gut für diese Welt, sagten einige der Frauen, als sie ihn kennenlernten.

Er war das, was man heute einen Anglo-Katholiken nennt. Sonntag für Sonntag predigte er seiner Gemeinde von Landbewohnern die "eine katholisch-apostolische Kirche" und "unsere heilige Religion". Aber er beließ es nicht dabei: Er befasste sich oft mit den grundlegenden Wahrheiten der Religion und predigte das Evangelium der Liebe und der Vergebung der Sünden und die Brüderlichkeit der Menschen. Er war ein wunderbarer Prediger. Kein Zuhörer stockte oder verlor den Faden", wenn er auf der Kanzel stand, und auch wenn die meisten seiner Gemeinde seine Lehre nicht verstehen oder ihr zustimmen konnten, reagierten alle auf die Liebe, das Mitgefühl und die Aufrichtigkeit des Predigers, und alle Augen waren vom ersten bis zum letzten Wort auf ihn gerichtet. Wie ein solcher Prediger im Alter nur Pfarrer in einer abgelegenen Landgemeinde werden konnte, ist ein Rätsel. Seine Beredsamkeit und sein Eifer hätten eine Stadtkirche gefüllt.

Der Rektor war zu dieser Zeit bettlägerig, und ein gelehrter, gelassener Sohn mittleren Alters vertrat ihn; andernfalls hätte Mr. Marley in der Kirche und in der Gemeinde weniger Freiheiten gehabt. Wenn er sein Amt ausübte, beugte er sich offen vor dem Altar, machte das Kreuzzeichen vor und nach seiner eigenen stillen Andacht, erklärte sich bereit, Beichten zu hören, und führte tägliche Gottesdienste und wöchentliche statt monatliche Kommunion ein.

In vielen Gemeinden hätte dies einen Skandal ausgelöst, aber die Menschen in Fordlow freuten sich über die Veränderung, abgesehen von den Methodisten, die nach ihrer Lehre zu Recht nicht mehr in die Kirche gingen, und einigen anderen Extremisten, die sagten, er sei "ein Mann des Papstes". Er hat sogar ein paar Bekehrte gefunden. Miss Ellison war eine von ihnen, und zwei andere waren seltsamerweise ein Schiffsjunge und seine Frau, die sich kürzlich in der Nähe des Dorfes niedergelassen hatten. Letztere waren früher ein rüpelhaftes Ehepaar gewesen, und es war seltsam, sie an einem Wochentag abends herausgeputzt und in ihren besten Kleidern zu sehen, wie sie auf dem Weg zur Beichte in aller Ruhe durch die Kleingärten gingen.

Natürlich sagte Lauras Vater, dass sie es auf das abgesehen hatten, was sie aus dem armen alten Narren herausholen konnten". Dieses Paar war es mit Sicherheit nicht, aber andere vielleicht schon, denn er war ein äußerst großzügiger Mann, der mit beiden Händen gab, "und zwar im Überfluss", wie die Leute im Dorf sagten. Nicht nur an Kranke und Bedürftige, obwohl diese seine erste Sorge waren, sondern an jeden, von dem er glaubte, dass er etwas brauchte oder sich etwas wünschte oder der sich darüber freuen würde. So schenkte er den Schuljungen zwei schöne Fußbälle und den Mädchen je ein Springseil - schöne Exemplare mit bemalten Griffen und Glöckchen, wie sie sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatten. Als der Winter kam, kaufte er drei der ärmsten Mädchen warme, graue Pullover, wie sie damals in Mode waren, um darin in die Kirche zu gehen. Als er feststellte, dass Edmund Scotts Gedichte liebte, aber nur Auszüge daraus kannte, kaufte er ihm das Gesamtwerk der Lyrik, und damit Laura sich nicht vernachlässigt fühlte, schenkte er ihr gleichzeitig The Imitation of Christ, zierlich in Blau und Silber gebunden. Dies waren nur einige seiner bekannten Gefälligkeiten; es gab Anzeichen und Gerüchte über Dutzende von anderen, und zweifellos waren viele weitere völlig unbekannt, außer für ihn selbst und den Empfänger.

Einmal schenkte er einer Frau, die sich beklagte, sie könne nicht in die Kirche gehen, weil ihr ein Paar fehle, genau die Schuhe, die er an den Füßen hatte, und fügte bedeutungsvoll hinzu, dass sie eine große Größe habe und ein Paar leichte Männerschuhe sehr gut passen würden. Er gab ihr das bessere der beiden Paare, die er besaß und die er gerade trug, mit der Auflage, dass er in ihnen nach Hause gehen dürfe. Dass er sie trug, war ein Zugeständnis an die Konvention, denn als Anhänger seines geliebten Franz von Assisi, dem er zwanzig Jahre, bevor der Kult um den kleinen armen Mann populär wurde, eine besondere Verehrung entgegenbrachte, wäre er gerne barfuß über die Feuersteine gelaufen. Er verschenkte so viel, dass er nur gerade so viel behalten konnte, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Sein schwarzer Mantel, den er bei jedem Wetter trug, war fadenscheinig, und die alte Soutane, die er im Haus trug, war grün und zerfiel.

Lauras Mutter, deren Religion so schlicht und gesund war wie das Essen, das sie kochte, hatte wenig Verständnis für seine "Verbeugungen und Verrenkungen"; aber sie hatte den alten Mann wirklich gern und überredete ihn, auf eine Tasse Tee vorbeizuschauen, wann immer er den Weiler besuchte. Bei dieser einfachen Mahlzeit erzählte er den Kindern von seiner eigenen Kindheit. Er sei der böse Junge des Kindergartens gewesen, sagte er, egoistisch und eigensinnig und habe zu leidenschaftlichen Wutausbrüchen neigen können. Einmal habe er einen Teller nach seiner Schwester geworfen (die Mutter der Kinder runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, woraufhin die Geschichte im Sande verlief); aber an einem anderen Tag erzählte er ihnen von seinem berühmten Ritt, der für sie immer einen Platz neben dem von Dick Turpin einnahm.

Die Kinder seiner Familie hatten ein Pony, das sie abwechselnd reiten sollten; aber mit der Zeit nahm er es so in Beschlag, dass es als sein Moppet bekannt wurde, und einmal, als seine Ältesten darauf bestanden hatten, dass ein anderer Bruder an diesem Tag reiten sollte, hatte er gewartet, bis die Gruppe gegangen war, dann das Reitpferd seiner Mutter aus dem Stall geholt, es mit Hilfe eines Stallburschen bestiegen, der ihm geglaubt hatte, als er sagte, er habe die Erlaubnis dazu, und war über das Land geritten, wobei er dem Pferd den Kopf gab, denn er hatte keine Kontrolle über es. Sie ritten wie der Wind, über raues Gras und unter Bäumen hindurch, wo jeder tief hängende Ast ihn hätte töten können, und an diesem Punkt der Geschichte beugte sich der Erzähler mit einer solchen Röte auf den Wangen und einem solchen Leuchten in den Augen vor, dass Laura für einen Moment fast in dem alternden Mann den Jungen sehen konnte, der er einmal gewesen war. Der Ritt endete mit gebrochenen Knien für das Pferd und einer gebrochenen Krone für den Reiter. Ein Glück, dass es nicht schlimmer war", kommentierte die Mutter der Kinder.

Die Moral dieser Geschichte war die Gefahr des egoistischen Leichtsinns; aber er erzählte sie mit so viel Vergnügen und so vielen faszinierenden Details, dass die Kinder des Endhauses, wenn sie Zugang zu irgendeinem Stall gehabt hätten, versucht hätten, ihn nachzuahmen. Edmund schlug vor, sie sollten versuchen, auf Polly, das alte Pony des Gastwirts, aufzusitzen, und sie gingen sogar zu dem Platz, an dem sie festgemacht war, um sich umzusehen; aber Polly brauchte nur mit ihrer Anbindekette zu rasseln, um sie davon zu überzeugen, dass sie nicht für Dick Turpins geschaffen waren.

Alles lief gut, und Mr. Marley sprach davon, Edmund Latein zu lehren, als er in einem unglücklichen Moment den Vater der Kinder zu Hause antraf und ihm vorwarf, seine religiösen Pflichten zu vernachlässigen. Der Vater, der nie in die Kirche ging und sich selbst als Agnostiker bezeichnete, nahm dies übel, und es kam zu einem Streit, der damit endete, dass Mr. Marley angewiesen wurde, nie wieder diese Tür zu öffnen. So kam es nicht mehr zu diesen angenehmen Tees und Gesprächen, obwohl er immer noch ein guter Freund blieb und manchmal zur Tür des Hauses kam, um mit der Mutter zu sprechen, wobei er gewissenhaft draußen auf der Türschwelle blieb. Dann, nach einigen Monaten, starb der Rektor, es gab Veränderungen, und Mr. Marley verließ die Gemeinde.

Fünf oder sechs Jahre später, als Edmund und Laura schon in der Welt herumgekommen waren, hörte ihre Mutter an einem düsteren Winternachmittag ein Klopfen an ihrer Tür, öffnete sie und fand Mr. Marley auf ihrer Türschwelle. Ohne auf den alten Streit zu achten, ließ sie ihn herein und bestand darauf, ihm Tee zu machen. Er war zu diesem Zeitpunkt schon sehr alt, und sie fand, dass er sehr gebrechlich aussah; trotzdem war er von der Gemeinde, in der er vorübergehend Dienst tat, viele Meilen übers Land gelaufen. Er saß am Feuer, während sie Toast machte, und sie sprachen über die beiden abwesenden Kinder, über ihre anderen Kinder, über Nachbarn und Freunde. Er blieb lange, zum einen, weil sie sich so viel zu sagen hatten, zum anderen, weil er sehr müde und, wie sie meinte, krank war.

Als der Vater der Kinder von der Arbeit kam, gab es einen kurzen Moment der Anspannung, der zu ihrer großen Erleichterung mit einem höflichen Händedruck endete. Die alte Fehde war entweder vergessen oder bereut worden.

Der Vater sah sofort, dass der alte Mann nicht in der Lage war, bei diesem Wetter sieben oder acht Meilen in der Nacht zu laufen, und bat ihn, nicht daran zu denken, dies zu tun. Aber was sollte man tun? Sie waren weit von einem Bahnhof entfernt, selbst wenn es einen günstigen Zug gegeben hätte, und im Umkreis von drei Meilen gab es kein Fahrzeug zu mieten. Da schlug jemand vor, dass der Eselskarren von Meister Ashley besser wäre als nichts, und der Vater machte sich auf, um ihn zu leihen. Er brachte ihn bis zum Gartentor, denn er musste ihn selbst fahren, und dazu war er überraschenderweise auch bereit, obwohl er gerade müde und feucht von der Arbeit gekommen war und keine richtige Mahlzeit gehabt hatte.

Mit einem alten Pelzmantel, der einst der Großmutter der Kinder gehört hatte, um die Knie gewickelt und einem heißen Ziegelstein zu seinen Füßen, wollte der Besucher gerade "Auf Wiedersehen" sagen, als die Mutter in Martha-Manier ausrief: "Es tut mir leid, dass ein Gentleman wie Sie in einem so schlechten Zustand ist, um damit zu fahren.

Arm!", rief er aus. 'Ich bin stolz darauf und werde mich immer an diesen Tag erinnern. Mein Meister ritt auf einem dieser lieben, geduldigen Tiere durch Jerusalem!

Vierzehn Tage später las sie in der Lokalzeitung, dass Pfarrer Alfred Augustus Peregrine Marley, der den Vikar dieser und jener Gemeinde ablöste, während der Austeilung des Abendmahls zusammengebrochen und am Altar gestorben war.

Erntefest (Harvest Home)

Wenn eine der Frauen beschuldigt wurde, ihre besten Kleider zu horten, anstatt sie zu tragen, lachte sie und sagte: "Ah! Ich hebe sie für hohe Tage und Feiertage und Lagerfeuerabende auf. Wenn sie das getan hätte, hätten sie lange gehalten, denn es gab nur sehr wenige Feiertage und kaum einen, der eine besondere Toilette erforderte.

Der Weihnachtstag verlief sehr ruhig. Die Männer hatten Urlaub von der Arbeit und die Kinder von der Schule, und die Kirchgänger besuchten besondere Weihnachtsgottesdienste. Mütter, die kleine Kinder hatten, kauften ihnen je eine Orange und eine Handvoll Nüsse; aber außer im Endhaus und im Gasthaus wurden keine Strümpfe aufgehängt, und diejenigen, die keine nette ältere Schwester oder Tante im Dienst hatten, die ihnen Pakete schickte, bekamen keine Weihnachtsgeschenke.

Dennoch gelang es ihnen, ein kleines Fest daraus zu machen. Jedes Jahr schlachtete der Bauer zu diesem Zweck einen Ochsen und schenkte jedem seiner Männer einen Rinderbraten, der dann zusammen mit Plumpudding auf dem Weihnachtstisch stand - kein Weihnachtspudding, sondern Rindertalg mit einer ordentlichen Portion Rosinen. Efeu und andere immergrüne Pflanzen (es war kein Stechpalmenland) wurden von der Decke und über die Bilder gehängt; eine Flasche hausgemachten Weins wurde entkorkt, ein gutes Feuer wurde gemacht, und mit geschlossenen Türen und Fenstern gegen das scharfe, winterliche Wetter ließen sich alle an ihren eigenen Kaminen nieder, um eine Art Supersonntag zu verbringen. Es gab kaum Besuche bei den Nachbarn und keine Familientreffen, denn die Mädchen, die im Dienst waren, konnten zu dieser Zeit nicht entbehrt werden, und die wenigen Jungen, die in die Welt hinausgezogen waren, dienten meist im Ausland in der Armee.

In einigen größeren Dörfern gab es noch Spielmannszüge, und Dorfchöre zogen singend durch die Lande; aber keiner von ihnen kam in den Weiler, denn sie wussten, dass sich die zu erwartende Kollekte dort nicht lohnen würde. Ein paar Familien, die am Kamin saßen, sangen Weihnachtslieder, und das, sowie mehr und besseres Essen und ein besseres Feuer als sonst, machten ihre Weihnachtsstimmung aus.

Der Sonntag des Festes war noch aufregender. Dann kamen sowohl Fremde als auch Freunde von nah und fern, um die Häuser und das Gasthaus zu bevölkern und auf der Straße zu flanieren, die durch den Weiler führte. An diesem Tag wurden die großen Öfen angeheizt, und fast jede Familie schaffte es, einen Rinderbraten und einen Yorkshire Pudding zum Abendessen zu bekommen. Die Männer trugen ihre besten Anzüge mit Kragen und Krawatte, und die Frauen holten ihre kostbaren Kleider heraus und trugen sie, denn auch wenn keine Verwandten aus der Ferne erwartet wurden, könnte jemand "vorbeikommen", wenn nicht zum Abendessen, so doch zum Tee oder zum Abendbrot. Vom Erntegeld war mindestens eine halbe Krone für das Wirtshaus gespart worden, und die Krüge und Bierkannen gingen fröhlich durch den Saal. Schließlich ist das Fest", sagten sie, "und es kommt nur einmal im Jahr", und sie genossen das zusätzliche Essen und Trinken und die Aufregung, so viele Leute zu sehen, ohne zu ahnen, dass sie die Einweihung der kleinen alten Kirche im Mutterdorf, die so wenige von ihnen besuchten, fünfhundert Jahre zuvor feierten.

Diejenigen der Fordlow-Bewohner, die das Leben sehen wollten, mussten an diesem Tag nach Lark Rise gehen, denn außer dem zusätzlichen Essen gab es im Mutterdorf keine Feier. Irgendwann zu Beginn dieses Jahrhunderts hatte sich der Schauplatz des Festes von der Kirche in das einzige Gasthaus der Gemeinde verlagert.

Mindestens hundert Menschen, Freunde und Fremde, kamen aus der Marktstadt und den umliegenden Dörfern, nicht weil es in Lark Rise etwas zu tun oder viel zu sehen gab, sondern weil es das Fordlow-Fest war und ein angenehmer Spaziergang mit einem Getränk schließlich eine gute Art war, einen schönen Sonntagabend im September zu verbringen.

Der Montag des Festes - denn es dauerte zwei Tage - wurde nur von Frauen und Kindern gefeiert, da die Männer bei der Arbeit waren. Es war ein großer Tag für Teegesellschaften; Mütter und Schwestern, Tanten und Cousinen kamen in Scharen aus der ganzen Umgebung. Die Hauptdelikatesse bei diesen Tees war der "baker's cake", ein reichhaltiger, fruchtiger, würziger Kuchen, der auf folgende Weise hergestellt wurde. Die Hausfrau besorgte alle Zutaten außer dem Teig, indem sie Rosinen und Korinthen, Schmalz, Zucker und Gewürze in eine Schüssel gab, die sie dem Bäcker übergab, der den Teig hinzufügte, den Kuchen herstellte und backte und ihn, in seinem großen Ofen  schön gebräunt zurückbrachte. Der Preis war derselbe wie für einen gleich großen Laib Brot, und das Ergebnis war köstlich. Es gibt nur einen Fehler bei diesen "Bäckerkuchen", pflegten die Frauen zu sagen, "Sie sind nicht haltbar!" Und das waren sie auch nicht; sie waren zu gut und es waren zu viele Kinder da.

Die Frauen machten ihre Häuser für den Festtag sehr sauber und ordentlich, und mit den Stockrosen, die zu den offenen Fenstern hineinnickten, und dem Blick auf die sauberen, gelben Stoppelfelder dahinter, und dem Summen von freundlichem Gespräch und Lachen im Inneren, waren die Teegesellschaften sehr angenehm.

Anfang der achtziger Jahre erinnerte sich die Außenwelt so sehr an das Fordlow- Fest, dass sie eine alte Frau mit einem Lebkuchenstand schickte. Darauf waren Lebkuchenmännchen mit Rosinenaugen, braun-weiß gestreifte Pfefferminzbonbons, rosa-weiße Bonbons und ein paar Schachteln und Flaschen mit anderen Süßigkeiten. Sogar dort, an diesem kleinen alten Stand mit seiner Plane, konnte man die ersten Anzeichen eines veränderten Geschmacks erkennen, denn eines Jahres stand neben den Lebkuchen eine Schachtel mit dünnen, dunkelbraunen Platten, die in rosa Papier verpackt waren. Was ist das für eine braune Süßigkeit?", fragte Laura und buchstabierte das Wort "Schokolade". Ein Cousin, der zu Besuch war, kannte das Wort bereits, da er ziemlich gebildet war und viel las. 'Oh, das ist Schokolade', sagte er beiläufig. Aber kauf sie nicht, sie ist zum Trinken gedacht. In Frankreich trinkt man sie zum Frühstück. Ein oder zwei Jahre später war die Schokolade selbst in einem so abgelegenen Ort wie dem Weiler eine beliebte Süßigkeit, aber man konnte sie nicht mehr am Lebkuchenstand kaufen, denn die alte Frau brachte sie nicht mehr zum Fest. Vielleicht war sie verstorben. Abgesehen vom Teetrinken war auch der Festmontag als Feiertag gestorben.

Die jüngeren Dorfbewohner gingen noch gelegentlich zu Festen und Vereinsausflügen in andere Dörfer. In größeren Orten waren diese Feste wie kleine Jahrmärkte, mit Karussells, Schaukeln und Kokosraspel. Bei den Vereinsausflügen gab es Blaskapellen und Umzüge der Vereinsmitglieder, die alle ihre Vereinsfarben in Form von Rosetten und breiten Schärpen auf der Brust trugen. Auf der Wiese wurde zu den Klängen der Musikkapellen getanzt, und die Landbevölkerung kam von weit her in das Dorf, in dem das Fest oder die Vereinswanderung stattfand.

Der Palmsonntag, im Volksmund Feigensonntag genannt, war ein kleines Dorffest. Man brachte weiche goldene und silberne Weidenkätzchen, die man in dieser Gegend "Palmen" nannte, ins Haus, um die Häuser zu schmücken und sie beim Kirchgang im Knopfloch zu tragen. Die Kinder im Endhaus liebten es, die Palmen zu holen und sie in Töpfe und Vasen zu stecken und über die Bilderrahmen zu hängen. Noch besser gefiel ihnen der alte Brauch, am Palmsonntag Feigen zu essen. In der Woche zuvor besorgte die Frau des Gastwirts einen Vorrat, der in ihrem kleinen Lebensmittelladen für wenige Pennys verkauft wurde. Einige der erfahreneren Köchinnen unter den Frauen bereiteten daraus Feigenpudding für das Abendessen zu, und die Kinder kauften davon, so viel, wie sie für einen Penny bekamen und aßen sie auf dem Weg zur Sonntagsschule aus Tüten aus blauem Zuckerpapier.

Das Sammeln der Palmzweige muss ein Überbleibsel aus alten katholischen Tagen sein, als in vielen englischen Kirchen die Weide als Palme diente, die am Palmsonntag gesegnet wurde. Die ursprüngliche Bedeutung des Feigenessens an diesem Tag war längst in Vergessenheit geraten; es wurde jedoch als wichtige Pflicht angesehen, und die Kinder, die normalerweise egoistisch waren, gaben eine ihrer Feigen oder zumindest einen Bissen davon an die wenigen Unglücklichen ab, die keinen Penny bekommen hatten.

Das Abbrennen eines Scheiterhaufens am 5. November war kein solches Geheimnis. Die Eltern erzählten den neugierigen Kindern alles über die Schießpulververschwörung und den bösen Guy Fawkes mit seiner schwarzen Maske, als wäre das alles erst vor kurzem geschehen, und in der Nacht davor zogen die Jungen und Jugendlichen des Dorfes umher, klopften an die ärmsten Türen und sangen:

Erinnert euch, erinnert euch, an den fünften November,

An den Schießpulververrat und die Verschwörung.

Gebt einen Stecken oder Stock um König James' Willen

Gebt ihr uns bitte Reisig

Wenn ihr uns keins gebt, nehmen wir uns das Doppelte!

Umso besser für uns und umso schlechter für euch.

Die wenigen Hausfrauen, die Stangenholz besaßen (das im Herbst aus dem Unterholz der Wälder geschnitten und für einen Sixpence pro Stück verkauft wurde), gaben ihnen ein oder zwei Bündel; andere gaben ihnen Heckenschnitt oder ein altes Stück Zaunpfahl oder alles, was gerade zur Hand war, und insgesamt schafften sie es, genug Holz zu sammeln, um ein bescheidenes Feuer zu machen, das sie auf einem der freien Plätze anzündeten und um das sie herumhüpften und schrien und in der Asche Kartoffeln und Kastanien rösteten, so wie es die Jungen überall taten.

Die Erntezeit war ein selbstverständlicher Feiertag. Die Männer hätten gesagt: "Ein hart erarbeiteter", aber sie alle genossen die Aufregung und die Spannung, die mit der Ernte verbunden waren, und ihre eigene Bedeutung als qualifizierte und vertrauenswürdige Arbeiter, mit zusätzlichem Bier auf Kosten des Bauern und zusätzlichem Geld für die Ernte.

Die achtziger Jahre brachten eine Reihe heißer Sommer, und Tag für Tag, wenn die Erntezeit näher rückte, erwachten die Kinder im Endhaus bei dem taufrischen, perlmuttfarbenen Morgengrauen und dem Rauschen der frühen Morgenbrise, die durch den reifen Mais hinter ihrer Türschwelle strich.

Dann, sehr früh am Morgen, kamen die Männer aus ihren Häusern, zogen ihre Mäntel an, zündeten sich Pfeifen an und riefen sich gegenseitig mit Blicken zum Himmel zu: 'Glaubst du, dass das Wetter halten wird?' Mindestens drei Wochen lang war das Dorf während der Erntezeit schon vor dem Morgengrauen hellwach, und die heimeligen Gerüche von gebratenem Speck, Holzfeuern und Tabakrauch übertrafen den reinen, feuchten, erdigen Duft der Felder.

Dann waren Schulferien und die Kinder im Endhaus wollten immer schon Stunden vor ihrer Zeit aufstehen. Auf den Wiesen rund um Fordlow gab es Pilze, und manchmal durften sie sie sammeln, um sie für ihr Frühstück zu braten. Meistens durften sie das nicht, denn das taufeuchte Gras war schlecht für ihre Stiefel. Sechs Schilling gutes Schuhleder für sechs Pence Pilze!", rief die Mutter verzweifelt. Aber einige Jahre lang waren die alten Stiefel für diesen Zweck aufbewahrt worden, und sie zogen sich an, schlichen leise die Treppe hinunter, um die jüngeren Kinder nicht zu stören, und stahlen sich mit einem Stück Brot und Butter in der Hand hinaus in die taufrische Morgenwelt.

Gegen das wogende Gold der Felder standen die Hecken dunkel, fest und taufrisch; Tautropfen perlten auf den hauchdünnen Spinnweben, und die Füße der Kinder hinterließen lange, dunkle Spuren auf der taufrischen Grasnarbe. In der Luft lag der Duft von Weizenstroh, Blumen und feuchter Erde, und der Himmel war mit rosa Wolken übersät.

Ein paar Tage, eine Woche oder zwei Wochen lang waren die Felder "reif für die Ernte". Es war die einzige vollkommene Zeit im Jahr der Dörfer. Das menschliche Auge liebt es, sich auf weiten Flächen reiner Farbe auszuruhen: die Moore in der purpurnen Blütezeit des Heidekrauts, kilometerweites grünes Land und das Meer, wenn es ruhig und blau und grenzenlos daliegt, sie alle erfreuen es; aber nichts von alledem, so schön es auch sein mag, kann dem Geist dieselbe Befriedigung verschaffen wie Hektar um Hektar goldenes Korn. Es gibt sowohl Schönheit als auch Brot und die Saat des Brotes für zukünftige Generationen.

Ehrfürchtig und doch erbaut von der Stille und der sauberen Schönheit der Morgendämmerung gingen die Kinder die schmalen Feldwege entlang, auf denen der Weizen auf beiden Seiten raschelte. Oder Laura unternahm kleine Seitwärtsbewegungen in den Mais, um Mohnblumen zu finden, oder zog Ackerwinden mit ihren rosa gestreiften Trompeten heraus, die wie saubere Baumwollkittel aussahen, um ihren Hut zu schmücken und ihre Taille zu umgürten, während Edmund mit rotem Gesicht vor Empörung über ihre Unachtsamkeit, Spuren im stehenden Mais zu ziehen, weiterging.

Auf den Feldern, auf denen die Ernte begonnen hatte, herrschte emsige Betriebsamkeit. Zu dieser Zeit war die mechanische Mähmaschine mit ihren langen, roten, sich drehenden Armen, die wie Windmühlensegel aussahen, bereits in der Gegend aufgetaucht, aber sie wurde von den Männern als Hilfsmittel, als Spielzeug der Bauern betrachtet; die Sense verrichtete immer noch den größten Teil der Arbeit, und sie dachten nicht im Traum daran, dass sie jemals abgelöst werden würde. Während sich also auf dem einen Feld die roten Segel drehten und der junge Mann auf dem Fahrersitz der Maschine fröhlich seinen Pferden zurief und die Frauen hinterherkamen, um das Korn zu Garben zu binden, wetzte auf dem nächsten Feld eine Gruppe von Männern ihre Sensen und mähte von Hand, wie es ihre Väter vor ihnen getan hatten.

Ohne zu ahnen, dass sie sich am Ende einer langen Tradition befanden, hielten sie an dem alten ländlichen Brauch fest, den größten und geschicktesten Mann unter ihnen zu ihrem Anführer zu wählen, der dann "König der Mäher" genannt wurde. Während mehrerer Ernten in den achtziger Jahren wurden sie von einem Mann angeführt, der als Boamer bekannt war. Er hatte in der Armee gedient und war immer noch ein feiner, gut aussehender junger Mann mit blitzenden weißen Zähnen und einer Haut, die von der Sonne, die stärker als die englische war, gebräunt war.

Mit einem Kranz aus Mohnblumen und grünen Bindegrasstreifen um seinen breiten, mit Binsen geschmückten Hut führte er die Gruppe beim Mähen die Schwaden hinunter und bestimmte, wann und wie lange sie für eine "Verschnaufpause" anhalten sollten und was sie aus dem gelben Steinkrug trinken sollten, den sie in einer schattigen Ecke des Feldes unter der Hecke aufbewahrten. Sie ruhten nicht oft und nicht lange, denn jeden Morgen nahmen sie sich vor, am Tag ein Arbeitspensum zu bewältigen, von dem sie wussten, dass es ihre Kräfte bis weit nach Sonnenuntergang beanspruchen würde. Nimm dir mehr vor, als du schaffen kannst, und du wirst es schaffen", lautete eine ihrer Maximen, und einige ihrer Leistungen auf dem Erntefeld versetzten sowohl sie selbst als auch die Zuschauer in Erstaunen.

Der alte Monday, der Landinspektor, ritt auf seinem langschwänzigen, grauen Pony von Feld zu Feld. Nicht um zu kritisieren, sondern um zu ermutigen, und um das vom Bauern zur Verfügung gestellte Miniaturbierfass mit Reifen und Henkel an seinem Sattel zu tragen.

Eines der kleineren Felder war immer für die Frauen reserviert, die zur Ernte gehen wollten. Früher waren alle fähigen Frauen, die nicht anderweitig beschäftigt waren, selbstverständlich mitgegangen, aber in den achtziger Jahren gab es neben den regulären Feldarbeiterinnen nur noch drei oder vier, die mit der Sichel umgehen konnten. 

Oft mussten die irischen Erntehelfer hinzugezogen werden, um das Feld fertigzustellen. Patrick, Dominick, James (der nie Jim genannt wurde), Big Mike und Little Mike sowie Mr. O'Hara gehörten für die Kinder genauso zum Erntegeschehen wie der Mais selbst. Sie kamen jedes Jahr aus Irland herüber, um bei der Ernte zu helfen, schliefen in der Scheune des Farmers und kochten und wuschen sich selbst an einem kleinen Feuer im Freien. Sie sahen wild aus, trugen seltsame Kleidung und sprachen einen so fremden Dialekt, dass die Einheimischen nur hier und da ein Wort verstehen konnten. Wenn sie nicht bei der Arbeit waren, zogen sie in einer Gruppe umher, redeten laut und meist alle zusammen, wobei sie ihre Einkäufe aus dem Gasthaus in blau-weiß karierten Tüchern bündelten, die sie am Ende eines Stocks über der Schulter trugen. "Da kommen sie, die plappernden alten Iren", sagten die Landbewohner, und einige der Frauen gaben vor, Angst vor ihnen zu haben. Sie konnten es nicht ernst meinen, denn die Iren zeigten keinerlei Neigung, jemandem etwas anzutun. Alles, was sie wollten, war, so viel Geld wie möglich zu verdienen, um es ihren Frauen nach Hause zu schicken, um genug für sich selbst übrig zu haben, um sich am Samstagabend zu betrinken und um am Sonntagmorgen rechtzeitig zur Messe zu erscheinen. Alle diese Ziele wurden erreicht, denn, wie die anderen Männer zugaben, waren sie "Arbeitswütige", und mehr Arbeit bedeutete zu dieser Jahreszeit mehr Geld; es gab ein ausgezeichnetes Gasthaus in der Nähe und eine katholische Kirche in drei Meilen Entfernung.

Nach dem Mähen, Ernten und Binden kam das Tragen, die arbeitsreichste Zeit von allen. Jeder Mann und jeder Junge gab sein Bestes, denn wenn das Getreide geschnitten und getrocknet war, musste es unbedingt aufgestapelt und gestapelt werden, bevor das Wetter umschlug. Den ganzen Tag über und bis weit in die Dämmerung hinein fuhren die gelb-blau gestrichenen Bauernwagen auf den Straßen zwischen dem Feld und dem Stapelplatz hin und her. Große Karrenpferde, die mit einem leeren Wagen zurückkehrten, wurden wie zweijährige Fohlen zum Galoppieren gebracht. An den Hecken am Straßenrand hingen Strohhalme, und so mancher Torpfosten wurde durch überstürztes Fahren umgerissen. Auf den Feldern warfen die Männer die Garben demjenigen zu, der die Ladung auf dem Wagen aufbaute, und in der Luft ertönte "Haltet fest!" und " Wert ups" und "Who-o-oas". Das " Haltet fest!" war kein leerer Schrei; manchmal hatte der Mann oben auf der Last in der Vergangenheit nicht oder nicht fest genug gehalten. Es gab Geschichten von Vätern und Großvätern, die sich bei einem Sturz von einer Ladung das Genick oder den Rücken gebrochen hatten, und von anderen tödlichen Unfällen auf dem Feld, von Schnittwunden durch Sensen, von Heugabeln, die durch die Füße gingen, gefolgt von Kiefersperre, und von Sonnenstich; aber glücklicherweise passierte in den achtziger Jahren auf dieser speziellen Farm nichts dieser Art.

Endlich, in der kühlen Dämmerung eines Augustabends, wurde die letzte Ladung hereingebracht, mit einem Nest von fröhlichen Jungengesichtern zwischen den Garben auf dem Dach, und die Männer gingen mit Heugabeln auf den Schultern nebenher. Während sie die Straßen entlanggingen, riefen sie:

Heimkehr von der Ernte! Erntedankfest!

Fröhlich, fröhlich, fröhlich kommt von der Ernte heim!

und die Frauen kamen an ihre Cottagetüren und winkten, und die wenigen Passanten sahen auf und lächelten ihnen zu. Die Freude und das Vergnügen der Arbeiter über ihre gelungene Arbeit war rührend, wenn man bedenkt, wie gering ihr Anteil am Gewinn war. Aber sie war echt genug, denn sie liebten den Boden noch immer und freuten sich über ihre eigene Arbeit und ihr Geschick, die Früchte des Bodens hervorzubringen, und die Ernte zu Hause setzte ihrem Jahreswerk die Krone auf.

Als sie sich dem BGutshaus näherten, änderte sich ihr Lied in:

Erntedankfest! Erntedankfest!

Fröhlich, fröhlich, fröhlich Erntefest!

Unsere Flaschen sind leer, unsere Fässer laufen nicht mehr,

Und wir denken, es ist ein sehr trockenes Erntefest.

Und der Gutsherr kam heraus, gefolgt von seinen Töchtern und Mägden mit Krügen und Flaschen und Bechern, und die Getränke wurden unter allgemeinen Glückwünschen herumgereicht. Dann lud err die Männer zu seinem Erntedankfest ein, das in ein paar Tagen stattfinden sollte, und die erwachsenen Arbeiter verteilten sich, um ihr Erntegeld zusammenzuzählen und ihre müden Knochen auszuruhen. Die Jungen und Jugendlichen, die nie zu viel des Guten haben können, verbrachten den Rest des Abends damit, den Weiler zu umrunden und "Fröhlich, fröhlich, fröhlich, Erntefest" zu rufen, bis die Sterne aufgingen und endlich Stille über den fetten Getreidehof und die abgeernteten Felder fiel.

Am Morgen des Erntedankfestes bereiteten sich alle auf ein gewaltiges Festmahl vor, einige sogar so sehr, dass sie auf das Frühstück verzichteten, um den Appetit nicht zu beeinträchtigen. Und was für ein Festmahl war es! Was für ein Treiben in der Küche des Gutshauses schon Tage vorher, was für ein Kochen von Schinken und Braten von Lendenstücken, was für ein Stapeln von Plumpudding nach dem Weihnachtsrezept, was für ein Anzapfen von Achtzehn-Gallonen-Fässern und Backen von Plumpuddinglaiben, das die an den Appetit von heute Gewöhnten in Erstaunen versetzen würde. Um die Mittagszeit war die ganze Gemeinde versammelt, die Arbeiter mit ihren Frauen und Kindern, um zu schlemmen, und die Schar der Bessergestellten, die beim Servieren halfen. Die Einzigen, die fehlten, waren die betagten Bettlägerigen und ihre Pfleger, und zu ihnen wurden am nächsten Tag von den Kindern aus den Resten des Festmahls sorgfältig nach ihrem sozialen Stand abgestufte Portionen getragen. Ein Pflaumenpudding galt als delikates Kompliment für einen ebenbürtigen Bauern; Scheiben von Rindfleisch oder Schinken gingen an die "besser gestellten Armen"; und ein Schinkenknochen mit reichlich Fleischresten oder ein Teil eines Puddings oder eine Dose Suppe an die Bürgerlichen.

Im Freien, im Schatten einer Scheune, wurden lange Tische gedeckt, und bald nach zwölf Uhr setzten sich die Landbewohner zur guten Laune zusammen, wobei der Bauer am Haupttisch schnitzte, seine Frau mit ihrer Teekanne an einem anderen, die Töchter des Hauses und ihre Freundinnen mit Gemüseschalen und Bierkrügen die Tische umkreisten und die Enkelkinder in ihren steifen, weißen, bestickten Kutten hin und her eilten, um zu sehen, dass jeder hatte, was er brauchte. Im Hintergrund war die Rinderfarm mit ihren neuen gelben Schornsteinen zu sehen und über allem lag die milde Sonne des Spätsommers.

Die Passanten auf der Straße hielten ihre Gigs und hohen Hundekarren an, um zu winken und dem Wetter zu gratulieren. Wenn ein Landstreicher wehmütig hereinschaute, winkte man ihm einen Platz im Stroh unter einem Schornstein zu und stellte ihm einen vollen Teller auf die Knie. Es war ein Bild des Überflusses und des Wohlwollens.

Es war nicht angebracht, unter die Oberfläche zu schauen. Lauras Vater, der nicht dabei war, weil er als "Händler" nicht eingeladen war, pflegte zu sagen, dass der Bauer seinen Männern das ganze Jahr über einen Hungerlohn zahlte und dachte, dass er es durch diese eine gute Mahlzeit wieder gut machte. Der Bauer dachte nicht so, denn er dachte überhaupt nicht, und die Männer dachten an diesem Tag auch nicht; sie waren zu sehr damit beschäftigt, das Essen und den Spaß zu genießen.

Nach dem Essen gab es Sport und Spiele, dann wurde auf der heimischen Koppel bis zur Dämmerung getanzt, und als der Bauer am Ende des Tages im Haus für das Familienessen schnitzte, hielt er mit dem Messer in der Hand inne, um das letzte ferne "Hurra! Ein Haufen guter Kerle, Gott segne sie!" Sowohl er als auch die jubelnden Männer waren aufrichtig, wenn auch im Irrtum.

Aber diese bescheidenen Feste, die seit Generationen alljährlich im Leben aller Menschen eine Rolle gespielt hatten, wurden 1887 durch das Goldene Jubiläum von Königin Victoria in den Schatten gestellt.

Bis Mitte der achtziger Jahre hatte sich das Dorf kaum für das Königshaus interessiert. Die Königin und der Prinz und die Prinzessin von Wales wurden manchmal erwähnt, aber mit wenig Respekt und ohne Zuneigung. Die "alte Königin", wie sie genannt wurde, soll sich mit einem Lieblingsdiener namens John Brown in Schloss Balmoral eingeschlossen und sich geweigert haben, das Parlament zu eröffnen, als Mr. Gladstone sie darum bat. Dem Prinzen wurde nachgesagt, er führe ein fröhliches Leben, und die liebe, schöne Prinzessin, die spätere Königin Alexandra, wurde nur für ihr angebliches Make-up gefeiert.

In der Mitte des Jahrzehnts hatte sich ein neuer Geist breit gemacht und war bis in den Ort gesickert. Die Königin, so schien es, hatte fünfzig Jahre lang regiert. Sie war eine gute Königin gewesen, eine wunderbare Königin, und bald würde sie ihr Jubiläum feiern, und, was noch aufregender war, sie würden es auch feiern, denn es sollte ein großes Fest geben, zu dem sich drei Dörfer zu Tee, Sport, Tanz und Feuerwerk im Park eines örtlichen Magnaten treffen würden. So etwas hatte es noch nie gegeben.

Je näher der Zeitpunkt rückte, desto mehr wurde die Königin und ihr Jubiläum zum Hauptgesprächsthema. Die Gewerbetreibenden versahen ihre Almanache mit schönen farbigen Porträts der Königin in Krone und Strumpfband, von denen die meisten zu Hause gerahmt und in den Häusern aufgehängt wurden. Marmelade konnte in Glaskrügen gekauft werden, die mit ihrem Profil in Hobnails verziert waren und die Aufschrift "1837 bis 1887. Victoria the Good" (Victoria die Gute) und darunter das nationale Schlagwort des Augenblicks: "Peace and Plenty" (Frieden und Fülle). Die Zeitungen waren voll von den großen Errungenschaften ihrer Herrschaft: Eisenbahn, Telegrafie, Freihandel, Exporte, Fortschritt, Wohlstand, Frieden: All diese Segnungen, so schien es, waren auf ihre Inspiration zurückzuführen.

Von den meisten dieser Errungenschaften hatte das Dorf nur Esaus Anteil, aber da niemand darüber nachdachte, dämpfte dies die allgemeine Begeisterung nicht. Stellt euch vor, sie würde fünfzig Jahre regieren, die alte Liebe!", sagten sie und kauften Papierbanner mit der Aufschrift "Fünfzig Jahre, Mutter, Ehefrau und Königin", um sie in ihre Fensterscheiben zu stecken. Gott segne sie. Victoria die Gute. Die Mutter ihres Volkes'.

Laura hatte das Glück, einen gebundenen Band von Good Words -oder waren es Home Words? - zu bekommen, in dem das Tagebuch der Königin selbst, Leaves From Her Majesty's Life in the Highlands, als Serie erschien. Sie blätterte sofort alle Ausgaben durch, um die von ihrem geliebten Sir Walter Scott erwähnten Orte herauszusuchen. Danach wurde das Tagebuch viele Male gelesen, so wie alles in diesem Haus mit den wenigen Büchern gelesen wurde. Laura mochte das Tagebuch, denn obwohl die Königin sich auf die Mahlzeiten, die Fahrten, die Seekrankheit und die "Höflichkeit" ihrer Gastgeber und Gastgeberinnen beschränkte und die Landschaft (Scotts Landschaft!) nur erwähnte, um zu wiederholen, was "Albert darüber sagte - und er verglich es immer mit irgendeiner ausländischen Szene - es gab eine unverblümte Aufrichtigkeit beim Schreiben, die einen Menschen hinter all dem Glitzer und Getue offenbarte.

Ende Mai sprach jeder über das Wetter. Würde es gut sein für die große Fahrt durch London, und, was noch wichtiger war, würde es gut sein für die Unternehmungen in Skeldon Park? Natürlich würde es gut werden, sagten die Optimisten. Die Vorsehung wusste, woran sie war. Es sollte ein glorreicher Juni werden. Man nannte es das Wetter der Königin. Hatte der Zuhörer nicht gehört, dass die Sonne immer schien, wenn die Königin ausfuhr?

Dann gab es Gerüchte über einen Subskriptionsfonds. Die Frauen Englands wollten der Königin ein Jubiläumsgeschenk machen, und, welch Wunder, die Summe sollte nicht mehr als einen Penny betragen. Natürlich werden wir spenden", sagten sie stolz. Es wird unsere Pflicht und unser Vergnügen sein. Und als die Zeit für die Sammlung kam, hatten sie alle ihre Pfennige bereit. In den meisten Fällen handelte es sich um neue Pfennige, denn obwohl sie wussten, dass die Münzen in ein Blechstück umgewandelt werden sollten, bevor sie bei Ihrer Majestät ankamen, waren sie der Meinung, dass nur neues Geld dem Anlass würdig war.

Die stets treue, stets nützliche Pfarrerstochter sammelte die Pence ein. Da sie dachte, dass der Tag nach dem Zahltag vielleicht am günstigsten wäre, besuchte sie Lark Rise an einem Samstag, und Laura, die von der Schule kam, schnitt gerade die Gartenhecke, als sie hörte, wie ein Nachbar zu einem anderen sagte: "Ich brauche einen Eimer Wasser, aber ich kann nicht zum Brunnen laufen, bevor Miss Ellison den Penny geholt hat.

'Du liebe Güte!', rief die andere aus. 'Sie ist schon seit einer Viertelstunde weg. Sie war bei mir zu Hause. Ist sie nicht zu dir gekommen?'

Die erste Sprecherin errötete bis zu den Haarwurzeln. Es handelte sich um eine Frau, deren Mann vor kurzem einen Unfall gehabt hatte und noch im Krankenhaus lag. Damals gab es noch keine Versicherungsleistungen, und es war bekannt, dass sie schwer damit zu kämpfen hatte, ihr Haus am Laufen zu halten; aber sie hatte ihren Penny parat und war verletzt, furchtbar verletzt durch den Verdacht, dass man sie absichtlich übergangen hatte.

Ich nehme an, weil ich vom Glück verlassen bin, denkt sie, ich sei keinen Penny wert", rief sie, ging hinein und schlug gegen die Tür.

Die andere Frau rief in die Welt hinaus und ging ihrer Arbeit nach. Aber Laura war verzweifelt. Sie hatte den Gesichtsausdruck von Frau Parker gesehen und konnte sich vorstellen, wie sehr ihr Stolz verletzt war. Sie selbst hasste es, bemitleidet zu werden. Aber was konnte sie dagegen tun?

Sie ging zur Tür. Miss Ellison war mit der Abholung fertig und durchquerte die Kleingärten auf dem Weg nach Hause. Laura würde gerade noch Zeit haben, in die andere Richtung zu laufen und sie am Zaun abzuholen. Nach einem etwa zweiminütigen, aber lächerlich intensiven Kampf mit ihrer eigenen inneren Schüchternheit rannte sie auf ihren langen, dünnen Beinen los und tauchte wie ein kleiner Springteufel auf der anderen Seite des Pfostens auf, wo die Dame gerade ihre langen Rüschenröcke zusammenraffte, um hochzusteigen.

'Oh, bitte, Miss Ellison, Sie waren noch nicht bei Mrs. Parker, und die hat ihren Penny schon fertig und will ihn unbedingt der Königin schenken.'

"Aber, Laura", sagte die Dame hochmütig, überrascht über diese Einmischung, "ich hatte nicht die Absicht, Mrs. Parker heute zu besuchen. Da ihr Mann im Krankenhaus liegt, weiß ich, dass sie keinen Penny entbehren kann, die arme Seele."

Aber obwohl sie etwas besänftigt war, beharrte Laura: "Aber sie hat ihn poliert und in Seidenpapier eingewickelt, Miss Ellison, und es wird ihre Gefühle sehr verletzen, wenn Sie nicht darauf eingehen, Miss Ellison."

Nun hatte Miss Ellison die Situation begriffen und ging zurück, wobei sie Laura an ihrer Seite behielt und mit ihr wie mit einer anderen erwachsenen Person sprach.

"Unsere liebe Königin", sagte sie, als sie an Twisters Rübenbeet vorbeikamen, "unsere liebe, gute Königin, Laura, ist für ihr perfektes Taktgefühl bekannt. Einmal, und das weiß ich aus zuverlässiger Quelle, waren einige Kirchenmitarbeiter eingeladen, sie in Osborne zu besuchen. Der Tee wurde in einem prächtigen Salon serviert, und die Königin trank sogar eine Tasse mit ihnen, was, wie man mir sagte, sehr ungewöhnlich ist - eine große Ehre, um genau zu sein; aber zweifellos tat sie es, um sie zu beruhigen. Aber in ihrer Verwirrung hatte eine arme Dame, die es nicht gewohnt war, mit Königen Tee zu trinken, das Pech, dass ihr Stück Kuchen auf den Boden fiel. Stell dir das vor, Laura, ein Stück Kuchen auf dem schönen Teppich der Königin; du kannst dir vorstellen, wie sich die arme Dame gefühlt haben muss, nicht wahr, Liebes? Eine der Hofdamen lächelte über ihr Unbehagen, was sie noch nervöser und zitternder machte; aber unsere liebe Königin - sie hat scharfe Augen, Gott segne sie! - sah sofort, wie die Sache stand. Sie bat um ein Stück Kuchen, ließ es dann absichtlich fallen und befahl der Dame, die gelächelt hatte, beide Stücke auf einmal aufzuheben. Das tat sie auch prompt, Laura, und es gab kein Lächeln mehr. Was für eine Lektion! Was für eine Lektion, Laura!'

Die zynische kleine Laura fragte sich, für wen diese Lektion bestimmt war, aber sie sagte nur sanftmütig: Ja, in der Tat, Miss Ellison", und das brachte sie zur Tür von Mrs. Parker, wo sie die Genugtuung hatte, Miss Ellison sagen zu hören: "Oh, liebe Mrs. Parker, ich hätte fast Ihr Haus übersehen. Ich bin gekommen, um Ihren Beitrag zum Jubiläumsgeschenk der Königin abzuholen.

Endlich brach der große Tag an, und die meisten Bewohner des Dorfes waren rechtzeitig auf den Beinen, um zu sehen, wie die Sonne in strahlendem Glanz aus dem perlrosa Osten aufstieg und sich in einen Himmel erhob, den nicht die kleinste Wolke trübte. Das Wetter der Königin, in der Tat! So trocken der Tag begann, so trocken blieb er auch. Es war sehr heiß, aber das störte niemanden, denn man konnte die besten Hüte tragen, ohne einen Regenschauer befürchten zu müssen, und diejenigen, die sich für solche Gelegenheiten Sonnenschirme zugelegt hatten, konnten sie in ihrer ganzen Pracht aus tiefer Spitze oder langen, geknoteten Seidenfransen zur Schau stellen.

Bis zum Mittag waren alle Kinder des Dorfes mit Wasser und Seife geschrubbt und in ihre besten Kleider gekleidet. Alles sauber, bis auf die Haut", wie ihre Mütter stolz verkündeten. Nach einem kleinen Imbiss, der die Familie für den Spaziergang zum Park stärken, aber nicht den Appetit auf den Tee verderben sollte, gingen die Mütter nach oben, um ihre eigenen Lockenpapiere herauszuholen und ihre besten Kleider anzuziehen. Ein starker Geruch von Kampfer und Lavendel und dicht verschlossenen Kartons durchdrang die Atmosphäre um sie herum für den Rest des Tages. Die Farben und Schnitte passten nicht so gut in die hochsommerliche Landschaft, und viele hätten sie lieber in bedruckten Kutten und Sonnenhüten gesehen; aber sie kleideten sich, um sich selbst zu gefallen, nicht um den künstlerischen Geschmack anderer zu treffen, und waren umso glücklicher darüber.

Bevor sie aufbrachen, rannten sie von Haus zu Haus und fragten: "Nun, sollten Sie hier noch eine Schleife anbringen!" oder "Meinen Sie, dass die Straußenspitze, die unsere junge Em mir geschickt hat, meinen Hut verschönern würde, oder meinen Sie, dass die roten Rosen und die schwarze Spitze ausreichen?" oder "Nun, sagen Sie mir ehrlich, gefällt Ihnen mein Haar so?

Die Männer und Jungen mit strahlenden Gesichtern und in Sonntagsanzügen waren zuvor zum Abendessen auf den Hof gegangen, bevor sie ihre Familien an der Kreuzung trafen. Sie würden große Lendenstücke und Weihnachtspudding essen, die mit Bier heruntergespült wurden, genau wie beim Erntedankessen zu Hause.

Die kleine Gruppe aus dem Haus am Ende des Weges ging allein in der Prozession; die Mutter, noch ziemlich blass von ihrer kürzlichen Entbindung, schob den Kinderwagen mit der kleinen May und der kleinen Elizabeth; Laura und Edmund, auf Zehenspitzen vor Aufregung, halfen, den Wagen über die raue Grasnarbe des Parks zu schieben. Ihr Vater war nicht gekommen. Er machte sich nichts aus Unternehmungen und hatte sich allein an seine Werkbank begeben, während seine Arbeitskollegen Urlaub machten. Es gab noch keine Gewerkschaftsgesetze, die eine solche Einsamkeit verboten hätten.

Es waren mehr Menschen im Park, als die Kinder je zusammen gesehen hatten, und die Karussells, Schaukeln und Kokosnussschalen hatten Hochkonjunktur. In einem riesigen Festzelt wurde der Tee stufenweise eingenommen, eine Gemeinde nach der anderen, und der Klang der Blaskapelle, der Karussell-Drehleier, der Kokosnuss-Schläge und der Rufe der Schausteller umspülte die zerbrechlichen Zeltwände wie eine tosende See.

Im Inneren vermischten sich die Düfte von heißem Tee, Bäckerkuchen, Tabakrauch und zertrampeltem Gras und verliehen dem einfachen Menü einen Hauch von Urlaub. Doch so einfach die Verpflegung auch war, so üppig war sie. Körbe mit Brot, Butter und Marmelade, in dicke Scheiben geschnitten, und Kannen mit Tee, bereits gemolken und gezuckert, wurden herumgereicht und verschwanden im Handumdrehen. "Gott segne meine Seele", rief ein alter Geistlicher aus. "Wo in aller Welt haben sie das alles hingetan?" Sie taten drei Viertel davon in dasselbe Gefäß, das er selbst für seine Vier-Gänge-Menüs benutzte; der vierte Teil aber wanderte in ihre Taschen. Das war ihre kleine Schwäche - sich nicht mit einem Bauch voll zu begnügen, sondern es irgendwie zu schaffen, eine Portion für den nächsten Tag mit nach Hause zu nehmen.

Nach dem Tee wurde Sport getrieben: Wettrennen, Hochsprünge, Köpfe in Wasserwannen tauchen, um mit den Zähnen Sechser zu fangen, durch Pferdekoller grinsen, wobei der Preis an denjenigen ging, der das lustigste Gesicht machte, und als Krönung des Ganzen das Klettern auf die eingefettete Stange, um die Hammelkeule zu gewinnen. Das war ein harter Job, denn die Stange war so hoch und schlank wie ein Telefonmast und extrem rutschig. Kluge Ehefrauen erlaubten ihren Männern nicht, sich daran zu versuchen, da sie sonst ihre Kleidung ruinierten, und so wurde der Wettbewerb den Lumpensammlern und einigen Experten überlassen, die in weiser Voraussicht ein Paar alte Hosen mitgebracht hatten. Dieser Wettbewerb muss zeitgleich mit den anderen Veranstaltungen stattgefunden haben, denn den ganzen Nachmittag über herrschte ein Gedränge, und erst der eine, dann der andere "versuchte" es. Es tat weh, den Kletterern zuzusehen, wie sie ein paar Zentimeter nach oben kletterten, dann wieder zurückrutschten, und wenn einer aufgab, nahm ein anderer seinen Platz ein, bis am späten Nachmittag der Sieger ankam, langsam, aber stetig nach oben kletterte und die Keule hinabwarf, die übrigens nach vier oder fünf Stunden in der brennenden Sonne schon halb gegart sein musste Es wurde gemunkelt, dass er einen Beutel mit Asche bei sich getragen und sie beim Aufstieg auf die schmierige Oberfläche gestreut habe.

Die heimische Gentry schlenderte in Gruppen über den Platz: untersetzte, rotgesichtige Herren, die ihre Strohhüte lüfteten, um sich die Stirn zu wischen; Damen, vornehm in Seide und Straußenfederboas gekleidet; junge Mädchen in besticktem weißen Musselin und Jungen in Eton-Anzügen. Sie hatten für jeden ein freundliches Wort, besonders für die Armen und Einsamen, und von Zeit zu Zeit hielten sie vor einer Sehenswürdigkeit inne und versuchten, sich in die Stimmung der anderen Betrachter hineinzuversetzen; aber überall dämpfte ihre Ankunft die Heiterkeit, und es gab einen Seufzer der Erleichterung, als sie weiterzogen. Nachdem sie den ersten Tanz getanzt hatten, verschwanden sie, und "jetzt können wir uns ein wenig amüsieren", sagten die Leute.

Die ganze Zeit über waren Edmund und Laura zusammen mit etwa zweihundert anderen Kindern gestattet worden, sich in die Menschenmenge hineinzubegeben, um ihre Groschen auszugeben und den Spaß mitzuerleben. Sie ritten auf den Holzpferden, schaukelten in den Bootschaukeln, stöberten in Kokosnussschalen und Schießbuden herum und mampften Kokosnüsse, Bonbons oder lange Streifen schwarzer Lakritze, bis ihre Hände klebrig und ihre Gesichter beschmiert waren.

Laura, die Menschenmassen und Lärm hasste, hatte bald genug davon und blickte sehnsüchtig auf die schattigen Bäume, Wälder und Buchten rund um den großen Platz, auf dem der Jahrmarkt stattfand. Doch bevor sie fliehen konnte, erwartete sie ein neues, wunderbares Erlebnis. Vor einem der Stände schlug ein Mann eine Trommel, und vor ihm posierten zwei Mädchen und drehten Pirouetten. 'Kommt herauf! Kommt herauf!', rief er. 'Kommt herauf und seht euch den Seiltanz an! Nur ein Penny Eintritt. Hereinspaziert! Kommt herauf!' Laura zahlte ihren Penny und ging hinauf, so wie etwa ein Dutzend anderer, der Mann und die Mädchen kamen herein, die Zelttüre wurde geschlossen und die Show begann.

Laura hatte noch nie etwas von Seiltanz gehört, und sie war sich nicht sicher, ob sie es nicht nur träumte. Der äußere Tumult schlug gegen die brüchigen Wände des Zeltes, aber im Inneren herrschte ein magischer Kreis der Ruhe. Als sie hinüberging, um ihren Platz bei den anderen Zuschauern einzunehmen, sanken ihre Füße tief in das Sägemehl ein, und in dem gedämpften Licht, das durch die Zeltplane drang, schienen das breite, weiße, pockennarbige Gesicht des Mannes in seinem verblichenen roten Satin und die Flitterkronen und Strumpfhosen der Mädchen so unwirklich wie ein Traum.

Das Mädchen, das auf dem Drahtseil tanzte, war ein hübsches, zartes Kind mit grauen Augen und dicken, blassbraunen Locken, ein großer Kontrast zu ihrer dunklen, hüpfenden, zigeunerhaft aussehenden Schwester, und als sie auf das zwischen zwei Stangen gespannte Seil stieg und ein paar Tanzschritte machte, während sie sich anmutig daran entlang wiegte, starrte Laura sprachlos vor Bewunderung hinauf und hinunter. Für das einfache Kind vom Lande war die Darbietung einfach wundervoll. Sie war für sie viel zu schnell zu Ende, denn man konnte nicht viel tun, um ein Haus zu unterhalten, das nur einen Schilling oder so in die Kasse brachte; aber der Eindruck blieb bei ihr wie ein Blick in eine neue und faszinierende Welt. Es gab nur wenige Tore mit Querbalken in der Nähe von Lauras Zuhause, auf denen sie in den nächsten ein oder zwei Jahren nicht ein paar Pirouetten auf dem obersten Balken drehte.

Der Seiltanz war ihre herausragende Erinnerung an das große Jubiläum der Königin; aber die Fröhlichkeit ging noch stundenlang danach weiter. Auf dem ganzen Heimweg in der Dämmerung konnte die Gruppe das Knallen von Feuerwerkskörpern hinter sich hören und, als sie sich umdrehte, Raketen und Goldregen über den dunklen Baumwipfeln sehen. Als sie schließlich vor ihrem eigenen Gartentor standen, hörten sie den Jubel aus Hunderten von Kehlen und die Band, die "God save the Queen" spielte.

Sie waren die Ersten, die nach Hause kamen, und der Weiler lag in der Dunkelheit, aber die Dämmerung leuchtete über den Feldern, und der Himmel im Norden war noch leicht rosa. Eine Katze rieb sich an ihren Beinen und miaute; das Schwein im Stall erwachte und grunzte aus Protest gegen die lange Vernachlässigung des Tages. Eine leichte Brise rauschte durch den grünen Mais und ließ die Gartensträucher zittern, wobei sie den Duft von Sträuchern und Rosen und sonnenverbranntem Gras und die ekligeren Gerüche von Kohlbeeten und Schweineställen heranwehte. Es war ein großer Tag gewesen - der größte Tag, den sie jemals erleben würden, egal wie lange sie lebten, sagte man ihnen; aber er war vorbei und sie waren zu Hause, und zu Hause war es am besten.

Nach dem Jubiläum war nichts mehr so, wie es einmal war. Der alte Pfarrer starb, und der Gutsherr, von dem man glaubte, nur der Tod könne ihn von seinem Platz drängen, ging aufs Altenteil, um seinen Erben Platz zu machen, die jetzt die Familiengüter bewirtschaften wollten. Die brachte die neue Mähbindemaschine mit, und Frauen wurden auf dem Erntefeld nicht mehr benötigt. Im Dorf übernahmen mehrere neue Bräute die Häuser, die zuvor von älteren Menschen bewohnt wurden, und brachten neue Ideen in den Ort. Die Bustles (Turnüren) verschwanden und machten weniger einengender Kleidung Platz. Die Frau des neuen Pfarrers unternahm mit den Frauen des Müttertkreises eine Reise nach London. Die Babys wurden auf neue Namen getauft; Wanda war einer, Gwendolin ein anderer. Die Frau des Gastwirts besorgte Kisten mit Lachskonserven und australischem Kaninchen. Der Hygieneinspektor erschien zum ersten Mal im Weiler und schüttelte den Kopf über die Schweineställe und Aborte. Die Löhne stiegen, die Preise schnellten in die Höhe, und die neuen Bedürfnisse vervielfachten sich. Die Menschen begannen, von "vor dem Jubiläum" zu sprechen, so wie wir in den zwanziger Jahren von "vor dem Krieg" sprachen - je nach Alter des Sprechers entweder als eine goldene Zeit oder als eine Zeit der explodierten Ideen.

Und die ganze Zeit über wurden Jungen geboren oder wuchsen in der Gemeinde auf, in der Erwartung, ihr ganzes Leben lang dem Pflug zu folgen oder höchstens ein wenig als Soldat zu dienen oder in einer Stadt zu arbeiten. Gallipoli? Kut? Vimy Ridge? Ypern? Was wussten sie schon von solchen Orten? Aber sie sollten sie kennenlernen, und als die Zeit kam, zuckten sie nicht zurück. Elf aus dieser kleinen Gemeinde kehrten nie wieder zurück. Auf einer Messingtafel an der Wand der Kirche, direkt über dem alten Endhaussitz, sind ihre Namen eingraviert. Eine Doppelspalte, fünf Namen lang, dann, zuletzt und allein, der Name von Edmund.